von Tech am Do 21 Nov, 2013 21:38
Der dritte Teil, "Der General, der die Schweiz rettete" hinterliess einen durchzogenen Eindruck.
Positiv fällt auf, dass sich bekannte und wichtige Fakten wieder finden. So wird z.B. der Lebenslauf des Herrn Dufour von seiner Zeit an der École polytechnique in Paris über sein Wirken in Genf bis zum legendären Amtsantritt als General gestreift. Auch der Sonderbund und seine Politgrössen werden angeleuchtet. Als Grundlage und zum Einlesen in die Thematik hat dieser Teil sicher emotional schön geschaffene Bilder geliefert.
Schade ist hingegen, mit welcher Erzählkadenz die einzelnen Fakten wie im Schnellimbiss hingeblättert wurden. Wer sich nicht vorgehend mit der Thematik befasste oder dies hinterher in Wikipedia tut, verliert schnell den Überblick zwischen den hochkomplexen Zusammenhängen. Dies merkten wohl auch die Macher, ist doch der über Jahrzehnte gewachsene Konflikt zu gross um in einer Folge Platz zu finden. So blieben die Bittschriften Sigwart-Müllers nach Paris und Wien denn in der Dokumentation auch unbegründet, warum die beiden Grossmächte nicht eingeschritten sind.
Ein grober Fehler liegt leider in den Erläuterungen zum Wiener Kongress. So ist es nicht den europäischen Herrschaftshäusern zu verdanken, dass die Schweiz in ihren wesentlichen Grenzen nach 1815 noch existierte, sondern dem Nachdruck des russischen Zaren Alexander. Metternich, Wellington, Talleyrand und dergleichen hätten die Schweiz, diesen Hort von Unruhe mitten in Europa und Asyl zahlreicher Antimonarchisten, gerne untereinander aufgeteilt.
Die erwähnte "immerwährende Neutralität" ist zwar in den Akten beschrieben, doch wurde sie anfangs nur geduldet und sehr zu Gunsten der europäischen Kräfte ausgelegt, wie der spätere Einmarsch österreichischer Truppen bei Basel im gleichen Jahr deutlich aufzeigte.
Zu den abgebildeten, farbigen Belegen von Tagsatzungstruppen mit grauen Mänteln und die Darsteller in deren blauen braucht es keine weitere aufbauende Kritik. Leider irrt der Kommentator, wenn er wiederholt erzählt, die Truppen auf beiden Seiten trügen dieselbe Uniform. Wie in dieser Dokumentation erläutert, waren es kantonale Kontingente, welche sich auch durch die Uniformierung trotz eidgenössischer Vorgaben leicht unterschieden. Hier hätte das kurz angeschnittene Schweizerkreuz in Form der Binde am linken Oberarm ganz eindeutig Klärung geschaffen.
Diesen Teil der Themenreihe fand ich auf Grund der Orientierung an Fakten bisher am besten gelungen. Bleibt zu hoffen, dass sich die Geschichtsinteressierten wie gesagt, die Lücken mit seriösen Quellen schliessen werden.
"Ein fundamentaler Grundsatz für die kleinen Armeen besteht darin, immer in Massen zu handeln; durch seine Anwendung allein können sie einige bedeutende Unternehmen vollbringen, indem sie darauf verzichten, alles zu decken und nur das Hauptziel anpeilen." (Jomini, 1779-1869)