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Beitragvon Claudius Germanicus am Mi 22 Jun, 2011 08:49

...535 jahren:

Die Schlacht bei Murten 22. Juni 1476

Politische Lage Im 15. Jahrhundert verwickelten sich die Eidgenossen erstmals in grösserem Stil in die europäische Politik. Sie wurden umworbene Bündnispartner und Söldner und mischten sich – vor allem der Rat von Bern – aus territorialen Interessen ein. Als schmales, doch nicht geschlossenes Band lag das Herrschaftsgebiet von Karl dem Kühnen von Burgund zwischen Frankreich und dem Deutschen Reich. Karls Ziel war es, Burgund zu einem zusammenhängenden Gebiet von der Nordsee bis zu den Alpen auszubauen. Er übte deshalb Druck auf Lothringen und Savoyen aus. Ludwig XI. von Frankreich und Kaiser Friedrich III. fühlten sich bedroht. Der Streit zwischen dem gefürchteten und militärisch bestens gerüsteten Fürsten Europas und den Eidgenossen waren ihnen deshalb recht. Auf eidgenössischer Seite war Bern, das sein Territorium gegen die savoyische Waadt und den Jurafuss auszuweiten versuchte, treibende Kraft.

In Murten schlugen die Schweizer und ihre Verbündeten aus dem Oberrhein und Lothringen am 22. Juni 1476 Karl von Burgund ein zweites Mal. Zuvor hatten sie ihn in Grandson (am 2. März) vertrieben und grosse Beute gemacht. Dort war das burgundische Heer von 20’000 Mann während eines Umgruppierungsmanövers in Panik geraten und hatte die Flucht ergriffen. Im Winter darauf besiegte ein lothringisch- österreichisch - eidgenössisches Heer den Burgunder ein weiteres Mal bei Nancy (5. Januar 1477). Hierbei ist Karl gefallen.
Die Belagerung Murtens Karl der Kühne sammelte nach Grandson seine zerstreuten Truppen in Lausanne, warb sofort neue an und zog Ende Mai mit seinem Heer über das Broyetal Richtung Bern. In Murten traf er am 9, Juni auf eine bern-freiburgische Besatzung unter Adrian von Bubenberg. Karl schloss die Stadt auf dem Lande vollständig ein, konnte jedoch den Nachschub und den Informationsaustausch auf dem Seeweg nicht ganz unterbrechen. Die Beschiessung und Bestürmung Murtens wurde von Karl mit aller Kraft vorangetrieben, doch gelang es ihm nicht, die Stadt zu erobern. In der Zwischenzeit hatten die Berner die übrigen Eidgenossen alarmiert, welche sich in Ulmiz, jenseits des Galmwaldes versammelten, in dessen Schutz sie Richtung Murten vormarschierten.

Schlachtverlauf in Murten Die Bewaffnung und Kampfstrategie der beiden Heere unterschieden sich stark und boten den Eidgenossen für einen Sieg kaum Chancen. Karls Heer bestand aus 22’000 Mann, davon 5’700 Bogenschützen, 5’100 Infanteristen und 2’100 schweren Reitern. Die Söldner kamen vor allem aus Italien und Savoyen, 900 Bogenschützen aus England. An Artillerie wurde in Murten, da Karl in Grandson die neuesten Feldgeschütze mit gegossenen Messingrohren an die Eidgenossen verloren hatte, ältere Modelle eingesetzt. Die Eidgenossen und ihre Verbündeten sollen an 24’000 Mann gewesen sein. Sie waren mehrheitlich mit Langspiessen, Halbarten und Streitäxten, in kleinen Gruppen auch mit Bogen oder Armbrust bewaffnet. Dabei waren auch 1’800 Reiter, vor allem Österreicher und Lothringer. Karl plante die Schlacht oben auf den Feldern nördlich und westlich von Salvenach. Er wollte die Eidgenossen, die aus dem Galmizwald vorstiessen, am Grünhag auflaufen lassen und nachher von links mit Artillerie und rechts mit Reiterei vernichten. Die Eidgenossen bildeten drei Blöcke für einen Frontalangriff in mehreren Wellen. Die Vorhut bestand aus Schützen (Bogen und Büchsen) und Langspiessträgern, der Hauptharst aus von Langspiessträgern umgebenen Halbartieren und die Nachhut aus Halbartieren. Das erlaubte einen Frontalangriff in mehreren Wellen. Da die Eidgenossen unerwartet, nach einem regenreichen Vormittag angriffen, standen von Karls Truppen nur etwa 2’000 Mann in Stellung. Der Frontalangriff auf den Grünhag und die Artillerie scheiterte zunächst, doch gelang es einem Trupp Schwyzer, den Burggraben zu durchqueren und die burgundische Artillerie und die Bogenschützen seitlich zu überrennen. Schliesslich gelang es auch der Vorhut, den Grünhag zu durchbrechen und in die verschiedenen Lager einzubrechen. Erst jetzt wurde das burgundische Heer alarmiert. Wer sich nicht, wie Karl der Kühne, durch Flucht zu retten vermochte, wurde im Zweikampf, im Lager oder auf der Flucht getötet. Vom burgundischen Heer fielen 10’000 bis 12’000 Mann (von ca. 22’500), die Eidgenossen verloren rund 400, bei einem Heer von vermutlich 24’000, die meisten oben beim Frontalangriff am Grünhag.

