Grosses Unglück in Köln!

Allgemeines über die lebendige Geschichte.

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Re: Grosses Unglück in Köln!

Beitragvon Hagelhans am Mi 25 Nov, 2009 13:03

Für solche Probleme reicht wohl die einfche Tgespolitik nicht mehr aus.
Man müsste gerde zu das gesmmte "nationle Geschichtsinteressen" wieder wecken.
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Re: Grosses Unglück in Köln!

Beitragvon Seegras am Mi 25 Nov, 2009 17:09

Ich bin ja extremer Fan von Digitaliserung. Ich habe meine komplette Sammlungen von Musik, Filmen und fast alle meine Bücher digitalisiert. Aber deshalb werfe ich die Datenträger nicht einfach weg sondern schaue dass die irgendwo anders untergebracht werden. Und wenns ein Brockenhaus ist.

Es wäre extrem wünschenswert wenn Kulturgut aus Archiven nicht einfach weggeschmissen wird, sondern verkauft oder verschenkt, zumindest dann wenn offensichtlich der Datenschutz gar nicht applizierbar ist -- Zeitungen und Zeitschriften sind ganz offensichtlich nicht Datenschutzrechtlich relevant. Und jedes zusätzliche Exemplar in Privatbesitz vergrössert die Chance dass es überlebt, auch wenn ein Archiv einstürzt.

Dasselbe gilt für die Digitalisate. Wenn ein Museum oder Archiv auch noch für X Backup-Kopien sorgen muss, dann erhöht das die Kosten ungemein. Wenn die aber öffentlich sind kann jeder seinen eigenen Mirror betreiben. Gerade auf dem Gebiet sind aber Archive und Bibliotheken völlige Anfänger, das herunterladen oder spiegeln der Inhalte geht höchstens einzeln und ist mühsam (wenn nicht gleichzeitig grad auch noch Urheberrechts-Betrug/Schutzrechtsberühmung betrieben wird) . Von Suchmaschinen kann das meiste nicht einmal indiziert werden.

Linus Torvalds hat erklärt wie man das macht:
(Only wimps use tape backup: _real_ men just upload their important stuff
on ftp, and let the rest of the world mirror it ;)


Unser Kulturgut ist einfach zu wertvoll als dass wir zulassen dürfen dass NICHT möglichst weit gestreut Kopien vorhanden sind.

Und in dem Sinne noch zusätzlich: Zu wertvoll als dass wir es für 70 Jahre über den Tod des Urhebers hinaus der Öffentlichkeit vorenthalten dürfen. Das Urheberrecht muss wieder auf den Stand von 1884 zurück; das Lobbying von irgendwelchen Haltern von Verwertungsrechten hat schon genügend Schaden angerichtet und muss Rückgängig gemacht werden. Schon zu viel Papier ist verbrannt, zu viele Filme sind zu Essig geworden und zu viele Schellack-Platten zerbrochen.

Thomas Babington Macauley hat 1841 im House of Commons schon mal erklärt warum ein Copyright über den Tod des Künstler hinaus eine extrem beschissene, hirnrissige und idiotische Idee ist: http://yarchive.net/macaulay/copyright.html
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Re: Grosses Unglück in Köln!

Beitragvon Garfield am Fr 27 Nov, 2009 13:19

Seegras hat geschrieben:Es wäre extrem wünschenswert wenn Kulturgut aus Archiven nicht einfach weggeschmissen wird, sondern verkauft oder verschenkt, zumindest dann wenn offensichtlich der Datenschutz gar nicht applizierbar ist -- Zeitungen und Zeitschriften sind ganz offensichtlich nicht Datenschutzrechtlich relevant. Und jedes zusätzliche Exemplar in Privatbesitz vergrössert die Chance dass es überlebt, auch wenn ein Archiv einstürzt.
Bei Archiven weiss ich es in der Praxis nicht, da die normalerweise nichts wegwerfen dürfen (ausser beim aussscheiden von doppelten Unterlagen). Hingegen bei Bibliotheken ist folgendes üblich: 1. anschreiben von anderen Bibliotheken mit ähnlichem Gebiet, 2. ausschreiben in der schweizweiten Mailingliste (vor allem bei Zeitschriften), 3. Geschenktisch für Benutzer/die Öffentlichkeit, 4. Altpapier.
Leider ist es so, dass gerade Zeitschriften/Bücher ohne viele Bilder oder interessanten Themen ewig liegen bleiben. Und dann werden die eben entsorgt, was sollen Bibliotheken denn sonst machen? Ewig horten geht aus Platzgründen einfach nicht.


