Vor 60 Jahren begann der Korea Krieg

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Vor 60 Jahren begann der Korea Krieg

Beitragvon Napoleon am Di 22 Jun, 2010 15:39

So gern die Vereinten Nationen ihre eigene Geschichte feiern, an den Koreakrieg erinnert nichts im UNO-Hauptquartier am New Yorker East River. Dabei war das dreijährige Blutvergiessen der erste und bis heute beispiellose Krieg unter der hellblauen Flagge. Die Feinde von damals – USA, Russland und China – sitzen heute im Sicherheitsrat und reden sich mit «Exzellenz» an, der Konflikt wird von der jahrestagverliebten UNO mit keinem Wort erwähnt. Der Krieg scheint allen peinlich geworden zu sein.

Korea, das von Japan erobert worden war, war nach dem Zweiten Weltkrieg geteilt wie Deutschland. Die Amerikaner hatten den Sowjets die Nordhälfte überlassen, der 38. Breitengrad trennte die Halbinsel wie der Eiserne Vorhang Europa. Als der kommunistische Norden am 25. Juni 1950 den Süden überfiel und rasch vorrückte, nutzte US-Präsident Harry Truman die gerade fünf Jahre alte UNO. Und eine Panne der Sowjets.

Internationale Streitmacht greift ein

Die Sowjets hatten, weil statt der kommunistischen Volksrepublik das kleine Taiwan den Sitz im Sicherheitsrat hielt, das mächtigste UNO-Gremium boykottiert. Da die Russen nicht da waren, konnten sie aber auch kein Veto einlegen. Gut einen Monat nach Kriegsausbruch wurde Resolution 85 angenommen, 21 Länder schickten Kampf- oder Sanitätseinheiten. Neben Frankreich, Kanada, Grossbritannien und Australien waren auch Belgien, die Niederlande, Griechenland, Kolumbien, ja selbst Luxemburg und Äthiopien dabei. Skandinavische Länder und Indien stellten Sanitäter.

Die Hauptmacht kam aber aus den USA. Dem brillanten, aber auch sturen und eitlen General Douglas MacArthur gelang es tatsächlich, die schon fast ganz Korea besetzt haltenden Truppen des Nordens zurückzuwerfen.

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Am Rande eines Atomkonflikts

Als die UNO-Truppen sie schon fast an die chinesische Grenze gedrängt hatten, griff Peking ein. Mehrere Hunderttausend «Freiwillige» trieben die Alliierten wieder zurück. MacArthur forderte von Truman, Atombomben gegen China einzusetzen. Als der General nicht nachliess, entliess Truman ihn – immerhin galt der Bezwinger Japans als höchstdekorierter Soldat in der amerikanischen Geschichte.

Der Krieg forderte unter der Zivilbevölkerung nach Schätzungen bis zu 3 Millionen Menschenleben. Circa 40.000 UN-Soldaten (davon 36.000 Amerikaner), 500.000 koreanische und 400.000 chinesische Soldaten starben bei Kampfhandlungen.

450.000 Tonnen an Bomben wurden vor allem von der US Air Force abgeworfen, darunter allein zwischen Juni und Ende Oktober 1950 insgesamt 3.281.270 Liter Napalm. Dies ist ein Vielfaches der im Vietnamkrieg eingesetzten Menge und war wesentlich verheerender, da in Nordkorea mehr Ballungszentren mit größerer Bevölkerungsdichte und mehr Industrie als später in Vietnam existierten. Dem Historiker Conrad Crane zufolge waren zu Beginn der Waffenstillstandsverhandlungen neben den großen Infrastrukturanlagen wie Stauseen 18 der 22 größten nordkoreanischen Städte wenigstens zur Hälfte dem Erdboden gleich gemacht worden. General William Dean, der seit dem Juli 1950, nach der Schlacht von Daejeon, nordkoreanischer Kriegsgefangener gewesen war, erinnerte sich an die meisten nordkoreanischen Städte und Dörfer später als „Ruinen oder verschneite, leere Flächen”; fast jeder, der ihm begegnet sei, habe Angehörige im Bombenkrieg verloren.
Toter Soldat der chinesischen Armee, 1951.

