US Marine Corps in Frankreich 1917-1918

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US Marine Corps in Frankreich 1917-1918

Beitragvon Major Kusanagi am Sa 19 Nov, 2005 10:57

Eine vor Jahren aufgeworfene Diskussion in meinem eigenen Umfeld hatte die Behauptung zum Gegenstand dass US Marines nie in Europa im Einsatz waren. Wohl ging es dabei um den 2.Weltkrieg, wobei der 1.Weltkrieg gar nicht erst in Betracht gezogen wurde und stattdessen der Superlativ "nie" fest betoniert im Raum stand. Vielleicht ist das Thema es auch für weitere Kreise von Interesse, weshalb ich meine Anmerkungen zu diesem Thema hier öffentlich mache.

In der Folge des Kriegseintritts der Vereinigten Staaten 1917 kamen mit der American Expeditionary Force (AEF) auch Truppen des Marine Corps nach Frankreich um an der Seite der Alliierten gegen die Deutschen zu kämpfen. Mit der 2nd Infantry Division stand die 4th Marine Brigade in Europa. Die Brigade bestand aus dem 5th und 6th Marine Regiment, die beide speziell für den Einsatz in Frankreich zusammengestellt wurden, wobei das Kader des letzteren grossteils aus altgedienten Marines bestand.

Der 4th Brigade gehörte ferner das 6th Machine Gun Battalion an, welches aus vier Kompanien bestand die bataillonsintern von A bis D durchbezeichnet waren. Diese Kompanien trugen jedoch innerhalb des Marine Corps eigenen Nummern und zwar 15, 23, 77 und 81. Die Regimenter waren in je drei Bataillone zu vier Kompanien gegliedert. Die Buchstabierung der Kompanien erfolgte durch das ganze Regiment hindurch und zwar von A bis M. Parallel dazu bestand die Korpsnummerierung.

Das 1st Battailon des 5th Marine Regiments bestand folglich aus den Kompanien A bis D welche die Marine-Nummern 17, 49, 66 und 67 trugen. Das 2nd Battalion aus den Kompanien E bis H mit den Nummern 18, 43, 51 und 55. Das 3rd Battalion aus den Kompanien I bis M mit den Nummern 16, 20, 45 und 47. Dazu kamen die 8th Machine gun company, die supply company und die HQ company. Analog dazu war das 6th Marine Regiment mit ebenfalls drei Bataillonen gegliedert.

Das 1st Battalion des 6th Marine Regiment setzte sich zusammen aus den Kompanien A bis D welche die Nummern 74, 75, 76 und 95 trugen. Das 2nd Battalion vereinigte die Kompanien E bis H mit den Nummern 78, 79, 80 und 96. Im 3rd Battalion fanden sich schliesslich die Kompanien I bis M mit den Nummern 82, 83, 84 und 97. Ferner die 73rd Machine gun company, die supply company und die HQ company. Der Ankunft der 4th Marine Brigade im Juli 1917 folgte 1918 die 5th Marine Brigade.

Die 5th Brigade setzte sich aus dem 11th und dem 13th Marine Regiment (ersteres im Januar 1918 als leichtes Artillerie-Regiment in Quantico formiert) zusammen. Die 4th Marine Brigade stand unter dem Befehl von Major General John Archer Lejeune, der im Juli 1918 von General Pershing das Kommando über die 2nd Division der American Expditionary Force übertragen bekam. Mit der Ankunft der 5th Marine Brigade in Frankreich beantragte Lejeune die Formierung einer reinen Marine-Division.

Diese sollte aus den in Frankreich stehenden Truppen des Korps bestehen. Pershing wies das Ansinnen zurück. Die Marines waren noch nicht in der Lage eine eigene kampfstarke Division zu stellen. Die 5th Brigade stand in der Folge bis Kriegsende als Versorgungs- und Unterstützungseinheit im Feld. Die Truppen der 4th Brigade wurden für ihre Kampfeinsätze in Frankreich 1918 (Wald von Belleau Juni, Sossions Juli oder in den Argonnen im September) wiederholt dekoriert.

Mehrfach wurde das französische Croix de Guerre kollektiv an Einheiten der Marines vergeben. Das Handwerk des Grabenkriegs lernten die Ledernacken bei den fronterprobten Alliierten. Das 5th Marine Regiment wurde etwa von den französischen Chasseurs Alpins in Gondrecourt ausgebildet. Auch Waffen und Ausrüstung erhielten die Marines von den Franzosen. Während der ersten Zeit in Frankreich trugen die Soldaten des Marine Corps etwa den französische Stahlhelm 1915 Modell Adrian.

