Partisanen im 2. Weltkrieg

Alles über die Geschichte. Von der Antike bis zur Neuzeit

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Beitragvon dustoff am Do 02 Okt, 2008 12:13

Öffnen wir doch einen Partisanentread .... weil hier reden wir über den Film ..... :-k
Gruss
Danielle


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Beitragvon troupier suisse am Do 02 Okt, 2008 14:02

Fakt ist, Partisanentum verstösst gegen alle internatioalen Abkommen der Kriegsführung und ist soit Völkerrechtswiedrig.

Partisanen sind juristisch gesehen Kriegsverbrecher. Ob man sie dafür abzrteilt oder zu Helden hochsilisiert ist rein eine Frage des jeweiligen Kriegsglücks.



Aus meiner Warte erlaube ich mir den Advocatus diaboli für das Partisanenwesen zu spielen, und mit einer Wortmeldung zu Hagelhans' Anmerkung folgende grundsätzliche Perspektive bezüglich der Legimität oder Illegimität des Partisanentums einzubringen.

Die Schweiz ist klein und hat in der Neuzeit kaum je eine andere Position gehabt als jene des militärisch Unterlegenen. Daraus bildete sich eine eigene militärische Denkkultur und eine eigene kollektive Weltanschauung, die allerdings heute allmählich schwindet, wie es üblich ist wenn man lange ohne konkrete Bedrohung lebt.

Eine Säule dieses Denkens besagt dass die militärische Aggression meist von Parteien ausgeht welche Willens sind eigene Interessen rücksichtslos durchzusetzen. Die Aggression kann tausend legitime Masken haben, verfolgt aber schlussendlich kaum je Ziele die edel und nobel sind. Eine Partei die bewaffnet und in aggressiver Absicht das Territorium einer anderen Partei verletzt, ordnet damit gleichsam das Existenzrecht des anderen den eigenen Zielen unter. Relevant ist hierbei nicht das Praeludium sondern der Akt des ersten vollendeten Hiebes.

Diesem Denkschema erwächst aus der schweizerischen Pespektive des stets militärisch Unterlegenen die These, dass ein Gegner der mit der Waffe in der Hand aggressiv eine Grenze überschreitet das Existenzrecht des Angegriffenen negiert und bereit ist härteste Mittel anzuwenden um ihn zu unterwerfen. Dieser These entsprechend hat eine Partei die diesen Punkt des gewaltsamen Gebahrens erreicht hat damit zugleich all jene Gepflogenheiten (um nicht den Terminus "Hemmungen" zu bemühen) abgelegt, die einen Staat zu einem ehrbaren Glied der Völkergemeinschaft machen.

Der These entsprechend betrachtet eine solche Partei Regeln und Bräuche nur insofern als bedeutsam, als dass sie zum eigenen Vorteil nutzbar sind. Das gilt auch für Verhaltensdirektiven im Krieg, deren Einforderung zu einer Farce wird wenn man zugleich das elementare Recht einer anderen Partei auf territoriale Unversehrtheit und Existenz ohne Bedenken im Interesse der eigenen Politik negiert. Die Verhaltensdirektiven im Krieg sind immer von der Situation der beteiligten Parteien abhängig, und darin besteht ihr elementarer Schwachpunkt.

In vielen Fällen folgt einem aggressiven militärischen Angriff die Besatzung und in deren Fahrtwasser Willkür und Gewaltherrschaft. Das oben angeführte Denkschema geht davon aus, dass eine aggressive Partei die das Existenzrecht einer anderen ohne Skrupel negiert als Besatzungsmacht auch nicht vor extremen Massnahmen zum Zwecke der absoluten Beherrschung des unterworfenen Territoriums zurückschreckt. Solche Massnahmen können einerseits geschehen um Widerstand im Sinne einer Guerrila zu brechen, aber auch um die Entstehung einer solchen präventiv zu verhindern.

Ironischerweise ist gerade die letztere Vorgehensweise besonders dazu angetan, Widerstand erst recht zu kultivieren. Daraus folgt innerhalb besagter These die Schlussfolgerung, dass eine Partei die aggressiv eine andere unterwirft und deren Recht auf Existenz gemäss gängigen humanen Werten im Interesse der eigenen Politik in Frage stellt, automatisch dazu neigen wird diesen Weg als Besatzungsmacht weiter zu beschreiten und auch andere humane Werte missachten wird um die Interessen die bereits mit militärischem Aufwand und eigenen Verlusten verfolgt wurden, vollends durchzusetzen.

Die Methoden mit denen solche Interessen durchgesetzt werden sind oftmals wenig differenziert und zielen darauf ab Angst vor weiterer Repression zu verbreiten. Diese Vorgehensweise funktioniert nicht, denn wer zum Beispiel ein- oder mehrmals von einer wirklich grausamen Repressalie in seinem engeren sozialen Umfeld betroffen ist, wird unter Umständen dazu neigen einen bewaffneten Widerstand zu lancieren, oder sich einem bereits vorhandenen anzuschliessen, bevor er selbst als passives Opfer einer Vergeltungsmassnahme zum Zwecke der Schreckensverbreitung zum Opfer fällt.

Es sei einmal beiseite gestellt, dass der bewaffneter Widerstand unter solchen Bedingungen für manche zweifelhaften Elemente eine Chance ist, sich mit Härte und Grausamkeit hervorzutun um sich dabei auch einmal als Heros zu fühlen. Zuweilen ist bei solchen Leuten nicht die Vaterlandsliebe die Quelle des Tuns, sondern Eigennutz, Egoismus und der Rausch der Macht bar jeder humanen Grenze. Dies sind mit die schlimmsten Elemente die man in bewaffneten Widerstand finden kann - ihr Durst nach Blut macht auch vor den eigenen unter der Besatzung leidenen Landsleuten nicht halt.

Diesen Exkurs jedoch einmal ausser acht gelassen, stellt sich nach der mehrfach erwähnten These die Frage, ob es bestimmten Kreisen der unterworfenen Bevölkerung unter harten Besatzungsbedigungen nicht zugestanden werden sollte, sich mit verfügbaren Mitteln und zweckmässigem Vorgehen wider den im Lande stehenden Aggressor zur Wehr zu setzen. Aus der Perspektive des Individuums stellen sich unter Umständen ohnehin nur der Weg des bewaffneten Widerstands und die Option des ständig durch Repressalien seitens des Besatzers bedrohten Lebens zu Wahl.

Militärischer Waffenstillstand und Kapitulation einer Partei sind in solchen Fällen irrelevant, denn mit der Unterwerfung hat die unterlegene Partei aufgehört als autonom handelnde Macht zu existieren. Es ist daher zwecklos die Einhaltung entsprechender Direktiven zu fordern, denn man hat das Terrain militärischer Gepflogenheiten verlassen und befindet sich in einem Universum der Anarchie, wo Aktion und Reaktion sich gegenseitig antreiben bis alles ein einem Meer aus Blut untergeht. Dies hat mit dem Akt des ersten vollendeten Hiebes begonnen.