Bedeutung Mit Murten entschied sich die Wahrung der Unabhängigkeit der Eidgenossen. Sie wurden für kurze Zeit eine Grossmacht und begehrte Söldner. Die Terraingewinne dagegen waren bescheiden: Bern gewann Erlach und Aigle sowie, gemeinsam mit Freiburg, Murten, Grandson, Orbe und Echallens. Freiburg und Solothurn wurden in den Bund aufgenommen. Gleichzeitig wurden für die Geschichte Europas entscheidende Weichen gestellt.
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Re: Heute vor...

Beitragvon cantarella am Mi 22 Jun, 2011 09:13

Für mich als Burgunderdarstellerin kein Tag zum Feiern, als Eidgenossin aber schon.
Meimei, immer diese Konflikte. ;-)
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Re: Heute vor...

Beitragvon Seegras am Mi 22 Jun, 2011 11:39

Von welchen "Eidgenossen" redet der Artikel eigentlich ständig? Der "Oberteutschen Eidgenossenschaft"? Den Hohen Bünden? Den Niederen Bünden?

Ganz ehrlich, mir geht dieses "Schweiz" heraufbeschwören wo es noch keine gab auf die Nerven.
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Re: Heute vor...

Beitragvon cantarella am Mi 22 Jun, 2011 11:41

Hm, stimmt.
Und woher stammt der Artikel? Das nähme mich wunder. :-)

(Und ich korrigiere mich selber: Als Bernerin ist das für mich ein Tag zum Feiern.)
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Re: Heute vor...

Beitragvon Seegras am Mi 22 Jun, 2011 11:54

cantarella hat geschrieben:Hm, stimmt.
Und woher stammt der Artikel? Das nähme mich wunder. :-)

(Und ich korrigiere mich selber: Als Bernerin ist das für mich ein Tag zum Feiern.)


Absolut. Die Berner hatten nämlich die Federführung der ganzen Sache (gut, man mag noch einwenden der französische König habe die Berner angestiftet; aber der hat ja keine Truppen geschickt, der hat nur Fäden gezogen).
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Re: Heute vor...

Beitragvon Claudius Germanicus am Mi 22 Jun, 2011 12:21

Sali Cantarella,

den Artikel habe ich auf dieser Webseite gefunden:

http://www.bett-in-murten.ch/index.php/ ... ten/58-sbm
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Re: Heute vor...

Beitragvon Hagelhans am Mi 22 Jun, 2011 13:42

Seegras hat geschrieben:Von welchen "Eidgenossen" redet der Artikel eigentlich ständig? Der "Oberteutschen Eidgenossenschaft"? Den Hohen Bünden? Den Niederen Bünden?

Ganz ehrlich, mir geht dieses "Schweiz" heraufbeschwören wo es noch keine gab auf die Nerven.


