Schweizer Söldner in der Geschichte

[Hagelhans]

Bücherliste möchte ich noch unbedingt Walter Schaufelberger "Der alte Schweizer und sein Krieg" hinzufügen! in diesem 1952 erschienenen Buch sind doch einige zur aufrechterhaltung eines verklärten Heldenbildes nicht unbedingt förderliche Fakten festgehalten.
Dieses Buch ist wohl wieder einmal ein Versuch, einen Mythos zerstören zu wollen, der schon lange nicht mehr in dieser Form existiert. Wirklich existent war er auch nur in schulesebüchern und in Bildbänden zur "Patriotischen erbaung" die meistens in Kriegszeiten erschienen sind.
Tatsache ist, dass sich Gottfried Keller schon im " Der Grüne Heinrich" erlaubt hat, lächelnd ein all zu überspitzt idealisiertes Geschichtsbild zu karikieren.

[Michi]

Ich glaube man sollte unterscheiden: es geht hier ja nicht um das Aufrechterhalten der typischen schweizer Mythen, sondern um den geschichtlichen Hintergrund der fremden Dienste. Tatsache ist, dass die Eidgenossenschaft, oder Teile davon, eine lukrative Dienstleistung exportierten. Menschliche Ressourcen zum Kriegsdienst. Tatsache ist auch, dass die schweizerische Dienstleistung nach den Burgunderkriegen teurer wurde, weil die Nachfrage stieg. Die Nachfrage stieg aber nicht (nur) wegen der Verfügbarkeit der "Schweizer", sondern weil offenbar die Qualität stimmte. Es gibt genütend zeitgenössische Aussagen über diese Qualität, sei es aus französischer, italienischer oder deutscher Sicht (und mehr). Wenn der französische König mehr bezahlte, musste der Papst das "deutsche Plagiat" einkaufen, weil er sich die Schweizer nicht leisten konnte. Tatsache. Diese Aussagen haben nichts mit einem Mythos zu tun, sondern "gut war, wer siegte". Was allerdings interessant ist, dass die Schweizer auch nach bösen Niederlagen wie Marignano oder Bicocca, etc. immer noch gefragt waren - auch nicht wegen der Verfügbarkeit, sondern als Prestigesoldaten. Und das im grösseren Stil bis ins vorletzte Jahrhundert. Vielleicht also doch irgendwie ein Mythos...?

[Reineke]

Und die Schweizer stellen ja Heute auch noch Söldner: die Schweizer Garde im Vatikan


Ich glaube weniger (um auf das von Napoleon angeregte Thema zurück zu kommen) an eine "gewaltige" Vergangenheit der Schweizer, sondern an ein allgemeines Problem der heutigen "zvilisierten" Welt mit Gewalt im Alltag umzugehen.

Wo bitte gibt es heute noch "geduldete" Prügeleien? Und welches Kind kann von einer Schulhofprügelei berichten, ohne gleich darauf therapeutische Intervention zu ertragen?

Es hat und es wird immer Menschen geben, die als Ventil Prügeleien brauchen, diese suchen und auch anzetteln. Wie stark so etwas ausufert liegt (denke ich) auch daran, wie die Gesellschaft damit umgeht.

Das einzige, was die Schweizer sich wohl zu Gute halten können, war, das sie wohl die besseren "Prügler" waren...