Moutier: Wurde das merowingische Kloster entdeckt?

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Moutier: Wurde das merowingische Kloster entdeckt?

Beitragvon cantarella am Do 11 Sep, 2008 14:50

Auf der Website des Archäologischen Dienstes des Kantons Bern hab ich heute das hier gelesen:

Bei der Werkleitungssanierung in der Altstadt Moutier kamen mittelalterliche Mauern und Mörtelböden zum Vorschein. Diese stammen von einem Gebäude, das vermutlich zu jenem Kloster gehörte, welches in 7. Jahrhundert gegründet wurde.

Weitere Informationen und Bilder auf der Medienmitteilung des Kantons Bern (hab ich der Einfachheit halber gleich mit reinkopiert) -->

Mittelalterliche Überreste in Moutier: Auf den Spuren des Klosters Moutier-Grandval (03.09.2008)

In der Altstadt von Moutier wurden mittelalterliche Überreste von grosser Bedeutung entdeckt. Die Mauerreste und Teile von Böden könnten zur Gebäudegruppe des einstigen Klosters Moutier-Grandval gehört haben. Es wurde im Jahr 640 gegründet und gehört zu den ältesten Klöstern der Schweiz. Bis heute konnte sein Standort nicht genau bestimmt werden. Der Archäologische Dienst des Kantons Bern schliesst nicht aus, dass bald weitere Überreste aus dem 7. Jahrhundert zum Vorschein kommen.

Die historischen Wurzeln von Moutier gehen auf den Beginn des Mittelalters zurück, als um 640 ein Kloster des Heiligen Kolumban gegründet wurde. Die archäologischen Kenntnisse darüber blieben bis heute spärlich. Sie beschränkten sich auf die Untersuchungen des ersten jurassischen Archäologen Auguste Quiquerez. Er erwähnte im 19. Jahrhundert die Entdeckung von Sarkophagen in der alten Kirche Saint-Pierre, die 1873 zerstört wurde. Weiter berichtete er über Gräber, Mörtelböden und Mauern in den Gärten entlang des alten Bachbetts der Birs, östlich der heutigen Rue de la Prévôté.

Aufgrund dieser Beobachtungen links und rechts der Rue Centrale entschied sich der Archäologische Dienst des Kantons Bern, die Erneuerung der Leitungen in der Altstadt von Moutier zu begleiten. Dies mit dem Ziel, die Herkunft und das Alter der von Auguste Quiquerez beschriebenen Überreste genauer zu bestimmen.

Einer der in Moutier entdeckten Böden erstreckte sich über 20 Meter. Er könnte zu einem grossen Raum oder zu einem Gang gehört haben. Zum aktuellen Zeitpunkt der Ausgrabung können die Funde nicht mit absoluter Genauigkeit datiert werden. Der grösste Teil dürfte jedoch aus der Zeit vor dem 13. Jahrhundert stammen (Keramik). Es ist nicht auszuschliessen, dass demnächst Überreste aus dem 7. Jahrhundert zum Vorschein kommen.

Bilder
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Beitragvon troupier suisse am Do 11 Sep, 2008 17:56

Das ist eine Nachricht die mich ganz kribbelig macht. Die Schenkung von Moutier-Grandval 999 ist ein Angelpunkt in der Entwicklung der Bistums Basel, und dessen Geschichte beansprucht mich gerade intensiv. Gegründet worden sei Grandval durch Walbert (auch Waldbert oder Valbert) Abt des Klosters Luxeuil, welches seinerseits eine Gründung des irischen Mönchs Columban sei. Der erste Abt Grandvals sei der nach seinem gewaltsamen Tod (auf Betreiben des dritten elsässische Herzogs Eticho) als Heiliger verehrte Germanus von Grandval gewesen.

Vor wenigen Wochen hatte ich Saint-Barthélémy in Courrendlin (Kanton Jura) für einige Fotos besucht, wo angeblich die Leichen von Germanus und seinem Klosterbibliothekar Randoald in der Nacht nach deren Tod aufgebahrt gewesen seien:

Bild

Wenn nun effektiv die Klosterreste von Grandval gefunden wurden, dann wird das dem zweiten Teil des Aufsatzes über die Geschichte des Bistums Basel einen neuen Aspekt zukommen lassen. Lange galt das Kloster schlicht als verschwunden. Jetzt fehlt mir zum meinem Glück nur noch eine Ausgrabung in der Martinskirche in Basel, von der man zwar vermutet dass sie in merowingische Zeit zurückgehen könnte, aber aufgrund noch fehlender archäologischer Erkenntnisse nichts belegen kann.

Den ersten Teil meines Aufsatzes zur Geschichte des Bistums Basel findet man hier:

http://www.altbasel.ch/dossier/bistum_basel_1.html
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Beitragvon cantarella am Fr 12 Sep, 2008 06:15

@troupier
Wenn die Damen und Herren vom Archäologischen Dienst mehr herausfinden, gebe ich das hier sofort weiter (ich sitze ja quasi an der Quelle... arbeite auch beim Kanton).
Deinen Aufsatz werde ich mir gerne mal durchlesen, mal schauen, ob ich dieses Wochenende dazu komme. :-)
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Beitragvon troupier suisse am Fr 12 Sep, 2008 06:23

Dafür wäre ich Dir sehr verbunden. Vielen Dank für das Angebot. Ich lege den zweiten Teil des Aufsatzes (der sich mit der Epoche bis um das Jahr 1000 befasst) vorerst beiseite, und warte weitere Ergebnisse aus Moutier ab. Im Moment bin ich ohnehin mit der Überarbeitung des biographischen Beitrags zu Haito, Bischof von Basel und Abt von Reichenau, beschäftigt.
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