25 Jahre nach dem Falklandkrieg

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25 Jahre nach dem Falklandkrieg

Beitragvon Napoleon am Mi 04 Apr, 2007 16:00

Vor 25 Jahren, am 02.04.1984, begann der bewaffnete Konflikt zwischen Argentinien und Großbritannien um die zum Vereinigten Königreich gehörenden Inseln im Südatlantik. In dem 74 Tage dauernden Falkland-Krieg kamen 266 britische Soldaten ums Leben, auf argentinischer Seite starben etwa 650 Soldaten.

Die Chronologie

2. April 1982: Rund 5000 argentinische Soldaten landen auf den
Falklands und besetzen die Hauptstadt Port Stanley. Nach kurzem Kampf
kapituliert die kleine britische Streitmacht von nur etwa 80 Mann.

3. April: Der UN-Sicherheitsrat fordert den sofortigen Abzug
Argentiniens.

5. April: Premierministerin Margaret Thatcher setzt eine Flotte
von zunächst 36 Kriegsschiffen mit 5000 Mann in Marsch.

8. April: Die USA versuchen bis Ende April politisch zu
vermitteln, scheitern aber wie auch die Vereinten Nationen.

25. April: Die ebenfalls von Argentinien besetzte Inselgruppe Süd-
Georgien wird zurückerobert.

1. Mai: Der erste militärische Schlag gegen die Besatzungstruppen
auf den Falklands ist ein Bombenangriff auf den Flughafen von Port
Stanley. Kleine Spezialeinheiten landen an mehreren Orten.

2. Mai: Der argentinische Kreuzer «General Belgrano» wird
außerhalb einer von London festgesetzten 200-Meilen-Zone versenkt,
323 Besatzungsmitglieder sterben.

4. Mai: Der britische Zerstörer «HMS Sheffield» wird von einer
Exocet-Rakete getroffen, 20 Seeleute kommen ums Leben. Das
ausgebrannte Schiff sinkt am 10. Mai.

28. Mai: Britische Fallschirmjäger erobern die Siedlung Goose
Green sowie Port Darwin und zwei weitere Ortschaften.

8. Juni: Britische Landungsschiffe werden bombardiert - 51 Tote.

11. Juni: Die Kämpfe um Port Stanley beginnen.

14. Juni: Der argentinische General Mario Menendez unterzeichnet
74 Tage nach der Invasion die Kapitulationsurkunde um 21.00 Uhr
Ortszeit (15. Juni, 2.00 Uhr MEZ).


Von Jan-Uwe Ronneburger"
«Las Malvinas son Argentinas», die Malvinen sind argentinisch. Diesen trotzigen Anspruch auf die unwirtlichen und vor allem britischen Falkland-Inseln im Südatlantik 700 Kilometer vor der Küste Patagoniens haben Generationen von Argentiniern schon mit der Muttermilch aufgesogen. Auch 25 Jahre nach dem Versuch, die 1833 von Großbritannien besetzten Inseln zurückzuerobern, bekommt schnell Ärger, wer dies hinterfragt. In der Einwanderergesellschaft - ständig auf der Suche nach der eigenen Identität - haben die Malvinen eine wichtige Bedeutung: Sie schaffen ein Gefühl der Einigkeit. Dies wollten sich 1982 auch die Militärs zu Nutze machen, als ihre Diktatur nach sechs Jahren und 30 000 Toten ins Wanken geriet.

Am 2. April 1982 besetzten argentinische Truppen die Inseln, auf denen heute etwa 3500 Einwohner (Kelper) und Briten leben, und hunderttausende Argentinier jubelten in Buenos Aires dem damaligen Chef der Militärjunta, General Leopoldo Fortunato Galtieri, zu. Mit einem Schlag waren Wirtschaftskrise und Menschenrechtsverbrechen vergessen. «Wenn sie (die Briten) kommen wollen, nur zu, wir werden ins ihnen in der Schlacht stellen», protzte Galtieri und die Menge brach in frenetischen Beifall aus.

Als die damalige britische Premierministerin Margaret Thatcher entgegen allen Erwartungen ein Expeditionsheer entsandte, dass kurzen und blutigen Prozess mit den argentinischen Soldaten machte, schlug der nationale Überschwang in Depression und Selbstmitleid um. Nach 74 Tagen Krieg kapitulierten die argentinischen Truppen am 14. Juni in Port Stanley, der einzigen Stadt auf den Inseln. 649 Argentinier und 258 Briten waren tot, tausende verwundet und der Nationalstolz lag im Staub. Das Militärregime war auch am Ende und die schmachvolle Niederlage ermöglichte es sogar, die Generäle vor Gericht zu stellen.

