Lebendige Geschichte erlebt von 120 Zeitzeugen

Allgemeines über die lebendige Geschichte.

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Lebendige Geschichte erlebt von 120 Zeitzeugen

Beitragvon Boscheln am Sa 14 Jan, 2006 15:32

Ich habe als Privatperson ein interessantes Projekt durchgeführt, das ich Ihnen kurz vorstellen möchte. Es ist meines Erachtens ein mit viel Energie und Liebe zusammengetragener privater Beitrag zu lebendiger Geschichte, und ich hoffe, dass ich das hier vorstellen darf. Da Sie die Pflege von "lebendiger Geschichte" als Motto haben, wüsste ich nicht wo es besser hinpassen könnte.

Hier der Hintergrund: Vor knapp drei Jahren ließ mich eine Idee nicht mehr los, nämlich der Generation der heute 80jährigen ein kleines literarisches Denkmal zu setzen. Mir wurde klar, dass diese Generation bald nicht mehr existiert und ihre Erlebnisse und Erfahrungen mit ins Grab nehmen wird bzw. schon genommen hat.
Gegen jede wirtschaftliche und (normal) rationelle Vernunft handelnd, habe ich dann versucht, alle in unserer Kleinstadt befindlichen Zeitzeugen (Übach-Palenberg in West-Deutschland hat 25.000 Einwohner, darin leben ca. 500 Kriegszeitzeugen)zu befragen. Auf Grund eines guten Namens gelang es mir, 20 % zu interviewen. Konnten mir die Zeitzeugen doch die Ernsthaftigkeit meines Unternehmens unterstellen.
Als Ergebnis entstand das Buch "Eine Generation verabschiedet sich" mit 108 Geschichten aus Krieg und Gefangenschaft und vielen privaten Fotos. Es ist ein vollkommenes Einzelunternehmen gewesen (recherchieren, schreiben, gestalten, verlegen) und ich habe also ohne fremde Hilfe bzw. Verlag dieses Buch mit einer Auflage von 2500 Auflage herausgegeben.
Ich denke, dieses "Geschichtenbuch" ist ein ganz persönliches Dokument und zeigt am Beispiel nur einer Stadt, wie viel interessantes Erlebtes (ob in Wort und Bild) auf so wenig Raum zu Tage gefördert werden kann.

Dieser Beitrag ist in dem Sinne zwar "Werbung für ein Buch", aber welchen Transmitter hat man sonst, als das Ergebnis eines Befragungsprojektes auf diese Weise vorzustellen. Den Zeitzeugen hätte es nichts genützt, wenn es "im stillen Kämmerlein" bleibt. Was bleibt ist das Wagnis, Bücher drucken zu lassen und Menschen mit potentiellem Geschichtsinteresse anzubieten. Das Buch kostet zwar im deutschen Buchhandel 21,-- Euro (man sagte mir schon, dass es von Umfang und Ausstattung mehr wert ist), in der Schweiz 23,-- Euro, aber Schulen, Altenheimen oder den geschichtsinteressierten Besuchern dieses Forums biete ich dieses Buch für 10,-- Euro (quasi Selbstkostenpreis plus 6,50 Euro Versandkostenanteil für die Schweiz und 5,-- Euro für Deutschland) Das Buch ist also in jeder Hinsicht ein "Schwergewicht", einmal real, d.h. für den Versand und (hoffentlich) auch als Vermächtnis von 120 Zeitzeugen.

PS: Wer mir über ein ähnliches Projekt berichten kann, in dem nur eine Person von der Idee bis zum Schreiben, Gestalten und Verlegen alles in einer Person durchgeführt hat und in seiner Arbeit 120 Zeitzeugen vorkommen, der erhält ein Freiexemplar. Da es mir bisher nicht gelang, ein ähnliches Projekt anlässlich des 60. Jahrestages des Endes des Zweiten Weltkrieges zu finden, brauchte ich bisher noch nicht zu reagieren....
Boscheln



Q

Beitragvon Lucky Jack am Sa 14 Jan, 2006 16:07

Genial bin dabei. Bücher von und über Zeitzeugen muss mann gelesen haben und sind immer seine Zeit wert zum lesen.

Bitte kontactieren Sie mich für den Ablauf der Bestellung unter: his_lucky_jack@yahoo.com möchte gern ein Exemplar.

Danke bis bald..
L-Jack
Lucky Jack



Beitragvon Hagelhans am Sa 14 Jan, 2006 16:51

Ausgezeichnet!
Ich denke dieses Buch muss ich haben.

