die Bezeichnung Reenactor ?

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die Bezeichnung Reenactor ?

Beitragvon Sanitätssoldat am So 15 Jun, 2008 13:37

Hallo Leute,

mir ist neulich mal so der Gedanke gekommen :

Ab wann darft man sich als Reenactor bezeichnen ?

Da hab ich mir mal gedacht ich eröffne hier mal das Thema da sicher jeder eine andere Meinung zu diesem Thema hat !

Grüße Stefan
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Beitragvon Hagelhans am So 15 Jun, 2008 13:51

Wen ich mich nicht rigeros teusche, ist reenactor kein geschützter Titel. :smt002
Aber ich kann mir denken wass Du wirklich eist. Meines erachtens ist es ein inneres fühlen wen man ein Reenactor ist.
Dan wen man anfängt Blumenkübel im Nachbarsgarten für ihre Tauglichkeit als Kochkessel zu kotroliere. Wen man sich über Heraldische Fehler bei Strassenschildern aufregt. Wen man Kaffee in einer Kanne auf dem Grill kocht. Wen einem bei allen Grautönen bei Stoffen spetielle Namen einfallen. Spätestens dann muss man es fühlen. Man ist Reenactor.
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Beitragvon Reineke am So 15 Jun, 2008 16:50

Ich glaube (und glauben heisst bekanntlicherweise nicht Wissen!), dass man dann sich Reenactor schimpfen kann, wenn man anfängt Geschichtliches zu hinterfragen und zum besseren Verständnis der Vergangenheit nicht nur Berichten von Zeitzeugen glauben schenkt, sondern auch die Zeit nachzuleben beginnt.
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Beitragvon Dietrich am So 15 Jun, 2008 18:11

Meines Erachtens ist der Begriff "Re-enactment" sehr schön hier zusammengefasst und erklärt: http://de.wikipedia.org/wiki/Reenactment

Nicht die Liebe zur historischen Darstellung oder ein gesteigerter geschichtlicher Sachverstand, noch die gute Ausstattung oder ein geschärfter Blick für die Umwelt machen aus einem Menschen einen Re-enactor; sondern es ist die Teilnahme an Re-enactments.

Genauso wie ein Mensch nicht zum Tennisspieler wird, indem er kurze weiße Hosen trägt und gelbe Bälle kauft; sondern er wird es dadurch, daß er Tennis spielt.
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Beitragvon Hagelhans am So 15 Jun, 2008 19:12

Dietrich hat geschrieben:
Genauso wie ein Mensch nicht zum Tennisspieler wird, indem er kurze weiße Hosen trägt und gelbe Bälle kauft; sondern er wird es dadurch, daß er Tennis spielt.


Es ist sicher so, dass der Besuch von Reenactments die Grundvoraussetzung sind um sich Reenactor zu nennen. Nur muss für mich ebe auch eie gewisse innere erkenntniss da sein für eine derartige Selbstdefinierung.
Es gibt eine ganze Menge Leute die eier bestimte Musikrichtung zugeneigt sind und auch entsprechende Konzerte besuchen. Den diesen Musikrichtungen etsprechenden "Szenen" (ich ag dieses Wort nicht besonders) aber keineswegs angehören.
Auch nicht jeder Harley Davidson Fahrer ist ein Höllenengel.
Reenactment und Living History haben durchaus auch gewisse karakteristische Eigenschaften und Dinamiken angenommen bei denen man von einer "Szenenbildung" sprechen kann.
Insbesondere dieses Forum, die Stammtische und die Forumstreffe habe ich zu diesen Gedanke erleitet.
Darum glaube ich dass die Frage: "ab wan bin ich Reenactor" durchaus nicht so einfach zu beantworten ist.
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Beitragvon Dietrich am So 15 Jun, 2008 19:23

Hagelhans hat geschrieben:Darum glaube ich dass die Frage: "ab wan bin ich Reenactor" durchaus nicht so einfach zu beantworten ist.


