Hat "Badactment" negative auswirkungen für Reenactors?

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Re: Hat "Badactment" negative auswirkungen für Reenactors?

Beitragvon Hitomi am Mi 14 Jul, 2010 14:17

Meines Erachtens liegt der strittige Punkt im Ansatz und im Anspruch eines jeden einzelnen begraben, wie bereits von Voltigeur so passend ausgedrückt: die Diskussion ist so alt wie die Szene selbst.

Für mich (me, myself und moi-même, sonst zwing ich den 'Anspruch' niemandem auf) habe ich eine simple Regel aufgestellt: die Darstellung muss glaubwürdig sein.

Dies umfasst für mich:
- Formentreue. Jede Epoche hat eine eigene Ästhetik, die versuche ich nachzuempfinden.
- Hintergrund. Ich lasse mich nicht gern auf 'Kleiderständer' reduzieren, so dass Hintergrundwissen unabdingbar ist.
- Kein Etikettenschwindel. Lieber mal zugeben "das weiss ich nicht", denn eine Ausrede zu einem unpassenden Gegenstand oder zu einer Wissenslücke zum Besten geben. Verschwiegene Fakten verfälschen die Welt.*
- "das war in der Epoche so!": Gibt es nicht. Diese Aussage kann man nicht machen.
- Anständiger Umgang: jemanden öffentlich bloßstellen, jemanden einen Lügner nennen ist unanständig.
- Offene konstruktive Kritik: Mein 15. Jh Erstling wurde auf meine Bitte hin von einem sehr liebenswürdigen Mann begutachtet. Er erkundigte sich, ob es sich um meinen Erstling handelte, ich bejahte. Seine Antwort darauf: 'For this it is good. But try to fit in a backseam next time' . Wenn mich jemand um Kritik bittet, dann versuche ich, es ihm gleich zu tun. Ob es mir jeweils gelingt, das kann ich nicht sagen...

Dies sind die Eckpunkte, zwischen denen ich mich im Hobby zu bewegen versuche. Und natürlich suche ich mir meine Freunde bei Meinschen mit ähnlichen Ansprüchen.

Zur Darstellung im professionellen sowie im semi-professionellen Rahmen kommt noch ein entscheidender Faktor dazu: 90% des Publikums kommt ohne 'Vorbildung'. Dem will ich Rechnung tragen, indem es ein 'das wird's schon tun, die wissen ja nicht, dass das so nicht stimmt' nicht gibt. Diese Haltung ist arrogant, unverzeihlich und unprofessionell.

Aber eben, das ist nun meinereiner.



* zum Etikettenschwindel gehört auch: keine Maschinennähte, wo's noch keine Maschiene gab
Das Publikum hat ein Recht darauf, nicht angeschmiert zu werden, auch wenn es darauf besteht, angeschmiert zu werden.
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Re: Hat "Badactment" negative auswirkungen für Reenactors?

Beitragvon Hagelhans am Mi 14 Jul, 2010 17:45

@dr.Who: ist es nicht gerade Sinn der Sache von einem öffentlichen Forum auch über Misstände zu diskutieren? Ansonsten müssten dürften wir ja nur gegenseitiges lobhudeln betreiben.
Direkt anschreiben nützt wenig. Schon öfters ausprobiert. Auf Foren der bestimmter Gruppen einloggen und mitschreiben ist ebenfalls ziemlich Zeitverschwendung.
Aber hier genau in diesem Forum rumlästern scheint eine enorme Wirkung in der ganzen Schweiz zu haben.

Und ein Anfänger der auf der Suche nach allem ist, ist sicher an einer solchen Liste wie sie in diesem Forum schon öfters mal verlinkt wurde nicht abgestossen: http://wenzingen.de/smf/index.php?board=67.0 8 (Noch mals ein grosses Danke an Andrej!)
Sollte er nach dem durchklicken dieser Links noch immer überzeugt sein, dass es ausreicht wen man sich zwei Kaninchenfelle über die Turnschuhe bindet, dann ist er selber schuld.
Ich glaube, für einen Anfänger zählt es sich, dass er mit minimalem Aufwand an Geld eine maximale
Ausrüstung in perfektion erreicht. Dies kriegt er aber nicht bei Leuten die mit minimalem Aufwand an Arbeit das maximale Mass an Geschichtsklitterung hinkriegen.

