Waffenschutzinitiative - Gefahr für lebendige Geschichte?

Allgemeines über die lebendige Geschichte.

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Re: Waffenschutzinitiative - Gefahr für lebendige Geschichte?

Beitragvon Seegras am Mo 31 Jan, 2011 19:57

Wenn die Initiative durchkommt, dann wird das in der Verfassung geändert. So wie ich das sehe gilt das dann ab sofort.

Damit aber irgendwas geschieht muss danach noch das Gesetz geändert werden. Genau gesagt vermutlich mehrere, nämlich das Militärgesetz und das Waffengesetz. Dazu braucht es zuerst einen Entwurf, der muss durch beide Kammern und von beiden abgenickt werden.

Ich bin nicht ganz sicher ob man gegen den Gesetzesentwurf nochmals das Referendum ergreifen kann. Auf jeden Fall könnte das Parlament auch beschliessen .z.b nur das Militärgesetz zu ändern und die Revision des Waffengesetz als "Der Absicht in der Verfassung genügend entspechend" zu deklarieren und fallenzulassen (nicht wahrscheinlich; selbst wenn eine Mehrheit das täte käme sofort ein neuer Entwurf von anderen Parlamentariern).

Aber was das Gesetz auch kann ist weitere Ausnahmen zu deklarieren. (Wenn mans genau überlegt kann im Gesetz eigentlich wieder alles stehen. Wir haben genügend Beispiele für komplett Verfassungswidrige Gesetze in der Schweiz. Es gibt kein Gesetz (haha) das vorschreibt dass sich ein Gesetz auch nur im geringsten an die Absicht die in der Verfassung steht halten muss. Item).

Da besteht also im Fall einer Annahme der Initiative noch Hoffnung, z.b. indem ein Kleinsammler definiert wird, der eben Besitzer von Opas Karabiner oder Historiendarsteller mit Feuerwaffen ermöglicht.

Oder auch -- was vielen "späten" Reenactoren entgegenkäme -- ein Statut welches dearmierte oder funktionsunfähige Waffen anerkennt (Ich weis, für Vorderladerschützen wäre das allein absolut ungenügend, weil man Vorderlader etwa gleich gut "dearmieren" kann wie ein Sanitärrohr).

Ich seh schon, ich muss ins Parlament ;)
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Re: Waffenschutzinitiative - Gefahr für lebendige Geschichte?

Beitragvon Anubis am Mo 31 Jan, 2011 21:06

Hier noch etwas zu der Sache von einem Freund.

Wenn ihr denkt, dass die Initiative Schutz vor Waffengewalt uns als Römer und Reenactor nichts angeht, bitte bedenkt:

Es wird in der Initiative nicht explizit von Schusswaffen geredet, sondern von Waffen.

http://www.vimentis.ch/d/publikation/20 ... ewalt.html

Nach heutigem Waffenrecht (http://de.wikipedia.org/wiki/Waffengesetz_(Schweiz)) gelten Schwerter mit symetrisch geschliffener Klinge (= Spatha) sowie Stangenwaffen als Waffen und fallen somit ebenfalls unter dem künftigem Gesetz.
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Re: Waffenschutzinitiative - Gefahr für lebendige Geschichte?

Beitragvon Napoleon am Di 01 Feb, 2011 13:31

Unterdessen tauchen doch da und dort verschiedene Zeitungsartikel auf, die sich der Thematik der historischen Waffen annimmt.
http://www.aargauerzeitung.ch/baselland ... -103847208
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Re: Waffenschutzinitiative - Gefahr für lebendige Geschichte?

Beitragvon troupier suisse am Di 01 Feb, 2011 15:06

Vorderlader nicht verboten, aber deren Besitz nicht erlaubt?

Sehr aufschlussreicher Artikel. Man braucht nicht einmal zwischen den Zeilen zu lesen, wenn einem darin jemand vom Initiativkomitee direkt sagt was Sache sein wird. Zwar würden nach Meinung dieses Herrn die Vorderlader nicht verboten, aber man soll für sie einen Bedarfs- und Fähigkeitsnachweis erbringen müssen. Und wir alle wissen, sieht der Initiativtext keinen Bedarf für Traditionspflege und lebendige Geschichte vor.

Die Aussage dieses Politikers ist extrem zweischneidig, denn in der Tat sieht die Initiative nur vor konkret Vorderschaftrepetierflinten und Vollautomaten zu verbotenen Objekten zu machen. Ganz anders sieht es mit der Besitzerlaubnis aus. Bloss weil Vorderlader nicht verbotene Objekte werden, heisst dies nicht dass ihr Besitz erlaubt ist. Zum Besitz wären Bedarfs- und Fähigkeitsnachweis erforderlich, und ohne diese wäre auch der Besitz verboten. .

