Vom EU-Gipfel ist wunderliches zu vernehmen. Dass die Brüder Kaczynski als Spitze Polens die Abneigung gegen den Nachbarn Deutschland zum Instrument ihrer Politik kultiviert haben ist nichts neues. Die Geschichte mit den ungeheuerlichen Verbrechen unter Generalgouverneur Hans Frank während der deutschen Besetzung gibt ihnen dafür auch eine prächtige Vorlage.
Ich finde die Vorgehensweise Polens beim gegenwärtigen Gipfel zwar etwas irritierend aber irgendwie inspirierend. Um in der EU mehr Einfluss zu erhalten (und vor allem um nicht zu weit hinter dem deutschen Nachbarn zurückzustehen), beharren die Brüder Kaczynski darauf dass der Stimmenanteil Polens im EU-Ministerrat nun so berechnet werde als hätte es keinen Zweiten Weltkrieg gegeben.
Nachdem die polnische Forderung nach Anwendung der Quadratwurzel bei der Berechung des Stimmenanteils nicht so recht verfangen hatte (mit diesem Kunstgriff hätte Polen 6 Stimmen gegenüber 8 bzw. 9 Stimmen für Deutschland erlangt), strebt das finanz- und bevölkerungsmässig eher im Mittelfeld der EU rangierende Polen weiterhin zielstrebig nach mehr Einfluss. Kreativ hat man sich etwas neues einfallen lassen - man bemüht die Geschichte.
Hätte Deutschland damals in Polen nicht gewütet wie die Axt im Walde, gäbe es nämlich heute anstelle von 38 Millionen Polen deren 66. Und von diesen 66 Millionen sei auszugehen bei der Berechnung des polnischen Stimmenanteils im Ministerrat. Wenn man tatsächlich die Geschichte derart ausschlachten kann, bin ich auch dafür dass wir nur zurückfordern was man uns genommen hat:
Mühlhausen im Elsass war ab 1515 zugewandter Ort der Eidgenossenschaft, bis die Franzosen es sich 1790/98 unter den Nagel gerissen haben. Daraus lassen sich nach der Polnischen Formel sicher ein paar deftige Forderungen an Frankreich ableiten.