von Maja am Fr 27 Nov, 2009 20:21
2.5 m lang und gute zweieinhalb Tonnen schwer ist der sorgfältig gearbeitete Sarkophag aus lokalem Sandstein, der bei Leitungsarbeiten im Klosterhof St. Gallen entdeckt wurde. Die Herstellungsart weist auf eine Grablegung aus dem späten Früh- oder frühen Hochmittelalter hin (9. bis 12. Jahrhundert). Das Skelett im Innern hatte keinerlei Beigaben (leider!), aber aus Knochen lässt sich ja auch einiges "lesen": der Bestattete war ein Mann von etwa 60 Jahren, der offensichtlich oft zu Pferd unterwegs war, unter Arthrose litt (das taten fast alle) und gute Zähne hatte. Das heisst, dass er Brot oder Mus aus fein gemahlenem Mehl und nicht das grobe handmühlen-gemahlene Getreide essen musste. Er gehörte sehr wahrscheinlich zum Klerus oder war eine hochgestellte Persönlichkeit aus dem Umfeld des Klosters, worauf auch der privilegierte Bestattungsort hinweist. Spannend wird es nun sein, der Identität des Toten mit Hilfe der Anthropologie, der genaueren Datierung mittels Radiokarbon-Methode, aber auch durch Studium der schriftlichen Quellen auf die Spur zu kommen. Der Sarkophag ist bisher der einzige seiner Art, der im Kanton St. Gallen gefunden wurde. Am 28. und 29. November kann er während des "Wochenendes der offenen Tür" im Historischen Museum St. Gallen besichtigt werden (ohne Inhalt, der ist bereits im archäo-anthropologischen Dienst im Baselbiet zur Untersuchung!)
Bedenke wohl, um was du die Götter bittest - sie könnten es dir gewähren!