Die Versicherung, dass die Banntägler in Liestal keine Angst um ihre Traditionen haben müsste, sieht in diesem Licht betrachtet ganz anders aus. Die Initiative sieht Brauchtum nicht als Bedarfsgrund vor. Wo kein Bedarf da kein Besitz. Man muss keine Vorderlader zu verbotenen Objekten machen, wenn bereits ihr Besitz mangels anerkanntem Bedarf verboten ist.

Wegen solchen doppelbödigen Darbietungen mit perfiden Finessen misstraue ich Leuten aus der Politik samt und sonntags.
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Re: Waffenschutzinitiative - Gefahr für lebendige Geschichte?

Beitragvon Napoleon am Mi 02 Feb, 2011 07:09

Heiner Studer, Präsident der EVP Schweiz, äussert sich hier doch endlich mal ganz klar.

Heiner Studer hat geschrieben:Verboten würden die Vorderlader-Gewehre bestimmt nicht, zumal sie ja keine eigentliche Munition benötigen. Studer, ein Aargauer, verspricht den Baselbietern, dass ihre Tradition nicht gefährdet wird. «Aber ich bin der Meinung, dass die Vorderladerschützen ebenfalls einen Bedarfs- und Fähigkeitsnachweis erbringen müssen», sagt Studer.


Das ganze Polemik von wegen Sicherheit ist eine Frechheit. Da zeigt sich das ware Gesicht der Initianten. Die Befürworter erklären uns dauernd, dass die Gegner keine Argumente hätten. Also liebe Genossen, wenn ich solchen Unsinn lesen - ihr habt sie auch nicht. Ausser Menschen, die mit der heutigen Gesellschaftsordnung nicht zurecht gekommen sind, aus ihren Gäbern zu holen und wie Trophäen durch die Stadt zu schleifen, habt ihr nichts.

Und das zeigt sich nun hier. Selbst für Feuerwaffen, für die es nicht mal Munition gibt müsste man einen Bedarf- und Fähigkeitsnachweis erbringen. Für was???? Dann werden wir wohl bald auch für alles andere eine Bewilligung benötigen.

Ich hoffe Herr Studer liest den Text ( http://www.aargauerzeitung.ch/baselland ... -103847208 ) für sich noch ein paarmal und schaut sich den Initiativtext auch nochmals an, dann wird er merken dass dies im Widerspruch steht zum Ziel der Initiative und was noch schlimmer ist, dass er und viele der Befürworter keine Ahnung von Waffen haben, anders kann ich mir solche Aussagen nicht erklären.
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Re: Waffenschutzinitiative - Gefahr für lebendige Geschichte?

Beitragvon gijoe am Mi 02 Feb, 2011 15:12

Ich finde es zweifelhaft das die Initiative in diese Form überhaupt zur Abstimmung gelangt. Das ganze ist schwammig formuliert und tangiert verschiedene Bereiche.

Das Traditionsanlässe nicht bedroht sind ist eher zweifelhaft.

Auch wenn es vielleicht Ausnahmen geben wird sind die Hürden so hoch das kaum mehr ein Neueinsteiger zu finden wäre. Waffenhändler würde es auch keine mehr geben und dadurch wäre der Nachschub erschwert.

Was evtl. bleiben könnte wären ein paar offiziell anerkannte Verbände deren Standard oft weit unter dem liegt was privat organisierte Darsteller zeigen.

Ohne Waffen können wir dann gleich auch den restlichen Krempel verkaufen. Vielleicht finden sich ein paar Enthusiasten in Uebersee die unsere Tradition hochhalten !
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Re: Waffenschutzinitiative - Gefahr für lebendige Geschichte?

Beitragvon Hagelhans am Mi 02 Feb, 2011 15:57

Ich nehme an, dass die Initianten dermassen Angst vor Waffen haben, dass es ihnen unmöglich war sich irgend wie auch nur anähernd in das Thema einzuarbeiten. Das einzige was sie über Waffen wussten ist, dass die Armee welche hat und dass es in der Schweizer Landschaft ab und zu eine 300m Anlage gibt. Ja und von Jägern und Polizisten hat man auch schon mal etwas gehört.

Dass es Leute wie mich gibt, die den groben Kubismus von Pablo Picasso ablehnen und viel mehr gefallen an den weichen und runden Formen von Mikhail Kalashnikov gefallen finden, wurde dabei glatt übersehen.
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Re: Waffenschutzinitiative - Gefahr für lebendige Geschichte?

