Waffenschutzinitiative - Gefahr für lebendige Geschichte?

Allgemeines über die lebendige Geschichte.

Moderator: Hagelhans

Re: Waffenschutzinitiative - Gefahr für lebendige Geschichte?

Beitragvon Seegras am Fr 04 Feb, 2011 10:37

Napoleon hat geschrieben:Waffen bei IKEA-St.Gallen versteckt

Hier der Beitrag:
http://www.20min.ch/news/ostschweiz/story/28242051


Ich bin ja ein absoluter Gegner dieses "Anscheinwaffen"-Verbots, aber das ist gopfertammi einfach etwas das man mit diesen Dingern nicht tut!

Wenn an einem historischen Anlass jemand damit rumläuft, kein Problem. An der Fasnacht, kein Problem, an irgendwelchen Liverollenspielen oder Gotcha-Events, kein Problem. Ich hab nicht einmal ein Problem damit wenn Kinder zuhause mit sowas spielen würden.
PippiMitPistole.jpg


Aber in einer unkontrollierten Umgebung einfach irgendwelche Attrappen rumliegen lassen, das ist fahrlässig und grober Unfug. Sowas tut man einfach nicht.
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Re: Waffenschutzinitiative - Gefahr für lebendige Geschichte?

Beitragvon Napoleon am Fr 04 Feb, 2011 17:46

Tja, irgendwie ironisch das ganze.
Ich Frage mich wie man für die Verschärfung eines geltenden Gesetzes sein kann, wenn man das aktuelle nicht einmal anerkennt und dann nicht mal einsichtig ist.

http://www.20min.ch/news/ostschweiz/story/18458056

Wenn ich mir die Bilder anschaue, dann gehen diese AK47 locker unter das aktuelle Gesetz. Egal jetzt ob Sinnvoll oder nicht. Zudem sind wir in Europa neben Holland und England die einzigen die so etwas kennen. Bei den anderen Ländern sind nur Softair und Co2 Waffen bewilligungspflichtig.
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Re: Waffenschutzinitiative - Gefahr für lebendige Geschichte?

Beitragvon troupier suisse am Fr 04 Feb, 2011 21:08

Diese Rechtfertigungen der Aktivisten sind schwach:

Wir haben nichts zu befürchten, denn jeder sah, dass es sich um Spielzeug handelte.

Es ist lächerlich, dass man wegen Spielzeugwaffen, wie sie auf jedem Spielplatz vorkommen, so ein Drama macht, während echte Waffen immer noch im Kleiderschrank deponiert sind


Die "Spielzeuge" der Aktivisten hatten zwar nicht die Abmessungen echter AK47, aber als AKSU-74 ( siehe http://en.wikipedia.org/wiki/File:Ukrai ... S-74U.JPEG ) oder als AK-102 ( http://www.enemyforces.net/firearms/ak102.htm ) würden sie absolut glaubwürdig wirken. Und nach geltendem Waffengesetz sind Cowboy-Kinderpistolen ebenso Imitationswaffen, und die sehen wesentlich deutlicher nach Spielzeug aus als diese Kalaschnikows.

Es drängt sich der Eindruck auf, dass die Aktivisten nicht wirklich Ahnung vom geltenden Waffengesetz haben, und sich mit der vorgefassten Meinung begnügten dass es nicht scharf genug sei. Alle WW2-Reenactoren mussten sich vor zwei Jahren eingehend mit diesem Gesetz befassen, als ihre Repros zu Imitationswaffen erklärt wurden. Es ist eine Ironie, dass ausgerechnet Aktivisten der GSoA nun Anlass zu einem ersten Präzedenzfall geben, der auf dieser Ebene klare VerhältnIsse schaffen wird. Immerhin liegt mit dem schwarz anmalen zusätzlich der Verdacht in der Luft, dass man es effektiv auf eine optische Verwechselbarkeit mit echten Waffen angelegt habe.

So gut wie jeder späte Reenactor hat sich vor zwei Jahren intensiv mit dem Waffengesetz befassen müsst, als Repros plötzlich zu Imitationswaffen wurden. Damit wurden er Erwerb, das Tragen bei Anlässen und der Transport zu solchen Events strengen Regeln unterworfen. Diese Aktion bei IKEA offenbart dass restriktive Gesetze nur jene einschränken die sich mit ihnen auseinandersetzen und sich an sie halten. Es wird immer Leute gebe die sich über das Gesetz (oder ausserhalb davon) stellen, egal was ihre Motive sein mögen.

Damit hat sich die grassierende Verbotsmentalität selbst ad absurdum geführt, denn sie vermag nur jene zu regulieren die sich ihr unterordnen, und die sind ohnehin selten eine Gefahr. Für weitere Verschärfungen zu kämpfen in dem man bereits bestehende Verschärfungen missachtet ist die Quadratur des Kreises. Die Handschrift der ganzen Aktion erinnert an den Ausspruch des unreifen Jünglings auf seinem neuen Motorrad: "Ich weiss zwar nicht wo ich hin will, aber dafür bin ich schneller dort".