Einem Freund von mir ist es gelungen Zeitzeugen, Ehemalige Freiwillige Schweizer die auf Deutscher seite gekämpft hatten, zu befragen. Bei zwei besuchen war ich mit ihm mit. Einen enormen Eindruck hinterlies mir ein Offizier der mit den Terek Kosaken geritten ist.
Und zwar solche die ein Gespräch mit Vincenz Oertle abgelehnt hatten. (V. Oertle "Sollte ich aus Russland nicht zurückkehre...." Theis Verlag Zürich. Empfehlenswert wen leider auch nicht vollständig.)
Mein Freund möchte abert, auch auf Wunsch der Zeitzeugen, das gesammelte Material nicht als wissenschaftliches Werk, sondern als Roman verarbeiten.
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Zeitzeugenbuch

Beitragvon Boscheln am Sa 14 Jan, 2006 18:15

Vielen Dank für das positive Feedback.
Als ich vor drei Jahren damit mit meiner ersten Befragung eines mir gut bekannten Zeitzeugen begann, bin ich nach drei Stunden wie benebelt nach Hause gegangen. Die darauffolgende Nacht habe ich nicht geschlafen. Erst nach drei Wochen fand ich die Kraft zum nächsten Gespräch.
Ich bin im Prinzip zwei Arten von Zeitzeugen begegnet. Die einen, die nichts mehr davon wissen wollten und glaubten, dass sie alles verarbeitet hätten. Ich behaupte aber, dass kaum einer diese Sache richtig verarbeitet hat, eher verdrängt. Bei der anderen Kategorie war alles so sehr lebendig, dass man sich fragen musste, wo sind die 60 Jahre geblieben? Manches mal kam ich mir wie ein Pfarrer vor, der eine Absolution vornimmt. Auch habe ich gehört, dass sie das Erzählte noch niemandem erzählt haben. Viele waren gerührt, dass hier plötzlich einer saß und sich diesen Erinnerungen annahm. Vielfach meinten einige "Das glaubt und sowieso keiner". Man konnte spüren, dass es den Leuten um ihre Perspektive ging. Dass sie gezwungen wurden (sonst hätte man sie erschossen), konnten sie nicht ändern. Aber mit welcher Findigkeit sie ihre kleinen Nischen teilweise nutzten, wie viel Glück sie hatten, lebend aus dem Schlamassel herausgekommen zu sein, hat mich oftmals angerührt. Ein Zeitzeuge - mir vorher unbekannt - saß nach einer viertel Stunde in der Unterhose da und zeigte mit detailgetreu seine sieben Verwundungen (Durchschuss, Splitter etc.). Der Ehefrau war es echt peinlich und ich wusste auch nicht so recht, was ich machen wollte.
Diese 120 Gespräche waren die spannenste Reise in meinem Leben, und wenn man bedenkt, dass von den Zeitzeugen schon 30 verstorben sind, war die Entscheidung, dieses Unternehmen zu starten im Nachhinein mehr als angebracht und richtig.
Noch ein entscheidender Nachteil der deutschen Zeitzeugen: Wenn z.B. britische oder amerikanische Veteranen an ihren Kriegseinsatz denken, treten sie als Sieger und Gerechte auf. Schließlich haben sie diesen Krieg nicht angefangen. Meine Zeitzeugen haben hier ein zusätzliches Problem, weil sie ja als die pauschalen Agressoren vor der Geschichte behandelt werden. Hier sollte man diesen Männern nach 60 Jahren endlich die Hand reichen, auch von Seiten der Sieger. Viele haben das schon im Kleinen getan, aber vor der großen Kulisse habe ich das noch nicht erlebt. Ich gönne diesen Menschen, dass sie friedlicher gehen und wirklich etwas abhaken können.
Ich möchte damit dem Krieg im Nachhinein keine Berechtigung geben, schon gar nicht eine Beschönigung. Sondern ich gönne allen das Recht, ihre Sichtweise zu ändern, wobei die meisten ja wissen, dass sie in ihrer Jugendzeit verblendet wurden. Und wer dies in den Gesprächen mit mir zum Ausdruck brachte, hat damit schon in gewisser Weise um Nachsicht oder Verzeihung gebeten oder seine Hilflosigkeit zum Ausdruck gebracht, dass er es nicht besser konnte.
Falls noch Fragen sind, stehe ich gern zurVerfügung.
Boscheln



Beitragvon Major Kusanagi am Sa 14 Jan, 2006 19:10

Habe bei meinem Weihnachtsbesuch in Berlin "Eine Generation verabschiedet sich" im Preussischen Bücherkabinett gekauft. Sehr interessant und aufschlussreich. Tragisch dass einige der Veteranen verstorben sind bevor das Buch rauskam, was einem schmerzlich auf den Doppelseiten mit den Portraitfotos damals/heute auffällt.

