Grabplatte eines Ritters im 13. Jahrhundert in Fribourg

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Grabplatte eines Ritters im 13. Jahrhundert in Fribourg

Beitragvon voenk am Di 15 Okt, 2013 18:48

Weiss da jemand mehr darüber? Würde mich echt interessieren...

http://www.bernerzeitung.ch/region/frei ... y/29176480

Grüsse in den Abend,

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Re: Grabplatte eines Ritters im 13. Jahrhundert in Fribourg

Beitragvon Maja am Mi 16 Okt, 2013 09:39

Aussergewöhnlich ist hier der gute Erhaltungszustand der Grabplatte, dank ihres "Lagerplatzes" unter dem Kirchenboden. Da war sie von äusseren Einflüssen geschützt. Es gibt wenige vollständig erhaltene Grabplatten aus dieser Zeit und auf den meisten ist die Gravur nicht mehr gut erkennbar. Vielfach wurden sie als sogenannte Spolien recycelt, das heisst man hat sie als Bausteine wiederverwendet. Dieses Schicksal erlitten sie vor allem, wenn sie innerhalb der Kirche (etwa an der Wand) aufgestellt wurden. Bei Umbauten oder Renovationen endeten sie dann als Baumaterial, vor allem auch wenn niemand mehr die verstorbene Person kannte oder sich an ihre Familie erinnerte.

Es ist auch eher selten hierzulande, dass die ganze Person auf einer Grabplatte dargestellt wurde. Meistens ist bloss das Wappen oder ein Helmbewehrter Kopf darauf. Und wenn die Person historisch fassbar ist wie in diesem Fall, dann wird es auch interessant, in den Quellen nachzuforschen.
Ich bin gespannt auf ein aussagekräftiges Bild, wo vielleicht Details der Rüstung oder Kleidung zu erkennen wäre.

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Re: Grabplatte eines Ritters im 13. Jahrhundert in Fribourg

Beitragvon voenk am Mi 16 Okt, 2013 10:35

Auf die Deatils bin ich sehr gespannt!

Eine weitere Platte, allerdings von 1489, stellt den Freiherr und Ritter Bernhard Gradner dar, in vollem Harnisch, Waffen, Wappen und Banner. Er kämpfte in der Schlacht von Murten. Zu Besichtigen in der Kirche Eglisau. Falls gewünscht kann ich Fotos machen, ich wohne ja da ;-)
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Re: Grabplatte eines Ritters im 13. Jahrhundert in Fribourg

Beitragvon Maja am Mi 16 Okt, 2013 16:00

Im Spätmittelalter und dann in der Renaissance und im Barock sind solche "Ganzkörper"-Darstellungen auf Grabplatten oft zu sehen. Das ist ja das Aussergewöhnliche für's Hochmittelalter (oder das früheste SpätMA).
Auf Grabplatten aus dem Hochadel war es seit dem Ende des 12. Jahrhunderts Mode, sich als plastische Liegefigur in höfischer oder kriegerischer Tracht darstellen zu lassen (sogenannte Gisants). Meines Wissens waren die Plantagenet-Gräber im Kloster Fontevrault/F von Richard Löwenherz, seinen Eltern und Geschwistern die ersten in ihrer Art, was nachher anderswo auch kopiert wurde.
Die Gesichter sind zwar nicht als reale Portraits aufzufassen, hingegen sind viele Gewand- und Rüstungs-Details erkennbar, sogar die Farben haben sich erhalten.

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Re: Grabplatte eines Ritters im 13. Jahrhundert in Fribourg

Beitragvon Hagelhans am Do 17 Okt, 2013 14:50

Wen ich mir auch noch etwas Lokalpatriotismus erlauben darf: Die Grabplatte von Ulrich von Regensberg 1280.

http://commons.wikimedia.org/wiki/File: ... ShiftN.jpg
Die in Regensberg ausgestellte Grabplatte ist eine Kopie. Das Original ist im LM. Das Grabmal des in Zürich bestatteten Ulrich wurde einst in die Stadtbefestigung verbaut und ist dann bei der Schleifung dieser wieder zum Vorschein gekommen.
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Re: Grabplatte eines Ritters im 13. Jahrhundert in Fribourg

Beitragvon voenk am Do 17 Okt, 2013 20:03

Danke Hagelhans fuer deinen Beitrag, sehe ich richtig, dass der Herr auf der Surcotte (?) sein Wappen traegt? Mit der linken Hand umfaesst der Herr etwas, ist das die Schliesse zum Umhang oder zieht er die Surcotte runter und auf der Cotte erscheint das Wappen ?! Was bedeuten die "rechteckigen" Dinger auf seiner linken Seite und um den Hals? Bitte entschuldigt diese Fragen, ich bi. Eher in der Chemie und Physik zuhause :smt022
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Re: Grabplatte eines Ritters im 13. Jahrhundert in Fribourg

Beitragvon Hagelhans am Fr 18 Okt, 2013 14:21

er Trägt wohl das Wappen auf dem Surcotte. Oder ist es ein Wappenrock? Die Hand greift in die Manteltassel.
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Re: Grabplatte eines Ritters im 13. Jahrhundert in Fribourg

Beitragvon voenk am Fr 18 Okt, 2013 23:32

Surcotte oder Wappenrock, das ist nun die Frage... Offensichtlich traegt der Herr keinen "Panzer", ist es dann ein Wappenrock? Oder eine Surcotte mit Wappen? Wurde ein Wappenrock ohne Ruestung und vor allem ohne Helm getragen, oder konnte auch auf einer Surcotte das Wappen getragen werden? Was eigentlich keinen Sinn macht, denn ohne Ruestung braucht man kein Wappen, da man sich ja auch sonst erkennt. Oder war es ueblich sein Wappen auch auf die Surcotte zu malen, damit man einen erkennt?
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Re: Grabplatte eines Ritters im 13. Jahrhundert in Fribourg

Beitragvon Hagelhans am Sa 19 Okt, 2013 09:28

da bin ich überfragt. Möglicherweise nur ein Stilmittel bei der Gestaltung der Grabplatte, damit auch Analphabeten erkennen konnten wer da die letzte Ruhe gefunden hat?
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Re: Grabplatte eines Ritters im 13. Jahrhundert in Fribourg

Beitragvon Maja am So 20 Okt, 2013 13:21

Meines Erachtens trägt Ulrich von Regesberg auf der Grabplatte seine "zivile" Kleidung, das Schwert und sein Familienwappen gehören dazu weil das Schwert ja das Attribut des Adligen ist und das Wappen soviel wie sein Erkennungszeichen. Zum Surcot trägt er einen Tasselmantel, das Schwert ist nicht gegürtet (was man auch nicht tat, wenn man zum Beispiel festliche Tafel hielt oder dergleichen). Das Wappen wirkt wie eine Schmuckfibel, hat aber sicher die schon erwähnte Funktion und gehört wie der Name auf die Grabplatte. Ich habe noch nie davon gehört oder gelesen, dass im 13. Jahrhundert das Wappen auf den Surcot aufgemalt wurde. Wenn schon, dann wäre es aufgestickt worden. Doch weil eben Ulrich hier in "Zivil" abgebildet ist und er somit auch keinen Schild neben sich hat, es irgendwo drauf muss hat der Bildhauer es ihm auf die Brust "gelegt", in Miniaturformat.

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