Waffenschutzinitiative - Gefahr für lebendige Geschichte?

Allgemeines über die lebendige Geschichte.

Moderator: Hagelhans

Re: Waffenschutzinitiative - Gefahr für lebendige Geschichte?

Beitragvon Seegras am So 16 Jan, 2011 21:05

Momentan gehe ich diese Initiative im Kontext von dem hier: http://www.tagesanzeiger.ch/leben/gesel ... y/29359275

Rampanter Prohibitionsimus eben. Überall. Fast alle. Und wer sich jetzt aufregt dass jemand einem die Waffe verbieten wollen, der fasse sich zuerst selbst an der Nase und frage sich, ob er nicht vielleicht auch zu den Prohibitionisten gehört (die anderen Ihr Minarett verbieten, oder das Rauchen in Beizen, oder Alkohol in Kiosks, oder Kampfhunde, oder das Kiffen, oder ... ), und überdenke vielleicht seine Einstellung. Und man bedenke auch was mit jedem neuen Verbot mitverlangt wird: Überwachungsmassnahmen dass dieses auch eingehalten wird.

Ich hoffe natürlich dass sich diese (um es schöngefärbt zu sagen) Prohibitionsmus-Phase langsam wieder umkehrt; immerhin gehts nun schon seit mehr als 10 Jahren in diese Richtung.

Und natürlich hoffe ich für mich und alle anderen Darsteller lebendiger Geschichte, dass diese unselige, überbreite Initiative den Bach runtergeht.
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Re: Waffenschutzinitiative - Gefahr für lebendige Geschichte?

Beitragvon Murky am So 16 Jan, 2011 21:25

Hallo miteinander... irgendwie komme ich nicht ganz draus. Wenn man doch Bedarf nachweisen und die erforderlichen Fähigkeiten mitbringen kann sollte es doch kein Problem sein oder? Und wenn die Waffen fürs Reenactment registrierungspflichtig sind, dann ist das ja auch keine grosse Sache?
Ich weiss nicht ob hier nicht etwas viel Staub aufgewirbelt wird...
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Re: Waffenschutzinitiative - Gefahr für lebendige Geschichte?

Beitragvon Hagelhans am So 16 Jan, 2011 22:00

Bedarf für: Jäger, Sammler und Schützen. Nicht für die Darstellung einer historischen Begebenheit.
Eine Möglichkeit wäre es, als Sammler oder Schütze durchzuschlüpfen. Aber was wenn man die Waffe mal nach draussen mitnehmen will? Nicht auf einen Schiessstand sondern auf einen Marsch oder auf ein Schlachtfeld?

Und ja, wie ich in meinem ständigen Pessimismus schon erahnt habe, ist dies nur grad mal der Anfang.

http://bazonline.ch/schweiz/standard/Li ... y/20201936

http://www.tagesschau.sf.tv/Nachrichten ... ser-Verbot
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Re: Waffenschutzinitiative - Gefahr für lebendige Geschichte?

Beitragvon Napoleon am Mo 17 Jan, 2011 06:38

Danke Seegras für den Link. Besser kann man es nicht formulieren.

Hagelhans bringt es auf den Punkt. Das tragen, auch der historischen Waffen auch an traditionellen Veranstaltungen wie Banntag Liestal oder Sechseläuten in Zürich ist danach nicht mehr erlaubt. Wie das danach gesetzlich gelöst werden soll ist mir schleierhaft.

Ein weiteres Problem sind Neumitglieder in den Gruppen. Kann man heute ein interessiertes Mitglied einfach mal mitnehmen zum schnuppern, wird dies bei Annahme nicht mehr möglich sein. Zum einen woher soll die Waffe denn kommen und zum zweiten muss dieser ja auch dann schon ein Bedürftnisnachweis und Fähigkeitsausweis erbringen. Diese Gruppen werden mehr und mehr austerben, da der Aufwand zu gross und sicher auch zu kostspielig wird.

Und zum Schluss noch dies:
Wladimir Iljitsch Lenin hat geschrieben:Pazifismus und abstrakte Friedenspredigt sind eine Form der Irreführung der Arbeiterklasse.
Jeder Erfolg, den man erzielt, schafft uns einen Feind. Man muß mittelmäßig sein, wenn man beliebt sein will.
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Re: Waffenschutzinitiative - Gefahr für lebendige Geschichte?

