Grosses Unglück in Köln!

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Re: Grosses Unglück in Köln!

Beitragvon troupier suisse am Do 19 Nov, 2009 06:41

Die Besitzer von Leihgaben, die bei der Katastrophe von Köln zu Grunde gingen sind nun vor Gericht gezogen um Schdensersatz zu fordern. Die Staatsanwaltschaft ist sich in der ganzen Sache immer noch nicht sicher, wer eigentlich Schuld ist:

http://www.sueddeutsche.de/kultur/410/494743/text/
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Re: Grosses Unglück in Köln!

Beitragvon Napoleon am Do 19 Nov, 2009 12:40

Der beste Teil ist der hier:" Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Unbekannt. "

Bin mal gespannt wie es hier weiter geht. Sollte die Baufirma doch noch zur Rechenschaft gezogen werden, wird diese innert 14 Tagen wahrscheinlich Konkurs anmelden, und 2 Tage später unter einem neuen Namen und gleichem Managment eine neue Firma gründen.

Offtopic:
Da habe ich auch noch ähnliches. In Basel beim Rosshof wurde vor nicht all zu langer Zeit mehrer grosses Mulden mit alten Schriften und Zeitungen gefüllt und zur Kehrichtverbrennung gefahren. Ein Arbeitskollege konnte mehrere gebundene Bände der Basellandschaftlichen Zeitung zwischen 1800 und 1830 retten. Der grosse Teil wurde verbrannt.

Bei Nachfrage hies es, man hätte keinen Platz, zu wenig wertvoll und nicht historisch von belangen und das Gute sei eh schon digitalisiert. Jedoch anstatt das ganze der interessierten Befölkerung gratis abzuegen, wurde das ganze Archiv kurzerhand weggeschmissen. Basel tickt anders!!!
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Re: Grosses Unglück in Köln!

Beitragvon troupier suisse am Do 19 Nov, 2009 13:21

Der Fall in Basel ist mir bekannt. Ich habe 100 Meter von der Mulde entfernt auf dem Petersplatz am Flohmarkt eine Handvoll dieser alter Zeitungen von 1844 bis 1857 kaufen können. Der findige Bursche hat seiner Aussage nach die Ware im Müllcontainer gefunden. Es ist unglaublich, wie man historische Dokumente einfach auf diese Art entsorgen kann. Dazu hat mir jemand die weitere Linie dieser Logik erläutert, nach der man die Gutenbergbibel doch einfach digitalisieren solle um das Original dann wegzuschmeissen, da es nur viel Geld koste es zu bewahren und zu lagern. Wenn das wirklich so geschehen ist, frage ich mich wer dafür verantwortlich ist. Die historischen Zeitungen hätten sicher viele Liebhaber gefunden, die sie noch so gerne übernommen hätten und dafür auch ein paar Franken gezahlt hätten wie ich. Aber man ist in vielen Institutionen heute so weit, dass man sich um den Rappen keine Sorgen macht, solange man den Franken mit der grossen Kelle serviert bekommt.
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Re: Grosses Unglück in Köln!

Beitragvon zellerin am Do 19 Nov, 2009 13:43

Dass Archive Archivalien vernichten ist schrecklich, hat aber rechtliche Gründe und kommt nicht nur in Basel sondern überall vor. Staatliche Archive dürfen Archivalien leider nicht verkaufen und Platzmangel kommt häufig vor.
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Re: Grosses Unglück in Köln!

Beitragvon Hagelhans am Do 19 Nov, 2009 16:42

Leider nein unhaltbarer Zustand!
Die ETH verfährt in ihrer Bibliothek genau so. Insbesondere tragisch, da diese sehr viele Nachlässe erhält. was dann doppelt ist, fliegt ins Altpapier. Bei einigen Sammlungen ist dass dann mehr als die Hälfte, die einfach vernichtet wird.
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Re: Grosses Unglück in Köln!

Beitragvon zellerin am Do 19 Nov, 2009 17:22

Das ist für die Forschung (auch zukünftiger Generationen) auf jeden Fall schrecklich und unfassbar, dass so etwas vom Recht vorgeschrieben wird! Ich stehe häufig vor dem Problem, dass Urkunden und Zeichnungen, die im 19. Jahrhundert noch vorhanden waren nicht mehr auffindbar sind.
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Re: Grosses Unglück in Köln!