Die zahlreichen Toten fielen nicht immer regulären Kriegshandlungen zum Opfer: Von beiden Seiten wurden in verschiedenen Fällen Kriegsverbrechen begangen. Die Südkoreaner führten, unter amerikanischem Oberkommando stehend, einen rücksichtslosen Kampf gegen alles, was in irgendeiner Form mit dem Kommunismus in Verbindung gebracht werden konnte. So gibt es viele dokumentierte Berichte über Massenhinrichtungen von Mitgliedern oder ehemaligen Mitgliedern der kommunistischen Partei oder dieser nahestehenden Gruppierungen. Nach amerikanischen amtlichen Dokumenten beläuft sich die Zahl der Ermordeten auf etwa 300.000 Personen. Dabei waren viele Menschen nur aus der Not heraus den Kommunisten beigetreten – diese verteilten, um Unterstützer zu werben, Nahrungsmittel an alle neuen Mitglieder und Aktivisten, so dass gerade in den weitgehend zerstörten Gebieten und bei den häufig wechselnden „Besatzern“ die Sicherung des Überlebens einer Familie von der Mitgliedschaft in derartigen Gruppierungen abhing. Die nordkoreanischen Streitkräfte, ihre chinesischen Verbündeten und verschiedene paramilitärische kommunistische Gruppen, die im gesamten Land operierten, schreckten vor Morden an Flüchtlingen oder Regimekritikern und -gegnern nicht zurück und praktizierten vielerorts eine Politik der verbrannten Erde.

Ein dokumentiertes Kriegsverbrechen der US-Armee war am 26. Juli 1950 das Massaker von Nogeun-ri. Dort hatten sich amerikanische Soldaten in Erwartung der nordkoreanischen Armee eingegraben. Bevor jedoch die kommunistischen Kämpfer das Dorf erreichten, ergoss sich ein Strom von Flüchtlingen, die vor den Kämpfen flüchteten, über den Flecken. Die US-Soldaten, die auch infiltrierende Guerilleros unter den Flüchtlingen befürchteten, eröffneten das Feuer und töteten rund 400 Zivilisten. Bis ins Jahr 2001 wies die amerikanische Regierung jeglichen Vorwurf eines Kriegsverbrechens zurück.

Von den 50.000 Kriegsgefangenen, die die USA machten, wollten nach Kriegsende nur die Hälfte wieder nach Nordkorea oder China zurück. Der südkoreanische Staatschef Syngman Rhee entließ ohne Wissen seiner Alliierten noch kurz vor Kriegsende 26.000 chinesische Kriegsgefangene als Zivilisten, die sich geweigert hatten in die Volksrepublik zurückzukehren. Die nordkoreanischen Gefangenen, die die Rückkehr verweigerten, fingen meist ein neues Leben in Südkorea an, während viele Chinesen nach Taiwan übersiedelten.

Der typische Krieg der Stellvertreter

Zur Überwachung des Waffenstillstandes wurde eine neutrale Kommission eingesetzt. Auf Vorschlag der USA und der UNO nahm die Schweiz zusammen mit Schweden Einsitz in der Kommission. Die Gegenseite, die Sowjetunion und China, mandatierten die Tschechoslowakei und Polen. Einige Schweizer Soldaten stehen bis heute im Niemandsland am 38. Breitengrad und überwachen den Waffenstillstand.

Der Krieg gilt als typischer Stellvertreterkrieg. Dabei kämpften innerhalb der UNO-Truppen vor allem die Amerikaner und auf der Gegenseite waren nicht nur Hunderttausende Chinesen dabei. Auch Russen und selbst Polen flogen in chinesischen Uniformen und mit koreanischer Flagge auf ihren MiG-15 Jagdeinsätze gegen amerikanische Flugzeuge.