Beitragvon troupier suisse am Mo 17 Jan, 2011 07:00

Genau das ist die Sache die mich beunruhigt. Reenactment und lebendige Geschichte sind nicht als Bedarfsgrund vorgesehen im Initiativtext. Ich teile nicht Wachtmeisters Standpunkt gegenüber den Initianten/innen der Waffeninitiative, denn Waffen zu verabscheuen kann meiner unmassgeblichen Meinung gar keine verwerfliche Geisteshaltung sein. Damit kann ich mich sogar solidarisch erklären. Bloss greift der Gedanke zu kurz, denn Waffen sind das Resultat menschlicher Unfähigkeit zu friedlicher Koexistenz. Sie sind Sympthom und nicht Ursache des Übels. Aber ich scheife ab.

Selbes Pauschalurteilen wie bei der Ausschaffungsinitiative

Der wunde Punkt ist, dass diese Initiative, wie übrigens auch die unsägliche Ausschaffungsinitiative die ich auf tiefstem Innerem ablehnte, eine ganze gesellschaftliche Gruppe in einen Topf wirft und verurteilt. Gebrandmarkt werden ohne individuelle Gewichtung alle die Waffen besitzen. So etwa Angehörige der Armee, die ihrer obligatorischen Dienstpflicht nachkommen und dafür der Anfeindung preisgegeben sind. Der Kampf gegen den Waffenbesitz wird stellenweise eifrig und undifferenziert geführt, und richtet nunmehr auch gegen jene Teile der lebendigen Geschichte in die Waffen einbezogen sind.

Die Tatsache dass lebendige Geschichte und Brauchtumspflege nicht einmal würdig waren im Text der Initiative erwähnt zu werden, lässt Schlimmes voraussehen. Dieses Feld berücksichtigen die Initianten/innen nicht. Die Initiative gegen Minarette hat offenbart, dass es unendlich leicht ist, eiskalt zu bekämpfen was man nicht kennt. Es ist nicht abwägig anzunehmen, dass ein Gebiet dessen Existenz mit derartiger Gleichgültigkeit missachtet wird, unter die Räder der Politik kommt. Wie sich dies in einem ausgearbeiteten Gesetz ausnimmt, können auch jene unserer Mittelalterdarsteller fühlen, die seit der Verschärfung des Waffengesetzes 2008 mit gewissen Blankwaffen ihrer Ausstattung ungewollt gegen das Gesetz verstossen.


Und da amüsanterweise schon Lenin aus seinem Mausoleum gezerrt wird, noch eins von seinen Bonmots:
Die Menschen waren in der Politik stets die einfältigen Opfer von Betrug und Selbstbetrug, und sie werden es immer sein, solange sie nicht lernen, hinter allen möglichen moralischen, religiösen, politischen und sozialen Phrasen, Erklärungen und Versprechungen die Interessen dieser oder jener Klassen zu suchen.
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Re: Waffenschutzinitiative - Gefahr für lebendige Geschichte?

Beitragvon Dietrich am Mo 17 Jan, 2011 08:39

Regeln und Gesetze gelten für alle, werden aber wegen wenigen eingeführt.

Die wenigsten Autofahrer rasen besoffen mit 180 durch die Ortschaften, die wenigsten Raucher stecken sich eine Kippe an, während am Tisch noch gegessen wird. Aber wegen der Wenigen, die das tun, gibt es das Verbot von Alkohol am Steuer, Geschwindigkeitsbegrenzungen und das Rauchverbot in Restaurants. Und das finden wir alle gut und vernünftig.

Das Verbot von Waffen in privater Hand ist nichts als die logische Fortsetzung dieser Politik. Und die, welche nicht betroffen sind, halten das auch für vernünftig.

Die von den erwähnten Veränderungen der Waffengesetze Betroffenen, also wir, sind national maximal einige Hundert, europaweit einige Tausend. Das ist keine für den Gesetzgeber relevante Größe, auf die durch Sonderregeln oder definierte Ausnahmen Rücksicht genommen werden muß. Selbst Kautabakkonsumenten und Perlhuhnzüchter haben eine größere Lobby als wir.....
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Re: Waffenschutzinitiative - Gefahr für lebendige Geschichte?

Beitragvon Napoleon am Mo 17 Jan, 2011 08:53

Es wird am Schluss genau so wieder sein wie schon nach dem Dezember 2008, nach der letzten Waffengesetzrevision und sogannten Schengenanpassung. Kein Kunde vin mir hat heute Verständnis das er/sie zu ihrem Cowboykostüm nicht mal mehr eine herkömliche Kinderkäpselipistole mitmieten kann.

Und auch so wird es hier sein. Im nachhinein merkt dann auch der hinterletzte, was alles an dieser Initiative, resp. an diesem Gesetzestext mitdranhängt.