Da ich in jenen Tagen in Berlin ebenfalls einmal mehr die Chance ergriff mit einem Veteranen (26.Panzer-Division) zu sprechen, hat mich der Stoff im Buchregal gleich angesprochen. Man muss natürlich im Auge behalten dass solche persönlichen Memoiren zuweilen etwas sehr subjektiv gefärbt einherkommen. Dem gegenüber steht allerdings der unschätzbare Wert einer Zeitzeugenaussage.

Ich habe die Anschaffung nicht bereut, aber ein wenig unken muss ich dennoch. Mich irritierte zuweilen die eigenwillige Schreibweise bestimmter Termini wie etwa "Netuno" (Landekopf Anzio-Nettuno in Italien - korrekt mit Doppel-t) in den Beiträgen zu Theo Houben auf den Seiten 54, 142 oder die "amerikanischen Thunderbolds" bei Erwin Petry auf Seite 36 (Jagdflugzeug P47 Thunderbolt korrekt mit "t" anstelle "d" > http://www.b17flyingfortress.de/index.php?id=p47.htm ).

Nicht dass es den Verdienst des Werkes schmälert, aber der interessierte Laie tut sich schwer bei der Suche nach weitergehenden Informationen wenn er bestimmte Worte in nicht üblicher Schreibweise übernimmt. Der Autor führt auf Seite 223 aus dass er zuweilen Ortsnamen nach Gehör niederschrieb und wegen des Aufwands bewusst auf eine Ermittlung der korrekten Schreibweise verzichtete. Das nagt natürlich ein wenig am Oevre.

Auch hätte ich es begrüsst, wenn man durchgehend mehr zu den Einheiten erfahren hätten denen die Veteranen angehörten, z.B. auf den Seiten auf denen die Personen mit Portaits vorgestellt werden. Bei den meisten erfährt man lediglich die Waffengattung. Man hätte damit zu geschilderten Ereignissen wie "Bange Momente in Charleroi" auf Seite 104 konkret gegnerischen Verbände und eventuell gar eine mit dem Vorfall verbundene Operation oder weitere Feldzüge der Einheit mit eigener Suche erörtern können. Man erfährt jedoch in diesem Fall vom Veteranen Helmut Hoffmann leider nur dass er Infanterist und Funker beim Heer war. Mein Veteran in Zehlendorf hat mir bis auf Kompaniebene seine Zuteilung vermittelt. Die betagten Herren sind oft stolz auf ihre Einheit.

"Eine Generation verabschiedet sich" - Ein interessantes Stück Zeitgeschichte das ich gerne in meine Bibliothek aufnahm. Wer es sich selbst anschaffen will, hier noch die ISBN-Nummer: 3-00-014237-1.
Major Kusanagi



