Die Opfer des 2.WK aller Nationen werden ohne Respekt vor jeden Karren gespannt, um billige, oportunistische Tagespolitik zu machen. Das macht mich persönlich betroffen.
In der Tat, mon ami.
Diese künstliche Empörung wider die Sendung ist ein kalkulierter Sturm im Wasserglas. Ich brauche keine Politiker/innen um zu wissen dass Die Schweiz 1939-1945 Schuld auf sich geladen hat. Mir müssen keine Urnengeier und Stimmenfänger die Kriegszeit erklären. Ich haben einen Verstand und ich kann lesen, was es mir bislang komfortabel ermöglich hat, selbständig in Erfahrung zu bringen dass die Propaganda der Aktivdienstzeit eine Fassade war, hinter der Dinge abgingen die alles andere als ehrbar waren. Aber um diese Propaganda geht es in der Sendung Alpenfestung nicht.
Dennoch gehen nun Politiker/innen über die Leichen der Kriegsopfer um die Sendung zu einem Politikum aufzublähen, und diese gemästete Sau laut johlend ins Parlament zu treiben. Es ist ekelhaft und abstossend, wenn die Pinsel ohne Bedenken in das Blut der Opfer getaucht werden, um damit politische Menetekel an die Wand zu schreiben. Solche Geschmacklosigkeiten sind der Grund dafür, dass ich der Politik in voller Bandbreite zutiefst misstraue.
Jene die nun versuchen auf billigste Art mit ihrem inszenierten Entsetzen über diese Sendung politisch Profit zu schlagen, erheben stets ohne Zögern ein beherztes Wehklagen wenn Brachialpolitiker aus der anderen Himmelsrichtungen sich derselben seichten Methoden bedienen, um naive Urnendrohnen um ihr Banner zu scharen. Partei und Ideologie sind belanglose Finessen, denn die Eiferer sind in jeder politischen Richtung die selben Metzgermeister.
Da wird allen ernstes behauptet, dass die Sendung Alpenfestung die Weltanschauung und Propaganda der Aktivdienstzeit transportiere. Dieser abstrusen Logik entsprechend, hätte man die Sendungen zu den Vorgängerformaten zu Gotthelfs Zeiten und zur Pfahlbauerepoche ebenso anprangern müssen, weil sie ein Gesellschaftmodell propagieren die das Patriarchat und die Unterdrückung der Frau verherrlicht.
Die Überhöhung der Armee und die Propaganda von Haus und Heer sind Bestandteil der Aktivdienstzeit. Diese Faktoren auszublenden hiesse Schönfärberei zu betreiben. Was nun von gewissen Politiker/innen gegen diese Sendung auf dem politischen Parkett dargeboten wird, ist Sommertheater vom widerlichsten. Eine heuchlerische Tragödie, dargeboten auf den Gebeinen der Kriegsopfer und aufgeführt von Darstellern die versuchen ihren Mangel an Takt und Talent durch lautes Auftreten zu cachieren.
Genug der Empörung die nur vom Thema wegführt. Ich fand das Detail mit dem Annähen der abgerissenen Knöpfe schön in Szene gesetzt. Ich weiss vom Reenactment her, dass diese Armeenadeln so eklig kleine Nadelöhrs haben, dass das Einfädeln mit Armeefaden ein Kunststück ist. Gut ist auch die Verwendung von historisch korrekten Rasierzeug. Auch wenn mir die armen Schweine mit den Nähnadeln und den Schnittwunden leid tun, zeigt es doch dem Publikum einige jener vielen mühsamen Details, die damals den Tagesablauf ausmachten und die heute vergessen sind.