Naja, das liegt daran, daß heutzutage in den Begriff mehr hineingelegt wird, als er tatsächlich beinhaltet. Jeder, der eine historische Klamotte trägt und ein gewisses Interesse am Geschichtlichen hegt, bezeichnet sich als "Re-enactor".

Was der Sache aber nicht gerecht wird. "Musiker" ist keinesfalls jemand, der gern in ein Konzert geht; sondern es ist jemand, der selbst musiziert. Auch wenn ich noch so viel für Musik übrig habe und auch eine Menge davon verstehe, macht mich das nicht zum Musiker.

Und genauso wird man erst zum Re-enactor, wenn man an einem Re-enactment teilnimmt.
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Beitragvon elias am So 15 Jun, 2008 19:35

Aus meiner persönlichen Sicht müsste dies wohl heissen, "sich redlich Mühe zu geben" eine Darstellung (soweit es die Mittel erlauben) laufend auszubauen und weiterzuentwickeln.

Es gibt den Zeitpunkt aus meiner Sicht nicht, wo man sich Reenactor schimpfen kann. Es ist eher ein Streben nach Verbesserung, im Bewusstsein, dass die Perfektion nie erreicht werden kann. Jeder nach seinen Möglichkeiten. Wie schon genannt, ist das auch für mich eher eine Geisteshaltung, denn ein Stand von Ausrüstung.

Auch ein Musiker, der mangels Talent, nicht die perfekte Interpretation eines Requiems hinkriegt, sich aber mit Fleiss und Schweiss der Verbesserung seiner Fertigkeiten hingibt, würde ich "Musiker" nennen. Wichtig scheint mir, dass er es nach Kräften versucht und dabei eine innere Berufung dazu verspürt. (ok, das ist jetzt etwas gar pathetisch)
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Beitragvon Sanitätssoldat am So 15 Jun, 2008 19:59

ich hab das Thema über das man, wie ich sehe, gut reden kann.

Ich denke (nach dem ich mir einige Beiträge durchgelesen hab)

eine gute Uniform und Ausrüstung und das hintergrundwissen dazu muss stimmen !
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Beitragvon Dietrich am Mo 16 Jun, 2008 06:43

Elias: Die von Dir geschilderten Kriterien machen den Unterschied zwischen einem guten und einem schlechten Musiker aus; so wie es auch gute und schlechte Re-enactors gibt. Aber sie haben eins gemeinsam: Sie musizieren.

Sanitätssoldat hat geschrieben:eine gute Uniform und Ausrüstung und das hintergrundwissen dazu muss stimmen !


Naja- im Idealfall. Ist aber nicht das Hauptkriterium. Zum Beispiel: Die Ausstattung der Teilnehmer am Peter-und-Paul- Fest in Bretten ist in den meisten Fällen nicht zeitgemäß bis inakzeptabel; aber das, was sie dort tun, ist laut Definition eindeutig ein Re-enactment.

Oder: In den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts stellte die US Army im Rahmen einer Übung die Schlacht von Gettysburg (1863) nach. Uniformen und Bewaffnung waren auf dem Stand von 1930, aber sie folgten minutiös dem taktischen Ablauf der Schlacht. Auch das war ein Re-enactment....
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Beitragvon troupier suisse am Mo 16 Jun, 2008 07:09

So betrachtet wäre der Terminus einseitig gewichtet wenn man ihn automatisch mit historisch getreuer Darstellung in Verbindung bringt. Aber was Dietrich sagt ist an sich korrekt. Es gab glaube ich in den 70er Jahren ein Experiment der Schweizer Armee, bei der man das Vorgehen einer eidgenössischen Schlachtformation des 15.Jh mit Langspiessen nachstellte. Dabei sieht man Wehrmänner im Kampfanzug mit Stahlhelm beim mehrgliedrigen Vorgehen mit dem Langspiess in der Hand, was durchaus auch als Re-enactment gilt.
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