Im Frühjahr 1918 wurde der französische Helm bei den Marines durch den britischen MkI Brodie Helm und den aus ihm hervorgegangenen leicht veränderten amerikanischen M1917 Stahlhelm ersetzt. Ebenfalls aus französischen Beständen stammte die M2 Gasmaske welche die Marines trugen bis sie durch den britischen Small box respirator ersetzt wurde (wobei die M2 danach als Reserve behalten wurde). Ab Mitte 1918 kam dann eine amerikanische Version der britischen Gasmaske auf.

Die erfahrenen französischen Soldaten welche die Marines in die Geheimnisse des Grabenkrieges einweihten, waren beindruckt über die gründliche Schiessausbildung des US Marine Corps, welches einen hohen Anteil an exzellenten Schützen hervorbrachte. Allerdings betrachteten die alten Frontkämpfer allzuweit verbreitete Scharfschützenqualitäten als überflüssige Finesse auf dem modernen Schlachtfeld. Dennoch war den Marines dieses Können oft hilfreich in diesem Krieg.

Eine französische Entwicklung war auch das Maschinengewehr M1915 Typ Chauchat welches die Marines anstelle ihres angestammten leichten Maschinengewehrs Typ Lewis erhielten als sie nach Frankreich kamen. Damit mussten sie eine gute Waffe gegen eine eintauschen die wegen ihrer Funktionsschwächen und Ladehemmungen den zweifelhaften Ruf bekam das schlechteste Maschinengewehr der Welt zu sein. Die französische 8mm Patrone war der Grund für das bizarre Bananenmagazin.

Im AEF war das Chauchat phonetisch als "Sho-Sho" bekannt. Bei den Marines zirkulierte das Gerücht, dass das verdammte Ding aus alten Sadinenbüchsen hergestellt würde. Als schwere Automatenwaffe bekam das Korps das französische Hotchkiss MG M1914. Die Marines waren stolz auf die eigene Idendität. Dies manifestierte sich auch in der Uniform mit der das Korps ins Feld zog. Die P1912/17 Marine Uniform war nicht aus dem erdbraunen Stoff der Army gefertigt, sondern in einem speziellen Grünton gehalten.

Unglücklicherweise war dieses "forest green" der Marines dem deutschen Feldgrau ähnlich, und ausserdem missfiel General Pershing der Umstand dass innerhalb der Feldtruppen des AEF zwei verschiedene Uniformen die Logistik belasteten. Im Sommer 1918 wurden daher anstelle der grünlichen Marine-Uniformen die khakifarbenen Uniformen der Army an Lejeunes Ledernacken ausgegeben. Die Marines hassten die Uniform von Herzen, denn sie nahm ihnen einen Teil ihrer Idendität.

Der Gedanken einem gemeinen Soldaten der Army auch nur optisch ähnlich zu sein widerstrebte einem richtigen Marine zutiefst, aber man musste sich für die Zeit des Krieges daran gewöhnen. Schliesslich dienten sie unter dem selben Abzeichen wie jene Truppen innerhalb der 2nd Infantry Division die nicht dem Marine Corps angehörten. Im April 1918 erschien erstmals der berühmte Indianerkopf (Indian head) als Divisionssymbol für die Fahrzeuge des Grossverbands.

Im August 1918 gestattete der Kommandant der Division die Schaffung eines textilen Abzeichens in Form des Indianerkopfes auf einem weissen Stern. Der Hintergrund konnte je nach Zugehörigkeit wechseln. Die Stabseinheiten der drei Bataillone der Marine Regimenter trugen den Stern auf variablem Hintergrund in Farben wie Schwarz, Rot Gelb oder Blau. General Lejeune trug als Divisionskommandant den Stern auf einem schwarzen Schild als Hintergrund, wie man das Abzeichen im 2. Weltkrieg noch sah.

Es gab viele improvisierte Versionen des Abzeichens welches auf der linken Schulter zu tragen war. Allerdings sah man es kaum auf Felduniformen im Fronteinsatz sondern eher in den Stäben weit hinten, wie die Patches des übrigen AEF auch. Im grossen Stil erschienen diese Schulterabzeichen erst 1919, als der Krieg bereits zuende war. Schon während des Krieges tauchte jedoch bereits der "indian head" (öfter auch "old indian" genannt) aufgemalt auf Stahlhelmen und Gasmaskentaschen auf.
Major Kusanagi



US Marine Corps

Beitragvon Napoleon am So 20 Nov, 2005 06:44

Hallo Major

Also alle Achtung. Ewtas von besten was ich seit langem über das Marine Corps gelesen habe. Da habe ich einiges dazugelernt.
Jeder Erfolg, den man erzielt, schafft uns einen Feind. Man muß mittelmäßig sein, wenn man beliebt sein will.
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Beitragvon 14-18 am Sa 26 Nov, 2005 22:49

Hallo Major,
bei mir liegt so eine "forest-green"-e Hose. Die Farbe ist tatsächlich dem dt. feldgrau sehr ähnlich.

Prima Beitrag!
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