In Südkorea wird der Krieg üblicherweise schlicht „6·25“ genannt, was sich auf das Datum des Ausbruchs bezieht. Seltener findet man die formelle Bezeichnung „Koreakrieg“ (Hanguk jeonjaeng 한국 전쟁 / 韓國戰爭). In Nordkorea wird er üblicherweise als „Vaterländischer Befreiungskrieg“ (Choguk haebang chŏnjaeng 조국해방전쟁) bezeichnet. In den USA wurde er offiziell nur „Korean Conflict“ (Koreanischer Konflikt) genannt und als Polizeiaktion deklariert, vor allem, um eine Kriegserklärung zu vermeiden. In China hieß er offiziell „Krieg zum Widerstand gegen die USA und zur Hilfe für Korea“ (chin. 抗美援朝戰爭 / 抗美援朝战争, Kàngměiyuáncháo zhànzhēng), heute häufig auch einfach „Koreakrieg“ (chin. 朝鮮戰爭 / 朝鲜战争, Cháoxiǎn zhànzhēng). Oft wird der Koreakrieg auch als „vergessener Krieg“ bezeichnet, da er ein großer Konflikt des 20. Jahrhunderts war, aber trotzdem selten genannt wird.
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Re: Vor 60 Jahren begann der Korea Krieg

Beitragvon TANKER am Do 24 Jun, 2010 04:05

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Re: Vor 60 Jahren begann der Korea Krieg

Beitragvon elias am Fr 25 Jun, 2010 13:36

Ich war in den späten 90ern in Seoul und konnte da an einem Wochenende mit koreanischen Kollegen die DMZ besuchen. Es ist schon unheimlich. Auf beiden Seiten des Grenzflusses stehen im Abstand von 200 Metern (oder etwas mehr) Wachtürme. Beide Flussufer sind mit Stacheldrahtverhauen gesichert und an erhöhten Stellen sind monströse Lautsprecheranlagen montiert, die pausenlos politische Parolen ins gegenseitige Ufer schmettern. Mittendrin stehend, ergibt das einen unglaublichen Brei aus Stimmen und Marschmusik. Die (Süd-)Koreaner leisten 3 Jahre am Stück Dienst und ein damaliger lokaler Arbeitskollege erzählte mir vom täglichen Horror auf diesen Wachposten. Jeder Turm ist mit einem Mann besetzt und zwischen zwei Türmen dreht ein weiterer die Runde und löst seine Kollegen auf dem Posten ab. Tag für Tag, Nacht für Nacht, im permanenten Psycho-Terror und in stetiger Erwartung eines Zwischenfalls. Und solche gibt es oder gab es vor gut 10 Jahren fast täglich.

Wenn man von der südkoreanischen Seite nach Norden schaut, dann sieht man in den Tälern der grünen Hügel Nordkoreas gewaltige Hochhäuser. Riesige, moderne Städtebauten erheben sich aus dem Nichts. Richtig eindrücklich... aber leider nur Fake!

Über den Grenzfluss führt am Checkpoint eine einzige Brücke. Die ist genau so breit, dass ein Landrover der UN hinüberfahren kann. Als ich da war, fand gerade eine Überführung einer Person statt. Erstaunlicherweise mit geringem Sicherheitsdispositiv. Es scheint alltäglich zu sein, dass über diesen Checkpoint via UN Beobachter Personen übergeben werden.

Der Checkpoint selber ist ein Publikumsmagnet. Selbst die Koreaner gehen da im Rahmen ihres Sonntagsausflugs hin. Touristen sieht man eher weniger.

Wer mal Südkorea besuchen sollte, dem kann ich einen Abstecher in die DMZ nur empfehlen. Ein gutes Gefühl kriegt man nicht dabei, es vermittelt einem aber einen Eindruck, wie unsinnig diese Trennung ist.
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