Am Morgen dieses Tages von Murten mag es ja stimmen, dass dies wass wir heute als Schweiz kennen noch nicht existierte. Am Abend sah dass dan aber schon ganz anders aus. :smt002

Dieser Sieg war sicher dafür mittverantwortlich, dass die alte, achtörtige Eidgenossenschaft noch um fünf weitere Stände gewachsen ist. das Stanser Vorkomnis vom Dezember 1481, dass zur Lösung von Problemen die aus den Burgunderkriegen stammen geschlossen wurde, lässt zum erstenmal ein grösseres "wir" Gefühl erahnen. Zudem, und dies scheint mir sehr wichtig, gab dieser Sieg den Eidgenossen das nötige Selbstvertrauen dass dan 1499 zur faktischen Unabhängikeit vom Reich verhalf.
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Re: Heute vor...

Beitragvon Dietrich am Fr 24 Jun, 2011 13:38

Vor einigen Jahren gab es doch mal einen Anlauf, zur Erinnerung an die Schlacht von Murten dortselbst eine große Veranstaltung mit Gefechtsdarstellung zu organisieren; ich selbst war dreimal vor Ort, umd Vorgespräche zu führen. Aber irgendwie scheint das einfach untergegangen zu sein....
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Re: Heute vor...

Beitragvon troupier suisse am Di 28 Jun, 2011 15:35

Am 28. Juni 1914 erschoss Gavrilo Princip bei einem Attentat in Sarajewo Erzherzog Franz Ferdinand und dessen Gattin Sophie. Der Anschlag war der Auftakt der sogenannten Julikrise, die schliesslich in den Ausbruch der Ersten Weltkriegs mit der Kriegserklärung von Österreich-Ungarn an Serbien einen Monat später mündet.
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Re: Heute vor...

Beitragvon Claudius Germanicus am Do 30 Jun, 2011 07:18

30.06.1422:

Schlacht bei Arbedo

Mit der Schlacht bei A. kam 1422 die eidg. Expansion südl. des Alpenhauptkamms für einige Jahrzehnte zum Stillstand (Ennetbirgische Feldzüge). Der Hzg. von Mailand, Filippo Maria Visconti, wollte sein Herzogtum wiederherstellen und bot den Urnern und Obwaldnern den Rückkauf von Stadt und Festung Bellinzona an, die sie 1419 von den Herren von Sax erworben hatten und die ihre jüngsten Eroberungen (Leventina, Blenio, Riviera) schützten. Sie lehnten das Angebot ab, und der Hzg. sandte im April 1422 ein Heer unter dem Condottiere Francesco Bussone, Gf. von Carmagnola, aus. Dieser besetzte innert weniger Tage Bellinzona, die Riviera, das Bleniotal und die Leventina bis zum Engpass am Monte Piottino. Die daraufhin ausgerückten Urner und ihre Verbündeten -- Leventiner, Nidwaldner, Luzerner und Zuger, insgesamt 2'500 Mann -- belagerten erfolglos Bellinzona und zogen sich dann etwas talaufwärts nach A. zurück, um dort auf Verstärkung aus Schwyz, Glarus und Zürich zu warten. Die Truppe war wenig diszipliniert, Mannschaften entfernten sich und plünderten im Misox. Carmagnola zog insgeheim eilends 16'000 Mann zusammen, wovon 5'000 Reiter, und griff im Morgengrauen des 30.6.1422 überraschend das Lager der Eidgenossen an. Ein heftiger Kampf entbrannte, und angesichts der feindl. Übermacht zogen sich die Eidgenossen an den Abhang des Monte Arbino zurück. Wohl durch die zurückkehrenden Plünderer verstärkt, gelang es ihnen, die feindl. Front zu durchbrechen, über die Moesa zu setzen und den Rückzug talaufwärts anzutreten. Die Verluste waren schwer: mehrere hundert Tote auf beiden Seiten. Uri und Obwalden mussten auf ihre Eroberungen südl. des Monte Piottino verzichten. Der Friedensvertrag von 1426, das erste Mailänder Kapitulat, stellte aber wenigstens die anfangs des 15. Jh. erlangten Zollfreiheiten wieder her. Die Niederlage bei A. entzweite die Eidgenossen tief, sowohl die unmittelbar Beteiligten, wie auch diejenigen, die sich ferngehalten hatten (Bern) oder nur den Bündnisbestimmungen gefolgt waren, indem sie Verstärkung schickten, die übrigens zu spät eintraf (Zürich).


Quelle: http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D8899.php
(Historisches Lexikon der Schweiz)
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