Alpenfestung - das Leben im Reduit

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Beitragvon Napoleon am Di 04 Aug, 2009 16:41

Das diese Sendung mit Re-enactment nicht gleichzusetzen ist haben viele nicht verstanden.

Das ganze ist ein Versuch um aufzuzeigen wie Leute von heute mit den Gegebenheiten (ohne Bedrohung) und Problemen jener Tage zurechtkommen.
Darum machen ja auch keine Re-enactor mit.
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Beitragvon Napoleon am Di 04 Aug, 2009 17:28

Ausser das mal wieder einer seinen Lederriemen um die Gamelle vergessen hat, sieht das ganze doch mehr und mehr auch nach Aktivdienst aus.
Obschon ich dem feldi bei der Ausbildung mitgegeben habe, das man die 2 Kabelrolle abnehme sollte wegen des gewichtes, hat er das wohl leicht vergessen.
Aber immerhin funktionieren meine Feldtelefone.

Zum Schluss noch dies.
schon am ersten Tag hatte sich ein Soldat beschwert das die Socken zu grob seien und nun hat ein andere das sogar in den Brief geschrieben. Nun. Es gab halt keine Feinripp- oder Sportsocken in den 30er Jahren. Halt nur gestrickte Wollsocken, meist noch aus Mutters Hand. :smt042
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Beitragvon gijoe am Di 04 Aug, 2009 18:41

Ich trage seit Jahren selbstgestrickte Wollsocken bei arbeit, alles eine Sache der Gewohnheit. Was ich aber anmerken muss, ich finde die 2 paar Socken zuwenig. Opa hat gesagt trage auf Märschen 2 Paar Socken, Vati hat gesagt trage auf Märschen 2 Paar Socken.....und manch einer hat es selbst herausgefunden.
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Beitragvon Desmond am Di 04 Aug, 2009 18:41

So... hatte bereits schlechte Laune wegen des heutigen Arbeittages... und habe mir den Abend noch mit diesem Interview in der BaZ ruiniert. Super! Hoffentlich kann ich mit diesen Aram Mattioli irgend wann einmal persönlich diskutieren.
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Beitragvon troupier suisse am Di 04 Aug, 2009 19:56

Das war eine eindrückliche Folge. Es war plastisch spürbar wie schwer das Anlegen eines Kartoffelackers in dieser Lage mit den Mitteln von 1943 ist. Meine Urgrossmutter arbeitete noch mit der Haue im Feld und ich kenne ein Foto von meinem Urgrossvater wie er mit der Sense sein Feld mäht. Zwischen ihnen und meinem kleinen Sohn liegen drei Generationen, wobei die Urgrosseltern die letzte waren die noch einen Hof hatten und Landwirtschaft betrieben.

Für die Generation meines Sohnes ist die Sendung sehr anschaulich. Umsomehr da er sieht dass auch Kinder damals in die Arbeit einbezogen waren. Speziell erstaunen ihn die Kleider (wobei ich ihm zusätzlich erklärte, dass nicht alle Kinder damals ständig in Schuhe gingen) Diese harte Arbeit auf dem Hof, die für einmal im Fernsehen im Stil der damaligen Zeit zu sehen ist, ist der Generation meines Sohnes etwas fernes und abstraktes. Die Bilder in der Sendung sind da mehr Wert als tausend Worte, auch wenn die Rekonstruktion nie 100%ig gelingen kann.

Ich persönlich habe grosse Mühe mit jenen Kreisen die eine sofortige Einstellung der Sendung fordern. Es gibt Kritikpunkte und es gibt Schwächen, was aber bei jeder Sendung so ist. Doch ich habe den Eindruck gewonnen, dass es den härtesten Kritikern nur darum geht, etwas das sie aus tiefstem Herzen ablehnen auch allen anderen nicht mehr zugänglich zu machen. Dabei stellt der militärische Aspekt nur einen Teil der Sendung dar, und über den Wandel des Geschichtsbildes der letzten 30 Jahre kann sich jeder der lesen kann selbst kundig machen.