Es ist bemerkenswert, dass die Aktion welche die bereits vorhandene Schärfe des aktuellen Waffengesetzes eindrücklich demonstriert, in den Medien kaum Aufmerksamkeit findet. Honni soit qui mal y pense.
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Re: Waffenschutzinitiative - Gefahr für lebendige Geschichte?

Beitragvon troupier suisse am Sa 05 Feb, 2011 17:38

GSoA-Einsatz für Waffeninitiative in Basel

Die GSoA scheint sich nun doch nicht mehr so sicher zu sein dass die Plastiksturmgewehre waffenrechtlich unbedenklich sind. Heute hat ihre Basler Sektion zusammen mit dem Jungen Grünen Bündnis Nordwest in einer Kleinbasler H&M Filiale eine ähnliche Aktion durchgeführt, aber diesmal nicht mit schwarz angemalten Kalaschnikows sondern mit bunten Papiersilhouetten des Sturmgewehr 90.

Rein handwerklich gesehen die elegantere Variante und weniger bedenklich. Taktisch aber insoweit unklug, da die unbedachte Aktion bei IKEA viel Antipathie wachrief und das Urteil verfestigte, dass es bei dieser Initiative um eine Armeeabschaffung auf Raten ginge wenn die GSoA dahinter steht. Das wäre an sich noch nicht schlimm, da die Medien die missratene Aktion in St.Gallen weitgehend ignorierten, womit sich der Schaden für die Sache in Grenzen hielt.

Jetzt aber müssen die Basler Medien, wie etwa die BaZ, wegen dem dortigen Handstreich auf H+M das Thema kommunizieren, womit automatisch auch die werbemässig ungeschickte Operation bei IKEA kommentiert und verbreitet werden muss, inklusive des Verstosses gegen das geltende Waffengesetz (und wenn letzteres unter den Teppich fällt, werden es die Leuten beim Googeln finden). Der Initiative wird dies mehr schaden als helfen.

Langsam habe ich den Verdacht, dass bei der GSoA und ihrem Umfeld Maulwürfe und Schläfer des Gegenkomitees im Einsatz sind, um die Initiative raffiniert zu sabotieren. Die weniger schmeichelhafte Variante wäre, dass die PR-Abteilung der Gruppe wenig talentiert ist. Auf jeden Fall war die Aktion in Basel ein nutzloses Risiko. Diese Stadt wird ohnehin Ja stimmen. Da hat man Eulen nach Athen getragen.

Aber dafür wird jetzt auch dort und in der Nachbarschaft Baselland das IKEA-Debakel die Runde machen, und auf der Landschaft wird das garantiert zusätzliche Nein-Stimmen generieren. Nebenbei werden die letzten schlummernden Armeebefürworter die Banner entrollen zu den Barrikaden stürmen, was man bislang im Pro-Lager tunlichst vermeiden wollte.

Allmählich gewinnt dieser Abstimmungszirkus an Unterhaltungswert, was mich über meine Sinneskrise hinwegtröstet. Ich lass' den ganzen Zauber gar nicht mehr an mich ran und halte mich an Sergeant Peppers Ratschlag, "Sit back and let the evening go".

P.S.:

Ausserdem ist es Zeit, dem reaktionären Geschwätz entgegenzutreten, welches aktuell fortwährend versucht Frauen in die ihnen traditionell vom Patriarchat aufgezwungene unterwürfige Passivität zu drängen, womit überholte Rollenbilder zementiert werden. Ein Song von Woody Guthrie über Lyudmila Mikhailivna Pavlichenko, die als Scharfschützin der Roten Armee 309 Männern ein Grab in Mutter Russlands Erde bereitete: http://www.youtube.com/watch?v=SHKjOl9o ... re=related
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Re: Waffenschutzinitiative - Gefahr für lebendige Geschichte?

Beitragvon Kruppstahl am Mo 07 Feb, 2011 19:02

Langsam beginnt sich das Blatt doch noch zu wenden - auch wenn es erstmal "nicht repräsentativ" ist:
http://www.20min.ch/news/dossier/waffen ... e-31806163

Es lohnt also sich weiterhin, die Leute aufzuklären! Ich rate jedem, der sich nicht enteignen und staatlich bevormunden lassen will, dass er die Unentschlossenen in seinem Umfeld noch ein letztes mal anspricht und auf die Unverhältnismässigkeit dieser Initiative hinweist. Jede Stimme zählt! Infomaterial ist auf der Seite des Gegenkomitees reichlich vorhanden. Viel Glück!!!

:smt066
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Re: Waffenschutzinitiative - Gefahr für lebendige Geschichte?