@Hitomi: Danke für Deinen Beitrag! Du weisst, Du bist eines meiner Vorbilder! :smt058
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Re: Hat "Badactment" negative auswirkungen für Reenactors?

Beitragvon gijoe am Mi 14 Jul, 2010 18:12

Mut ist seine Fotos in eine gutes Forum zu stellen und konstruktive Kritik entgegen zu nehmen !
Leider ist es weit verbreitet dem anderen Honig um den Mund zu schmieren. Man will gut dastehen und manchmal hat es auch geschäftlich Gründe.
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Re: Hat "Badactment" negative auswirkungen für Reenactors?

Beitragvon Solva Goldlocke am Mi 14 Jul, 2010 18:41

@gijoe: Das stimmt. Aber egal in welchem Hobby-Forum. Es wird einfach nur gelobt und gelobt und wehe man macht ne Kritik, dann wird man mit einer persönlichen Nachricht "gerügt".
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Re: Hat "Badactment" negative auswirkungen für Reenactors?

Beitragvon petgerm am Do 15 Jul, 2010 08:08

Was mich bei den gerade geführten Diskussionen wirklich stört, ist der schrittweise Erpressungsversuch ala "ich werde künftig nur noch ab und an im Forum sein", "nun werde ich künftig nur noch mitlesen", "jetzt bin ich ganz raus, das habt ihr nun davon"..... :smt022, nur weil der Haupttenor eben der persönlichen Meinung nicht entspricht . Wer ein derartiges Hobby/Lebenswerk/Freizeitvernichtungstäigkeit wie die meisten der Forumsteilnehmer hat, sollte im Laufe der Zeit ein etwas dickeres Fell haben, Kindergartengehabe und Kritikunfähigkeit sind keine gute Basis, egal in welcher Zeit und Darstellung ( :smt077 außer bei einer zünftige Barbarendarstellung oder Hailänders)
So ein Verhalten macht auf mich den Eindruck, als ob man beleidigt ist, weil die gezeigte, nach eigenen Empfinden bereits nahezu perfekte (siehe Homepage und die Antworten, da wird eher um die Nestelschnur diskuttiert als um das darunter befindliche Gewand) "Darstellung" kritisiert wird und man dadurch förmlich gezwungen würde, etwas zu verbessern.....sollte ich da falsch liegen, ich bin seeehr sensibel und würde bei negativen Antworten furchtbaren Schaden an meiner geistigen Gesundheit nehmen, also bitte nur Streicheleinheiten :smt059
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Re: Hat "Badactment" negative auswirkungen für Reenactors?

Beitragvon aemkey am Do 15 Jul, 2010 08:35

Ja, das dicke Fell hilft in den meisten Fällen viel. Denn Kritik ist das eine, wie man damit umgeht die andere.
und man dadurch förmlich gezwungen würde, etwas zu verbessern....

Würde das nicht so streng sehen, gezwungen ist wohl eher das falsche Wort. Man sollte solche Kritik immer als Anregung verstehen. Was man schlussendlich damit macht, ist jedem selbst überlassen.
Alle hier gehen wohl "Verfälschungen" ein, die Frage ist nur, wie weit die gehen. Und da hat jeder wohl seine eigenen Ansprüche.

Was ich viel mehr unterstreichen möchte ist die Ehrlichkeit. Ich habe genug Leute erlebt, die zu irgendwelchen Dingen eine haarsträubende Geschichte erzählt haben, um unauthentische Dinge als echt zu verkaufen ("Weisst du, mein Urgrossvater war Händler und hat dieses arabische Stück über Generationen vererbt..."). Das ist aus meiner Sicht viel schlimmer, als wenn man sagt, dass es dieses Stück in der Zeit nicht gegeben hat oder man sich nicht sicher ist, ob es so möglich gewesen ist. Auch Besuchern gegenüber.

Denn meiner Meinung nach sollte das was draufsteht, auch drin sein! Und wenns Fantasy ist, aber auch so draufsteht, habe ich überhaupt kein Problem damit. Schönes Beispiel das MPS (war zwar noch nie dort, aber die Fotos reichen), da steht ja das Phantasie schon im Namen, jeder weiss also, was ihn erwartet.
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Re: Hat "Badactment" negative auswirkungen für Reenactors?

