Religiosität re-enacten

Allgemeines über die lebendige Geschichte.

Moderator: Hagelhans

Re: Religiosität re-enacten

Beitragvon Hagelhans am Do 20 Mai, 2010 14:25

Die Kirche braucht sich ja auch nicht weiter zu entwickeln solange sie den selbnem Gott vertritt. Wen die Menschen es vorziehen sich weiter zu entwickeln, beziehungsweise weiter von Gott abzurücken, dan ist dass doch nicht Sache der Kirche ihnen zu folgen? :-k
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Re: Religiosität re-enacten

Beitragvon Sutoris am Fr 21 Mai, 2010 09:05

Hagelhans hat geschrieben:Die Kirche braucht sich ja auch nicht weiter zu entwickeln solange sie den selbnem Gott vertritt. Wen die Menschen es vorziehen sich weiter zu entwickeln, beziehungsweise weiter von Gott abzurücken, dan ist dass doch nicht Sache der Kirche ihnen zu folgen? :-k


Hallo Hagelhans,

dann habe ich mich etwas missverständlich ausgedrückt, ich wollte keine Grundsatzdiskussion lostreten. Gemeint war nicht, wenn die Menschen von Gott abrücken, dann soll die Kirche ihnen folgen. Für meine Begriffe hat die Kirche in machen Punkten eine veraltete Moralvorstellung. Ich halte heutzutage z.B. das Zölibat für veraltet, zudem es in vielen Gemeinden ein offenes Geheimnis ist, dass der katholische Pastor ein Verhältnis mit seiner Haushälterin hat, aus der bisweilen sogar Kinder hervorgehen und es gibt sogar einen inoffiziellen Fond in der Kirche, aus dem Unterhalt für solche 'Mißgeschicke' gezahlt werden.

Hier nochmal für die Nicht-Katholiken der Hintergrund für die Einführung des Zölibats:
Im Jahre 1022 ordnete Papst Benedikt VIII. auf der Synode zu Pavia gemeinsam mit Kaiser Heinrich II. an, dass alle Geistlichen künftig nicht mehr heiraten durften. Da es für Priester üblich wurde, die Heilige Messe täglich zu zelebrieren, spielte dabei vor allem die kultische Reinheit eine Rolle, aber auch die Tatsache, dass sonst Kirchenbesitz an die Kinder der Geistlichen vererbt worden wäre.

Im Gegensatz zu vielen Anderen bin ich nicht für eine Auflösung der Kirche, sondern einfach nur für eine längst überfällige Modernisierung.

Aber das weicht zu sehr vom eigentlichen Thema ab und letztendlich muss das jeder für sich entscheiden, wie er damit umgeht. Das gilt auch fürs Hobby. Keiner sollte zu einer Umsetzung von Religiosität im Hobby gezwungen werden, aber man sollte einfach im Hinterkopf behalten, dass gerade das Leben im Mittelalter sehr stark von der Kirche geprägt war.

Gruß Sutoris
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Re: Religiosität re-enacten

Beitragvon Hagelhans am Fr 21 Mai, 2010 14:44

modernisieren? das hatten wir doch schon par mal. Darum habe ich ja auch mehrere Religionszuhehörikeiten in unterschiedlichen Epochen. :smt002
Übernächstes Wochenende alleinzige Römische Kirche 1470er jahre. Das Wochenende darauf ein bibellesender Protestant. Schliesslich ist die 62nd VA kein Irisches Regiment.
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Re: Religiosität re-enacten

Beitragvon Murky am Do 03 Jun, 2010 09:48

Ich bin auch klar der Meinung dass der Glaube zur Darstellung gehört. Ich kann hier natürlich nur für meine Epoche sprechen, in der die Religion schlicht und einfach einer der zentralen Teile des täglichen Lebens war. Das Fegefeuer war eine Tatsache, manche Menschen nahmen sogar den Weg nach Jerusalem oder zu andern Pilgerorten auf sich, um von den Sünden reingewaschen zu werden. Für uns ist sowas ja fast nicht mehr nachvollziehbar.