Habe noch einen aus Lenins Feder:
Ein Volk, die nicht danach strebt, Waffenkenntnis zu gewinnen, in Waffen geübt zu werden, Waffen zu besitzen, ein solches Volk ist nur wert, unterdrückt, misshandelt und als Sklave behandelt zu werden. Wir dürfen, ohne uns zu bürgerlichen Pazifisten und Opportunisten zu degradieren, nicht vergessen, dass wir in einer Klassengesellschaft leben und dass außer dem Klassenkampf keine Rettung daraus möglich und denkbar ist.
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Re: Waffenschutzinitiative - Gefahr für lebendige Geschichte?

Beitragvon Voltigeur am Mo 17 Jan, 2011 09:06

Sagen wir es doch mal einfach.:

Hier im Welschland sieht die Sache so aus, keiner weiss wirklich Bescheid, auch die hier ansässigen Gruppen haben keine ahnung. ( Es gibt kein Schweizer Forum in französisch )

Somit werden selbst die am ersten Betroffenen hereingelegt. Napoleon hat schon richtig geschrieben, als er erzählte das er mit jemanden sprach der glaubte es handle sich nur um die Sturmgewehre.

Ich habe mal im Bekanntenkreis und unter Kollegen herum gefragt, keiner hatte wirklich Ahnung, viele interessiert es auch gar nicht und wenn man von Geschichtsdarstellung spricht und den Folgen die dieses Gesetz dafür mit sich bringt, stösst man auf Mitleid ( Zitat.: ja das wäre aber wirklich schade wenn das alles aufhört ) aber dann ist auch schon wieder Schluss.

Kein Mensch weiss Bescheid und wenige interessiert's, die Waadtländer Miliz, die Genfer Grenadiere, die Freiburger, alle können aufhören.

Aber das weiss keiner, das wird auch gut verschwiegen, darüber schreibt keine Zeitung, dafür kann man fast jeden Tag lesen das irgendwo wieder Jemand von der Schusswaffe Gebrauch gemacht hat. So kann man den Wähler auch beeinflussen.

Ich glaube das dieses Gesetz durchkommt - aus Unwissenheit der Wähler und genau auf diese Unwissenheit zählt man.

Wie das dann weitergehen soll ist mir unklar, Aufhören oder Auswandern.

Grüsse vom ( noch ) Voltigeur
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Re: Waffenschutzinitiative - Gefahr für lebendige Geschichte?

Beitragvon Voltigeur am Mo 17 Jan, 2011 09:21

Noch ein kleiner Nachtrag.:

Wenn ich hier Zeitungen, TV, oder Radio höre, dann höre und sehe ich nur Negatives.

Überall heisst es nur Waffen weg. Aber alles wird nur oberflächlich beschrieben und behandelt, und immer die gleichen Argumente: Wir brauchen doch die Waffen gar nicht. Dann Selbstmörder und wild um sich schiessende Verrückte, auch Strassenschlachten, usw. Und das alles hört sofort auf wenn ihr das Gesetz annehmt!?

Ich habe den Eindruck dass man das Volk gar nicht informieren will, je weniger die Leute wissen, um so sicherer ist man dass, das Gesetz angenommen wird.

Das ist die grösste Schweinerei für mich !

Grüsse vom Voltigeur
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Re: Waffenschutzinitiative - Gefahr für lebendige Geschichte?

Beitragvon Voltigeur am Mo 17 Jan, 2011 09:55

Jetzt kommt mir noch eine Frage.:

Da für uns ( Napoleonik ) ja praktisch alle Veranstaltungen im Ausland stattfinden ( in der Schweiz, ausser mal einer kleinen Parade ist ja nichts ) frage ich mich wie wir da noch mit spielen können.

Beispiel.: Neu-Breisach.
Ich habe kein Gewehr mehr und darf auch keines haben, sollen wir dann Besenstiele anhand Gewehren mitnehmen ?

Die Veranstalter lassen uns so nicht zu. Ohne Waffe ? Noch lächerlicher, vorallem erwartet das Publikum ja unter anderem auch das es knallt.

Ein Ausweg wäre die Waffe einem Bekannten im Ausland zu geben und der bringt sie jedesmal mit, ist aber auch nicht das beste.

In Deutschland, aber auch in Frankreich sind unser 1777er frei erhältlich und können zu Hause aufbewahrt werden, Mist ist halt nur wenn der Bekannte dann nicht kommt und Du dann dumm da stehst.

Grüsse vom Voltigeur
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