Troja oder wie Geschichte verfälscht wird.

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Troja oder wie Geschichte verfälscht wird.

Beitragvon gijoe am So 08 Jun, 2008 06:55

Sicher hat manch einer von euch den Film Troja gesehen. Ein gewaltiges Schlachtenepos mit grossartigen Bildern. Aber ist es auch Geschichte ?
Zuerst stellt sich die Frage ob es diesen Krieg überhaupt gab ? Wenn ja, dann hat er mindestens 1000 v Chr , vermutlich noch in der Bronzezeit , stattgefunden. Die Geschichtsverfälschung beginnt schon früh ! Die Darstellungen auf Vasen Reliefen.... aus der Blütezeit der griechischen Kultur zeigen die Helden in Equipment um das 5 Jh. v. Ch.
Hollywood hat dies aufgegriffen und Troja selbst als gewaltige Metropole mir bombastischen Bauten dargestellt.
Die Realität wäre kaum Publikumswirksam. Einfach ausgerüstete Bronzezeitkrieger die gegen einen besiedelten Hügel anstürmen....
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Beitragvon Hagelhans am So 08 Jun, 2008 08:58

Bei der sage um Troia handelt es sich um eine Geschichte aus mystischer Zeit in der die Götter noch direkt in die Geschicke der Menschheit eingriffen.
Für mich ist der Inhalt an Aphorismen wesentlich wichtiger als die Ausstattung und der kommt bei diesem Film leider auch schlecht weg.

Aber es ist Hollywood. Wass solls. Nennt mir doch mal eine auch ur halbwegs gute Film aus dieser Kücher der vor 1775 spielt.
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Beitragvon gijoe am So 08 Jun, 2008 09:29

Ich denke man hat bewusst das mystische ausgeblendet und versucht der Geschichte einen realen Touch zu geben. Das ist nicht immer einfach bei Geschichten der griechischen Mythologie. Verfilmt man so was 1:1 kommt ein Phantasie Film heraus der nur ein spezielles Publikum anspricht.
Versucht man nüchtern eine Bronzezeitliches Ereigniss nachzustellen bekommt man einen langweiligen Dokumentarfilm.

So ist der gewählte Weg vielleicht der Beste, die Krieger sehen doch ganz Schmuck aus :smt002
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Beitragvon troupier suisse am So 08 Jun, 2008 11:31

Der reale Touch ist ein beliebtes Element um einer Fiktion einen Mantel von Glaubhaftigkeit zu geben. Mit dieser Rezeptur hatte Saving Private Ryan grossen Erfolg. Die Intropassage am Strand ist Filmgeschichte, aber der Rest des Werks ist Hollywood pur - von der erfundenen Rettungsaktion bis hin zur stereotypen Darstellung des deutschen Gegners, der an Intellekt, Gewandtheit und Entschlossenheit durchwegs den amerikanischen "Helden" unterlegen ist und sich durch unrealistisch kurzgeschorene Schädel von den "Guten Jungs" bis auf die Haut unterscheidet.

Auch das Beimischen realistischer Elemente kann nicht ungeschehen machen, dass der Film ein patriotisches Machwerk ist - ein Vehikel zum Transport einer Legende. Die realistischen Zutaten machen sich um so gefährlicher aus, da unbedarfte Geister ohne grosse Detailkenntnis die ganz Story gerade wegen der realitätsnahen Elemente um so eher als bare Münze nehmen und bereit sind alles darin als historische Realität zu akzeptieren.
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Beitragvon gijoe am So 08 Jun, 2008 12:36

Ich habe da noch einen Link gefunden wie Soldaten in einem allfälligen Krieg Mykener-Hethiter nach wissenschaftlichen Erkenntnissen ausgesehen haben müssen......... Ueberraschend schwer und plump
http://www.salimbeti.com/micenei/index.htm
Zugegeben Brat Pit sieht in der Rüstung des klassischen Griechenlands besser aus...
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Beitragvon Parabellum am So 08 Jun, 2008 12:53

Die Bilder sind an sich interessant und unterscheiden sich stark von dem was wir von den späteren hellenistischen Darstellungen kennen. Allerdings scheint mir der Hersteller der Bilder (ich sage absichtlich nicht Künstler) nicht sonderlich begabt zu sein und nicht über die Fähigkeiten zu verfügen, den Darstellungen von der körperlichen Seite her den gewünschten Ausdruck zu geben. Die Krieger vor Troja mögen wohl nicht so elegant gewesen sein, wie wir die Helden auf den klassischen Keramiken im 5. bis 3. Jahrhundert vor Chr. gewohnt sind, aber so krumme, dicke Beine haben sie wahrscheinlich auch nicht gehabt........

Jedemfalls hat das was sich die Amis heute vorstellen mit der Realität sicher nichts zu tun hat, darüber sind wir uns alle einig.
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Beitragvon Seegras am Mo 09 Jun, 2008 07:00

Ich habe den vor längerer Zeit mal angeschaut, das hier habe ich in http://seegras.discordia.ch/Blog/?p=17 dazu aufgeschrieben:

Troja

Spielt 1200 BC und behauptet von sich “historisch” zu sein, was man vermutlich daran merkt dass die Götter nicht in Person auftreten. Ansonsten herrscht ein bunter Salat an Fantasy-Rüstungen und Helmen die eventuell ebenfalls Fantasy sind, und wenn nicht, dann 700 Jahre daneben. Überhaupt haben wieder alle zuviel Rüstungen und Helme für diese Zeit. Dito die Kleidung und der Schmuck, da ist nix griechisches dran, das ist Fantasy. Die Schiffe sind ebenfalls 500 BC und 700 Jahre daneben. Das einzig “historische” sind offenbar die griechischen sanduhrförmigen Schilde und eventuell die Speere dazu.
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Beitragvon Si-dam-Tanu am Mo 09 Jun, 2008 11:10

Vorallem war Troja zu dieser Zeit ein wichtiger umschlagplatz für viele Güter, dank seiner Günstigen Lage. Und für viele potenzielle Feinde mit sicherheit ein Atraktives Ziel. Man Vermutet, das die "schlacht von Troja" nur eine Geschichte von vielen Schlachten war, die um diese Stadt ausgefochten wurden.

Man fand und findet immer noch in und vorallem in der umgebung trojas überreste von Waffen, ausrüstung und gebrauchsgegenstände von vielen verschiedenen Kulturen, was darauf hindeutet, dass die Griechen kaum die einzigen waren!

Man Glaubte lange, dass Troja eher zum Griechischen Kulturkreis gehörte, was aber nicht stimmen muss. Ich glaube vielmehr, das diese Stadt an
eine Persische kultur angeschlossen wahr.
"und pvt. sagen sie mir nie wieder, das ich recht habe. Wir gehen davon aus!"
Zitat aus 'the thin red line'
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Beitragvon Hagelhans am Mo 09 Jun, 2008 12:30

Schliemans Grabung ist eher mit dem umpflügen eies Ackers zu vergleichen als mit einer Grabung. Ausserdem hatt er eigentlich nichts gefunden dass stichhaltig auf Troja hinweist. Die seltsamen Umstände wie der Goldschatz gefunden wurden und seine "Einmaligkeit" ( Immer gut bei Fälschungen wen man kein Vergleichsstück kennt) können mich icht wirklich überzeugen. Auch wen das gross der Fachwelt daran glaubt oder dies zumindest vorgibt um keinen Jarhundertfehler zugeben zu müssen.
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