Einen Staat in einem Waffengang niederzuringen ist eine Sache, aber es ist eine ganz andere Affaire ihn besetzen zu müssen. Krieg einerseits und Besetzung anderseits entziehen sich einer Beurteilung mit identischen Masstäben. Es sind zwei getrennte Vorgänge, von denen der eine erst durch den anderen hervorgebracht wird. Das Problem vieler Militärs bestand schon immer darin, dass sie glaubten die Regeln des "Spielfelds Krieg" auf die Ebene der Besatzung übertragen zu können.
Die Welt ist eine Bühne, aber das Stück ist schlecht besetzt. (Oscar Wilde)
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Beitragvon dustoff am Do 02 Okt, 2008 14:43

Danke Troupier für den neuen Tread ...

@Dr.Who:
Die Resistance in Frankreich wurde ja auch bekämpft.
Wobei die Resistance an der Kanalküste wirklich Kriegswichtig war.
Z.B. die Maquis in Savoyen hatten einen schweren Stand gegen die WH/SS.

Komischerweise waren nach Kriegsende plötzlich die meisten Franzosen bei der Resistance ..... :-k
Gruss
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Beitragvon gijoe am Do 02 Okt, 2008 15:07

Partisanenkampf bedeutet Zuschlagen und schnell verschwinden. Anders hat man gar keine Change gegen eine reguläre Armee. Das Vorgehen kann Konsequenzen für die Zivilbevölkerung haben. Anderseits hatten die faschistischen und nationalsozialistischen Systeme sowieso Konsequenzen für die Zivilbevökerung , somit waren Geiselerschiessungen nach Anschlägen nur eine Verlagerung der Gewalt auf andere Zielpersonen.
Wenn man z.b. bedenkt wie faschistische Einheiten nach 1943 im eigenen Land unter der eigenen Bevölkerung gewütet haben ist Widerstand für Leute mit Rückgrat fast ein MUSS.
Wie Troupier bereits anmerkte sind nicht alle Motive von Partisanen edelmütig. Darum hat man sie in Frankreich auch schnell entwaffnet.

Gerade in Italien ist das Lokaldenken sehr verbreitet. Wegen Partisanen oder der US Army wurde unser Dorf zerstört. Also sind Diese schlecht und die Nazis und Faschisten besser, die haben uns in Ruhe gelassen. Dies ist ein beschränktes Gartenhagdenken. Nach dem Moto was ausserhalb des Dorfes oder Familie passiert ist mir egal.
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Beitragvon dustoff am Fr 03 Okt, 2008 06:15

Wenn man z.b. bedenkt wie faschistische Einheiten nach 1943 im eigenen Land unter der eigenen Bevölkerung gewütet haben ist Widerstand für Leute mit Rückgrat fast ein MUSS.
Wie Troupier bereits anmerkte sind nicht alle Motive von Partisanen edelmütig. Darum hat man sie in Frankreich auch schnell entwaffnet.

Gerade in Italien ist das Lokaldenken sehr verbreitet. Wegen Partisanen oder der US Army wurde unser Dorf zerstört. Also sind Diese schlecht und die Nazis und Faschisten besser, die haben uns in Ruhe gelassen. Dies ist ein beschränktes Gartenhagdenken. Nach dem Moto was ausserhalb des Dorfes oder Familie passiert ist mir egal.


Man darf nicht vergessen das die Partisanen auch unter der eigenen Bevölkerung gewütet haben ....
Widerstand ist OK .... aber nicht hinterhältig und feige.
Das Lokaldenken ist überall zu finden. Trotzdem ist ein unzerstörtes Hab und Gut wichtig. Mal ehrlich gesagt .... interessiert es dich wirklich wer in Hinterfultigen gestern um 17:00 gefurzt hat?
Gruss
Danielle


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Re: Partisanen im 2. Weltkrieg

Beitragvon Ormen Lange am Sa 20 Nov, 2010 19:54

Die norwegische Widerstandsbewegung.
Teil1

Der Kampf der Widerstandsbewegung und Partisanen war aber von Land zu Land verschieden, so kann zb, die norwegische Widerstandsbewegung nicht mit italienischen Partisanen oder Partisanen auf dem Balkan verglichen werden. Ich werde hier einiges zum Thema norwegische Widerstandsbewegung veroeffentlichen. Aus Gruenden der Uebersichtlichkeit werden sie von mir in einzelnen Beitraegen hier eingestellt.

Wenn man ausserhalb von Norwegen wohnt, so beschraenkt sich das Wissen um die hiesige Widerstandsbewegung gewoehnlich auf zwei Filme. Erstens : Helden der Telemark, wo es um die von England gesteuerte Sabotage gegen die Produktion von schwerem Wasser handelt. Und Max Manus , auf diesen Film gehe ich weiter unten ausfuehrlicher ein. In beiden Filmen wird dem Zuschauer das Bild einer schlagkraeftigen und efektiv arbeitenden Widerstandsbewegung vermittelt. Dieses Bild wird z. B. teilweise auch vorbehaltlos von reenactors uebernommen. Siehe hierzu im : WWII Reenacting .co .uk Forums. Hier ein link zum Beitrag "Norwegian Ressistance"


http://www.wwiireenacting.co.uk/forum/v ... 32&t=54850

Meine Absicht ist es, mit folgenden Beitraegen einen kleinen Blick hinter diese Kulissen zu werfen. Wenn man laenger in einem anderen Land (naechstes Jahr werden es bei mir 8 Jahre) lebt , so bekommt man auch im Laufe der Zeit einen besseren Einblick und Zugang zu dessen Historie. Wie in anderen Nationen wird auch hier die Geschichte des WKII von juengeren norwegischen Journalisten und Historikern neu aufgearbeitet und bewertet. Das stoesst natuerlich nicht ueberall auf Gegenliebe, wie ihr in den folgenden Berichten lesen koennt.

Einige von euch haben vielleicht schon den Film ”Max Manus gesehen, der seit Anfang des Jahres auch bei euch in Deutschland und der Schweiz zu sehen ist. Als der Film im Dezember 2008 hier in Norwegen Premiere hatte,gab es nicht nur positive Meinungen in der norwegischen Presse. Die ”Aftenposten” eine ueberregionale und anerkannte Tageszeitung schrieb am 13.12.2008 einen sehr kritischen Bericht.

http://www.aftenposten.no/meninger/kron ... 822127.ece


Hier eine Uebersetzung des Artikels:

Der norwegische Einsatz waehrend des 2. Weltkrieges war armselig. Machte es die Widerstandsbewegung nicht noch schlimmer?
Der Bericht von Erling Fossen hat viele provoziert, aber er wird auch von den Lesern unterstuetzt.

