Marschmusik mitTaktschritt

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Marschmusik mitTaktschritt

Beitragvon Monty am Mo 01 Okt, 2007 21:13

Auf anfrage stelle ich gerne einen einen neuen Tread auf.
ich schrieb im Quiz das die Eidgenossen die ersten waren die mit Gleischschritt und mit Musik in den Kampf zogen.
Meine ausführung habe ich aus Feldmarschal Montgomerys "Kriegsgeschichte Weltgeschichte der Schlachten und Kriege". Was ünrigens ein sehr Interesantes Buch ist (das ich sicher schon 5 mal gelesesen habe, und immer noch lesenswert ist) und ich jedem entfehlen kann. Obwohl es ein sehr Dicker Schinken ist.
Ich zitiere aus dem Buch Seite 195. "Noch in in der Bewegung gliederten sie sich zum Gefecht, und die schweizerischen Pikenträger waren die ersten Verbände , die im Gleichschritt nach Marschmusik marschierten.
Natürlich müsste man das ganze Kapitel lesen, oder besser gesagt das ganze Buch, was seher gut beschrieben ist.
Die Diskusieon ist hiermit eröffnet!
Gruess Monty
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Beitragvon Hagelhans am Mo 01 Okt, 2007 22:15

Hier irrt sich dein Namensvetter.
Nach dieser Beschreibung einer Schlachtformation muss ich auf das späte 15. oder frühe 16.Jh. schliessen.
Es gibt da einige Gründe die dagegen sprechen.
Erstens schon mal die grundsätzliche Abneigung unserer verehrten Ahnen auch nur überhaubt ein wenig Disziplin an den Tag zu legen.
Zweitens ist es mit den wirklich langen Spiessen fast unmöglich. Die Dinger fibrieren mit jedem Schritt und man muss sie ständig versuchen irgendwie zu bändigen. wen man sich schon konzentrieren muss, dass man einigermaasen eine Linie zu behalten und darauf achten dass sich die Stangen irgendwo auf Höhe 4 Meter nicht verhädern, kann man sich kaum noch auf einen Taktschritt konzentrieren.

Und wer bitte schön hätte den takt angegeben? Zürich? Dan wäre Schwyz sagegen gewesen. Bern? dan hätte die Urkantone hartnäckig darauf hingewiesen dass man weder bei Morgarten noch bei Sempach mit Gleichschritt gesiegt hatte.
Wie ich mittlerweile die Tagsatzungsherren kennengelärnt habe, hätte die Diskusion über eine mögliche einführung eines Taktschrittes bei Gemeineidgenössischen Unternehmen wohl eher zum Bürgerkrieg geführt als zu einer Heeresreform.
Hätte Niedwalden oder Uri die Idee eingebracht, so wäre Bern und Zürich bestimmt einhellig der Meinung gewesen, dass so etwas nur für Bauern, für Bürger einer Stadt bestimmt nicht in Frage kähme.

Wass ich bestimmt weiss ist, dass der alte Dessauer den Gleichschritt in Preussen einführte. Der lebte so in der Wende 17.-18.Jh.
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Beitragvon Traingelo am Di 02 Okt, 2007 05:11

Mich irritiert der Begriff "Marschmusik". Meines Wissens entstanden die Feldmusiken erst später, als Musik waren vor allem Trommeln und Pfeifen vorhanden.
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Beitragvon troupier suisse am Di 02 Okt, 2007 06:33

Disziplin nach modernen Gesichtspunkten war den eidgenössischen Harsten fremd. Nehmen wir das Heer von St.Jakob an der Birs, wo die Reihen der Haufen nicht etwa mit jenen bärtigen mannhaften Mannen gefüllt waren wie sie das St.Jakobsdenkmal des 19.Jh zeigt, sondern mit jungen Männern und Jugendlichen ab 14 Jahren. Sie folgten ausschliesslich Werten und Ehrbegriffen die allen modernen militärischen Überlegungen Hohn spotteten.

Die Hauptleute der kantonalen Kontingente fungierten eher als Aufseher denn als leitende Vorgesetzte. Wie will man überhaupt einen Haufen leiten, der um jeden Preis streit sucht? Nach den beiden siegreich bestittenen Gefechten bei Pratteln und Muttenz gegen die Vorhut von Antoine de Chabannes, Comte de Dammartin, hätten die Eidgenossen sich ihrer Order gemäss klug zurückhalten müssen; die Birs nicht überschreiten und immer den Wald zum Rückzug im Rücken haben.

