Arroganz in der Szene

Allgemeines über die lebendige Geschichte.

Moderator: Hagelhans

Arroganz in der Szene

Beitragvon Stefan vom Basilisk am Mo 16 Feb, 2009 16:07

Hallo zusammen

Im vergangenen Jahr ist mir etwas immer stärker aufgefallen. Etwas das mir immer mehr aufstösst und mich zum Stirnrunzeln bringt. Wie es der Topic schon sagt, rede ich von der zunehmenden Arroganz in der „Szene“, die immer stärker an den Tag gelegt wird.

Eine Arroganz, die sich gegen Veranstalter, Neugierige, Interessierte und potentielle Neueinsteiger richtet. Immer wieder wenden sich „Laien“, denen leider mehrere Jahre Erfahrung, Studium und Mentoren fehlen, mit ihren Fragen und ihrem Wissensdurst an Leute in diesem Forum.

Leider musste ich in dann immer wieder mitverfolgen, wie solche Anfragen in der Luft zerissen und die armen Fragesteller teilweise massiv angegriffen wurden. Genau so Veranstalter, die gerne ein mittelalterliches Fest veranstalten wollen. Von Medien und anderen Anlässen kennen diese Leute nur das „romantische“ „grobmittelalterliche“ Bild. Doch statt beratend zur Seite stehend, macht man die Leute von vornherein herab und lacht sie aus. Keiner von uns hat die Weisheit mit Löffeln gefressen und man sollte immer noch ein bisschen Toleranz walten lassen.

Wie sollen Aussenstehende, oben „Laien“ genannt, überhaupt eine Chance haben, sich zu informieren, wenn Sie von vornerein verurteilt, niedergemacht und teilweise beleidigt werden? Immer mehr bildet sich hier eine elitäre „Gesellschaft“ die es Aussenstehenden unmöglich macht, einen Bezug zu bilden und etwas zu lernen.

Das geht soweit, dass manche Veranstalter sich gar nicht mehr getrauen, Gruppen in der Schweiz anzufragen oder das potentielle neue Reenacter gar nie soweit kommen, dass sie überhaupt mit dem in Berührung kommen, was uns so fasziniert.

In einem anderen Topic hab ich es schon einmal angeschnitten. Denkt ein bisschen mehr an Eure eigenen Anfänge und kommt vom hohen Ross herab. Ich selber bin auch einmal mit Schnürrlederhosen, Kettenhemd und Trinkhorn im Gürtel rum gelaufen. Doch hatte ich das Glück, das mich alte Veteranen schützend unter ihre Schwingen genommen haben und mir diese wundervolle Welt des Reenactement – in meinem Fall speziell des Spätmittelalter – gezeigt haben.
Und ich bin mir bewusst, dass ich selber noch weit weg von dem Standard bin, den ich selber erreichen möchte.

Doch die Haltung die sich mir immer stärker zeigt, ist eine gedankenlose Arroganz, die jegliches Neuinteresse im Keim erstickt! Wäre ich zu meiner Anfangszeit auf solche Leute oder so ein Forum gestossen, dann hät ich mir ganz schnell ein anderes Hobby gesucht, anstatt mich wie ein Vollidiot oder Dorftrottel behandeln zu lassen.

Denkt drüber nach, auch wenn es schwer ist, sich selber den Spiegel vorzuhalten.

Gruss

Steven
PS: Wer sich von meinem Text jetzt angegriffen fühlt, denkt am besten nochmals darüber nach.
Stefan vom Basilisk

Hauptmaa vo de Basiliske


Bild
Benutzeravatar
Stefan vom Basilisk
Mittelalter


Beiträge: 268
Registriert: Do 18 Aug, 2005 18:26
Wohnort: z'Basel am mim Rhy

Beitragvon Hagelhans am Mo 16 Feb, 2009 18:36

Möchtest Du tatsächlich in zukunft nur noch auf zweitklassige Veranstaltungen?
Kuck doch erst ma wiue es in anderen Epochen aussieht. Es wird Zeit, dass wir im Mittelalter anfangen weniger Tolererant zu sein!
Ein Veranstalter der einen Anlass plant, aus welchem Ansporn auch immer, hat die Pflicht und Schuldigkeit sich soweit mit der Thematik auseinander zu setzen, dass er zumindest die grundlegendsten Elemente der Materie begreift. Dass macht man in der Antike. Das macht man in der Neuzeit. Das hat man auch im Mitelalter zu machen. Ich will nicht, dass die Schweiz punkto Mittelalter so vor die Hunde geht wie dies in Deutschland der Fall ist. Da nehme ich mir lieber Polnische Qualität wie sie z.b. in Wolin zu sehen ist zum Vorbild.