Nachdem der Chef des Norwegischen Widerstandsmuseums, Arnfinn Moland, in seinem Buch ”I hemmelig tjeneste” 2001, (Im geheimen Einsatz) es schaffte, einen britischen Historiker aufzuspueren, der in seinen Buechen ueber Special Operations Executive (SOE) schrieb, dass die Oslogruppierung ”die beste Sabotagetruppe” in Europa war, hat die Glorifizierung der Widerstandsbewegung staendig neuen Hoehen erreicht. Im Herbst haben wir u. a. im Buch ”Det var her det skjedde”, (Hier geschah es), Dinamo Verlag von Ottar Samuelsen nachgeschlagen, weil die Widerstandsbewegung in dem Film Max Manus, der eine Woche vor Weihnachten Premiere hatte, in den Stand des goldenen Kalbes gehoben werden sollte.
Die Leser meinen:
"Fossen macht einen ernsthaften Fehler. Ein starkes konventionelles norwegisches Militaerwesen am Anfang des Krieges haette nur bedeutet, dass noch mehr Norweger mit dem Leben bezahlen haetten muessen."

Nur eine Feststellung: Widerstandskampf ist ein brutaler Kampf und zieht die Zivilbevoelkerung sehr viel mehr in Mitleidenschaft als die Kriegsparteien. Wenn wir das Kapitel ueber Landkriegsfuehrung in der Haag-Konventionen von 1907 penibel interpretieren, ist der norwegische Widerstandskampf eigentlich ein Kriegsverbrechen, weil ein Soldat seine Uniform tragen soll (in diesem Fall die norwegische) und sich nicht als Zivilist tarnen soll und seine Waffen offen tragen soll. Es wird damit beabsichtigt, zwischen kriegsfuehrungden Parteien und Zivilisten zu unterscheiden, um die Zivilbevoelkerung zu verschonen.

Zivilbevoelkerung betroffen
Der norwegische Widerstandskampf ist voll von Beispielen, wo die Zivilbevoelkerung hart getroffen wurde. Eins der schlimmsten Beispiele war das Dorf Telavåg in Hordaland, wo zwei Sipo-Offiziere im Kampf mit Linge-folk (Widerstandsbewegung) getoetet wurden. Zur Strafe wurde das ganze Dorf von Deutschen zerstoert. Die Maenner wurden ins Konzentrationslager Sachsenhausen gebracht, wo 31 von 72 starben. Die uebrige Bevoelkerung wurden fuer den Rest des Krieges in Norwegen interniert, und saemtliche Haeuser wurden gesprengt, Boote weggebracht und Haustiere getoetet.

Am Tag, an dem die Sipo-Maenner begraben und Telavåg zerstoert wurde, wurden 18 junge Maenner auf Trandum als Strafe fuer einen ”Hinterhalt” erschossen. Ein weiteres Beispiel ist Arnøy in Troms, wo 22 Deutsche und drei Partisanen nach einem Feuergefecht im August 1943 gefallen sind. Die Dorfbevoelkerung wurde dafuer verantwortlich gemacht, dass sie die Partisanen unterstuetzt bzw. nicht gemeldet hatten. Resultat? 8 Maenner wurden hingerichtet und 16 Maenner und Frauen wurden ins Zuchthaus gebracht.

Die Leser meinen:
"Die Widerstandsbewegung hat einen Keim fuer unseren eigenen Stolz gelegt, fuer uns, die wir uns mit dieser Nation identifizieren. Erling Fosssen, auf welcher Seite stehst du eigentlich?"

Verschleierung
Hauptgrund der Glorifizierung der Widerstandsbewegung ist, den unzureichenden norwegischen Kriegseinsatz zu verschleiern. Norwegens konventionelle Kriegsfuehrung war genaugenommen laecherlich schwach. Die Verteidigung war in einem desolaten Zustand nach Jahren der Abruestung, und bestand in Wirklichkeit aus Reibeisen, Fetzen und Soldaten, die kaum vorne und hinten bei einem Gewehr unterscheiden konnten.

Es dauerte 2 Monate, ein Land zu besetzen, das wie geschaffen ist fuer einen Guerillakrieg nach afghanischer Methode. Das oede und wenig bewohnte norwegische Territiorium kann man unmoeglich kontrollieren. Noch schlimmer ist, dass die Deutschen nur ca. 800 Mann benoetigten, um die Hauptstadt zu besetzen. Die norwegische Kriegsgeschichte stellt eindeutig in den Mittelpunkt, dass unsere beiden Kanonen ”Aron” und ”Moses” (Anm. d. Uebers.: Aron, Moses und Josua waren deutsche Kanonen von Krupp aus Essen, BJ 1892) auf Oscarsborg es schafften ein Scheunentor zu treffen, also den Kreuzer ”Bluecher”, (Anm.: die Bluecher lag im Oslofjord bei Drøbak) aber es wurde wenig darueber geschrieben, dass die Invasion aus diesem Grund nicht verhindert wurde, selbst wenn ca. 7000 deutsche Soldaten, die fuer Oslo bestimmt waren, umkehren mussten. Die restlichen 800 Soldaten, die mit dem Flugzeug kamen, genuegten dafuer, dass die ganze Regierung und das Heer Hals ueber Kopf flohen. Kaum ein Schuss wurde abgeschossen, bevor die deutschen Soldaten die Karl-Johans-Gate (Anm.: Hauptstrasse in Oslo vom Hauptbahnhof zum koeniglichen Schloss) entlangmarschierten.

Die Leser meinen:
"Ist es heutzutage ueblich, wenn Norwegen besetzt wird, dass man die Feinde herzlich willkommen heisst um somit den Verlust von Menschenleben zu umgehen?"

Die Steintafeln von Moses
Es ist eine norwegische Weisheit, dass der norwegische Widerstandskampf auf der gleichen Linie steht wie die Steintafeln von Moses, die zuerst durch die Lingekompanie unter dem Komando vom britischen SOE, und danach durch Milorg (Anm.: die koenigstreue Widerstandsbewegung, die durch die westallierten unterstuetzt wurde, es gab aber auch die moskauhoerige kommunistische Widerstandsbewegung, die ohne Absprache mit Milorg und der Lingekompanie eigenmaechtige Anschlaege und Sabotageakte ausfuehrte, was von Milorg und der Lingekompanie scharf kritisiert wurde.) einen entscheidenden Beitrag dazu geleistet haben, dass die Allierten den Krieg gewannen. Aber die Kommandoraids, die ein eigenes geistiges Kind von Churchill waren, hatten ihren Ursprung darin, dass die Englaender von den Deutschen in die Defensive gedraengt wurden, und alles daran setzten, dass haeufige Ueberfaelle an der norwegischen Kueste die Deutschen dazu verleiten sollten, zu glauben, dass die allierte Invasion entlang der norwegischen Kueste kommen sollte.

