Günter Grass

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Günter Grass

Beitragvon santosdumont am Di 22 Aug, 2006 18:02

In den letzten 3 Tage war etwas über das späte Geständnis von Günter Grass,der am Ende des 2.WK. in die SS einberufen wurde,zu lesen.
10. November: Einberufung zur Waffen SS,er wurde der10.SS Panzerdivision zugeteilt,die von Generalmaior Heinz Harmel komandiert wurde.Anfangs 1945 kommt Günter Grass an die zusammenbrechende Ostfront,wo im März seine Division eingekesselt wird,aber viele dank Komandant Harmel ausbrechen konnten.Damit rettete Harmel vilen Soldaten das Leben,auch das von Günter Grass.Am 8.Mai 45 kommt Grass dann in Tschechien in amerikanische Gefangenschaft.

Heute dazu:Günter Grass wird natürlich von unserer so unschuldigen Gesselschaft dafür kritisiert,das er in der SS war,obwohl er ja zwangsweise einbezogen wurde,aber nie etwas schlimmes gemacht hat.
Ich finde,es ist ja noch gut,das es solche gibt,die davon berichte können!!!
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Beitragvon Major Kusanagi am Di 22 Aug, 2006 18:30

Aus meiner Sicht ist das Heikle am Fall Grass nicht die Tatsache dass er als Halbwüchsiger bei der Truppe mit der Doppelrune am Kragen war. Das konnte in der Endphase des Krieges beinahe jedem passieren, der im deutschen Einflussbereich eine Panzerfaust halten konnte. Der "Heldenklau" ging um, und die Jungs mit dem Adler auf dem Oberarm waren nicht wählerisch wenn sie ihre löchrigen Reihen wieder auffüllen wollten.

Was aber wirklich auf Grass zurückfällt, ist die Tatsache dass er mit dieser etwas anrüchigen kurzen Phase seines Lebens unter dem Kopfkissen zu einer moralischen Instanz wurde. In dieser Position war er wenig gnädig mit anderen, in deren Lebenslauf ebenfalls einige braune Zeilen zu finden sind, auch wenn diese Zeilen oft brauner waren als jene des jungen Grass. Dennoch sieht es einfach merkwürdig aus, wenn man anderen vorwirft solche Dinge zu verheimlichen, und man zugleich selber Geheimnisse in der braunen Besenkammer hat.

Es wäre wahrscheinlich klüger gewesen, diesen Teil seines Lebens früher offen zu legen. Jetzt, im Herbst seines Lebens und Wirkens, haftet dem späten Geständnis etwas heuchlerisches an. Das ist es, was wirklich am Monument Grass kratzt.
Major Kusanagi



Beitragvon Ordonnanz am Di 22 Aug, 2006 19:19

Stimme dem Major zu. Er hat seine Zugehörigkeit eindeutig viel zu spät preisgegeben.

Heute Abend ist gerade auf ZDF eine Dokumentation über die Waffen-SS, mit speziellem Augenmerk auf G. Grass, gezeigt worden.

Gruss

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Beitragvon Hagelhans am Mi 23 Aug, 2006 15:43

Schreibt man seinen Namen jetzt Günter graSS?

Mal ohne Blödsinn meinerseits.
Wass mcih irgendwie bedrückt ist, dass jemand der sich zeit seines Erwachsenenlebens für eine bessere und gerechtere Welt eingesetzt hatt an den Pranger stellt und beinahe wie ein Aussätzigen behandelt.

Halbjuden konnten auf Führerbeschluss Arisiert werden wen sie sich an der Front bewährten. Wass muss ein ehemaliger SSler machen dass er entnazifiziert wird?
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Beitragvon Hoover am Do 24 Aug, 2006 12:26

Wass mcih irgendwie bedrückt ist, dass jemand der sich zeit seines Erwachsenenlebens für eine bessere und gerechtere Welt eingesetzt hatt an den Pranger stellt und beinahe wie ein Aussätzigen behandelt.


