Griechenland ungesühnt...?

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Haoland

Beitragvon Napoleon am Sa 26 Nov, 2005 18:28

Lucky Jack hat geschrieben:Aber Diskussionen über solche "heisse Eisen " solte man nicht führen ich weis, wollte eigentlich nur einmal aufzeichnen warum in der heutigen Zeit immer noch so ein Misstrauen auf die Deutsche Sprache in Griechenland zugegen ist,


Das ist aber nicht nur in Griechenland so!
Jeder Erfolg, den man erzielt, schafft uns einen Feind. Man muß mittelmäßig sein, wenn man beliebt sein will.
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Napoleon
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Beitragvon 14-18 am Sa 26 Nov, 2005 22:37

Hallo Lucky Jack,
muss mich jetzt auch noch einmischen:
Habe hier das Soldbuch + Feldpost eines WH-Soldaten rumliegen, der laut Dienststempeln beim "Oberkommando Saloniki-Agäis" stationiert war. Ist nicht witzig, was von dort alles an Informationen eines Veteranen rüberkam. Er empfand es höflich ausgedrückt nicht als erbaulich, aus dem Hinterhalt von nicht als Kombattanten erkennbaren Leuten beschossen zu werden und "live" anhören zu dürfen, wie verwundete Kameraden nicht starben, sondern hinter einer Deckung mittels kleiner Feuerchen gestorben wurden. Das reichte mir für mehrere Tage.
Soll aber keine Ausrede dafür sein, hinterher Zivilisten zu ermorden. Auch die GI´s waren nicht emotionslos, als z.B. in der Normandie sich ergebende WH-Soldaten einer amerikanischen Form der Endlösung des Problems zugeführt worden sind.

Mein Grossvater war übrigens drüben (Granville, 715 Inf.-D. (Besatzungsdivision mit "alten" Leuten = Familienvätern), damals 41 Jahre alt, vier Kinder daheim), hatte aber das "Glück", rechtzeitig an die Ostfront zu dürfen. Kam nach ein paar Jahren dann auch tatsächlich wieder heim.
Mein anderer Grossvater war als Lokführer unabkömmlich gestellt. Trotzdem wurde ihm zweimal die Lok "unter´m Arsch" weggeschossen, einmal im Rangierbetrieb in Weil, und einmal mit einem zivilen und besetzten Personenzug im Wiesental direkt hinter Lörrach. der Weiler Jabo flog übrigens über die Schweiz an.
Eine Tante wurde von einem heldenhaften (?) US-JaBo auf der Landstrasse hinter Haltingen erwischt, als sie einen Handwagen mit etwas Obst vor sich herschob. Den Kindern reichte es noch in den Deckungsgraben.

Ordonnanz:
Habe Kontakt zu einem ehemaligen Angehörigen der Leibstandarte. Der war nicht ab November ´44 freiwillig dort, sondern verfiel dem Heldenklau, weil er 18 Jahre alt wurde + "tauglich 1" war. Pünktlich am Geburtstag war er dabei, und ohne grosse Ausbildung nach 14 Tagen an der Ostfront, gleich erste Linie. In Ungarn schwer verwundet, aus dem Lazarett von den Amerikanern rechtskräftig in die Heimat entlasssen, hier von den Franzosen nach der Genesung aus dem Zivildasein !!! wieder als Kriegsgefangener eingefangen und zwei Jahre damit beschäftigt, bei Baden-Baden die Wälder abzuholzen.

Es ist richtig, dass zu Kriegsbeginn die Totenkopfverbände sich vor allem aus der Allgemeinen SS rekrutierten. Später aber wurde jeder dorthin kassiert, wie das Ersatzheer Menschen stellen konnte. Gegen Kriegsende waren Versetzungen z.B. von Luftwaffen-Bodentruppen zur SS - auch zu den KZ-Bewachungstruppen - normaler Dienstbetrieb. Freiwillige Meldung war nicht mehr erforderlich.


Aber haben nicht alle kriegsbeteiligten Länder auf irgendeine Art und Weise sich schuldig gemacht? (Auch dies soll nicht der Ansatz einer Entschuldigung für unrechtmässige Handlungen von deutscher Seite sein).

Bei objektiver Betrachtung vollbrachten auch eine Unzahl anderer Länder in diesem und/ oder in anderen Kriegen Tod und Verderben über diejenigen, gegen welche sie Krieg führten. Das trifft nicht nur die "bösen Deutschen" oder die "bösen Roten" hinter´m Zaun, sondern aus heutiger Sicht auch "gute" Westmächte wie zum Beispiel die USA und Frankreich. Gerade die USA waren in -zig Kriegen alles andere als zimperlich. Erfunden haben die KZ die noblen Briten im Burenkrieg (wobei unstrittig ist, dass eine andere Kultur diese Idee ins Perverse steigerte).

