Guisans Mantel geht an Immobilienkönig aus Winterthur
155 000 Franken hat Bruno Stefanini, Aktivdienst-Veteran und Herr über Hunderte von Immobilien, für General Henri Guisans alten Mantel bezahlt.
Feldgrau ist der Stoff, golden sind die Knöpfe und schwarz ist das Futter im Brustbereich. Die Länge beträgt 105 Zentimeter und der Preis sagenhafte 155 000 Franken. Letzte Woche wurde im Auktionshaus Galerie Stuker AG in Bern dieser Mantel von General Henri Guisan versteigert. Es hiess, wer den Offiziersmantel, hergestellt von Dieterlé Morges, erworben habe, werde nicht bekannt gegeben. «Es ist ein privater Käufer mit einer Affinität zu Guisan», sagt Béatrice Stettler von der Galerie Stuker auf Anfrage.
Mehrere Personen im Saal und telefonische Bieter trieben den Preis gegenseitig in die Höhe, der Anfangspreis für den Mantel lag bei 7000 Franken. Man habe gewusst, dass ein grosses Interesse am Mantel und an den anderen Gegenständen aus dem privaten Besitz von Guisan bestehe, sagt Stettler. 2006 wurde eine Offiziersmütze des Generals für 106 000 Franken versteigert. Man sei aber nicht sicher gewesen, wie die Auktion beim Mantel verlaufen werde. «Ein Generalshut ist vielleicht noch ein bisschen persönlicher oder charakteristischer als ein Mantel», erklärt Stettler. Andererseits ist dies der einzige bekannte Mantel des Generals, während es mehrere Offiziersmützen von ihm gibt.
Auch Uhr und Dolch ersteigert
Der Hut ging seinerzeit an den Sammler und Immobilienkönig Bruno Stefanini aus Winterthur – auch den Mantel hat sich der medienscheue Stefanini respektive seine Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte gesichert – sowie einen Offiziersdolch von Guisan für 7000 Franken und eine Taschenuhr (Marke Longines) mit der Gravur «General Guisan» und dem Familienwappen für 5000 Franken. Dies bestätigt Dora Bösiger von der Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte, deren Präsident Stefanini ist. «Das passt in unsere Stiftung», sagt Bösiger. Stefanini hat Jahrgang 1924 und den Zweiten Weltkrieg miterlebt. «1500 Diensttage», sagt Bösiger. Details zur Bedeutung von Guisan für Stefanini will sie nicht bekannt geben. Gemäss Medienberichten besitzt Stefanini über die Stiftung Hunderte von Häusern in der Schweiz, das Schloss Grandson, Tausende Bilder, darunter Gemälde von Hodler, Anker, Amiet oder Segantini, sowie auch Kuriosa wie Greta Garbos Rolls-Royce oder John F. Kennedys Pult.
Schloss Jegenstorf ging leer aus
Auch Konservatorin Muriel Schlup vom Schloss Jegenstorf, wo im letzten Jahr eine grosse Ausstellung über General Henri Guisan mit vielen Leihgaben gezeigt wurde, interessierte sich für den Mantel. Im Schloss hatte der General am Ende des Zweiten Weltkriegs seinen Kommandoposten eingerichtet, heute befindet sich dort das Museum für bernische Wohnkultur. Zu sehen sind auch Guisans Arbeits- und Schlafzimmer. «Wir haben für den Mantel mitgeboten, aber dieser Preis überstieg unser Budget bei weitem», sagt Schlup. Man sei jedoch davon ausgegangen, dass man den Zuschlag nicht erhalten werde. «Es wäre schön gewesen, aber wir sind nicht enttäuscht.» Schlup hofft, dass der Mantel und die anderen Gegenstände aus Guisans Besitz der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
(Der Bund)
Quelle: http://www.bernerzeitung.ch/wissen/geschichte/Guisans-Mantel-geht-an-Immobilienkoenig-aus-Winterthur/story/28936708