Es wäre der reinste Betrug wen jemand für Pferderennen Werbung betreiben würde, aber anstelle von Vollblütern Zwergesel an den Start stellte.

Mit Mittelalter darf man anscheinend werben, auch wen man dan den Karneval von Rio vorführt.
Im "Mittelalter" darf man anscheinend alles, was sich zu Geld machen läst und oder die Ansprüche der simpelsten Besucher befriedigt.
Darum zähle ich mich grundsätzlich zur Reenactment-Szene und mache dort Mittelalter und ACW. Jeder der im ACW mit Turnschuhen auf dem Schlachtfeld auftauchen würde, würde gnadenlos ausgelacht oder mit schimpf und schande davongejagt. So etwas passiert aber wohl kaum, da wohl jeder auch noch so blutige Anfänger weiss, dass es im 19.Jh. noch keine Turnschuhe gab. In der "Mittelalter Szene" ist es dan arogant wen ich das selbe mache?
"Wir sind alle Anerkennungsjunkies - Affen in Anzügen, die um Applaus betteln." -Jake Green.
Benutzeravatar
Hagelhans
Moderator


Beiträge: 4684
Registriert: Sa 10 Sep, 2005 13:56
Wohnort: Niederhasli Schweizerische Eidgenossenschaft

Beitragvon Stefan vom Basilisk am Mo 16 Feb, 2009 19:42

Lieber Hagelhans

Du hast leider die Kernaussage meines Textes nicht verstanden. Natürlich möchte ich auch, wie Du so schön formulierst "erstklassige" Veranstlatungen besuchen, bzw mitmachen. Aber davon gibt es ja auch schon ein paar in der Schweiz. Das hindert einem aber nicht, auch bei "zweitklassigen" Veranstaltungen teilzunehmen. Wobei schon alleine diese Formulierung wieder Bände spricht.

Zur Schuldigkeit des Veranstalters sag ich ganz klar: Nein! Man kann nicht von einem "normalen" Bürger erwarten, dass er sich so extrem mit der Materie beschäftigt. Dafür muss er wiederum Spezialisten Anfragen. Nur wenn er von denen nur Hohn, Verachtung und Spott zurück bekommt, hat er nicht einmal die Chance, seine von Dir geäussrten Schuldigkeit nachzukommen.

Zudem muss ihm erst einmal bewusst werden, was richtig und was falsch ist. Es tut mir leid, das ist verdammt schwer bis fast unmöglich für einen Laien das heraus zu finden. Es gibt nirgends ein Handbuch oder sonst ein Leitfaden, wie man ein historisch korrektes Fest veranstalten würde.

Du musst ganz klar unterscheiden, ob eine Veranstaltung von eine Museum oder von "normalen" Bürgern organisiert wird. Von einem Museum kann erwarten, dass sie die "grundlegendsten Elemente der Materie" begreifen. Von einem "normalen" Bürgern nicht.

Mittelalter ist eine sehr schwere Periode für einen Laien. 1. und 2. als Weltkrieg Beispiel ist viel einfacher. Man hat wenigstens Film und Fotos. Zudem hat man durchaus die Chance, originale Gegenstände zu benutzen. Und zu guter letzt, leben noch vereinzelt Leute, die Zeitzeugen sind und damit erzählen können, wie es war.
Dazu kommt noch, dass je moderner die Epoche, desto kürzer ist sie. 1. / 2. Weltkrieg (ist nur Beispiel) sind Zeiträume, die man in Jahrzenten messen kann. Mittelalter sind mehrere Jahrhunderte. Aber dass es verschiedene Epochen im Mittelalter gab, wird einem kaum vermittelt. Weder in der Schule, noch in den Medien. In der Schule - so war es zumindest bei mir, habe wir das Mittelalter in ein paar Stunden gestreift. Die restlichen Jahre drehte sich vorwiegend um den 2. Weltkrieg. 2. Weltkrieg zum erbrechen. Als wenn es nichts mehr anderes in der Verganenheit gegeben hat.
Kein anderes Zeitalter wurde durch Medien stärker verzerrt als das Mittelalter. Dazu kommt noch, dass wir eh nur Bilder und Texte intepretieren können und selten die Chance haben, Realien zu untersuchen, geschweige denn zu tragen.

Du kannst ein Mittelalterfest nicht mit einem Civil War Schlachtfeld vergleichen. Ersteres ist ein Volksfest, während letzteres vorwiegend ein Anlass für Reenacter ist.

Natürlich haben Turnschuhe nichts bei einer historischen Gewandung zu suchen.
Das was mich stört, ist die Art wie man mit jedem Umgeht, der leider kein Spezialist ist. Es gibt einen unterschied, zwischen simplem fertig machen oder jemand empfangen und sanft anleiten.