Es geht nicht darum, dass er SS-Angehöriger war. Er selber hat sein Lebenswerk heruntergerissen. Als "Deutsches Gewissen" hat er Politiker, andere Schriftsteller etc immer auf Ehrlichkeit gefordert und jeden mit seiner noch so kleinen braunen Vergangenheit angegriffen.
1985 hat er gar Kohl kritisiert, als jener mit Reagan den Bitburger Kriegsgräberfriedhof besuchte, auf dem SS-Soldaten lagen.

Außerdem halte ich das "outing" Grass´ für in Zugzwang geschehen. Jetzt, nachdem sich die Forscher auf die geöffneten US-Akten stürzen wäre seine Mitgliedschaft früher oder später herausgekommen. Es ist dem nur zuvor gekommen.

KLeine Anmerkung am Rande: Es haben sich natürlich Historiker auf sein Buch gestürzt und haben sehr viele Unklarhieten in seinen Aussagen gefunden. ich bin mir sicher, dass er immer noch nicht alles gesagt hat!
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Beitragvon santosdumont am Fr 25 Aug, 2006 15:29

Das alles stimmt natürlich auch,da stimme ich bei,das er auch sehr viel kritisiert hat,war halt falsch!
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Beitragvon Guisan am Fr 25 Aug, 2006 17:42

alsom, ich ich fidne es wenigstens gut dass er es zugegeben hat, udn das braucht noch mut,andererseits waren viele andere in der hitlerjugend (z.b der pabst, wobei ss und das noch nen untershcied ist aber trotzdem)

hut ab das er den mut aufgebracht hat noch etwas zu sagen und dazu zu stehen!
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Beitragvon troupier suisse am Fr 25 Aug, 2006 20:13

Hoover hat aber schon angedeutet, dass jetzt amerikanische Akten offen liegen, die auch die Kriegsgefangenschaft von Grass beinhalten. Ausgehend davon wäre es nur eine Frage der Zeit gewesen, dass aus diesen Dokumenten die Truppenzugehörigkeit von Grass klar geworden wäre. Um dann nicht noch blöder als jetzt dazustehen, hat er es offenbar vorgezogen die Flucht nach vorne anzutreten. Das war wohl eher ein erzwungener Zug um dem drohenden Schachmatt vorerst zu entgehen, weniger eine kühne und mutige Tat.
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Beitragvon brady am Sa 26 Aug, 2006 07:53

Da hat sich also nun die deutsche Moralikone geoutet, wie das auf Neudeutsch so schön heißt. Der bärbeißige Günter Grass war also nicht bloß einfacher Soldat, sondern Flakhelfer bei der Waffen-SS.
Nette Blamage: Deutschland nicht Fußballweltmeister, und dann auch noch das!
Jetzt kommen sie also alle aus den Löchern: die, die Grass jahrzehntelang (wohl zu Recht) geprügelt hat, alle, die sich über die Jahre für die besseren Schriftsteller hielten, die Aufrechten, denen der spießige Maßstab protestantischer Moral das eigene Rückgrat ersetzt, seit sie ihn verschluckt haben – und die Ratten sowieso.

In der rauschenden Woge der Entrüstung, die über den Blätterwald schwappt, heißt es also wieder für die Vernunft: Land unter.

Wie viele von denen, die jetzt auf Grass einprügeln, sind nicht selbst Mitläufer, Opportunisten, geil auf ihre 5 Minuten Berühmtheit. Ausgerechnet Grass zum deutschen Michel zu transformieren, wie es in einem Bericht von SPIEGEL ONLINE unlängst geschehen ist, könnte man als geradezu impertinent bezeichnen. Mohrs vorgeblich pointierte - jedenfalls aber demagogische - angebliche Demaskierung vermittelt eine sonderbare Wunschvorstellung, wie deutsche Vergangenheitsbewältigung aussehen sollte: jeder der „vergifteten Generation“ sollte demnach nur noch als abschreckendes Beispiel dienen dürfen, ansonsten geräuschlos in der Versenkung verschwinden, jedenfalls aber den Mund halten. Dass einer sich gewandelt haben könnte, vielleicht klüger geworden ist in den Jahren – wo kämen wir denn da hin. Einmal Nazi, immer Nazi. Offensichtlich ist, wer denkt, gar umdenkt, automatisch verdächtig.

