Der französische Nazi-Kollaborateur Maurice Papon ist tot. Er starb im Alter von 96 Jahren, wie sein Anwalt Francis Vuillemin mitteilte. Wegen Problemen mit seinem Herzschrittmacher war Papon am 8. Februar in ein Spital bei Paris eingeliefert worden. Noch am Dienstag hatte sein Anwalt mitgeteilt, er habe eine Herzoperation gut überstanden. Der Eingriff sei "sehr gut verlaufen".
Papon ist der einzige Verantwortliche des Vichy-Regimes, der für seine Rolle bei der Deportation von Juden während des Zweiten Weltkriegs zur Rechenschaft gezogen wurde. Er wurde zu zehn Jahren Haft verurteilt, von denen er aus Gesundheitsgründen nur drei verbüsste.
Zu dieser Strafe war Papon 1998 wegen Beihilfe zu Verbrechen gegen die Menschlichkeit von einem Geschworenengericht in Bordeaux verurteilt worden. Erst Ende 1999 wurde er in der Schweiz gefasst, wohin er geflohen war.
Die Polizei fand ihn am 21. Oktober 1999 im Hotel Rössli in Gstaad BE. Bereits einen Tag nach seiner Verhaftung, am 22. Oktober 1999, ordnete der Bundesrat die Auslieferung nach Frankreich an.
"Schreibtischtäter" Papon galt als Symbol für Frankreichs Umgang mit seiner eigenen Nazi-Vergangenheit. Als Generalsekretär der Präfektur Bordeaux hatte Papon im Zweiten Weltkrieg Befehle zur Verhaftung und Deportation von Juden aus der Region unterzeichnet.
Das Geschworenengericht Bordeaux entschied 1998, er sei damit mitschuldig an der Verschleppung und Ermordung von mehr als 1500 Juden gewesen. Konkret zur Last gelegt wurden ihm Mitwirkung an willkürlichen Verhaftungen in 37 Fällen sowie 53 Folterungen.
Nach seiner Vichy-Karriere war Papon unter Präsident Charles de Gaulle zum Pariser Polizeichef befördert worden und später zum französischen Haushaltsminister aufgestiegen. Sein Verhalten während der Nazizeit bereute Papon nie.
Zuletzt erregte er Aufsehen, weil er sich zu einem Interview im Februar mit dem Orden der Ehrenlegion ablichten liess, der ihm nach der Verurteilung aberkannt worden war.