von troupier suisse am Sa 06 Sep, 2008 08:18
Natürlich hast Du da recht Parabellum. Aber ich würde des Zitat ausweiten und hinzufügen dass Krieg und Politik gleichermassen schlecht sind für die Wahrheit, insbesondere da ein anderer Autor einst meinte, dass das erstere nur die Fortsetzung des letzteren unter Einbeziehung anderer Mittel sei. Und ein anderer Mann ähnlichen Schlages hielt ebenso fest, dass es nie so viel gelogen würde wie vor der Wahl, während des Krieges und nach der Jagd.
Und in diesen Tagen kriegt global man von Falken und Tauben und von Politikern die gewählt werden möchten oder solchen an ihren Ämtern hängen so viel Unwahres in kläglichen Worten serviert, dass mir nach der Eleganz der Feder Imad ad-Din dürstet, auch wenn er, wie alle Chronisten seiner Tage übrigens, es mit vielen nicht so genau nimmt. Aber man muss ihm zugute halten, dass die ausufernde Beschreibung von Mißständen beim Feind (und zweifellos gab es dort dergleichen sündiges Tun) noch nicht als Lüge durchgeht. Gelogen wäre es erst, wenn er behaupten würde dass es auf der eigenen Seite sowas nie gäbe.
Aber die Wissenschaft lehrt uns, dass wir bei Geschriebenem immer darauf achten sollte wer der Schreiber war, um es deuten zu können. Imad ad-Din al-Isfahani (1125-1201) war Sekretär von Saladin ( eigentlich Salah ad-Din Yusuf bin Ayyub), der legendär wurde als würdiger Gegner von Richard Löwenherz. Imad ad-Din verfasste mehrere historische Werke und eine Anthologie der arabischen Dichter des 12. Jahrhunderts. Des Problem bei seinen Texten ist ihr Stil der gleichermassen schöngeistig wie ermündend ist. Imad ad-Din hat massgeblichen Anteil an der Verherrlichung Saladins.
Ich möchte aber noch eine Partie zitieren, in der explizit vom Gegner, den Christen die Rede ist. Natürlich übertreibt er ihre Zahl gnadenlos. Doch er schilderte sie auf interessante und eine für westliches Verständnis exotische Art und Weise:
"Es waren schzigtausend Franken in der Stadt (Jerusalem), bewaffnet mit Schwert und Bogen. Helden des Irrtums mit Lanzen deren biegsame Spitzen zitterten, und alle hatten sich aufgestellt, die Stadt zu verteidigen. Sie forderten zum Kampf heraus und sperrten den Durchgang, feindselig stiegen sie in die Schranken herab, schossen Pfeile und liessen Blut fliessen, griffen heftig an und verteidigten sich, loderten und brannten vor Zorn, regten sich auf und entzündeten sich, verjagten und verteidigten sich, fingen Feuer und verletzten, schrien und spornten an, baten mit hängender Zunge um Hilfe, verschanzten sich und liefen durstig umher, drehten und wendeten sich und litten, heulten und schrien um die Wette, brannten in der Schmach und schleuderten Tod.
Hart kämpften sie und stritten mit letzter Kraft, alles setzten sie ein, wenn sie aufs Kampffeld zogen. Die Trinkschalen der Klingen liessen sie kreisen, um die nach dem Wasser der Seelen dürstenden Klingen zu tränken, liefen umher mit dem Entsetzen, liessen die Becher des Todes kreisen; stürzten sich darauf, die Glieder zu verstümmeln, brannten und glühten, rotteten sich zusammen und hielten hartnäckig aus, schossen Pfeile und baten den Tod, er solle bei ihnen verweilen. Sie sagten: "Jeder von uns kann es mit zwanzig aufnehmen, alle zehn mit hundert. Vor die Auferstehung tritt die Auferstehungskirche; aus Liebe zu ihrer Unversehrtheit werfen wir unsere Unversehrheit hin". Der Kampf dauerte, und Lanzenstich und Schwerthieb kreuzten sich weiter."
Die Welt ist eine Bühne, aber das Stück ist schlecht besetzt. (Oscar Wilde)