Aber man wollte nicht als ein Wäschekorb voller Weicheier gelten, der sich nach zwei Siegen wie ein Feigling am Waldrand rumdrückt oder wie ein wasserscheues Reh zaudernd am Birsufer rumlungert. Man wollte den Kampf. Einen Basler Boten der sie vor der Übermacht des feindlichen Heeres warnte brachten sie um weil er sie "wollt zaghafft machen". Sogar die eigenen Hauptleute mussten um ihr Leben früchten wenn sie auf unbeliebte Befehle beharrten.

Der erfolgreiche Einsatz des bei St.Jakob bereits geführten Langspiesses bedarf zwar eines gewissen Masses an Disziplin, denn wenn jeder mit dem Teil rumfuchtelt wie ihm beliebt wird das nichts. Aber im Allgemeinen war das einheitliche Handeln nach vorgegebenen Direktiven der Eidgenossen Sache nicht. Mit der Vermehrung der Langspiesse wurden dann zum Ende des 15.Jh allerdings verfeinerte Formen der zuvor wenig ausgefeilten martialischen Choreographie notwendig.
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Beitragvon schlumpf am Di 02 Okt, 2007 13:56

Vieleicht muss man das Ganze zweiteilen in ein Thema Marschmusik und das Thema Gleichschritt. 8-[

Die römischen Legionen hatten auch Musikistrumente (Cornu, Tuba, und weitere..) dabei. Inwieweit diese als Signal und/oder Taktangabe eingesetzt wurde lasse ich bewusst offen. Auf jeden Fall klappen die Schwenks und Formationen in so engem Pulk nur im Gleichschritt. Und daher ist eine "musikalische" Unterstützung wahrscheinlich. Aber von einer Marschmusik im heutigen Sinne kann man sicher nicht sprechen.

Als "Erfinder" der "modernen" Marschmusik, resp. Militärmusik gelten meines wissens die osmanischen Janitscharen (ab 1350).
Inwieweit diese Osmanische Herrscharen im Gleichschritt operierten, lasse ich auch mal offen. Da ging es wohl eher um moralische Unterstützung und psychologische Effekte beim Gegner. :-({|=
Jedenfalls hatten diese Musik bei den europäern grossen Eindruck gemacht und wurden später kopiert.
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Beitragvon dustoff am Di 02 Okt, 2007 14:39

Gabs nicht irgendwelche Trommler bei jeder Armee ... ich erinnere mich ein Buch gelesen zu haben ... kennt ihr sicher .... der Trommler von Faido! O:)
Gruss
Danielle


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Beitragvon Traingelo am Di 02 Okt, 2007 15:41

Die Trommel ist wohl das älteste Militärinstrument auf dem Kontinent. Nicht nur als Hilfe zum Marschieren war sie willkommen, sondern viel wichtiger noch zum Übermitteln von Signalen, genau wie die Trompeter der Jäger und der berittenen Truppen. Bei der Infanterie in der Schweiz traten die Tambouren bis zum Zweiten Weltkrieg für Tagwache, Zapfenstreich und im Alarmfall in Aktion.
Musik zur Erbauung kam erst, wie Schlumpf schon schrieb, mit den sogen. Türken- oder Janitscharen-Musiken nach Westeuropa. Bis sich die Militärmusik hierzulande etablierten konnte, bedurfte es noch eines langen und steinigen Weges.
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Beitragvon Hagelhans am Di 02 Okt, 2007 17:09

Die in den Chroniken abgebildeten Feldmusiken der Eidgenossen dürften wohl eher Vergnügungs und Tanzmusik gespielt haben. Die Zusammensetzung der Instrumente weicht jedenfalls nicht von den Formationen die bei Festen abgebildet sind ab.
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Beitragvon Seegras am Do 04 Okt, 2007 16:04

Marschmusik im 15/16. Jh. sicher nicht. Genauswenig wie Gleichschritt.

Was es durchaus gibt ist militärische Musik, gespielt mit Trommeln und Pfeifen, wobei man mit "Pfeifen" gleich zwei sehr unterschiedliche Pfeifen meint, nämlich (Quer-)Flöten (aka Schwegel, http://de.wikipedia.org/wiki/Schwegel) und Sackpfeifen.

Und im Takt gehen ist durchaus was anderes als im Gleichschritt zu gehen.
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