Was mich wirklich irritiert ist diese undemokratische Grundhaltung, die verlangt dass etwas dass man selbst nicht mag auch anderen vorenthalten werden soll. Nach der Maxime "Wenn ich es nicht mag, soll es auch sonst niemand haben." Was ich aber noch mehr fürchte, ist der Grundgedanke hinter der Forderung nach einer Absetzung, nämlich der Drang pädagogisch zu wirken und andere vor der Wirkung von Bildern und Worten zu bewahren. Dies liefe auf ein Vordenken hinaus, in der Art von "Ich weiss was für dich nicht gut ist, und sorge dafür dass du davor bewahrt wirst".

Dahinter würde sich eine Geisteshaltung verbergen, die etwas faschoides hat. Man traut dem Volk nicht zu, dass es selbst abwägen und urteilen kann. Ergo verhindert man dass es überhaupt Situationen gibt in denen sich unkontrollierbare Gedankengänge ergeben. So etwas ist mit Namen genannt Zensur und es gibt Leute die sie lauthals fordern! Nicht in China sondern hier bei uns. Es sind bekanntlich immer jene, die guten Willens sind die den grössten Schaden anrichten. Wenn man Angst vor den Dingen hat die in den Köpfen von Leuten vorgehen können wenn diese etwas bestimmtes sehen oder hören, dann hat man sich innerlich von der Demokatie weiter entfernt als es überhaupt möglich ist.
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Beitragvon Tech am Mi 05 Aug, 2009 04:52

Gestern abend habe ich mir noch die Sendung "Club" angesehen. Die dabei geführte Diskussion hat grundsätzlich keine neuen Erkenntnisse zum Projekt oder dem Reduit-Mythos gebracht. Es wäre auch zu vermessen, wenn nun wie gefordert, SF der GSOA für die Publicity danken würde.

Dennoch ist es an der Zeit, wie dies auch schon Herr Jaun von der ETH geschildert hat, endlich diese Epoche umfassend und wissenschaftlich aufzuarbeiten. Bergier-Bericht und die Gold-Affäre sind nicht spurlos an uns verüber gegangen und haben die Empfindungen jedes einzelnen zur Rolle der Schweiz im Zweiten Weltkrieg mitgeprägt. Dennoch haben viele schweizer Kritiker nicht verstanden, dass es hier um einen Teil der geschichtlichen Aufarbeitung geht, welcher mit Genoziden in ganz Europa gar nichts zu tun hat.

Es wird, wie dies auch schon Napoleon gesagt hat, ein Teil zu erleuchtet, welcher bis dato im Dunklen schlummerte und meist nur durch Erzählungen im Familienkreis bekannt geworden ist: Die Last jedes Einzelnen, welche unsere Vorfahren im Aktivdienst zu tragen hatten. Wie wird dies von Menschen der heutigen Zeit empfunden? Wie schwer war es denn, einen geforderten Auftrag mit den damaligen Mitteln zu bewältigen? Wie umständlich war die ganze Ausrüstung? Wie war denn der Tagesablauf?
Dies sind alles Fragen, welche die heutige, junge Generation teilweise nicht mehr ihren Vätern und Grossvätern stellen kann, weil niemand mehr aus dieser Zeit da ist. Dieses Living-History-Projekt ist hier vielleicht ein Ansatz dazu.

Ich persönlich hoffe, dass ein Funken Erleuchtung aus diesem Projekt aufglimmt und Verständnis, ja vielleicht sogar Dankbarkeit entsteht, für die Früchte, welche wir infolge der Arbeit früherer Generationen heute ernten dürfen. Mit Mythos hat dies nichts zu tun.

