Prätorianer

Allgemeines über die lebendige Geschichte.

Moderator: Hagelhans

Beitragvon Signifer am Di 11 Nov, 2008 18:21

Es sind bis heute keine genauen lateinischen Kommandos aus der Römerzeit überliefert worden.
Allerdings gibt es für den östlichen Teil des Reiches Kommandos in griechischer Sprache aus dem Byzantinischen Reich. Diese wurden aus dem lateinischen ins griechische übersetzt.
Unsere heutigen Kommandos basieren auf diesen und wurden von renomierten Lateinprofessoren, welche sich auf das Militär spezialisiert haben, übersetzt.
Dies sind keine preussischen Kommandos!!!
Man geht heute mittlerweile davon aus, dass die preussischen Kommandos auf den römischen basieren. Sie sind keine neue Erfindung.
Bis in die heutige Zeit dient die römische Armee als Grundlage aller moderner Armeen.
Da wir wissen, dass das römische Militär eine eigene Kommandosprache hatte, muss diese Sprache sehr ähnlich gewesen sein.
Dies ergeben halt die übersetzungen aus der Antike.
Wir dürfen auch nicht vergessen, dass nach dem Zusammenbruch des weströmischen Reiches die Kommandos in den verschiedensten Armeen der damaligen Zeit überlebt haben und weitergeführt wurden. Allein das oströmische Reich hat diese Kommandos natürlich weiter benutzt und auch bis ins byzantinische Reich wurden, basierend auf der römischen Armee, Taktik, Sprache, Organisation weiter entwickelt und als Grundlage benutzt.

Ohne das römische Militär mit seiner Sprache, Organisation, Dienstgraden usw. ist eine moderne Armee nicht denkbar.
Jede Armee ist noch heute so gegliedert, wie die römische (mit leichten Abwandlungen).
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Beitragvon gijoe am Di 11 Nov, 2008 18:49

Ich finde das einen sehr Interessanten Aspekt.
Das Militärleben wie wir es kennen ist nicht zu unserer Zeit entstanden sondern hat sich über Generationen erhalten. Sicher hat es sich verändert , der Zeit angepasst. Aber irgendwo ist es entstanden.
Wie disziplieniert frühere Heere waren lässt sich schwer sagen. Die benutzen Waffen lassen aber Schlüsse zu . Ein Heer mit kurzen Stangenwaffen braucht weniger Disziplin als eine Phalanx mit Langspiessen. Ein ungeordneter Haufen wäre hier absolut verheerend.
Ob es preussischer Drill sein muss sei dahingestellt. Als der preussische Drill modern wurde hatte er hierzulande viele Kritiker , die glaubten diese Art der Ausbildung sei eines freien Mannes unwürdig !
Einige moderne Angewohnheiten aus der Armeezeit muss man sich aber abgewöhnen.
Erinnert ihr euch noch an den "Schock" als euch die Armee beigebrachte was Disziplin ist ? Das war mit nichts aus dem Privat und Berufsleben zu vergleichen. Das fehlt einem Reenactor der nie gedient hat.
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Beitragvon Hagelhans am Di 11 Nov, 2008 19:26

Ich möchte hier unbedigt aerken, dass es sich eeigentlich nicht um preussischen sodern u Niederlädische Drill handelt.
Im Verlauff des Achzigjährigen Krieges der Niederlanden gegen Spanien versuchten die Niederländer ihre numerische Unterlegenheit durch eine diszipliniertere Vorgehensweise beim Laden und Vorrücken wet zu machen und fanden in antiken Militärschrifte Vorbilder für ihre Heeresrevorm.

Der moderne Drill basiert also grundlegend auf den Niederländern. Nicht auf den Preussen.
Dass Fredericus Rex dan noch mals eie Gag härter geschaltet hatt, liegt ebenfalls wieder in der tatsache, dass Preussen im Siebenjährigenkrieg eine starke Übermacht gegen sich hatte und diese ebenfalls dank der harten Disziplin seiner Truppen für sich entscheide konnte.
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Beitragvon schlumpf am Fr 14 Nov, 2008 14:32

In diesem Zusammenhang ein kurzes Zitat aus dem Buch von Pvblii Flavii Vegetii Renati: Epitoma rei militaris (Abriss des Militärwesens von Vegetius):

Aus Buch 1, Kapitel 9:
Die Rekruten muss man zumilitärischem Schritt und Lauf und Sprung schulen. Von der allerersten Übung an muss man den Rekruten einen militärischen Schritt beibringen. Denn auf nichts ist auf dem Marsch oder in der Schlachtordnung mehr zu achten, als das die Soldaten den Gleichschritt einhalten. Das kann allein dadurch geschenen, das sie in ständigem Exerzieren rasch und gleichmässig zu marschieren lernen.

Obwohl das Buch wahrscheinlich im 4.Jahrhundert geschrieben wurde und natürlich ein etwas idealisiertes Bild zeigt, gibt es wohl kein Zweifel dass:
1.) einen gleichschritt gab
2.) dies bedingt natürlich (mehr oder weniger) standartisierte Befehle

Ob die jetzt bei uns gebrauchten Befehle wirklich die richtigen sind, wer weiss......
Sie kommen, so denke ich jedenfalls, doch sehr an die Orignale ran.
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Beitragvon troupier suisse am Fr 14 Nov, 2008 21:04

Um Hagelhans' Anmerkung zu ergänzen möchte ich auf die Verwendung der Schiefen Schlachtordnung hinweisen, die Friedrich II. anfangs Dezember 1757 erfolgreich gegen eine massive österreichische Übermacht bei Leuthen einsetzte. Diese Taktik wandten erstmals 371 vor Christus die Truppen von Theben in der Schlacht von Leuktra gegen die zahlenmässig überlegenen Spartaner mit Erfolg an. Die Preussen griffen also auf ein über 2000 Jahre altes Manöver zurück um den Nachteil der zahlenmässigen Unterlegenheit auszugleichen.

Sowas funktionierte weder im alten Griechenland noch im 18.Jh ohne eine wenigstens elementare Form des Gleichschritts.
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Beitragvon gijoe am Sa 15 Nov, 2008 06:57

In England gibt es eine Professor der seine Studenten mit Langspiessen exerzieren lässt um erst mal mit den falsche Vorstellung die wir haben aufzuräumen.
Troupiers Beispiel bringt es auf den Punkt es hat alles schon mal gegeben und die Ursprünge liegen tief in der Geschichte.
Als im Mittelalter die Langspiesse wieder modern wurden hatten diese schon eine lange erfolgreiche Vorgeschichte im makedonischen Heer.
Auch als die Feuerwaffen die Schlachtfelder übernahmen wurden noch die überlieferten Schlachtordnungen angewendet , bis die Technik eine offenere Kampfweise nötig machte. Aber noch heute wenden wir diese Formationen beim Appell und Paraden an.
Es ist manchmal schwer Vorstellbar das " Neuerungen" die als revolutionäre Idee unserer Zeit, angepriesen werden schon mal da gewesen sind.
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