Es ist richtig, das zu diesem Zeitpunkt ca. 350000 deutsche Soldaten in Norwegen stationiert waren, und viele davon waren dort nur aus dem Grund, weil das deutsche Oberkommando Angst vor einer Invasion hatte. Es ist auch eine Tatsache, dass die europaeischen Laender unter der deutschen Kriegsmaschine wie ein Kartenhaus zusammengefallen waren und dass die Stiche, die den Streitkraeften der Achsenmacht bei norwegisch-britischen Sabotageaktionen beigebracht wurden, als Mueckenstiche zu rechnen waren. Aufgrund der hohen deutschen Verluste an der Ostfront ging dort die Initiative an die Sowjetunion ueber und dass war einer der Gruende dass Deutschland den Krieg verlor. Europa wurde von den USA gerettet und nicht von Kjakan Sønsteby und Max Manus.

Zu grosse Proportionen
Die Glorifizierung der Widerstandsbewegung hat viel zu grosse Ausmasse angenomen, obwohl der groesste Teil ihrer Aktionen eigentlich zu gut geglueckten Jungenstreichen zu rechnen ist. Wie damals, wo die Osvaldgruppierung Molotovcocktails in der Naehe des St. Olav Platzes (Oslo) geworfen hat und einige Dokumente dabei verbrannt sind. Ja, ok, einige Schiffe wurden im Hafen bei Filipstad gesprengt und einige unten bei Nyland. Einige Messerschmittflugzeuge wurden in der jetzigen Bjølsenhalle in der Moldegate gesprengt und einige Kugellager in der Kongens gate. Das half wahrscheinlich, die norwegische Moral aufrechtzuerhalten, und es schaffte wahrscheinlich auch Irritation bei der deutschen Okupationsmacht, aber es ist nur noch ein Beispiel dafuer, wie ziellos der Widerstandskampf ausgefuehrt wurde.

Als die Oslogruppierung es endlich schaffte, den norwegischen Nazi Karl Marthinsen, Chef der Stapo und Sipo, zu stellen, wurden 28 norwegische Widerstandskaempfer in der Akershus Festung hingerichtet. Da die Kommunisten in der Osvaldgruppe gegen Quislings Staatspolizei in der Henrik Ibsens gate im Jahr 1942 agieren sollten, wurde einer von Quislings Folterknechten exikutiert, waehrend alle Mitglieder der Osvaldgruppe, ausgenommen des Anfuehrers Asbjørn Sunde, gefangengenommen und hingerichtet wurden.

Die Leser meinen:
"Es ist unser gutes Recht, zu provozieren. Wenn es aber auf eine uebertriebene, unsachliche Art geschieht, faellt dies auf die eigene Unzulaenglichkeit zurueck. Alle, die mehr wissen, als das was Fossen schreibt, finden seinen Beitrag laecherlich."

Verherrlichung des Nachrufes
Die Widerstandsbewegung machte das, was ihr befohlen wurde, teilweise mit betraechtlichem Glueck, und kann nicht kritisiert werden, fuer das, was sie getan hat. Das krankhafte Bild entstand erst in der Zeit danach, wo man den Nachruf verherrlichte und behauptete, dass Norwegen mit Hilfe von der Oslogruppe und anderen Gruppen wie Pellegruppe und Osvaldgruppe, beinahe eigenstaendig den Krieg gewonnen haetten.

Ottar Samuelsen geht in seinem Buch: ”Hier geschah es” noch weiter. Er umschrieb den schmutzigen Widerstandskrieg wie einen spannenden Roman fuer Jungen in jedem Alter. Er schreibt in Gegenwart und vermittelt Stimmungen und Gedanken ueber die allermeisten Aktionen, die in Oslo stattfanden, und seine Erzaehlerstimme vermittelt den Eindruck, dass er selbst dabei war. Bei einer so unkritischen Heldenverehrung wird einem nur schlecht.

Die Leser meinen:
"Es hat mich immer irritiert, dass die norwegische Oeffentlichkeit und die Schulen, das Bild ”der allzeit bereiten Jungen im Wald” fokusiert haben. Die Tatsache, dass deren Einsatz die Okkupation nicht um eine Sekunde verkuerzt hat, wird totgeschwiegen. Das ist auch dahingehend gefaehrlich, weil es ein falsches Geschichtsbild vermittelt, indem nicht verstaendlich gemacht wird, dass im Grunde Bedarf fuer eine glaubwuerdige Verteidung vorhanden war."

Besessen vom Krieg
Jeder einzelne Schuss, der im 2. Weltkrieg auf norrwegischem Boden abgegeben wurde, wurde mittelerweile mehr als einmal dokumentiert. Unsere Besessenheit von diesem Krieg muss endlich ein Ende haben. Norwegen muss akzeptieren, dass einige Lausbubenstreiche, ausgefuehrt von jungen Maennern, nicht einen schwachen Kriegseinsatz aufwiegen koennen. Vielleicht ist es ein fuer alle Mal an der Zeit, die Vorstellungen von Norwegern als kriegerische Wikinger zu begraben, und lieber den alten Kinks Refrain zu singen: ”I`m a lover not a fighter”.

Hier noch einige Links zum Film und der Produktion, der uebrigens bis jetzt das groesste Filmprojekt hier in Norwegen war.

http://www.youtube.com/watch?v=WbK4WTQFf9U

http://www.youtube.com/watch?v=4GY8QzlV ... re=related

http://www.youtube.com/watch?v=FjXzeHBy ... re=related

http://www.youtube.com/watch?v=xLWLliDx ... re=related

http://www.youtube.com/watch?v=fboJDYUn ... re=related

Dazu auch ein Auszug aus dem Buch ”Der freundliche Feind, Wehrmachtssoldaten im besetzten Europa” (Die Autorin Ebba D. Drolshagen ist uebrigens Halbnorwegerin.)

