Die Gewinner schreiben zwar die Geschichte, aber die Verlierer hinterlassen die Funde.
Für die historische Darstellung ist es durchaus sinnvoll die "Verlierer" auszuwählen. Die Partei die auf den Deckel gekriegt hat, Völker und Kulturen die untergegangen sind, Bürger aus Städten und Orten die es nicht mehr gibt.
Bei Funden oder Bilddokumenten ist es bei den Verlierern viel klarer dass die Dokumente oder Funde auch wirklich in die dargestellte Zeit passen. Es gibt nach den Burgunderkriegen lange Zeit keine Funde oder Bilder die Burgunder nach 1476 darstellen. Ein burgundisches Geschütz aus dem Spätmittelalter ist eben maximal von 1476, und nicht 5 Jahre später. Eine Fotografie auf deren Sujet Dinge eine "CSA" Aufschrift tragen lässt eine klare Datierung zu: Diese Dinge wurden spätestens 1865 produziert.
Nicht nur die zeitliche Einordnung ist besser, auch die Funde generell. Eine Stadt die im Mittelalter aufgegeben wurde weil der Hafen versandet ist wurde nicht 500 Jahre lang überbaut, bis nichts mehr mittelalterliches zu finden ist (Und tatsächlich habens deshalb in England eine Strasse aus dem Spätmittelalter ausgegraben -- ein extrem rarer Fund, der unsere Vorstellung mittelalterlicher Strassen umgekrempelt hat: Sie sind viel besser als man gedacht hat; nicht so gut wie die der Römer, aber viel besser und verbreiteter als angenommen). Oder der Untergang eines Mississippi-Dampfers, bei dem zwar die Passagiere davonkamen, aber all ihr Gepäck unterging -- und nun ausgegraben wurde -- lässt heute extrem gute Rückschlüsse auf diese Leute und ihre Lebensweise zu. Und Pompeii oder die Mary Rose müssen wir gar nicht erst erwähnen.
Wenn wirs genau betrachten wissen wir von den Erfolgreichen viel weniger. Wir haben nur die Dinge die sie in der Geschichtsschreibung hinterlassen; und irgendwann hatten wir noch das was sie den Erben hinterlassen haben, bis die Nachfahren diese Dinger kaputtgemacht (oder umgebaut) haben: Bronzeglocken zu Kanonen, und Bronzekanonen zu Munitionshülsen. Schwerter zu Dolchen, Dolche zu Pflugscharen, Pflugscharen zu Eisenzäunen, Eisenzäune zu Panzern. Kleider ausgetragen und dann zu Papier verarbeitet; Falchions als Gertel benutzt bis sie Alteisen waren.
Tatsächlich dürfte der Grossteil aller Kleider seit dem Spätmittelalter irgendwann zu Papier verarbeitet worden sein; und der Grossteil aller Gegenstände aus Bronze, Kupfer, Zinn oder Messing wurde irgendwann in den Weltkriegen zu Munitionshülsen. Vielen eisernen Dingen ging es auch nicht besser, die wurden in den Weltkriegen zu Panzern oder Schiffen. Die meisten hölzernen Gegenstände wurden irgendwann zum Kochen oder Heizen verbrannt. Was bleibt ist Keramik und Glas in Müllhalden, und eben das was verloren ging.
Wenn ihr also an einer historischen Darstellung arbeitet, denkt an die, und dankt den, Verlierern ;)