von brady am So 27 Aug, 2006 09:45
@ Hoover
Anscheinend hast Du den Sinn meines Beitrages nicht verstanden. Mir geht es nicht ausschließlich um Grass, sondern um eine Vergangenheitsbewältigung, die Leuten wie Grass nicht zugesteht, ihren Standpunkt durch Einsicht zu verändern.
Sollte tatsächlich verlangt werden, daß jeder, der irgendwann in seinem Leben einen Fehler begangen hat, für den Rest seiner Tage den Mund halten sollte, dann müßte auf dieser Welt eine selige Ruhe herrschen.
Ob Grass immer die Regeln der Höflichkeit eingehalten hat, dazu maße ich mir kein Urteil an – daß er in der Sache richtig liegt, kann auch seine Vita nicht ändern.
Die Aussage, daß „Historiker bezweifeln“ daß er an Kriegsverbrechen teilgenommen hatte, ist zudem nicht richtig. Daran ändert auch der Umstand nichts, dass Grass eigene Angaben zu seinem Kriegsdienst teilweise falsch sind. Wie man mittlerweile weiß, ist seine Angabe (in „Beim Häuten der Zwiebel“), daß er Im September 1944 einrückte und seinen 17.Geburtstag bei der Wehrmacht gefeiert hat, nicht richtig, denn Grass rückte erst am 10. November 1944 zur Wehrmacht ein.
In seiner Krankenakte aus dem Lazarett Marienbad („HKB Res.Laz. Marienbad, Teillaz. Egerländer“ von 20.4.45-5.7.45 im Landesamt für Gesundheit und Soziales Berlin, Krankenbuchlager) fehlt übrigens bei der Eintragung zu Grass’ Namen jeder Hinweis auf eine SS-Zugehörigkeit, obwohl diese laut Zeitgeschichtlern eigentlich vermerkt sein müßte. Auch gehörte die „Panzerjäger-Ausbildungs- und Ersatzabteilung 3“, die in der Krankenakte als Truppenteil erwähnt ist, nach heutigem Wissenstand nicht zur Division Frundsberg.
@ JuergenG
Die in Rede stehende Aussage Grass fiel in einem Interview mit der FAZ, das aus Anlass des bevorstehenden Erscheinens des neuen Buches "Beim Häuten der Zwiebel" geführt wurde und in dem er über den Inhalt des Buches sprach. Tatsächlich handelt es sich dabei um eine Autobiographie, in der Grass seine Mitgliedschaft bei der Waffen-SS zugibt.