Beitragvon troupier suisse am Mi 02 Feb, 2011 16:35

Weiche runde Formen von Mikhail Kalashnikov? Kerl, nun fängst Du mir an echt Angst zu machen...

Die Aussage des Politikers zu Vorderladern, die Bedürfnis- und Fähigkeitszeugnispflichtig werden sollen, auch wenn es für sie keine Munition gäbe ist bemerkenswert. Was für Fähigkeiten muss man mit einem Zeugnis belegen können für einen ungefährlichen Gegenstand. Das ist so abstrus wie zu verlangen dass man zum Besitz eines Autos ohne Motor und Räder einen Führerschein braucht.

A propos - die Kunde geht dass eine politische Gruppe in Rahmen einer Aktion drei Imitationwaffen, nachweislich eine Typ AK47 als Ostereier in einer Ikea Filiale in der AFG-Arena bei St.Gallen versteckt hat um das erschrockene Publikum für das Thema zu sensibilisieren. Laut der letzten Revision des Waffengesetzes fällt eine Plastik-Kalaschnikow (notabene in einem öffentlich zugänglichen Raum) unter Imitiationswaffen, womit der Fall eine rechtlich relevante Seite bekommt. Die Aktion war effektiv eine Verletzung des geltenden Waffengesetzes:

Als Waffen gelten: Ziffer G: Imitations-, Schreckschuss- und Soft-Air-Waffen, die aufgrund ihres Aussehens mit echten Feuerwaffen verwechselt werden können.


Man stelle ich vor, irgend ein Kind oder ein Halbwüchsiger hätte das Teil in einem Möbelschuhfach oder sonstwo gefunden und hätte damit in jugendlicher Unreife auf eine Kassiererin gezielt oder wäre damit auf die Strasse an einen Kiosk marschiert. Diese Nummer hätte im dümmsten Fall übel enden können, denn sowas kann fallweise blitzschnell Amokalarm mit allen Extremrisiken auslösen. Und dies für eine Handvoll Stimmzettel. Ich glaube nicht, dass diese Aktion der im Kern gutgemeinten Initiative eine Hilfe war.

Ich hatte nach den letzten Wochen geglaubt, es könne mit der oft abstossenden Propaganda beider Seiten nicht schlimmer kommen. Nun spielt man mit Angst und Panik in einem Einkaufszentrum als Mittel im Abstimmungskampf.
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Re: Waffenschutzinitiative - Gefahr für lebendige Geschichte?

Beitragvon Napoleon am Mi 02 Feb, 2011 16:56

Waffen bei IKEA-St.Gallen versteckt

Hier der Beitrag:
http://www.20min.ch/news/ostschweiz/story/28242051

Mehrer User haben schon darauf aufmerksam gemacht, dass sich diese Aktivisten strafbar gemacht haben. Bin gespannt ob die Polizei das auch so sieht. In Basel haben die letzten die so etwas probiert haben zu mehreren tausend Franken Busse und 2 Jahren Gefängnis bedingt verurteilt.
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Re: Waffenschutzinitiative - Gefahr für lebendige Geschichte?

Beitragvon troupier suisse am Mi 02 Feb, 2011 17:58

Krass, da haben echt Kinder mit diesen ausgestreuten Imitationswaffen herumgespielt. Ein Glück dass da keine Missverständnisse aufgekommen sind, die Panik auslösten.

Eine Kaderfrau einer Juso-Sektion, zugleich GSoA-Aktivistin bei einer rechtlich heiklen Aktion für die Waffeninitiative. Das muss vielen aufrichtigen Befürwortern, die stets betont haben dass es ihnen keineswegs um eine Armeeabschaffung gehe wie, zynischer Hohn vorkommen.

Das Stigma dass die Initiative ein Bestandteil einer Armeeabschaffung sei, ist dank dieser Aktion nun vermutlich definitiv tief eingebrannt. Leid tun mir jene, denen es ehrlich um die Sicherheit geht, und die sich nun vorkommen müssen als seien sie nützliche Zugtiere eines anderen Vorhabens.

Und so wie ich die aktuell aufgeheizte Stimmung einschätze, werden nun alle die für die Initiative sind zu Armeeabschaffern gestempelt, genauso wie alle die dagegen sind das Brandmal "Waffennarr" aufgedrückt bekamen. Es ist zum Kotzen.

Aber ich fürchte wir driften von unserem Kernthema ab - der Bedeutung und den Gefahren der Initative für die lebendige Geschichte.
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