Auf die Gefahr hin mich zu widerholen - wie kann man lernen wie es richtig ist, wenn keiner bereit ist, einem konstruktiv zu helfen. Und jemand von oben herab fertig zu machen oder auszulachen ist alles andere als konstruktiv.
Stefan vom Basilisk

Hauptmaa vo de Basiliske


Bild
Benutzeravatar
Stefan vom Basilisk
Mittelalter


Beiträge: 268
Registriert: Do 18 Aug, 2005 18:26
Wohnort: z'Basel am mim Rhy

Beitragvon elias am Mo 16 Feb, 2009 19:56

Ich denke, man sollte hier ganz klar unterscheiden zwischen Markttreiben (gibt's in jeder möglichen und unmöglichen Schattierung) und Veranstaltungen, die einen historischen Anspruch erheben. Nur weil ein Anlass in seinem Namen "historisch" oder "Mittelalter" trägt, heisst das noch lange nicht, dass es sich um einen auf Authentizität verpflichteten Event handelt. "Historisch" und "Mittelalter" sind keine geschützten Markennamen. Dass damit die Ernsthaftigkeit, mit der wir unser Hobby pflegen gelegentlich aufweicht ist klar. Aber der geneigte Betrachter wird sehr wohl zu unterscheiden wissen, was hier historisch ist und was nicht. Der nicht geneigte Betrachter soll sich eben seinen eigenen Reim drauf machen und noch einen Schluck Metbier runterschütten.

Das ist das eine. Was Steven aber richtigerweise anmerkt ist, dass sich hier im Forum Interessierte melden, die gerne bereit sind, etwas dazu zu lernen. Sonst würden sie sich nämlich gar nicht hier auf diese Plattform begeben. Der Schritt hier hin zeugt davon, dass jemand sich ernsthafter mit dem Thema befassen möchte. Das scheint mir ehrenwert und sollte nicht durch eine Abreibung im Keim erstickt werden.

Wir können uns auch unter unseresgelichen einigeln und die unbedarften Besucher abwimmeln. Diese werden sich dann eben enttäuscht davon machen und den Mittelaltermarkt nach bestem Wissen und Gewissen durchführen und schon haben wir wieder eine Hürlimann-Mittelalter-Dudelsack-Fete mehr. Dann frage ich mich aber, wie die Qualität der Veranstaltungen in Zukunft gehoben werden soll.


EDIT: OK, Steven, du warst schneller im posten ;-)
Der Pferd, der hat drei Beine. Auf jeder Seite eine. Und hat er einmal keine... umfallt
Benutzeravatar
elias
Mittelalter


Beiträge: 534
Registriert: Mo 05 Mai, 2008 19:16
Wohnort: Thun

Beitragvon Peter am Mo 16 Feb, 2009 19:58

lieber stefan liebe reenactors,

ich denke das es mit arroganz wenig zu tun hat.
ich spreche/schreibe hier von veranstaltern, bei besuchern hast du schon recht das man sich mühe geben MUSS alles mit bestem wissen und gewissen zu erklären jedoch wenn ich zum x ten mal eine blöde meldung zurückbekomme sch**** ich auch drauf, was zum glück selten sein muss.
bei veranstaltern und so genannten "mittelaltergruppen" sollte man jedoch schon meinen das sich sich informiern sollten und nicht einfach das nächst beste ding oder gruppe benutzen oder buchen.
der zuschauer verblödet zusehens und da meine ich ist es pflicht einzulenken und da helfen gromigruppen die odin und handgeklapper brüllend und eine drachenfahne schwingend durch die märkte zeihen.
in österreich gibt es eine "Wikinger Reenactment der Linzer Gruppe
Gungnirs-Snata" mit steckstühlen, SCHALLERN aus aludosen (ja, wickinger mit schallern :smt088 ) und lederrüstungen. das besste ist sie nennen es REENACTMENT und dagegen habe ich etwas. denn wahre reenactors reißen sich den a***** auf für recherche, das suchen von belegen und guten handwerkern die diese dinge möglichst korrekt umsetzen.
ich respecktiere jeden der sich die mühe macht nachzuforschen und dies dann umsetzt.
ob diese umsetzung besser oder schlechter ist, ist egal.
man fängt klein an und wächst langsam. aber wer nie anfängt sondern gleich den einfachen weg wählt kann von mir kein verständniss erwarten.
Kompagnie St.Barbara 1474
www.ritterschlag.net
Bild
willst du's kommen sehen oder soll's dich überraschen
Benutzeravatar
Peter
Mittelalter


Beiträge: 230
Registriert: Fr 12 Sep, 2008 11:56
Wohnort: Niederösterreich

Beitragvon Stefan vom Basilisk am Mo 16 Feb, 2009 20:01

Um es klar zu stellen. Wer mit Aluschaller als Wikinger rumläuft und sich dann Reenacter nennt, der hat aus meiner Sicht ganz klar n Rüffel verdient, sollte er sich nicht einsichtig zeigen.