Jeder Krieg ist schlecht, egal wer ihn wo auch immer gegen wen auch immer führt. Zur Befreiung von Hussein gehört auch Abo Ghoreib. Bitte nicht vergessen, dass zu den Jubelfahrten im Rahmen der Befreiung durch Belgien auch die zeitgleichen Bombennächte der Zivilbevölkerung im Reich gehören. Vielleicht ist das ein Grund dafür, dass 2.WK.-Re-enactment auch der "Gewinner-Seite" in D nicht unbedingt auf Verständnis stösst.

Besser daran arbeiten, dass solch ein Krieg nie wieder passieren kann.
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Beitragvon 14-18 am Sa 26 Nov, 2005 23:00

Noch was zum Partisanenkrieg:
Dies war das Letzte für jeden, der irgendwie damit in Berührung kam. Eine "Haager Landkriegsordnung" oder eine "Genfer Konvention" interessiert dort keine der beteiligten Seiten.

Wer sich mal den Urlaub absolut mit akuter Schwermut verderben will, dem empfehle ich bei Grenoble einen Ausflug ins durchaus sehenswerte Vercors-Hochland. Dort oben steht bei Vassieux (Nahe Col de Rousset/ Die) ein Mahnmal.

Nach Durchsicht der Bilder war ich ein paar Tage mit mir selbst beschäftigt. Möglichst auf leeren Magen geniessen, Appetit kommt erst nach Stunden wieder.

Und immer dran denken: So ging es von beiden Seiten aus zu.
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Beitragvon Ordonnanz am Sa 26 Nov, 2005 23:49

@14-18

Ich hab doch gar nix über die Leibstandarte AH geschreiben :-s

Auf jeden Fall ist es so, dass die grosse Mehrheit der WH Soldaten keine Verbrecher waren, sondern für ihr Land (und leider auch für AH) gekämpft haben (mussten). Wenn Zivilisten die Soldaten Feige angreifen finde ich das auch nicht richtig, aber wenn während des 2. WK die Deutschen in die CH eingefallen wären hätte ich dies als Zivilist wahrscheinlich um der Heimat willen auch gemacht.

Gruss

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Re: Haoland

Beitragvon Hagelhans am So 27 Nov, 2005 00:16

Napoleon hat geschrieben:
Lucky Jack hat geschrieben:Aber Diskussionen über solche "heisse Eisen " solte man nicht führen ich weis, wollte eigentlich nur einmal aufzeichnen warum in der heutigen Zeit immer noch so ein Misstrauen auf die Deutsche Sprache in Griechenland zugegen ist,


Das ist aber nicht nur in Griechenland so!



Und das ist widerum nicht nur mit Deutschen so.
In Aegypten lieben sie Deutsche und misstrauen den Briten und wie man in Vietnam über US-Amerikaner denkt ist brauche ich wohl nicht zu werläutern.
Der Standpunkt entscheidet über die Betrachtung.

Ich mache auch desshalb Re-enactment, weil ich die Geschichte aus dem Stanpunkt der betreffenden Epoche heraus betrachten will.
Gedanklich versuche ich mich oft auch in dei Betrachtungsweise anderer Völker hinein zu versetzen um deren tun und handeln zu verstehen.

Es gierbt kein Gut und Böse in der Geschichte. Einzig die Betrachtungsweise entscheidet darüber.
Wir können jetzt abwägen und uns ein eigenes Bild machen. Aber sollen/dürfen wir urteilen?
Es ist schliesslich nicht ausgeschlossen, dass eine spätere Generation irgend einmal ein vernichtendes Urteil über uns fällen wird, da wir aus ihrer Sicht alles falsch gemacht haben.
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Beitragvon 14-18 am So 27 Nov, 2005 12:56

Hallo Ordonnanz,
das Beispiel mit der Leibstandarte sollte nur die Einleitung dazu sein, dass sich ab einem bestimmten Zeitpunkt keiner mehr aussuchen konnte, wo er hinkam. Zum Heer, zur Waffen-SS einschliesslich der Totenkopf-Verbände oder sogar zu den KZ-Bewachern. Gerade dies ist LW-Soldaten häufig passiert, nachdem die Flugzeuge hinüber waren und kein Bodenpersonal mehr beötigt wurde. Hatten diese sich '39 sicher auch nicht vorgestellt.
"Mein Mann" war vor '44 bereits in der HJ. Trotzdem hat er sich nicht mit 17 freiwillig gemeldet (das ging auch). Als er los musste, hörte man bereits den Gefechtslärm vom Colmarer Brückenkopf. Noch ein paar Wochen später war in Baden der Krieg vorbei, während er noch in Ungarn rumzappeln durfte.
Meine damit, dass er kein "Überzeugungstäter" war.

Wie Hagelhans geschrieben hat, wäre wohl auch in der Schweiz wie in den meisten besetzten Ländern mit einer Widerstandsbewegung zu rechnen gewesen.
Und Untergrundkrieg ist das Schlimmste, da ein Kombattant dort nicht als solcher zu erkennen ist.
Und jede Seite ist der Meinung, im Recht zu sein, und leitet daraus die Legitimation ab, alles vermeintlich "zweckdienliche" anzurichten.
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Beitragvon 14-18 am So 27 Nov, 2005 13:00

Ansonsten finde ich aus meiner Sicht den Beitrag von Hagelhans sehr treffend und schliesse mich diesem an.

