Der 11.September - ein blutiger Tag für die Schweiz

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Der 11.September - ein blutiger Tag für die Schweiz

Beitragvon troupier suisse am So 10 Sep, 2006 16:58

Der 11.September ist einer der blutigsten Tage der Schweizer Geschichte, auch wenn das Blut nicht in der Schweiz vergossen wurde. Tausende verloren ihr Leben an diesem Tag im Jahr 1709. Dabei musste jener grässliche Blutzoll entrichtet werden, den die Gier nach blanker Münze in der Eidgenossenschaft forderte. Nur zu gerne liess man nämlich gegen finanzielle Zuwendungen junge Schweizer in Kriegsdienste für fremde gekrönte Häupter treten. Im Spanischen Erbfolgekrieg 1701-1714 kämpften in Folge dessen auf beiden Seiten Schweizer Regimenter.

Am 11.September 1709 standen sich einige von ihnen bei Malplaquet in Flandern gegenüber. Unter der Führung des Earl of Marlborough und des Prinzen Eugen von Savoyen zogen mehrere Regimenter von Schweizern gegen die französischen Truppen von Marschall Claude Louis Hector, Duc de Villars. Unter dem Befehl des Prinzen von Oranien rückten um acht Uhr früh durch den gelichteten Morgennebel mit den Niederländern sechs Schweizer Regimenter gegen die Stellungen der Franzosen vor. Die Schweizer gehörten zum linken alliierten Flügel, der von Prinz Wilhelm von Oranien befehligt wurde.

Hinter den Niederländern zogen in drei Kolonnen geteilt die Schweizer durch das gegnerische Feuer gegen den Wald von Lanière. Die sechs Regimenter gingen gemessenen Schritts vor - Chambrier, Schmitt, Hirzel, May, Stürler und Mestral. Die beiden ersten französischen Wälle wurden rasch überwunden. Als die Niederländer an der Spitze zurückwichen, kam der Vorstoss ins Stocken. Der Prinz von Oranien ergriff das Banner des Schweizer Regiments von Gabriel May und schritt ihm voran den feindlichen Linien entgegen.

Erneut stiessen die Schweizer unter dumpfem Trommelwirbeln ins Feuer der französischen Musketen vor. Die französischen Regimenter Navarra und Piedmont konnten im blutigem Nahkampf geworfen werden. Der dritte Verteidigungswall fiel, doch dann gab es kein Weiterkommen. Im Pulverdunst erkannten die Schweizer des Oraniers rote Uniformröcke beim Gegner - sie standen vor den Schweizern des Königs von Frankreich. Die Brigade von Johann Rudolf May im Dienste des Königs von Frankreich stoppte den Vormarsch der niederländischen Grauröcke.

Berner und Waadtländer unter verschiedenen Fahnen, zum Teil aus den gleichen Dörfern stammend, fielen im wilden Nahkampf übereinander her. May focht gegen May. Die Verluste waren fürchterlich. Nach hartem Kampf mussten sich die Schweizer des Prinzen von Oranien zurückziehen. Die Schlacht als ganzes wurde allerdings an anderer Stelle gewonnen - Frankreich wurde geschlagen. Rund 6'000 Schweizer blieben auf dem Schlachtfeld. Die Verluste auf beiden Seiten betrugen 30'000 Mann, wobei zwei Drittel auf die siegreichen Alliierten entfielen.

"Malplaquet", Stich von Richard Canton Woodville (1856-1927)

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http://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_von_Malplaquet

http://www.britishbattles.com/spanish-s ... laquet.htm

http://www.malplaquet.eu/
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Beitragvon Napoleon am So 10 Sep, 2006 17:04

Danke für den Unterricht, super wie immer. Mal wieder was gelernt! =D>
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Beitragvon Monty am So 10 Sep, 2006 17:25

Kann da Napoleon nur zustimmen!
Wirklich serh lehrreich.
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Beitragvon Ordonnanz am So 10 Sep, 2006 17:27

War ja wirklich schrecklich, wie die Söldner Ihre Brüder, die unter einer anderen Fahne schritten, töten mussten.

Ich bin schon froh, dass es das Söldnertum nicht mehr gibt, ausnahme ist ja noch die Legion Etrangère.

Gruss

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Beitragvon troupier suisse am So 10 Sep, 2006 17:57

Und wenn man noch das tragische Detail bedenkt, dass die Brigade unter dem Kommando unter Johann Rudolf May vom Regiment unter seinem Verwandten Gabriel May angegriffen wurde, illustriert dies den Wahnwitz vollends. Das Schweizer Regiment Mestral verlor 36 Offiziere und 585 Mann im Kampf. Als das Regiment am Abend vor dem Earl of Marlborough paradierte, wurde seine Fahne vom fünfzehnjährigen François-Noé de Crousaz getragen, der einzige unverwundet gebliebene Offizier des Regiments.
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Beitragvon Napoleon am So 10 Sep, 2006 18:00

15 jähriger Offizier. Ist ja wie heute in der Armee!
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Beitragvon troupier suisse am So 10 Sep, 2006 18:04

Bloss dass man damals von einem Offizier erwarten durfte, dass er mit gezogenem Säbel unerschütterlich im Angesicht feindlichen Musketenfeuers vor den eigenen Leuten herging um als Vorbild zu wirken. Bei François-Noé de Crousaz gehe ich allerdings eher von einem Fähnrich aus, dessen Rang zwar einem Offizier entsprach, aber der nicht die Last eines Kommandos zu tragen hatte.
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Beitragvon Napoleon am So 10 Sep, 2006 18:06

Das denke ich auch, aber das ist doch eben das was ich meinte! :-&

Spass beseite. Das ganze hat sich doch zich mal wiederholt das Familien gegeneineder gekämpft haben. Nicht nur in Europa auch in den USA (Büregkrieg).
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Beitragvon Ordonnanz am So 10 Sep, 2006 18:08

Aber Söldner sind was anderes, weil sie nicht für Ihr Land bzw. Region (Bürgerkrieg) gekämpft haben, sondern für Geld.
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Beitragvon troupier suisse am So 10 Sep, 2006 18:44

Im Prinzip schon, aber bei vielen Schweizerregimentern im 18.Jh spielte auch die Tradition und die Ehre des Regiments eine Rolle. Viele wurden wegen des Geldes Söldner, aber einen bedeutsamen Teil der Motivation schöpften sie im Feld aus dem Ansehen ihrer Einheit, das mit dem Ansehen der Schweiz verknüpft wurde.

Man bedenke dass ein Schweizer Garderegiment sich beim Sturm auf die Tuilerien im August 1789 während der Französischen Revolution eher niedermachen liess als sich der Übermacht zu ergeben, dies obwohl es das Angebot erhielten überzulaufen, wie es der Grossteil der französischen Garden tat.

Schliesslich ist auch die Päpstliche Schweizergarde eine Söldnertruppe, deren Loyalität sich bei der Plünderung Roms am 6.Mai 1527 bis zur Selbstaufopferung ersteckte. In einem Schweizerregiment in fremden Diensten herrschte durchaus ein gewisser Patriotismus, den man nicht als tumbe Söldnermentalität abtun sollte.

Sturm auf die Tuilerien, Gemälde von Jean Duplessi Bertaux (1750-1818)

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Zuletzt geändert von troupier suisse am So 10 Sep, 2006 18:46, insgesamt 2-mal geändert.
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