"Ein fundamentaler Grundsatz für die kleinen Armeen besteht darin, immer in Massen zu handeln; durch seine Anwendung allein können sie einige bedeutende Unternehmen vollbringen, indem sie darauf verzichten, alles zu decken und nur das Hauptziel anpeilen." (Jomini, 1779-1869)
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Beitragvon Melisande am Mi 05 Aug, 2009 11:14

Hier scheint jemand nicht ganz so zufrieden zu sein:

http://www.tagesanzeiger.ch/kultur/fernsehen/Vier-Nostalgieshows-die-uns-noch-gefehlt-haben/story/27125545



Ich finde den 2. Punkt, Leben wie Winkelried, ja sehr amüsant...
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Beitragvon Hagelhans am Mi 05 Aug, 2009 12:22

Einer der kleinen Mängel an der Pressefreiheit ist, dass jeder Dumschwätzer etwas schreiben darf. In einem gewissen sinne sind ja doch alle lienientreu. "Man" hat entschieden dass man gegen diese Sendung von SF ist und darum schreibt jeder Presselümmel auch seinen unqualifizierten Bockmist um dem Proiekt eins auszuwischen. Einfach weil "man" dagegen sein muss.
Dies obschon er weder von Reenactment noch von zeitgeschichte auch nur irgend eine ahnung hat.
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Beitragvon Napoleon am Mi 05 Aug, 2009 13:39

Tja, was will man da sagen. Frau Binswanger wuerde lieber einmal ein Geschichtsbuch zur Hand nehmen, aber wahrscheinlich hat Sie ihre Kenntnis uebers Mittelalter von einem Mittelaltermarkt. :-#

@ gijoe
ich habe bewusst nur 2 Paar Socken ausgehaendigt, da dass zum einen das reglementarische Minimum war und zum anderen die auch was tun haben sollen. Ich wollte eigentlich die Unterhosen bei einem Teil der Leute nicht ausgeben, da es das auch gab, aber das Fernsehen wollte das nicht. Nein Spass bei Seite. Waeschesaecke gab es nur vereinzelt, oftmals wurde Waesche mit anderen Verpackungen versendet, jedoch war das nicht immer Moeglich und deshalb muessen die Soldaten Ihre Waesche selbst waschen.
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Beitragvon troupier suisse am Do 06 Aug, 2009 17:34

Habe gerade die heutige Folge gesehen.

Das mit den Kartoffeln auf dem Bauernhof ist schon aus dem Leben gegriffen. Derartige Ernährung kann sich der moderne Konsument gar nicht mehr vorstellen. Ich habe im Frühling auf dem Flohmarkt eine Broschüre der Gas- und Wasserwerke Basel vom November 1943 gefunden. Der vielsagende Titel ist "40 schmackhafte Kartoffelplatten für den Alltag und die Festtage".

Da hat's gewagte Rezepte drin. Etwa das Dessert Kartoffelkugeln mit Früchten gefüllt und heisser Vanillesauce. Oder als Teegebäck der Kartoffelstollen mit Sultaninen und Orangeat. Auch delikat - Kartoffelpudding mit Meerrettichsauce, und als Krönung die Kartoffeltorte mit Apfelschnitzli und Früchtekonzentrat. Natürlich hat's auch diverse Röstivariationen im Angebot, aber ich hab' mal die speziellen rausgepickt.

Hah, Karabiner 1911. Ein gekürztes Langgewehr 1911 mit allen Unzulänglichkeiten die ein gestutzter Lauf mit sich bringt. Und dann vermutlich noch ausgeschossene Waffen aus dem hintersten Gewehrrechen des Pools, mit denen schon ein Treffer auf der Scheibe Glückssache ist. Die armen Schweine.

Morgen kommt offenbar einer von Bronislaw Purgar-Ketlings wackeren Mannen als Internierter auf den Hof. Die 2. polnische Schützendivision überschritt die Schweizer Grenze mit leergeschossenen Patronentaschen und in disziplinierter Formation, während die Poilus im 45. Armeekorps wesentlich weniger Kampfgeist gegen die Deutschen gezeigt und mehr Munition zum abgeben hatten (Spahis mal ausgenommen).
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