Betreffend Urhebergesetz sehe ich das aber auch so, völlig übertrieben.

Was Digitalisate angeht, ist das aber auch nicht so einfach. zB moderne E-Books, da hat nebst dem Verfasser auch der Verlag ein Copyright drauf, alleine fürs verlegen und digital bereit stellen (wobei bei gedruckten Büchern der Verlag glaubs auch Rechte dran hat?). Da gibt es einige Verlage die extremst geldgierig sind, so dass man die weder abspeichern kann (nur drucken) noch woanders bereitstellen. Beispiel: die Uni kauft eine teure Lizenz für ein E-Book, darf diese am Ende aber nur in Online-Katalog verlinken und nicht in die eigene E-Library übernehmen. So kann man wieder viel schlechter danach suchen.
Dazu kommt noch, dass einige Verlage Fachzeitschriften nur noch online publizieren, auch super zum archivieren.

Bei digitalisierten Handschriften wäre es eigentlich wünschenswert, wenn die zentral verwaltet würden und nicht in so vielen kleinen Datenbanken. Keine Ahnung warum das nicht gemacht wird...


Selbst wenn das nationale Geschichtsbewusstsein wieder geweckt wäre, würde das allein noch nicht helfen...
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Re: Grosses Unglück in Köln!

Beitragvon Seegras am Mo 30 Nov, 2009 12:24

Garfield hat geschrieben:Was Digitalisate angeht, ist das aber auch nicht so einfach. zB moderne E-Books, da hat nebst dem Verfasser auch der Verlag ein Copyright drauf, alleine fürs verlegen und digital bereit stellen (wobei bei gedruckten Büchern der Verlag glaubs auch Rechte dran hat?).


Dem ist nicht so. Der Verlag hat in dem Fall vom Urheber das Nutzungsrecht vertraglich erworben. Aus dem verlegen und digital bereitstellen ergibt sich kein neues Recht. Das Urheberrecht läuft ganz normal weiter, und wenns ausläuft ist auch die elektronische Version gemeinfrei.

Spätestens dann werden elektronische Schutzmassnahmen (DRM, Digital Restrictions Management) die zitieren, kopieren, drucken, durchsuchen etc. verhindern zum Problem, denn dann haben wir ein eigentlich gemeinfreies Werk das trotzdem der Öffentlichkeit vorenthalten wird.

Normalerweise wird DRM lange vorher zum Problem, mindestens für Archive, Bibliotheken und Behinderte.

Für Blinde sind elektronische Texte eigentlich ein Riesensegen, denn die können mit Screenreadern oder per Braillezeile problemlos ausgegeben werden. Aber nur wenn der ganze Text auch als Text zur Verfügung steht, und genau das sucht DRM zu verhindern.

Ebenfalls den ganzen Text als Text braucht man um Indizes zu erstellen, was für Bibliotheken, Archive und Suchmaschinen sehr nützlich ist.

Und schlussendlich ist bei diesen Schutzmassnahmen nicht gegeben dass ein Text in einigen Jahren noch lesbar ist, sei es weil die an Software gekoppelt ist, oder an Lizenzserver. Hier so ein ganz übler Fall:
http://www.heise.de/newsticker/meldung/ ... -6887.html Das ist natürlich ein absoluter Alptraum für Archive.
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