Da wird ernsthaft die Vermittlung eines veralteten Geschichtsbildes bei einem Living-History Experiment kritisiert. Dass dieses Bild veraltet ist, liegt vielleicht daran dass 60 Jahre vergangen sind seither, und sich die Gesellschaft komplett verändert hat. Dies ist ja der eigentliche Kern der Sache, was dem Skandaljournalismus aber entgangen zu sein scheint (oder aus taktischen Gründen einfach ausgeblendet wird)
Und erwartungsgemäss kommt auch der Vorwurf, dass man sich nicht mit den höheren Aspekten befasse - das Lieblingsargument aus den Elfenbeintürmen einiger Gelehrter, die es oft sowieso für Ketzerei halten wenn man sich zu sehr mit einfachen Leuten und ihren Belangen befasst. Wo es doch so viel attraktiver ist, hunderttausendfach Details auf der Entscheidungsebene in den Plüschetagen der Geschichte zu durchleuchten und neu zu deuten und sich mit anderen Gelehrten prestigeträchtige Fehden zu Finessen dazu zu liefern.
Welche eine Zeitverschwendung muss das für dergleichen Koryphäen sein, wenn man sich mit Kaputrollen, Röstibraten und andern banalen Dingen aus dem Alltag der einfachen Leute von damals befasst. Das wollte Gott in ihren Augen vermutlich nicht, als er dem Menschen den Fernseher schenkte.
Übrigens noch ein Blick in die BaZ-Ausgabe von heute:
http://bazonline.ch/kultur/fernsehen/TV ... y/23642114
Für die heisskritischen Redakteure an ihren Tastaturen ist diese Sendung das Geschenk des Himmels in die Sauregurkenzeit. Nachdem nun schon erschöpfend die Schweinegrippe ausgelutscht wurde mit journalistischen Ergüssen jeglicher Qualität, ist dringend ein frisches Thema nötig, welches das Publikum beschäftigt. Sonst verlieren die Leute das Interesse, weil trotz aller alamierenden Artikel noch keine Massengräber auf den Kirchhöfen mit Grippetoten gefüllt werden mussten, worüber man erschütternde Reportagen machen könnte.
Aber wie sagte schon Hansi Hölzel selig, vulgo bekannt als "Falco" - "Es is a jede Publicity a guate Publicity". Je mehr ein Thema hochgekocht wird, desto mehr Leute interessieren sich dafür. Vermutlich ist die Kritikschreierei SF ganz recht (womöglich ein Komplott zwischen Fernsehen und Printmedien, die uns gemeinsam dazu bringen wollen Fernzusehen und Zeitungzulesen indem sie eine Scheinfeindschaft ausspielen. Hah, mal wieder hat Captain Paranoia zugeschlagen.)