Doch die Mythen leben nicht nur weiter, sie werden auch weiter poliert. Im Fruehjahr 2008 lief in Daenemark der teuerste daenische Film aller Zeiten an und wurde sofort zu einem grossen Erfolg. Er handelt von zwei Legenden des Widerstandes gegen die Deutschen -Bent Faurschou-Hviid und Jørgen Haagen Schmith, genannt Flamme & Citron (so auch der daenische Filmtitel, auf deutsch heisst er Tage des Zorns). Bemerkenswerterweise wirft dieser Film ein durchaus kritisches Licht auf einige wichtige Akteure der daenischen Widerstandsbewegung, die Flamme & Citron uebergeordnet waren. Gerade als dieser Film in Daenemark in die Kinos kam, begannen in Norwegen die Dreharbeiten zum teuersten norwegischen Film aller Zeiten. Auch er handelt von einer legendaeren Gestalt des Widerstandes : Max Manus (so auch der Titel des Films). Anders als Flamme & Citron, fuehrt dieser Film die in Norwegen tradierten Heldenmythen ungebrochen weiter.....
Zuletzt geändert von Ormen Lange am Sa 20 Nov, 2010 20:41, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Partisanen im 2. Weltkrieg

Beitragvon Ormen Lange am Sa 20 Nov, 2010 19:55

Teil 2


Wie in anderen Laenderen, die auch von der deutschen Wehrmacht besetzt worden waren, gab es natuerlich auch hier in Norwegen Leute, die fuer die deutsche Seite arbeiteten bzw kaempften. Eine spezielle Gruppe waren davon jene die im Sold der Gestapo und des SD ihre eigenen Landsleute bei der Widerstandsbewegung underwanderten bzw. infiltrierten. Der bekannteste von diesen Landesverraetern war ”Henry Oliver Rinnan” die von ihm gefuehrte Gruppe aus Norwegern erhielt den Namen ”Rinnanbande”.
Es folgt eine Uebersetzung aus dem norwegischen Wikipedia. Es gibt hier in Norwegen natuerlich noch andere Quellen ueber Rinnan die das folgende bestaetigen.

http://no.wikipedia.org/wiki/Henry_Oliver_Rinnan

Rinnan war der aelteste Sohn eines Schuhmachers aus Levanger.Klein von der Statur, 161 cm hoch, ein Original, eitel und ansprechend. Er ging in Mule, einem kleinen Dorf bei Levanger, zur Schule. Die Familie war nicht reich, und es war schwierig, Arbeit zu finden. Rinnan bekam seine erste Arbeit in einem Sportgeschaeft, spaeter arbeitete er als Autoverkaeufer und LKW Fahrer. Geruechte nach dem Krieg besagten, dass er in seiner letzten Arbeit hinausgeworfen wurde wegen Unterschlagung, aber dafuer gibt es keine Beweise.

Im deutschen Dienst
1940 wollte er sich zum Kriegsdienst im finnischen Winterkrieg melden, aber auf Grund seines schwachen Koerpers abgelehnt. Dannach war er im norwegischen Heer als Fahrer taetig, liess sich aber schon im Juni 1940 als deutscher Agent anwerben. Er erreichte eine gute Zusammenarbeit mit der deutschen Besatzungsmacht in Trondheim. Daraus entstand spaeter die Sonderabteilung Lola und Rinnan wurde zum Untersturmfuehrer ernannt. Sein direkter Vorgesetzter in dieser Gruppe war Ivar Grande. Die Gruppe erhielt den Beinamen Rinanbande.

Arbeitsmethoden
Die Rinnanbande sollte mit der norwegischen Widerstandsbewegung in Kontakt kommen und wenn moeglich ein Teil davon werden, eine Methode, die ”Spiel im negativen Raum” genannt wurde. So konnten die Mitglieder feststellen, wer in der Widerstandsbewegung war, um dies dann an die Deutschen weiterzumelden. Es ist anzunehmen, dass dadurch mehrere hundert gefoltert wurden und mehr als 80 Menschen getoetet wurden. Die Regeln wurden streng ueberwacht von Rinnan. Bei einem Regelverstoss war Rinnan selbst Richter und Henker. Der fruehere Frontkaempfer
(Anm: Frontkaempfer =norw. Freiwillige im Dienste der Waffen SS, hier ein norwegischer link ueber die frontkjemper. Der link hat englischen Text
Achtung: der folgende link zeigt eine SS Organisation !!!, und wird von mir nur aus Gruenden der Information im Rahmen dieses Beitrages hier eingestellt.

http://www.frontkjemper.com/index_files ... talion.htm )

Per Wiik, einer von vielen, der sich der Bande freiwillig angeschlossen hatte, bewunderte Rinnans Talent , alles wieder ins rechte Lot zu bringen , beschrieb ihn aber ansonsten als ”zynische Ratte” und ”Wichtigtuer”.
Rinnan hatte eine sehr ausschweifende Fantasie, was sich auch in dem Manuskript, das er nach der Verhaftung 1945 zwei frueheren Widerstandsmitgliedern diktierte, zeigte. Eine der Geschichten beruhte darauf, dass er im Februar1943 angeblich von der deutschen Sicherheitspolizei in Norwegen nach Murmansk beordert wurde. In Murmansk sollte er einige wichtige Papiere abholen, die die Deuschen brauchten. Dieser Auftrag dauerte ca. 21 Tage und als er wohlbehalten nach Norwegen zurueckkam, wurde Rinnan angeblich mit dem Eisernenkreuz 1. und 2. Klasse ausgezeichnet. Die Geschichte kann unmoeglich stimmen, nachdem Rinnan zu dieser Zeit in Trøndelag sehr beschaeftigt war.
Hier sind Fotos von Rinnan, darunter auch ein Bild vom Hauptquartier, genant Bandeklostret, Jonsvannveien nr.46 in Trondheim.

http://home.online.no/~bani-er/rinnanbanden/bilder.html

Flucht und Verhaftung
Im Mai 1945 versuchte Rinnan mit Helfern, Verwandten und Geisseln nach Schweden zu fluechten, wurde aber 15 km vor der schwedischen Grenze in den Verdalfjellene am 14. Mai verhaftet. Weihnachten 1945 fluechtete er aus dem Gefaengnis mit der Absicht in die Sowjetunion zu gehen und dort fuer den sowjetischen Nachrichtendienst zu arbeiten, wurde aber nach 1 ½ Stunden wieder verhaftet, als er vergeblich versuchte, Zuflucht bei einem bekannten Kommunist in Trondheim zu finden.
Rinnan fuerchtete sich, Menschen ausserhalb der Unterkunft zu treffen, als er von dort ins Gefaengnis gebracht wurde weigerte er sich aus dem Auto zu steigen, so dass die Waechter ihn aus dem Auto ziehen mussten. Trotz dass es frueher morgen war, sammelten sich Schaulustige, und einer der Zuschauer schmuggelte sich an der Polizeiabsperrung vorbei und schlug Rinnan ins Gesicht zur grossen Freude der anderen Schaulustigen. Rinnan wurde bei verschiedenen Gelegenheiten, besonders nach seiner erstenVerhaftung, geschlagen und misshandelt, waehrend er gefangen war und er erschien im Gerichtssaal mit geschwollenem Gesicht. Er erlebte auch fingierte Hinrichtungen.