Beitragvon Hagelhans am Do 15 Jul, 2010 13:35

Es ist schon verflixt.
1.Mache ich jemanden auf einen groben Schnitzer aufmerksam dann bin ich ein übler Besserwisser, denn er wäre sicher selber drauf gekommen und hat dass nur bei sich weil er die letzten zehn Jahre noch Anfänger war.

2.Mache ich mich über ihn lustig, was von meinen Charakter her die logische Antwort auf Begegnung nr.1. ist, natürlich auch nicht recht.

3. Sage ich nichts, dann bin ich einer dieser Geheimnistuer der niemandem weiterhelfen will und alles für sich behält.

Und zum lieben Geld: Nur mal so rhetorisch ein Preisvergleich der eine Darstellung in null Komma nichts von 0 au 100% verbessern kann.

http://www.akru-keramik.de/inhalt_html/inhalt_shop.html
http://www.toepfereimuseum.de/

Sind zwei, drei Euro zu viel Geld dass ich keine hämischen Witze mehr mache? :smt047
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Re: Hat "Badactment" negative auswirkungen für Reenactors?

Beitragvon Varuna am Do 15 Jul, 2010 13:44

Hagelhans hat geschrieben:Und zum lieben Geld: Nur mal so rhetorisch ein Preisvergleich der eine Darstellung in null Komma nichts von 0 au 100% verbessern kann.

http://www.akru-keramik.de/inhalt_html/inhalt_shop.html
http://www.toepfereimuseum.de/


Tss, Jack, das wären doch nur eine Verbesserung von 0% auf 80%, denn noch besser könnte man es machen, wenn man beim Töpfer des Vertrauens regionale Keramik machen lässt. :smt083 Aber ansonsten stimme ich zu, wenn man vorher recherchiert, muss es gar nicht so teuer sein..

@Hitomi: Deinen Beitrag würde ich einfach so unterschreiben!

http://www.constaffel-zuerych.ch/


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Re: Hat "Badactment" negative auswirkungen für Reenactors?

Beitragvon Yaslaw am Do 15 Jul, 2010 13:49

Hagelhans hat geschrieben:Und zum lieben Geld: Nur mal so rhetorisch ein Preisvergleich der eine Darstellung in null Komma nichts von 0 au 100% verbessern kann.

http://www.akru-keramik.de/inhalt_html/inhalt_shop.html
http://www.toepfereimuseum.de/

Sind zwei, drei Euro zu viel Geld dass ich keine hämischen Witze mehr mache? :smt047

Nur am Rande für alle Nicht-MA-Leutz

Akru-Keramik -> Starkes Gobmittelalter. Hat nix mit historischen Funden gemeinsam ausser dass es Krüge gibt zum draus trinken. Diese Produkte sind bei vielen Marktteilnehmer sehr verbreitet.

Als Gegenpool das Töpfereimuseum das auch einen Shop hat.
Wichtig ist: Wir vertreiben keine Repliken, die vom Original nicht zu unterscheiden sind. Dem Handel mit Fälschungen soll kein Vorschub geleistet werden. Aber, Formen und Farbgebung der nachgearbeiteten Stücke lehnen sich deutlich an die historischen Vorbilder an.


Der einfache Becher bei akro kostet 5€ und sieht aus wie ein Blumentopf aus dem Baumarkt. Beim Museum kostet ein einfacher Becher 15jHd 8€ (ab 3 nur noch 6.50€)
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Re: Hat "Badactment" negative auswirkungen für Reenactors?

Beitragvon troupier suisse am Do 15 Jul, 2010 13:56

Um kurz offtopic zu gehen - ich such' für den Tag der Stadttore im August noch ein Trinkbehältnis. Ich habe beim oben erwähnten Töpfereimuseum (danke für den Link an Hagelhans und Meric für die Ausführungen an Yaslaw) reingeschaut, und muss mal die Kompetenzen hier fragen, was für einen spätmittelalterlichen Laienbruder vom Oberrhein angemessen wäre. Ist für den Kreamik überhaupt zulässig?
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