Und noch etwas: Grass ist zwar eine Person öffentlichen Interesses, aber noch lange kein öffentliches Eigentum. Grass jetzt gar eine Lebenslüge unterschieben zu wollen, verfängt nicht. Zuzugeben, daß dieser Schritt, seine jugendliche Unvernunft, ja Dummheit, öffentlich zu machen, Mut erfordert, fällt nur wenigen ein. Es ist nicht so, daß die amerikanischen Unterlagen – aus denen übrigens ersichtlich ist, dass Grass bei seiner Gefangennahme die Mitgliedschaft in der Waffen-SS sofort zugegen hat – bisher nicht zugänglich gewesen wären, nur hat sich offensichtlich bisher keiner darum gekümmert.
Außerdem, Grass ist in erster Linie Schriftsteller, und kein schlechter dazu. Schriftsteller neigen im allgemeinen nicht dazu, ständig öffentlichkeitswirksam Selbstgeißelung zu betreiben oder Bekenntnisse in Talkshows für die Glotze, dieses Präservativ der Realität ( © Dieter Hildebrandt) als Mittel der Selbsttheraphie zu inszenieren. Auch Schriftsteller haben, so banal das klingen mag, ein Anrecht auf Privatleben. Grass hat – soviel steht fest - keine Kriegsverbrechen begangen; daß er nach eigenen Angaben dem Regime nicht mit der von einem Mann seines Kalibers im nachhinein verlangten, gebotenen Distanz gegenüberstand, kann in der Tat kritisiert werden – nicht mehr und nicht weniger.
Im Nachhinein ist man immer klüger, sagt man. Leider entpuppt es sich zu oft als leere Phrase. Günter Grass allerdings ist eines jener wenigen Beispiele dafür, daß man tatsächlich klüger werden kann, wenn man nur will. Und dafür gebührt ihm Respekt.
brady



Beitragvon Hoover am Sa 26 Aug, 2006 08:32

@Brady:

anscheinend hast du den Sinn/Huntergrund der eigentlichen Diskussion nicht erfasst.

Es geht darum, ob ein Mann das Recht hat/hatte, jahrzehntelang andere Personen zu geißeln, zu verurteilen und zur Wahrheit und der gnadenlosen Vergangenheitsbewältigung aufzuforden, mitunter in übelsten Worten (wie es aber ein Markenzeichen Grass´ ist), andererseits aber seine eigene Vergangenheit zu verschweigen und jetzt sich zu "outen" und einfach zu sagen "Ach, wie bin ich mutig!".

Nein, seine ganzen moralsauren Angriffe auf andere Personen muss man jetzt in einem anderen Licht sehen.

Grass hat – soviel steht fest - keine Kriegsverbrechen begangen


Das ist es ja, was diverse Historiker jetzt bezweifeln. Er schreibt von Spähtrupps an vorderster Gruppe, um dem russischen Einschließungsring zu entgehen etc. Wenn man von den gnadenlosen Kämpfen der Frundsberg bei Ausbruch liest ist seine Version, dass er "keinen Schuss abgegeben hat", schon eher unglaubwürdig.

Kriegsverbrechen können dabei gewesen sein, müssen aber nicht. Da er in den wenigen Passagen, wo er wirklich auf seinen Frontdienst eingeht, eher gar nichts sagt und stattdessen Erinnerungslücken und Bildsalat angibtl, muss er sich nicht wundern, dass man ihm jetzt nicht mehr alles glaubt.

Leider war es ja so, dass er fast eine feste Instanz der Vergangenheitsbewältigung war, an der nicht gerüttelt werden konnte.
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