Beitragvon troupier suisse am Di 08 Feb, 2011 18:43

Strassenmord als Werbung für Waffeninitiative

Die Welle zweifelhafter Darbietungen scheint nicht abzureissen. Eine Jungpartei inszeniert in der Weggisgasse Luzern in aller Öffentlichkeit einen Mord mit Revolver. Man muss ein gewisses Alter erlangt haben um derartige Gewaltdarstellungen im Kino überhaupt sehen zu dürfen. Hier wird eine solch blutige Hinrichtung richtiggehend zelebriert, und es scheint den Initianten gleichgültig wer dabei zusieht. Läuft ein Kindergarten auf Exkursion da rein, hat man die ganze Gruppe nachhaltig traumatisiert.

http://www.20min.ch/news/zentralschweiz ... n-29437897

Als mein Kind einmal bei einer Freiluftaufführung einen Schwertkampf sah bei dem der Bösewicht am Ende zu Boden ging, hatte ihn das schon verstört. Ich hatte die Fähigkeit Real und Spiel unterscheiden zu können für das Alter von 7 Jahren falsch eingeschätzt und eine Stunde lang mit trösten verbracht. Ich wüsste nicht, was ich meinem Kind sagen müsste, wenn es auf dem Schulweg zusehen müsste wie jemand am Boden liegend erschossen wird. Wieso nicht gleich einen Kübel Ochsenblut über die Passanten leeren und es als Denkanstoss verkaufen?
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Re: Waffenschutzinitiative - Gefahr für lebendige Geschichte?

Beitragvon Napoleon am Di 08 Feb, 2011 18:55

Vor allem die Message: "Tradition tötet". Ist wieder so eine Aussage, die zeigt, dass diese Leute keine Ahnung haben, weder von Waffen, noch von Tratitionen.

Mir ist nicht bekannt, dass in der Schweiz bei einem Anlass der lebendigen Geschichte jemand getötet wurde.
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Re: Waffenschutzinitiative - Gefahr für lebendige Geschichte?

Beitragvon troupier suisse am Di 08 Feb, 2011 19:16

Tradition tötet

Diese Passage ist mir gar nicht aufgefallen, vor lauter Aufwallung über die öffentliche Gewaltdarstellung. Aber das ist ein guter Punkt: "Tradition tötet."

Das ist eine Kriegserklärung an militärhistorische lebendige Geschichte und Brauchtumspflege. Die Tradition soll nach dem Willen dieser Jungpartei offenbar getötet werden, damit sie niemanden töten kann, wobei ich Napoleon recht geben muss - wann hat lebendige Geschichte oder gelebte Tradition in der Schweiz Blut vergossen oder Leben gefordert?

Traditionspflege wird nicht als kulturelles Element präsentiert sondern als tödliche Bedrohung. Dies müsste Banntagschützen, Schwarzpulverdarstellern und militärgeschichtlichen Gruppen klar vor Augen führen, dass sie als Gefahr dargestellt werden und ihr Untergang nicht bloss in Kauf genommen sondern konkret angestrebt wird.
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Re: Waffenschutzinitiative - Gefahr für lebendige Geschichte?

Beitragvon Tech am Di 08 Feb, 2011 22:03

Ja, das ist so ein Leid mit den Traditionen in der Schweiz. Passen sie ins politische Leitbild, werden sie hochgehalten (humanitäre Traditionen) passen sie nicht, verfeufelt man sie (Wehrhaftigkeit). So kann sich jeder aus dem grossen Gefäss der schweizer Traditionen nehmen, was ihm passt.

Bedenket eins: ein Land ohne Tradition hat keine Zukunft!

Anscheinend ist genau das, was gewisse Kreise wollen - ein umherirrendes, zielloses Völklein genannt Schweiz, welches gerne die Hand eines grossen "Freundes" ergreift um sich willenlos (ver)führen zu lassen.

"Ein fundamentaler Grundsatz für die kleinen Armeen besteht darin, immer in Massen zu handeln; durch seine Anwendung allein können sie einige bedeutende Unternehmen vollbringen, indem sie darauf verzichten, alles zu decken und nur das Hauptziel anpeilen." (Jomini, 1779-1869)
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Re: Waffenschutzinitiative - Gefahr für lebendige Geschichte?

Beitragvon Hagelhans am Mi 09 Feb, 2011 14:39

Tech hat geschrieben:Anscheinend ist genau das, was gewisse Kreise wollen - ein umherirrendes, zielloses Völklein genannt Schweiz, welches gerne die Hand eines grossen "Freundes" ergreift um sich willenlos (ver)führen zu lassen.


Interessanterweise wären die grössten Profiteure eines solchen Zustandes gerade im entgegengesetzten politischen Lager zu finden als die, welche sich alle Mühe geben diesen herbei zu führen. :-k

Und gerade wieder einmal kämpfen die vermeintlich Rechten für den Erhalt unseres sozialistischen Waffenrechts und eine starke Volksarmee. :-s
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