Beitragvon Boscheln am Sa 14 Jan, 2006 21:11

Vielen Dank für den Beitrag des Majors. Ich bin angenehm überrascht über dein positives Feedback und dass das Preussische Bücherkabinett in Berlin in Dir einen Kunden für mein Buch gefunden hat. Ich möchte zu Deinen Bemerkungen wiefolgt Stellung nehmen:
Im Grunde hast Du ja nur "Kleinigkeiten" bemängelt, was den Wert des Werkes nicht schmälert. Also, ob Du es glaubst oder nicht, die präzisen Einheiten waren nur im Ausnahmefall korrekt zu recherchieren. Nachdem ich hier in den meisten Fällen nur bruchstückhafte Angaben bekommen habe, habe ich mich für den kleinsten Nenner entschieden, d.h. Stationen soweit bekannt und Jahreszahlen anstatt Daten. Die Männer waren hier echt überfordert und oftmals kamen erst nach einiger Zeit die Geschehnisse an die Oberfläche. Also viele wussten einfach nicht mehr ihre Einheit oder der Wechsel zwischen verschiedenen Einheiten, z.B. nach einer Neuaufstellung hatten viele nicht parat. Also bei 120 Zeitzeugen (nicht 5 oder 10, sondern Einhundertzwanzig) finde ich die Form der Kurzbiographie akzeptabel. Wer glaubt, dass jeder seinen militärischen Lebenslauf auf Punkt und Koma parat hat und lückenlos alle Stationen incl. Waffengattungen, den belehrt die Praxis eines anderen. Und dann die Waffengattungen und Orte. Also ich bin militärischer Laie und hatte nicht so ein großes Hintergrundwissen. Bei verschiedenen Orten habe ich natürlich korrigiert, aber es waren z.B. einige Orte einfach unbekannt oder zu klein. Hier musste ich einfach den "Gehörnamen2 nehmen. Bis ich z.B. rausbekommen habe, dass es Kiviöli (Estland) und nicht "Keviöli" heißt. Nur durch einen dummen Zufall, der Zeitzeuge sprach immer von Keviöli. Wenn man einen falschen Namen hat, wie will man dann den richtigen herausbekommen, wenn man nicht weiß, wie der Name richtig heißt? Das muss man mir erst mal zeigen. Viele Details sind von den Zeitzeugen vergessen worden und Namen nur bruchstückhaft im Gedächtnis. Was vielen im meinem Buch als selbstverständlich anmutet, musste mit viel Zeit und Aufwand erarbeitet werden. Ich würde Dir gerne mal einen Blick in das Rohmanuskript werfen lassen (d.h. die Sammlung aller Gesprächsprotokolle), dann würde sich vieles relativieren. Und: Alles war eine "One-Man-Show" neben meinem Beruf.
Es tut mir aber trotzdem mal gut, sich mal auszutauschen und dass sich jemand mal die Mühe gemacht hat, das Buch zu reflektieren. Prinzipiell kommt es auf die Begebenheiten an und das was alles passiert ist. Und: Haben Dich die Texte von Christiane nicht angesprochen? Ihr Vorwort sagt so unendlich viel aus oder z.B. der Text zu "Tiere und Krieg". Mir gehen diese Texte unter die Haut. Ich sehe das Bild, wo der Esel und die Soldaten in der russischen Schnee-Taiga stehen. Was waren auch die Tiere im Krieg für unendlich arme Geschöpfe, aber so selbstlos duldsam, auch wenn sie von einer Granate zerfetzt wurden.
Nochmals vielen Dank für Dein Feedback. Endlich mal jemand, der sehr tief reingegangen ist.
Boscheln



Beitragvon Major Kusanagi am Sa 14 Jan, 2006 22:18

Jedesmal wenn ich im Bücherkabinett stehe, wäge ich sorgfältig ab wofür ich meine Euro ausgebe. Ich kann nicht jedes Buch kaufen welches ich irgendwie interessant finde, da ich alles in Koffer packen und zurück in die Schweiz via Schönefeld und Easyjet schleppen muss. Da fällt mancher durch die Maschen meiner Aussieberei. Das breite Spektrum Ihres Werks gab den Ausschlag zum Erwerb. Wie gesagt bereue ich den Kauf nicht und lese immer wieder drin.

Zugegeben war es für meinen alten Panzergrenadier in Zehlendorf einfacher genaue Angaben zu machen weil er damals Tagebuch führte, was in nachträglich redigierter Form in zwei dicke Bände mit 1500 Seiten Italienfeldzug in seinem Eigenverlag mündete. Auch muss ich eingestehen dass ich bei weitem nicht soviele betagte Krieger wie Sie gesprochen habe, womit mein Dutzend alter deutscher Veteranen nicht eben ein repräsentativer Schnitt ist. Dazu kam dass neun von Ihnen noch ihre Wehrpässe besassen, was die Erinnerung erheblich ankurbelte.

Vermutlich bin ich auch ein bisschen zu penibel im Bezug auf Einheiten und Schauplätze weil ich zwei Kriegsbiografien aus meinem deutschen Verwandtenkreis via hinterlassene Fotos, Archive und Deutsche Dienststelle zusammenrecherchierte. Da neigt man dazu eigene Masstäbe auf anderes zu übertragen. Die Truppenzugehörigkeit wird zum Schlüssel für jene Höllen durch welche die Einheiten dieser Männer gingen. Wer wochenlang am Monte Cassino in der Hauptkampflinie lag hatte mehr zu ertragen als jemand im Tross eingeteilt war. Daher mein spezifisches Interesse daran.
Major Kusanagi