Alle demokratischen Regierungen seither haben zwar jeder weiteren Gewaltanwendung abgeschworen, nicht aber dem Anspruch auf die Inseln, auf denen indes kaum ein Argentinier leben wollte. Unter dem derzeitigen Präsidenten Néstor Kirchner hat sich die Position sogar wieder verhärtet. Die britische Präsenz auf den Malvinen wird als «kolonialistisch» dargestellt, und das passt gut zu seinem Projekt, sich wieder mehr auf die eigenen Kräfte zu besinnen. Dass London die Inseln auf absehbare Zeit nicht zurückgibt, weiß indes jeder.

Galtieri wurde 1986 wegen Fehlern im Krieg, aber nicht wegen des Kriegs zu zwölf Jahren Gefängnis verurteilt. Die Fehler aber hatten es in sich. Die Generäle glaubten ernsthaft, dass sich der damalige US-Präsident Ronald Reagan aus Dankbarkeit für argentinische Hilfe in den schmutzigen Kriegen Mittelamerikas nun auf ihre Seite stellen würde. Das etwa 12 000 Mann starke Expeditionsheer bestand zudem meist aus jungen Wehrpflichtigen, die veraltete oder gänzlich unbrauchbare Waffen dabei hatten.

Schon drei Tage nach der Besetzung drohten die argentinischen Soldaten zu verdursten, da niemand an Anlagen zur Aufbereitung von Trinkwasser gedacht hatte. Dafür hatten viele Offiziere Angelzeug dabei, als ob sie auf einem Ausflug seien. Der völlig veraltete argentinische reuzer «Belgrano» dampfte dem atomgetriebenen U-Boot «HMS Conqueror» vor die Torpedorohre. Nach drei Treffern sank der Koloss und zog 323 Besatzungsmitglieder mit in den Tod.

Nach der Niederlage wollte dann fast jeder von Anfang an gegen den «absurden Krieg» gewesen sein, der von den «verrückten» Generälen angezettelt worden sei, schreibt der Historiker Vicente Palermo in seinem kürzlich erschienen Buch «Sal en las heridas», (Salz in den Wunden). Er bezeichnet dies als Versuch, Mitschuld zu leugnen: Für die Handlungen Wahnsinniger trage niemand die Verantwortung. Aus seiner Sicht steht vor allem der übersteigerte argentinische Nationalismus einer friedlichen Lösung des Konflikts im Wege. ¨

Von Thomas Burmeister
Londons Boulevardblätter waren in einen patriotischen Taumel verfallen. Die Kämpfe im Falklandkrieg, denen mehr als 900 Menschen zum Opfer fielen, begleiteten sie mit knalligen Überschriften: «Gotcha!» «Erwischt!») titelte die «Sun», nachdem das britische U-Boot «Conqueror» den Kreuzer «Belgrano» versenkt hatte. 323 Argentinier kamen dabei um. Die Erlaubnis zum Abschuss hatte Margaret Thatcher persönlich gegeben. Ihr bescherte der britische Sieg im Südatlantik einen enormen popularitätschub.

Auch ein Vierteljahrhundert danach sind die Briten überzeugt, dass Thatcher im Falklandkrieg nicht nur ihrem Spitznamen «Eiserne Lady», sondern auch dem Königreich Ehre machte. Als sie der Kriegsmarine und der Air Force befahl, die Argentinier zu vertreiben, die am 2. April 1982 die Falkland-Hauptinsel besetzt hatten, standen die Briten hinter ihrer Premierministerin.

«Ich habe keinen Zweifel, dass dies gerechtfertigt war», erklärte jetzt Premierminister Tony Blair. Als «Maggie» Krieg führte, war er 28 und noch ein unbekannter Labour-Lokalpolitiker. Jahrzehnte später schickte Blair selbst als Premierminister Tausende Soldaten in einen Krieg. Die innenpolitischen Ergebnisse der beiden Einsatzbefehle hätten freilich nicht unterschiedlicher ausfallen können.

Wenn sich die 81-jährige Thatcher - inzwischen etwas wacklig auf den Beinen, aber immer noch mit hoher Fönfrisur und der unvermeidlichen Handtasche - mit Veteranen des Falklandkrieges trifft, wird ihr öffentlich zugejubelt. Blair hingegen muss selbst in seiner eigenen Partei stets damit rechnen, für das Chaos im Irak mitverantwortlich gemacht zu werden. Laut Umfragen halten mehr als 60 Prozent der Briten den Krieg im Irak, wo 7500 britische Soldaten im Einsatz sind, für einen Fehler.

Hinzu kommt, dass Thatcher damals nicht nur markige Sprüche über einen argentinischen «Wald- und Wiesen-Diktator» klopfte, dem sie es niemals erlauben würde, auf den seit 1833 zu Großbritannien gehörenden Falklands «über die Untertanen der Queen» zu herrschen. Sie konnte sich auch auf die Resolution 502 des UN-Sicherheitsrates stützen, mit der am 3. April 1982 der Rückzug der Argentinier verlangt wurde. Blair und US-Präsident George W. Bush gelang es 2003 nicht, ihre Irak-Invasion durch die UN absegnen zu lassen.