Die Abteilung fuer Landesverrat der Polizei in Trondheim deckte im ersten Nachkriegsjahr 2394 Faelle von Landesverrat und Kriegsverbrechen auf, und die meisten davon hatten einen Zusammenhang mit der Rinnan-Bande. Man nimmt an, dass die Sonderabteilung Lola 83 Personen umbrachte und fuer ca. 100 Faelle von schwerer Folter und fuer die Verschickung von ca. 1000 Norwegern in deutsche Konzentrationslager verantwortlich war. Rinnan arbeitete eng mit der Abteilung fuer Landesverrat zusammen, indem er ehemalige deutsche Mitglieder der Gestapo, die sich zwischen den Wehrmachtssoldaten versteckten, an sie verriet. Oft liess er die Soldaten passieren, um sie in Sicherheit zu wiegen, bevor er sie zurueckrief. Seine Mitarbeit fuehrte zu mehreren Todesurteilen fuer Gestapomitglieder. Das wiederum fuehrte aber dazu, dass er dort den letzten Rueckhalt verlor, die sie ihm gaben.

Im norwegischen Landesverraeterprozess nach dem Krieg wurde Rinnan und elf weitere der Rinnanbande zum Tode verurteilt, und 10 davon wurden hingerichtet. Rinnan wurde u. a. fuer 13 Morde verurteilt. Das Gerichtsprotokoll der Rinnansache und den anderen 29 Verdaechtigen befindet sich in der Gunnerusbibliotek in Trondheim.

Hinrichtung
Er wurde am 1. Februar 1947, 04.05.Uhr hingerichtet durch Erschiessen auf der Kristinsten Festung in Trondheim.
(Anm: Hier noch zwei norwegische links ueber die Festung Kristinsten.

http://no.wikipedia.org/wiki/Kristiansten_festning
Auf dem naechsten link ist weiter unten auch ein Foto von einer Gedenkplatte zu sehen. Darin sind die Namen aller dort von der deutschen Besatzungsmacht hingrichteten Widerstanskaempfer enthalten.
http://kristiansten-festning.no/dystere_år_1940-1945.htm

Anmerkung Ende)

Das Exekutionskommando wurde von Leutnant Odd Sørli befehligt, der nach der Salve des Exekutionskommandos mit einem tschechichen Mauser, Kal. 7,92 (Anm. aus deutschen Wehrmachtsbestaenden) Rinnan den Gnadenschuss in die Schlaefe gab. Unmittelbar danach wurde Rinnan verbrannt, worueber es spaeter einige Spekulationen gab. Der Fakt, dass die Leiche unmittelbar danach verbrannt wurde, deckte sich in der Zwischenzeit mit dem koeniglichen Erlass fuer Hinrichtungen. Rinnan soll nicht in einem Sarg gelegen haben, als er verbrannt wurde. Die Urne mit seiner Asche wurde in ein anonymes Grab auf dem Levanger Friedhof in Nordtrøndelag bestattet . Das Todesattest und der offizielle Exekutionsrapport sind verschwunden, moeglicherweise als Folge davon, dass die Dokumente oft den Standort wechelten, bevor das Reichsarchiv 1972 die Dokumente bekam.
Die Familie
Rinnans Wittwe Klara sass eine zeitlang im Gefaengnis von Falstad, aber sie wusste nichts von den Aktivitaeten ihres Mannes waehrend des Krieges, und wurde freigelassen. Sie zog mit ihren drei Kindern nach Oslo, in der Hoffnung, ihnen dort eine anonyme Zukunft zu bieten. Sie traf Rinnan im Gefaengnis, bevor er hingerichtet wurde, weil ein Gefaengnisprister sie instaendig darum bat. Rinnans Geliebte und Bandenmitglied Gunlaug Julie Dundas, liess im Gefaengnis abtreiben und wollte auch nichts mehr mit Rinnan zu tun haben.

Nachruf und Spekulationen
Im nachhinein wurde behauptet, dass Henry Oliver Rinnan der nuetzlichste Nicht-deutsche war, den Heinrich Himmler in ganz Nordeuropa hatte. Selbst beteuerte Rinnan, dass sein kommunistisches Archiv 5000 Namen umfasste. Seitdem wurde behauptet, dass der Ueberwachungsdienst der Polizei das Archiv uebernahm.

In der Zeit nach Rinnans Hinrichtung gab es einzelne Geruechte, dass die Hinrichtung nicht stattgefunden haette, z. B. meinen einige Augenzeugen gesehen zu haben, dass Rinnan einige Stunden nach der sogenannten Hinrichtung an Bord eines Flugzeugs gefuehrt wurde. Bei den Buchrecherchen seines juengeren Bruders kam 1994 die Frage nach den Umstaenden der Exikutierung auf.
Rinnans Bruder stelle Fragen, die sich auf einzelne Umstaende rund um die Hinrichtung bezogen. Die Behauptungen wurden ein paar Tage spaeter von mehreren Personen zurueckgewiesen, die wussten, was bei der Hinrichtung geschah.
John Herstad, Mitarbeiter des Reichsarchivs, behauptete, dass man Beweise haette, die dagegen sprachen, dass Rinnans Hinrichtung nicht stattgefunden haette. Die Beweise waren: Eine Bestaetigung des Vorstandes des Krematoriums, die behauptet , die Leiche entgegengenommen zu haben, eine Erklaerung des Polizeimeisters von Trondheim, die behauptet, dass das Urteil vollstreckt wurde und dass das Todesattest an die Behoerde in Trondheim geschickt wurde, und dass Papiere im Archiv des Statistischen Zentralbueros vorhanden waren, die bestaetigten, dass Rinnans Tod ins Todesregister der Bakklandet Kirche eingetragen wurde.

Zum Schluss noch ein kurzer norwegischer Dokuvideo mit Orginalaufnahmen von Rinnan. In diesem Video sieht man auch die Foltermethoden, die er und seine Kumpane angewendet haben, sowie Ausschnitte aus dem Prozess in Trondheim.

http://www.youtube.com/watch?v=Ev2Y1aCX4xo
Ormen Lange
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Re: Partisanen im 2. Weltkrieg

Beitragvon Ormen Lange am Sa 20 Nov, 2010 19:57

Teil 3
Das Museum des norwegischen Widerstandes (Hjemefrontmuseum) in Oslo, gilt als das Zentum zur Dokumentation ueber den Widerstand. Es gibt aber noch weitere regionale Museen zu diesem Thema in ganz Norwegen. Das Museum befindet sich in der Festung ”Akershus” am Hafen. Hier ein deutscher link ueber die Festung.

http://de.wikipedia.org/wiki/Festung_Akershus

Das Hjemefrontmuseum hat auch etwas Information auf Deutsch

http://www.mil.no/felles/nhm/start/deutch/

Direkt neben dem Hjemefrontmuseum befindet sich eine Gedenkstaette, die an die dort hingerichteten Widerstandskaempfer erinnert. Immer wenn ich dort auf Besuch bin, halte ich dort kurz fuer eine kleine Gedenkminute. Dazu drei Fotos.

http://commons.wikimedia.org/wiki/File: ... un2005.jpg
http://commons.wikimedia.org/wiki/File: ... _close.jpg
http://commons.wikimedia.org/wiki/File: ... _plate.jpg

Der Besuch des Museums und der Festung Akershus ist durchaus empfehlenswert, auch das norwegische Militaermuseum befindet sich innerhalb der Festung.