Geschichte

Beitragvon Napoleon am So 15 Jan, 2006 06:52

Ich muss euch beiden Recht geben.
Was für mich aber von aller grösster Interesse ist, ist der Umstand das sich doch einige Leute die Zeit nehmen das erzählte zu Dokumentieren, recherchieren und sogar in Buchform zu veröffentichen.
Dir Boscheln muss ich sagen, und dass zu einem Preis, bei dem man nicht den Vorwurf machen kann, es ist zur Selbstbereicherung.
Ich habe selbst mit viuelen Veteranen gesprochen, Duetschen, Briten und US. Fast alles habe ich mir auch aufgeschrieben, wenn möglich mit Tag und Ort. Wie Ihr aber auch schon bemerkt habt, die Ortschaften an denen das erlebte stattgefunden hat, ist meist nicht zu eroieren.
Ich bin sehr faziniert von solchen Geschichten auch wenn Sie ab und an doch eher schockieren. Auch wenn die Geschichten nicht immer ganz objektiv sind und doch eine Prise von Recht auf seiner Seite haben, ist es doch eine Geschichte. Und zudem kann man solche Geschichten im Normalfall in keinem Buch lesen.
Auch wenn ein Buch die Art der Erzählung des erlebten mit den ganzen Emotionen des einzelnen nicht so rüberbringen kann, kann ich mir gut Vorstellen das du beim recherchieren Boscheln, doch ab und an Probleme hattst das erlebte zu verarbeiten.

Ich bin schon sehr gespannt auf Dein Buch.
Jeder Erfolg, den man erzielt, schafft uns einen Feind. Man muß mittelmäßig sein, wenn man beliebt sein will.
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Beitragvon Major Kusanagi am Mo 16 Jan, 2006 14:34

Beim einordnen des besprochenen Buches stiess ich in meinem Buchregal auf ein anderes Werk über das ich hier einige Wort verlieren möchte. Allerdings scheint es mittlerweile wieder vergriffen zu sein, wie eine Erhebung zur Preisfrage ergab.

In zweiter Auflage kam 2001 im Verlag Gerald Ramm unter der ISBN-Nummer 3-930958-10-4 "Gott mit uns - Kriegserlebnisse aus Brandenburg und Berlin" heraus. Darin kommen etwa dreissig Zeitzeugen zu Wort die aus den Jahren 1944/45 berichten.

Diverse Berichte stammen allerdings nicht von lebenden Veteranen. Aufzeichnungen, Briefe und Tagebücher sprechen in diesen Fällen für mittlerweile verstorbene Leute. Allerdings hat der Auto (von Beruf übrigens Bestatter) auch zahlreiche persönliche Gespräche mit lebenden Zeitzeugen zum Thema geführt, was in das Werk einfloss.

Dem Kriegsschauplatz entsprechend sind für meinen Geschmack die Jungs mit den weissen Doppelrunen am schwarzen Kragenspiegel etwas stark unter den Berichten vertreten. Dies ist allerdings mehr eine Kritik die meinen persönlichen Aversionen gegen jene Truppe erwuchs und nichts mit dem Buch an sich zu tun hat.

Eindrückliche Skizzen aus den letzten Kriegsmonaten im Raum Brandenburg.
Major Kusanagi



Brandenburg

Beitragvon Boscheln am Mo 16 Jan, 2006 17:23

Interessanter Hinweis. Das Buch schaue ich mir mal näher an. Es ist schön, dass es immer wieder "Authentische" gibt, obwohl sie den Zeitzeugen eigentlich nicht gerecht werden können. Wenn ich mir recht überlege, dann hätten 24 Interviewer jeweils 5 Personen zwei Jahre lang betreuen müssen und zwar jeden Monat ein Treffen, um bei der Aufarbeitung behilflich zu sein. Dann wären möglicherweise noch viel tiefer gehende Erkenntnisse zu Tage gekommen und die Betroffenen hätten so etwas wie eine "Therapie" gehabt. Aber an der Undurchführbarkeit eines solchen intensiven Betreuungsprojektes kann man erkennen, dass man den Überlebenden des Krieges eigentlich nie gerecht werden kann.
Deshalb können die Geschichten in meinem Buch nur "Schnapschüsse" sein und der Versuch, ein wenig mehr auf diesen Personenkreis hinzuweisen. Auch wenn das Ergebnis nur subjektiv sein kann, so ist es aber ein Teil des Ganzen.
Boscheln



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