Und auch den Alliierten bin ich für den Kriegsausgang dankbar, da ich aus heutiger Sicht keine Lust hätte, jetzt als Wehrbauer hinter dem Ural zu sitzen.
Aber wenn ich gar nichts anderes kennengelernt hätte, wäre wohl auch meine heutige Sicht anders ... ?
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Beitragvon Stretcher Bearer am Fr 23 Dez, 2005 21:20

Ordonnanz hat geschrieben:@14-18

Ich hab doch gar nix über die Leibstandarte AH geschreiben :-s

Auf jeden Fall ist es so, dass die grosse Mehrheit der WH Soldaten keine Verbrecher waren, sondern für ihr Land (und leider auch für AH) gekämpft haben (mussten). Wenn Zivilisten die Soldaten Feige angreifen finde ich das auch nicht richtig, aber wenn während des 2. WK die Deutschen in die CH eingefallen wären hätte ich dies als Zivilist wahrscheinlich um der Heimat willen auch gemacht.

Gruss

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Hallo Ordonanz,
zum ersten ich kenne reichlich Veteran der Deutschen Armee aus allen Waffengattungen und kann dir eins mit Sicherheit sagen die wenigsten haben für Herrn Schickelgruber und die Arische Rasse gekämpft, schon gar nicht mehr ab 1943. Weiterhin solltest du unterscheiden es gab innerhalb der SS diverse Regimenter. Elite hört sich zwar toll an und das waren die LAH auch bis etwa 1944 dort wurden linientreue aufgenommen aber es gab auch genug Regimenter die 1944 durch die Göringspende oder Angehöriger fremder Nationen aufgefüllt wurden. Und auch manch Soldat der Freiwillig zur SS gegangen ist hat das bereut. Ich habe selber den Fall in meiner Familie wo mein Onkel sich 1936 freiwillig in die SS-VT T Division gemeldet hat. Dann nahm er am Krieg teil, wurde mehrfach befördert und für Tapferkeit ausgezeichnet, und nach dem er an sogenanten "Säuberungen"(Erschießung von Zivilisten) teilnehmen mußte hat er Selbstmord begangen. Im schreiben an die Familie stand jedoch heldento für F-V-V. Auch konntest dir passieren das du zur SS zwangsrekrutiert wurdest. Natürlich wurden von der SS grausame verbrechen begangen und die sollten auch nicht vergessen werden, nur sollte man die SS an sich differenzieren es gab neben der W-SS die VT den SD Das RSH die SIPO etc die gehörten alle zur sogenanten SS, jedoch empfinden angehörige der w-ss es als Strafe mit angehörigen von anderen nicht kämpfenden SS teilen auf eine Stufe gestellt werden. Ich kann dir auch versichern das in den Veteranen Vereinen der W-SS keine Lager-wachen oder andere Truppen der SS sind außer wirklich die Männer die mit der Waffe in der Hand an der Front gekämpft haben!

14-18 hat geschrieben:Ansonsten finde ich aus meiner Sicht den Beitrag von Hagelhans sehr treffend und schliesse mich diesem an.

Und auch den Alliierten bin ich für den Kriegsausgang dankbar, da ich aus heutiger Sicht keine Lust hätte, jetzt als Wehrbauer hinter dem Ural zu sitzen.
Aber wenn ich gar nichts anderes kennengelernt hätte, wäre wohl auch meine heutige Sicht anders ... ?



Dem kann ich nichts mehr hinzu fügen und das ist auch 100% meiner Meinung!
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Beitragvon Ordonnanz am Fr 23 Dez, 2005 22:04

@Stretcher Bearer

Für was die Aufregung? :-s

Ich hab doch gar nichts geschrieben, was nicht deiner Meinung entspricht. Ich selbst habe auch teilweise deutsche Vorfahren und weiss genug gut, dass viele Deutsche nicht für AH und die Nazis gekämpft haben. Ausserdem kenne ich den Unterschied zwischen W-SS und der Allgemeinen SS.
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Beitragvon Stretcher Bearer am Fr 23 Dez, 2005 22:14

Ordonnanz hat geschrieben:@Stretcher Bearer

Für was die Aufregung? :-s

Ich hab doch gar nichts geschrieben, was nicht deiner Meinung entspricht. Ich selbst habe auch teilweise deutsche Vorfahren und weiss genug gut, dass viele Deutsche nicht für AH und die Nazis gekämpft haben. Ausserdem kenne ich den Unterschied zwischen W-SS und der Allgemeinen SS.


welche aufregung ich rege mich nur selten auf, und schon garnicht wegen sowas! Dachte du bist Schweitzer!
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