Doch zurueck zum eigentlichen Thema. Das Museum ist ohne Zweifel interessant, wenn man sich fuer diesen Teil der norwegischen Geschichte interessiert. Aber es ist in der Vergangenheit wiederholt in die Kritik von Historikern und der norwegischen Presse geraten, weil die Geschichte des Widerstandes nach wie vor dort etwas einseitig representiert wird. Nachfolgend dazu die Uebersetzung eines erst kuerzlich dazu veroeffenlichten Presseartikels vom 2.10.2010.

http://www.abcnyheter.no/borger/101002/hvem-eier-krigen

Wer besitzt den Krieg ?
Wie kann das Hjemefrontmuseum scheinbar bewusst triste aber westentliche Seiten der Geschichte verschweigen?

Ab und zu findet man in den Medien Fragen wie ”Wer besitzt den Krieg in Norwegen?” Wenn es fuer jemanden moeglich ist, einen solchen Anteil anzuzeigen, koennten wir eigentlich alle darauf bestehen, dass jeder seinen individuellen Anteil an so etwas grossem hat, das in grossem Umfang die Welt veraendert hat. Der aelteste Teil der Bevoelkerung, der den Krieg erlebt hat, egal wo er damals politisch stand oder fuer was er sich engagiert hat, koennte eigentlich auch gut behaupten, dass er einen groesseren Anteil daran besitzt als wir andere.

Gewisse Kreise hier im Land meinen, dass sie ein Monopol auf die Geschichte besitzen. Das schlimmste mittlerweile ist, dass einige von ihnen bezahlt werden, um diese Geschichte zu verwalten, und es kann kaum behauptet werden, dass sie dieser Aufgabe objektiv nachkommen. Die Historie wird auf eine Art erzaehlt, dass wir sie gerne hoeren. Wir sollten stolz sein, zu einem standhaften Volk zu gehoeren, das sich aufrecht gegen den verbrecherischen Poebel gestellt hat. Die nicht so spektakulaeren Seiten, um nicht von den vielen regulaeren Schandtaten zu reden, werden totgeschwiegen und umgangen. Diejenigen, die das Glanzbild korrigieren wollten, hatten erfahren muessen, dass sie rechtlich verfolgt, zensiert wurden, und dass man versucht hat, sie zum Schweigen zu bringen. Aber weniger schoene Seiten gehoeren auch zur Geschichte.

Milorgfuehrers Oliver H. Langelands brutal ehrliches Buch ”Dømmer ikke” (Verurteile nicht) bereitete dem Verfasser ziemliche Schwierigkeiten. Er wurde von oeffentlichen Instanzen vor das Gericht bestellt, und trotz Freispruch wurde das Buch verboten. Wenn man der Dokumentation, die Langeland vorlegt, trauen soll, so haette unser Staat gerade die richtige Art gefunden, Hitler zu helfen, Norwegen zu besetzen.

Als einziger in der norwegischen Geschichte wurde Toralv Fanebust wegen Beleidigungen festgenommen. Er wurde u. a. verurteilt, weil er nach dem Krieg die Justiz zu kritisieren wagte. Dieser Punkt der Anklage war zweifelhaft.

Haette es die linksgerichtete ”Oswaldbande” nicht gegeben, haette es landesweit waehrend des Krieges nicht so viele Sabotageaktionen gegeben. Trotzdem sieht man, dass versucht wurde,die Existenz der Gruppe zum grossen Teil zu verschweigen. Als die Dokumentation der Gruppe frueher im Jahr von NRK (Anm: staatlicher Rundfunk- und TV Sender) gesendet wurde, war es bemerkenswert, dass die Leute des Hjemmefrontmuseums sich weigerten, Stellung dazu zu nehmen, auch wenn sie das Material fuer die Sendung zur Verfuegung gestellt hatten.

Es wuerde naheliegen, dem Hjemmefrontmuseeum zu unterstellen, fuer die Exilregierung in London und fuer Gunnar Sønsteby zu arbeiten.

Am 11. Mai dieses Jahres besuchte ich das Hjemmefrontmuseum in der Akershus Festung. Ich raeume ein, dass ich mit boesen Ahnungen dort hinging. Die boesen Ahnungen wurden bestaetigt von dem, was ich sah. Da meine Zeit begrenzt war, beschloss ich, mich auf die Judenverfolgung und die Art und Weise, wie sie vom Museum dargestellt wurde, zu konzentrieren.

Ich las in der Ausstellung, dass “norwegische Juden von Deutschen unter Zuhilfenahme von norwegischen Nazisten die Juden arrestierten und deportierten”. Das stimmt selbstverstaendlich.
Aber im Sinne der Anstaendigheit: das ist nur ein Teil der traurigen Wahrheit! Nicht ein Wort darueber, dass norwegische Behoerden (Administration) bei dem groebsten Verbrechen in der Geschichte Norwegens beteiligt waren. Der Polizeichef in Oslo wurde schon im Mai 1940 gebeten, den Deutschen eine Uebersicht ueber Radios in juedischen Haushalten zu verschaffen. Ohne seine Auftraggeber zu enttaeuschen und ohne Versuch, den Auftrag zu sabotieren, brauchte er nur ein paar Stunden, eine komplette Liste abzuliefern, die auf der Lizensierung von NRK (Anm.: Vergleichbar mit GEZ) basiert war. Kurze Zeit spaeter rueckte die norwegische Polizei ohne rechtliche Grundlage aus, um in den aufgelisteten Haushalten saemtliche respektive Radios zu konfiszieren.
Ich fand auch nichts davon, dass die norwegische Polizei sich dazu benutzen liess, die Juden zu arrestieren und die Armen anschliessend dem deutschen Mordapparat zu uebergeben. Es muss aber gesagt werden, das es viele gute norwegische Polizisten gab. Die wussten, was sie zu tun hatten, und versuchten die Opfer zu warnen und informieren.

Vorsichtshalber schickte ich noch eine andere Person ins Museum fuer den Fall, dass ich was uebersehen haette. Die andere Person bestaetigte meine Beobachtungen.