Ich spreche aber im generellen eher die "unbedarfteren" Gemüter an, die leider inzwischen mit den Grobmotorikern über einen Kamm geschert werden und damit nie eine Chance hatten.
Stefan vom Basilisk

Hauptmaa vo de Basiliske


Bild
Benutzeravatar
Stefan vom Basilisk
Mittelalter


Beiträge: 268
Registriert: Do 18 Aug, 2005 18:26
Wohnort: z'Basel am mim Rhy

Beitragvon elias am Mo 16 Feb, 2009 20:02

Peter hat geschrieben:bei veranstaltern und so genannten "mittelaltergruppen" sollte man jedoch schon meinen das sich sich informiern sollten und nicht einfach das nächst beste ding oder gruppe benutzen oder buchen.


Die sind im Posting von Steven aber auch nicht gemeint, sondern jene, die sich hier melden und mehr wissen wollen.

(oder liege ich da falsch?)
Der Pferd, der hat drei Beine. Auf jeder Seite eine. Und hat er einmal keine... umfallt
Benutzeravatar
elias
Mittelalter


Beiträge: 534
Registriert: Mo 05 Mai, 2008 19:16
Wohnort: Thun

Beitragvon Stefan vom Basilisk am Mo 16 Feb, 2009 20:03

Elias, Du hast meine Message verstanden. ;)
Stefan vom Basilisk

Hauptmaa vo de Basiliske


Bild
Benutzeravatar
Stefan vom Basilisk
Mittelalter


Beiträge: 268
Registriert: Do 18 Aug, 2005 18:26
Wohnort: z'Basel am mim Rhy

Beitragvon Desmond am Mo 16 Feb, 2009 20:07

Ich habe letztes Jahr an Ostern (23. März 2008) angefangen SpäMi Hosen zu nähen... mein erstes Nähprojekt wenn man die Gugel aus Flecce weglässt. Knapp 11 Monate später habe ich einiges an Gewandung und wenige Anlässe auf dem Buckel. Ich würde mich aber noch immer als Anfänger bezeichnen. Soweit mal meine Vorgeschichte.

Aber aus irgend einem Grund wurde ich nie fertiggemacht. Keine Ahnung was ich anders gemacht habe und mache als andere Anfänger.

Und was die Volksfeste anbelangt: Ich habe nichts gegen Volksfeste... aber was hat dann der Begriff "Mittelalter" drin verloren? Man könnte es auch "Markt aus dem vorderen Jahrtausend" nennen. Hört sich auch nicht so schlecht an, und würde dann bis auf ein paar Details auch stimmen.
Benutzeravatar
Desmond
Mittelalter


Beiträge: 812
Registriert: Do 06 Mär, 2008 07:13
Wohnort: Burgdorf

Beitragvon Peter am Mo 16 Feb, 2009 20:17

es gibt auch zwei gattungen von grobmotorikern die einen fragen aus wissensgründen und die anderen aus hochmut!
bei mir gilt die regel, "der ton macht die musik"
wie jeder habe auch ich klein angefangen dann habe ich bei der eldschlacht auf der ortenbug den michael sicher kennen gelernt.
er hat sich mich zur brust genommen und gefragt ob ich es richtig machen möchte, er hat mir schnitte gegeben und gezeigt was ich lesen und suchen soll.
so versuche ich es auch bei leute zu halten die freundlich und interessiert auf mich zukommen.
bei leuten die nur dumme ist das echt, ist das wirkliches eisen, kann man das essen, ihr schlaft doch nicht wirklich in den zelten, ist das ein tippi, ist das schwer, schwitzt man da drunter fragen haben nehme ich mir sakassmus und arroganz heraus!
Kompagnie St.Barbara 1474
www.ritterschlag.net
Bild
willst du's kommen sehen oder soll's dich überraschen
Benutzeravatar
Peter
Mittelalter


Beiträge: 230
Registriert: Fr 12 Sep, 2008 11:56
Wohnort: Niederösterreich

Nächste

Zurück zu Allgemeines

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: ichiro [Crawler], Seegras und 3 Gäste

Powered by phpBB © 2000, 2002, 2005, 2007 phpBB Group
Style by Webdesign www, książki księgarnia internetowa podręczniki