Beitragvon Hagelhans am Do 19 Nov, 2009 19:36

Dabei sollte doch gerade das Unglück von Köln eine Warnung sein, dass es besser ist wenn man nach Möglichkeit so viel wie möglich doppelt und dreifach an verschiedenen Orten unterbringt um es für alle Zukunft zu konservieren.
"Es ist digitalisiert." ist für mich ein sehr schwacher Trost. So vieles ist zwar digitalisiert aber für meinen Geschmack auch absolut unzureichend gesichert. Schön wenn es irgendwo auf einer Festplatte ist. Aber wenn mal jemand aus versehen den Kaffee verschüttet?
Zudem sind wir immer noch in der Lage in Lehm gepresste Keilschriften und in Stein gemeisselte Hyroglyphen zu lesen. Aber wie lange wird es noch die nötigen Computerprogramme geben um die zur Zeit üblichen digitalen Schriften vernünftig zu lesen?
Und ja! wenn es digitalisiert ist, dann soll man es auch gleich ins Netz schmeissen damit auch jeder Zugang dazu hat!!!
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Re: Grosses Unglück in Köln!

Beitragvon troupier suisse am So 22 Nov, 2009 11:32

Es ist mein persönlicher Standpunkt, dass die Vernichtung originaler Archivalien brutale Barbarei ist. Die Argumentation seitens solcher Institutionen, dass die Originale ja digitialisiert seien, ist aus meiner Sicht eine Schutzbehauptung um die mutwillige Zerstörung historischen Kulturguts aus Sparsamkeit und Bequemlichkeit unter dem Deckmantel des Gesetzes zu rechtfertigen. Auf diese beschränkte Handlungsweise, die meiner Ansicht nach ein Verbrechen an folgenden Generationen darstellt, kann man gar nicht oft genug empört hinweisen.
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Re: Grosses Unglück in Köln!

Beitragvon Brundelinchen am So 22 Nov, 2009 21:56

=D> ich kann meinem Vorredner nur beipflichten! Es ist eine Sauerei, wenn solches Kulturgut vernichtet wird. Wie kann man nur so anmassend sein und meinen und behaupten, dass unsere Kindeskinder mal mit der digitalisierten Fassung zufrieden wären, da kann man keine Tinte mehr analysieren, da bekommt man nicht den Geruch, das Gefühl für ein Buch, das ist unmöglich so zu verfahren.

gibt es irgend eine Möglichkeit da entgegen zu wirken? Peditionen? ....
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Re: Grosses Unglück in Köln!

Beitragvon Garfield am Di 24 Nov, 2009 21:47

Soweit ich weiss, hat das in der Schweiz nur teils rechtliche Gründe, warum Akten vernichtet werden. Nämlich wegen Datenschutz. Bevor Akten ins Archiv kommen, werden die mal sortiert und genau wegen Platzmangel wird alles doppelte entsorgt. Bei Akten aus Verwaltung (Bund, Kantone) geschieht dies nach 10 Jahren, dann unterliegen die noch den Datenschutzgesetz. Soweit ja noch nicht tragisch, da nur doppelte Akten vernichtet werden [sollten].
Tragischer ist es bei Archivgut, welches sonst nirgends im Original archiviert wird. Normalerweise sammlen die Kantonsbibliotheken die grösseren Zeitungen des Kantons, aber einen ausdrücklichen Sammelauftrag haben sie da mW nicht. Das hat nur die Nationalbibliothek, welche ua alle Schweizer Zeitungen archiviert.

Zeitungen nehmen im Archiv wirklich sehr viel Platz ein. Wir haben grad mal 8 Tageszeitungen und 3 Wochenzeitungen, das ergibt nach einer Woche schon einen beachtlichen Stapel an Papier. Jetzt stellt euch eine Bibliothek vor, welche 200 Zeitungen abbonniert hat!

Wer etwas retten will, was an Zeitschriften in Bibliotheken ausgemustert wird, soll mir seine Mailadresse PMen.


Verhindern, dass Dinge entsorgt werden, die noch wichtig wären, kann man nur, indem dafür gesorgt wird, dass bei Bibliotheken und Archiven nicht gespart wird. Da könnte/sollte man auf politischer Ebene etwas tun.
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