Vergeblich mühte sich Blair jetzt auch, ein bisschen was vom Falkland-Glanz abzubekommen, der Thatcher noch heute umgibt. Eher peinlich wirkte, wie er vor dem Jahrestag die britischen Falkland-Opferzahlen mit jenen im Irak verglich. In einem Interview verwies er darauf, dass in den 74 Tagen des Falkland Krieges 255 britische Soldaten ihr Leben verloren - und damit deutlich mehr als seit dem Beginn Krieges im Irak vor vier Jahren. Dort kamen bislang «nur» 134 britische Soldaten um.

Im Falklandkrieg, um die Rechnung zu vervollständigen, starben rund 650 Argentinier. Im Irak kamen seit der amerikanisch-britischen Invasion hunderttausende Menschen um. Auch daran liegt es, dass Blair heute nach allen Umfragen Wahlen verlieren würde. Thatcher hingegen profitierte bei Wahlen 1983 vom «Falklandbonus». Die Tories gewannen klar vor Labour, obwohl die Wirtschaftskrise im Königreich anhielt und die Arbeitslosigkeit bei rund zwölf Prozent lag.

Die Mehrheit der Briten glaubte einfach an das, was Thatcher nach dem Ende des Krieges verkündete: «Wir haben ein neues Selbstvertrauen - es wurde geboren in den wirtschaftlichen Kämpfen zu Hause und hat 8000 Meilen entfernt den Härtetest bestanden... Großbritannien hat sich selbst im Südatlantik wiederentdeckt und es wird nach diesem Sieg nicht mehr zurückschauen.»
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Beitragvon Parabellum am Mi 04 Apr, 2007 16:31

Das vereinigte Königreich hat sich vom "heimlichen" (wirtschaftlichen) Verlierer des 2.WK zu einer der dynamischsten und erfolgreichsten Volkswirtschaften Europas entwickelt (mit allen Schattenseiten die das in der globalisierten Welt mit sich bringt). Tony Blur pflückt auch heute noch die Früchte, die die erste und bisher einzige weibliche Regierungschefin Grossbritanniens gesät hat. Der Falkland-Krieg war nach der Niederlage von Arthur Scargill im Bergarbeiterstreik psychologisch einer der wichtigsten Meilensteine in der wirtschaftlichen Entwicklung des Königreichs.
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Beitragvon dustoff am Mi 04 Apr, 2007 17:55

Also Engalnd war in den 80er Jahren wirklich nicht sehr gut zum Leben (Freunde von mir Leben in GB) .... ich denke so viel besser ist es nicht geworden.

Auf den BRO Forum gibts Bilder vom Falkland Krieg .... Kapitel: 1946 bis heute ...
Gruss
Danielle


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Beitragvon Hoover am Do 12 Apr, 2007 09:36

Also, der Text oben ist doch arg fragwürdig. Ich beschäftige mich seit Jahren mit dem Krieg und sammle auch deren Uniformen etc.

Der völlig veraltete argentinische reuzer «Belgrano» dampfte dem atomgetriebenen U-Boot «HMS Conqueror» vor die Torpedorohre


Hm, dass der Kreuzer vorher komplett überholt wurde und mit neuesten Anti-Schiffsraketeh bestückt war ist egal, oder wie? Außerdem muss man bedenken, dass der Kreuzer auf dem Weg gen Argentinien war und außerhalb der Quarantänezone, also gemäß der Kriegsrechte nicht beschossen werden durfte.

Auch wird hier anscheinend vergessen, dass Frankreich nur Monate vor der Landung Argentinien mit Exocet und den dazu erforderlinen Super Etendard-Jagdbombern belieferte, Israel und die USA die FAA modernisierte, die Amis zusätzlich erst die argentinische Amphibienkomponente aufbaute und die Argies für amph. Landungen trainierte. Komisch, dass niemand gefragt hat, warum Argentinien trotz katastrophaler Wirtschaftslage und einer mordendem Militärdiktatur Millionen von Dollars dafür ausgab...durch US Kredite natürlich.

Danach wurde auch nach Kriegsende nicht gefragt, warum auch, sollte man die Verbündeten der USA gegeneiander aufbringen?

Ach so, der wirtschaftliche Aspekt darf nicht vergessen werden: Nur Anrainerstaaten sollen die Erlaubnis bekommen, später mal die Bodenschätze in der Antarktis auszubeuten. GB ist mit den Falklands ein Anrainerstaat, ebenso wie Argentinien, Chile und Frankreich. Ein Schelm, wer böses dabei denkt...
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