Schweizer in die Wehrmacht

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Schweizer in die Wehrmacht

Beitragvon panzerschreck am Sa 22 Mär, 2008 09:12

1400 Auslandschweizer in Deutschland und schweizerisch-deutsche Doppelbürger treten der SS oder der Wehrmacht bei. 600 weitere Schweizer begeben sich illegal ins Reich Hitlers, weil sie gegen den Kommunismus kämpfen wollen oder weil sie in Deutschland Arbeit suchen.

Andere Quellen differenzieren:
In der Wehrmacht dienten 900 - 1200 Schweizer. (Eidgenossen)
In der WaffenSS ca. 600 - 800 Schweizer.

Dazu kommt ein Kontingent von 250 Ärzten und Krankenschwestern, die dem Ruf vom Roten Kreuz folgten, und in insgesammt 4 Missionen nach Deutschland reisten, um an der Ostfront in Lazaretten zu arbeiten. Gegen ihren Willen wurden sie der Wehrmach und nicht dem Roten Kreuz unterstellt, was zu Reibereien führte.

Zur WaffenSS noch folgendes:
Einer der einflussreichsten Schweizer in Hitlers Nazi-Deutschland, war der Luzerner Hotelierssohn und SS-Obersturmbannführer Franz Riedweg. Er ist Ende Januar 2005 in München 98-jährig gestorben

Nach seiner Heirat mit Sybille von Blomberg, Tochter eines Generalfeldmarschalls, zog er 1938 nach Berlin, trat der Waffen-SS bei und stieg zu einem der einflussreichsten Schweizer in Nazi-Deutschland auf.
Ab 1942 leitete er die von ihm mitgegründete «Germanische Leitstelle», die den Beitritt von europäischen Freiwilligen in die Waffen-SS propagierte und koordinierte. Ende 1947 verurteilte ihn das Schweizerische Bundesstrafgericht zu 16 Jahren Gefängnis. Eine Strafe, die er allerdings nie verbüsste. Bis zu seinem Ableben konnte Riedweg, der bis ins hohe Alter in München als Arzt praktizierte, von seiner Bewunderung für seinen Mentor Heinrich Himmler nicht lassen.

Dazu noch ein Text aus der Sonntagszeitung vom Januar 1999:

Renten für die Waffen-SS

Informationen der Schweizer "Sonntagszeitung" zufolge erhalten Schweizer, die im Zweiten Weltkrieg bei der Waffen-SS mitmachten, heute noch von den deutschne Behörden eine monatliche Rente von 600 bis 900 Franken. Gemäß letzter statistischer Erhebung des Bundesministeriums für Arbeit und Sozialordnung (BRD) von 1989 hätten 16 Schweizer zu diesem Zeitpunkt eine Versorgungsrente erhalten; derzeit sollen es noch zwischen 8 und 10 Schweizer sein. Bei diesen Beziehern handelt es sich um Personen, die im Zweiten Weltkrieg Mitglied der Waffen SS waren oder die Hinterbliebenen eines gefallenen Waffen-SS-Angehörigen sind. Recherchen der "Sonntagszeitung" haben darüber hinaus ergeben, daß rund 600 in der Schweiz lebende Personen in den Genuß einer deutschen Kriegsopferrente kommen. Bei diesem Bezieherkreis handelt es sich um Personen oder Angehörige von Kriegsopfern, die sich nach dem Krieg in der Schweiz angesiedelt haben. Die "Sonntagszeitung" beziffert die Anzahl der freiwilligen Schweizer Waffen-SS-Mitglieder zwischen 800 und 1300. Zugange waren diese in den SS-Divisionen Charlemagne, Wiking und Nordland. Die Wiking-Waffen-SS beging dabei das erste dokumentierte Kriegsverbrechen im Rußlandfeldzug: 1941 ermordeten sie über 600 galizische Juden. Auch der SS-Division Charlemagne wurden schwere Verbrechen an Kriegsgefangenen und an der französischen Zivilbevölkerung nachgewiesen

Sonntagszeitung Januar 1999
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Beitragvon gijoe am Sa 22 Mär, 2008 10:21

Landesverräter !
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Beitragvon dustoff am Sa 22 Mär, 2008 11:02

gijoe hat geschrieben:Landesverräter !


Landesverräter sind auch die 10-15'000 Eidgenossen die auf der Seite der Alliierten kämpften .... aber diese Tatsache wird immer 'vergessen'! :-k
Gruss
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Beitragvon Napoleon am Sa 22 Mär, 2008 11:28

Um das geht es hier ja gar nicht.

Wir hatten auch mal einen der im amerikanischen Sezzesionskrieg gekämpft hat, und nach seiner Rückkehr Bundesrat wurde!!!
Da er jedoch für die "Sklavenbefreiung" gekämpft hatte, wurde er nicht wie andere die auf Seiten des Südens gekämpft hatten, freigesprochen.

Aber zurück zum Thema.

Mich nimmt wunder wieviele überhaupt überlebt haben. Ich habe mal etwas gelesen von 2 Kp. die nach Russland kamen, aber kaum einer zurück.
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Beitragvon dustoff am Sa 22 Mär, 2008 11:49

Sehr schwer zu sagen wieviele überlebt haben ... denn viele sind nach dem Krieg nicht in die Schweiz zurückgekehrt sondern in Deutschland oder anderswo geblieben.
Jedenfalls habe ich keine Zahlen gefunden über die Überlebenden. Egal auf welcher Seite sie gekämpft haben! :-s
Gruss
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Beitragvon Hagelhans am Sa 22 Mär, 2008 11:49

gijoe hat geschrieben:Landesverräter !