Klar, in der Comthurey Alpinum steht zum einen Teil die HoMi-Religion im Vordergrund. Ich persönlich stelle ja einen durchschnittlichen (ok, wohlhabenden) Menschen dar. Das heisst, zu meiner Darstellung gehört der Respekt vor den Herren der Kirche / des Ordens und der Einbezug der Religion in den täglichen Ablauf. Bei uns wird wenn möglich von den Ordensbrüdern die Ordensregel gelebt (je nach Anlass mehr oder weniger, auf einem Markt fast nicht möglich) und für uns weltliche heisst das dass wir ebenfalls zu den Andachten gehen.
Das bringt uns auch auf die Frage, wie stark jetzt da der "echte" Glaube mitspielt. Ich bin hier der Meinung, es gab mal generell keine Atheisten im Mittelalter. Das heisst, es muss schon eine gewisse reale Verbindung zum Thema bestehen, sonst kann man sie auch nicht glaubwürdig darstellen. Von uns ist glaube ich keiner tief religiös und alle hegen die gleichen Zweifel an den "Institutionen" wie ihr alle. Aber ganz ohne gehts nun mal nicht.

Wer bei uns mitmachen will soll das aber trotzdem aus Freude an lebendiger Geschichte tun, und auf keinen Fall aus religiösen Interessen, das wäre dann ziemlich gefährlich.

Ach ja, Aggro, salü, ich habe den Thread erst jetzt gesehen :-)
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Re: Religiosität re-enacten

Beitragvon Chnobli am Fr 04 Jun, 2010 18:20

@ Murky: Mir drängt sich nun die Frage auf, Alexander III oder Innozenz III ? :smt051
Wir leben alle unter dem gleichen Himmel, aber wir haben nicht alle den gleichen Horizont.

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Re: Religiosität re-enacten

Beitragvon Murky am Sa 05 Jun, 2010 13:42

Hihi, ja, ich glaube das müssen unsere Brüder ausknobeln :-)
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Re: Religiosität re-enacten

Beitragvon orke am Mo 07 Jun, 2010 08:42

Hallo Leute,

ich finde es sehr wichtig ,bestimmte Situationen aus dem Leben eurer dargestellten Epochen realistisch wider zugeben.
Allerdings muß man auch Wissen , was man gerade Nachstellen will!
Ist es reine Freizeit , wo man sich trifft , Gedanken austauscht , dass Leben der jeweiligen Epoche für sich und in der Gruppe "nacherlebt" oder ist es in diesem Moment eine "Vorstellung" vor begeistertem Publikum?

Bei den allgemeinen Treffs der Gruppe sollte man auf so etwas verzichten und sich der Freude und Wirken hingeben.
Aber intressant wäre es bei Aufführungen, wo alles bis ins kleinste durchdacht,geplant,geprobt etc. ist.
Und ich denke es gibt dann viele kleine,sehr intresante Situationen ,die wirkungsvoll für das Publikum nachgestellt werden können.
So z.B. bei den alten Preußen, zwei verschiedene Feldprediger. Der linke Flügel für die Protestanten und der rechte für die Katholiken.Vereint als ein "Regiment" stehen die Akteure und hören sich die beiden verschiedenen Predigten gleichzeitig an.Militärgeschichtlich eine intressante Darstellung.
Ich glaube auch , dass die "Zweifler" deiner Gruppe für solch ein " Bühnenstück" zu überzeugen wären.

Und was die "Gläubigkeit" deiner Gruppenmitglieder betrifft.Jeder sollte dies für sich ausmachen und keiner sollte dazu gezwungen werden! [-X

MfG ORKE


Es gibt hierzu eine schriftliche, sehr intressante , Abhandlung von Richard Graewe - "Die Feldprediger der Armeen im 17.,18. und 19. Jahrhundert.
orke



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