von Sutoris am Di 18 Mai, 2010 07:52
Hallo zusammen,
ich kann jetzt endlich auch mit weiterführender Literatur dienen:
Zeitschrift Saargeschichte|n, Ausgabe 1-2009, ISSN 1866-573x
darin sind u.a.mehrere Funde beschrieben:
Hier einige Auszüge:
"Der erste im Saarland registrierte Schuhfund scheint aus Illingen zu stammen. Bei Umbauarbeiten fiel er ...aus der Küchendecke. Es handelte sich dabei ...um einen Kinderschuh. Er sollte, so der damalige Pfarrer von Illingen, den Bewohnern garantieren, dass sie "viele gesunde Kinder bekommen"...Jedoch lässt sich in der volkskundlichen Literatur keine Bestätigung für diese Erklärung finden.
Ilse Fingerlin schrieb anlässlich des 17. Mediävistischen Kolloquiums des Zentrums für Mittelalterstudien der Uni Bamberg: "Wir haben es offensichtlich mit einem Opferfund zu tun; wegen der Vermauerung in einem Gebäude mit einem Bauopfer. Typisch dafür sind Tierknochen anstelle lebender Tiere, keine menschlichen Skelettteile, aber stellvertretend für Menschen sind die Schuhopfer. der Schuh als Ersatz und Symbol für den Menschen..."
"Die Grundlage der Bauopfer bilden magische Praktiken. Sie tauchen in solchen Häusern in besonderer Weise auf, die keinen Grundstein kennen. Dies deutet darauf hin, dass die Absichten des Grundsteinsetzens und des magischen Verbergen von symbolhaften Alltagsgegenständen, Tieren, Teilen von diesen und Teilen von Menschen übereinstimmen. Dem Gebäude soll nicht nur eine statische Sicherheit, sondern auch ein zauberischer Halt gegeben werden."
"Fundorte für eingemauerte Schuhe sind in der Regel:
- der Dachboden, besonders im Lüftungsbereich der Traufen
- Decken, z.B. in der Küche
- Mauerwerk, besonders in der Nähe von Gebäudeöffnungen wie Fenster und Türen"
"Da in den vergangenen Jahrhunderten Kinder beliebte Bauopfer waren und Schuhe symbolisch an die Stelle der Lebendopfer traten, erklärt sich von alleine, dass Kinderschuhe auffallend häufig unter den eingemauerten Schuhen zu finden sind. Die oben erwähnte Erklärung des Illinger Pfarrers zu den Kinderschuhen trifft also nicht zu....Dem Volksglauben nach sollte der Verstorbene (dessen Bauopfer sich im Haus befanden) den Schutz des Hauses übernehmen.
...Eine weitere Besonderheit: Alle gefundenen Schuhe wurden stehend in ihrem Versteck entdeckt."
..."Eine Ausstellung von eingemauerten und abgelegten Opfern aus alten saarländischen Häusern war im Museum für dörfliche Alltagskultur für das Jahr 2009 vorgesehen. In der Hoffnung, dass mit jüngsten Veröffentlichungen weitere Funde bekannt werden, wird die Ausstellung voraussichtlich erst im Jahr 2012 erfolgen."
Gruß Sutoris