Sind wir dankbar, dass wir dies sagen und schreiben dürfen.
Hätte Hitler gewonnen, dürften wir dies so in diesem Zusammenhang nicht sagen.
Hätte Stalin ganz Europa überrannt, würden wir garnichts mehr sagen.
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Beitragvon dustoff am Sa 22 Mär, 2008 11:50

Hagelhans hat geschrieben:
gijoe hat geschrieben:Landesverräter !


Sind wir dankbar, dass wir dies sagen und schreiben dürfen.
Hätte Hitler gewonnen, dürften wir dies so in diesem Zusammenhang nicht sagen.
Hätte Stalin ganz Europa überrannt, würden wir garnichts mehr sagen.


Das hast du wieder mal sehr treffend geschrieben Hagelhans! :smt002
Gruss
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Beitragvon gijoe am Sa 22 Mär, 2008 13:44

Meine Vorfahren haben den Kommunismus an der Urne bekämpft , nicht mit Runen an den Hälsen.
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Beitragvon Hagelhans am Sa 22 Mär, 2008 14:30

Ich Reenacte halt eine Zeit in der die Eidgenosseschaft noch expadierte.
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Beitragvon Parabellum am Sa 22 Mär, 2008 21:31

dustoff hat geschrieben:
gijoe hat geschrieben:Landesverräter !


Landesverräter sind auch die 10-15'000 Eidgenossen die auf der Seite der Alliierten kämpften .... aber diese Tatsache wird immer 'vergessen'! :-k


@Dustoff: Diese Aussage ist falsch und offenbart, dass Du etwas nicht verstanden hast. Geschichte ist nicht einfach wertneutral. Wer für die Nationalsozialisten kämpfte, unterstützte ein Regime, welches bis in sein Innerstes verbrecherische Zielen mit kriminellen Mitteln verfolgte. Wenn dies ein Deutscher tat, so konnte er das mit Überzeugung tun oder unter Zwang. (Da Angehörige der Wehrmacht nicht Parteimitglied sein durften bzw. ihre Parteimitgliedschaft während der Dienstzeit ruhte, war die Armee sogar eine Möglichkeit, sich in die innere Emigration zu begeben.) Aber wer ein neutrales Land veliess um in der SS zu kämpfen musste sich mit den verbrecherischen Zielen und Mitteln des Nationalsozialismus identifizieren und wurde alleine dadurch kriminell. Zudem war das nationalsozialistische Deutschland der Schweiz gegenüber feindlich eingestellt. Dass die Schweiz nicht angegriffen wurde, war nur eine Duldung, welche mit konstanten Drohungen durchsetzt war. Dass die Schweiz spätestens nach dem Endsieg ins Reich einverleibt worden wäre bzw. zwischen Dtl. und Italien aufgeteilt worden wäre, kann nicht angezweifelt werden. Damit war auch immer klar, dass jemand, der in der SS diente auch ein Landesverräter war. (Über die Gründe warum die Schweiz geduldet wurde, brauchen wir hier nicht zu diskutieren - darüber streiten die Historiker seit Jahren und werden nie einig werden.)

Wer aber in einer der allierten Armee diente, hat lediglich gegen den Artikel im Militärstrafgesetz verstossen, war damit rechtlich gesehen kriminell. Aber da die Allierten ausdrücklich die Wiederherstellung der staatlichen Ordnung vor 1938 anstrebten, wurde damit auch der Bestand der Schweiz garantiert und wer dafür kämpfte war ein "Held", der Mitte der Waffe in der Hand auch für das Überleben der Schweiz eintrat - selbst wenn er von der Justiz als kriminell betrachtet wurde.

Das sogar die Militärjustiz dies erkannte, sieht man daraus, dass die Urteile gegen Nazi-Sympathisanten regelmässig deutlich härter ausfielen, als gegen Reisläufer bei den Allierten - bzw. es nur Landesverrat zu Gunsten der Nazis mit dem Tod bestraft wurde.

Zusammengefasst: Wer sich bei der SS meldete wäre auch bereit gewesen, mit Waffengewalt gegen die Schweiz selbst zu kämpfen und schweizer Brüder zu ermorden, wer einer allierten Armee beitrat wollte das mit Garantie nicht.

Damit gar nichts zu tun hat, dass auch von den Allierten im Rahmen der Kriegsführung Handlungen begangen wurden, die als Kriegsverbrechen hätten bezeichnet werden können. Aber diese Handlungen wurden durch Armeen begangen, deren Ziel letztlich die Wiederherstellung von demokratischen und gesetztmässigen Zuständen war. Darin liegt der moralische Unterschied, den man nicht wegdiskutieren kann.

Zum Thema Bolschewismus und Stalin muss halt auch das nochmals gesagt sein: Wenn Hitler mit seinem Angriff nicht den unmittelbaren Vorwand geliefert und sich zuerst sogar noch mit den Sowjets verbündet hätte (um Polen aufzuteilen) - wäre Stalin auch gar nicht der Vorwand geliefert worden, halb Europa zu überrollen.

Was ich persönlich äusserst wohltuend empfinde, dass es anscheinend deutlich mehr Schweizer gab, die in Allierten Armeen dienten, als solche, die sich der SS anschlossen. Allerdings würde mich da die Quelle noch interssieren, die Zahlen waren mir nicht bekannt.
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