Da ich die Darstellung der Judenverfolgung des Hjemmefrontmuseeums mangelhaft fand, schrieb ich eine kurze e-mail an den Direktor des Museeums, in der ich ihn auf die Gegebenheiten aufmerksam machte. Zu meiner Ueberraschung bekam ich folgende Antwort: Er bedaure, dass ich mit der Ausstellung nicht zufrieden war. Aber um zu verstehen, was damals geschah, schickte er mir ein Buch ueber Judenverfolgung in Norwegen, ein Buch, von dem er behauptete, beinhaltete die beste Beschreibung der Ereignisse.
Der Direktor konnte aber nicht wissen, dass ich das Buch schon in meiner Sammlung hatte. Er wusste auch nicht, selbst wenn er es vielleicht gewusst haben sollte, dass ich sehr gut Bescheid wusste ueber eine der vielen Geschichten, die im Buch erzaehlt wurden. Und das ironische daran ist, dass ich in den paar Seiten, deren Geschichte mir gut bekannt ist, relativ grobe grundlegende Fehler fand. Es wird u. a. behauptet, dass der Jude Sigurd Becker arrestiert wurde, und aufgrund seines jungen Alters wieder freigelassen wurde. Sigurd ist ein guter Bekannter von mir. Als ich das Buch vor ein paar Jahren las, war es nur eine Kleinigkeit, herauszufinden, dass er nicht arrestiert wurden. Es waere fuer den Verfasser des Buches genauso einfach gewesen, das herauszufinden, als er das Buch schrieb.
Das groteskeste waehrend der ganzen Judenverfolgung geschah in Skien. Einige aus der Widerstandsbewegung haben bei der Rettung von 4 Juden aus Skien beigetragen, einer Mutter mit 3 Kindern von 11 – 18 Jahren. Als sich die Helfer sich an die Leitung von Milorg wandten, bekamen sie zur Antwort: ”Setzt sie auf die Strasse, ueberlasst sie den Deutschen.” Die Rettungsaktion sollte innsgesamt ca. 2 Monate dauern. Die ganze Zeit war die Leitung von Milorg unbeugsam. Die Sache wurde auf mirakuloese und sehr dramatische Art geloest. Den meisten von denen, die sich erst engagiert hatten, war die Sache nun gleichgueltig. Zu allem Ueberfluss wurde gleichzeitig das Vermoegen der Familie gestohlen – von der damaligen regionalen Milorg. Erst zu Beginn der 80er Jahre uebernahm der norwegische Staat eine gewisse Verantwortung und bezahlte eine symbolische Erstattung an die Familie. Diese grauenvole und schockierende Geschichte wurde entsprechend erwaehnt in der posthumen Ausgabe des Buches meines Vaters, Kjell Staal Eggen, ”Skammen” (Anm.: Scham) von 2008. Die Geschichte wurde auch in einem Kapittel von Jahn Otto Johansens Ausgabe ”Det hendte også her” (Anm.: Es geschah auch hier) von 1985. Das Kapittel heisst ”Historien om et rentefritt lån” (Anm: Die Geschichte eines zinsfreien Kredites.)

Der Verfasser meines Buchgeschenks des Hjemmefrontmuseums bat 1976 meinen Vater, den Kontakt zu der juedischen Wittwe Signe Becker herzustellen, um die schreckliche Geschichte aus Skien zu bestaetigen. Die Informationen wurden sofort gegeben. Das verwunderliche und unverstaendliche ist, dass Frau Becker erzaehlte, dass sie nie von diesem Verfasser gehoert haette, trotz dass sie 1976 noch acht Jahre zu leben hatte.
In einer kurzen, konkreten Antwort erzaehlte ich dem Direktor des Hjemmefrontmuseums von meinen Beobachtungen, die ich aufgrund des Buches, das er mir geschickt hatte, gemacht hatte. Ich forderte ihn auf, die aktuellen Seiten in dem Buch nachzuschlagen und Sigurd Becker anzurufen, um meine Beobachtungen zu bestaetigen. Ich gab ihm sogar Sigurds Telefonnummer, um ihm die Sache zu vereinfachen.
Die Antwort war Schweigen. Schweigen ueber Tage, bis ich den Direktor an meine Aufforderung erinnerte. Da kam eine Antwort, die man einer Person, die lesen kann, eigentlich nicht zutrauen wuerde: Er schaffte es nicht, herauszulesen, dass ich ihn aufgefordert hatte, einen Zeitzeugen zu kontaktieren.

Ich machte noch einen Vorstoss, aber auch der wurde totgeschwiegen. Mein Freund Sigurd kann heute, mehr als 4 Monate spaeter, erzaehlen, dass er immer noch keinen Ton vom Hjemmefrontmuseum gehoert hat. Und ich vermute, dass die Ausstellung immer noch die gleiche zensurierte Aufmachung von der Judenverfolgung in Norwegen im Herbst 1942 zeigt.
Ich kann nur vermuten, dass das Hjemmefrontmuseum, das beauftragt wurde, unserere Okupationsgeschichte zu verwalten, etwas macht, das boese gesagt an eine Historiefokusierung und -verdrehung erinnert, das man seit der Nachkriegszeit immer noch betreibt. Mein Vater, der mehr als 10 Jahre Vorsitzender der Telemark Krigsinvalideforening (Anm.: Kriegsinvalidenvereinigung) war, kuendigte den Posten im April 1982 mit folgender schriftlicher Begruendung: Mit einem Verband, der bewusst die Zensur und Histriefokusierung unterstuetzt, will ich nichts zu tun haben. Der Hintergrund dafuer war, dass ihm als fuehrendes Mitglied des Kriegsinvalidenverbundes daran gehindert wurde, einen Artikel ueber seine duesteren Erfahrungen waehrend der Judenverfolgung zu schreiben. Sowohl der Verband als auch andere maechtige Eliten versuchten meinen Vater zum Schweigen zu bringen. Spaeter, als er eine lange Serie mit Zeitungsartikeln in der norwegischen Presse, vor allem in ”Varden” veroeffentlichte, schickte der Verbund einen Vertreter zu dem Redaktoer von ”Varden”, mit der Bitte, keine Artikel mehr von meinem Vater anzunehmen. Zum besseren Verstaendnis erwaehne ich, dass der damalige und jetzt verstorbene Redaktoer Bjørn Jacobsen dieser Bitte nicht Folge leistete. Was ich neulich im Hjemmefrontmuseum erlebt habe, erinnert mich auch sehr an eine aehnliche Zensur und Historiefokusierung.

Trym Staal Eggen
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Re: Partisanen im 2. Weltkrieg

Beitragvon Ormen Lange am Sa 20 Nov, 2010 20:10

Fotos vom Hjemefrontmuseum.

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Re: Partisanen im 2. Weltkrieg

Beitragvon Ormen Lange am Sa 20 Nov, 2010 20:20

Teil 2

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