Gütesiegel für Darsteller?

Allgemeines über die lebendige Geschichte.

Moderator: Hagelhans

Beitragvon dustoff am Fr 11 Apr, 2008 10:44

Die Kernfrage ist nämlich wer die Experten sein sollen, welche die Beurteilung vornehmen? Ausserdem neigt so gut wie jedes Zertifizierungs- und Exprtenwesen irgendwann dazu zum Selbstzweck zu mutieren.


So sehe ich das auch. Man ist dann in den Augen 'jenes' Experten qualifiziert. Und was ist wenn der Experte eben doch nicht so Experte ist?

:-k
Gruss
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Beitragvon troupier suisse am Fr 11 Apr, 2008 12:34

Oder anders rum gefragt - nach welchen Maßstäben werden Experten zertifiziert? Und um ein solches Siegel umfassend vergeben zu können, brauchte es Experten auf allen Zeitebenen und für alle dargestellten Themen. Bei populären Themen wären Experten wohl auch rascher bei der Hand als bei Nischendarstellungen. Was mache ich zum Beispiel, wenn ich in der Schweiz eine Schwedische Gruppe 1939-45 aufbauen und zertifizieren will?
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Beitragvon schlumpf am Fr 11 Apr, 2008 14:28

Zertifizierte Experten die Experten zertifizieren, damit Darsteller und Gruppen durch Experten nach zertifiiziertem Verfahren zertifiziert werden können.... :smt042



.....oder so ähnlich..... :smt101 :smt101 :smt101
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Beitragvon gijoe am Sa 12 Apr, 2008 06:10

Also ich denke ein Museums sollte das was vor sein Tore passt einschätzen können ?!
Heutzutage ist es nicht mehr so schwierig Informationen zu bekommen, 90% des Mülls in den Displays erkennt man auch ohne grösseres Wissens. Die Reenactoren und Gruppen die ihr Hobby seriös betreiben sind in der Szene bekannt und diese haben genug Ehre ihre Sache möglichst authentisch zu machen.
Es ist wohl doch eher an den Veranstaltern , Vereinen und Gruppen , die Qualität zu gewährleisten.
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Beitragvon Desmond am Mo 14 Apr, 2008 07:17

gijoe hat geschrieben:90% des Mülls in den Displays erkennt man auch ohne grösseres Wissens.

Ne, die Leute haben keine Ahnung. Cantarella hat mir einen Bericht von der NZZ(!) gezeigt. Da wird "Lord of the Rings" und "Company of saint George" mehr oder weniger gleichgesetzt.
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Beitragvon dustoff am Mo 14 Apr, 2008 07:34

Die meisten Zuschauer finden wenns gut aussieht ist es auch richtig! :smt002

Da merkt wirklich niemand ob der Knopf nun von 1914 oder 1918 ist! :-k
Gruss
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Beitragvon cantarella am Mo 14 Apr, 2008 08:02

Desmond hat geschrieben:Cantarella hat mir einen Bericht von der NZZ(!) gezeigt. Da wird "Lord of the Rings" und "Company of saint George" mehr oder weniger gleichgesetzt.


Falls der Bericht jemanden interessiert, hier ist er online: http://www.nzz.ch/nachrichten/schweiz/zurueck_in_die_kindheit_1.584528.html.
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Beitragvon Parabellum am Mo 14 Apr, 2008 10:21

Dieser Artikel aus der NZZ hat jetzt grad gar nichts mit dem Thema dieses Thread (Qualität) zu tun. Er anerkennt an sich, dass es seriöse qualitativ hochstehendes Reenactment gibt (St. George). Dies wird von der Seite der Qualität auch überhaupt nicht mit Fantasy oder Kinderspielerein gleichgesetzt. ABER - der Artikel ist im letzten Abschnitt schlicht unfair und schmeisst dann alles in einen Topf und tut jede Form der Auseinandersetzung mit der Geschichte - ausser der "klinisch-wissenschaftlich-theoretisch-klugscheisserischen" als kindische Spielerei ab. Wenn einer so überheblich und borniert daherkommt, dann hilft auch Zertifizierung nichts....... Schade dass sich die NZZ für eine so undifferenziert Sicht hergegeben hat. Wahrscheinlich hat der Mann bei einem Reenactment-Versuch Prügel bezogen oder durfte als Kind bei den Indanern nicht mitspielen und jetzt rächt er sich.........
wenn man nach dem Artikel die Kommentare liest, dann kommt das auch entsprechend zum Ausdruck!
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Beitragvon zellerin am Mo 14 Apr, 2008 11:39

Ich habe die Kommentare noch nicht gelesen...aber den Artikel, den ich gar nicht so schlecht fand (auch am Schluss nicht)...Es stimmt, wir können uns nicht in den Kopf eines Menschen aus dem 15. Jh hineinversetzen. Wir können es versuchen, in dem wir Schriftzeugnisse aus der Zeit studieren, aber nicht indem wir uns die Kleidung überwerfen. Ich finde Leute, die Reenactment und Living History betreiben gehen ein wenig zu weit, wenn sie wirklich glauben einen Beitrag zur Wissenschaft zu leisten (subjektive Meinung ;) Aber es macht Spass :) und ist ein schöner Weg sich intensiver mit einer bestimmten Epoche auseinanderzusetzen und viele nette und interessante Leute zu treffen.
Die Zertifizierung macht vielleicht schon Sinn, wenn man den Anspruch hat Leuten eine bestimmte Epoche näher zu bringen, sollte man vielleicht einen Crash-Kurs in Museumspädagogik gemacht haben (es gibt sicher angeborene Talente...aber nicht alle, ich nehme mich da nicht aus ;)) Wichtiger wäre es aber sicher gemeinsam mit Museen Konzepte zu erarbeiten (was wollen sie sehen, was soll vermittelt werden...)...oje ich muss gehen...keine Zeit mehr...............vielleicht später mehr
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Beitragvon troupier suisse am Mo 14 Apr, 2008 12:28

Wie schon Parabellum es andeutete, es wäre interessant einen Blick in die Seelenwelt des Herrn Hafner zu werfen. Seine Schlusswertung des Reenactment lässt zumindest ahnen dass der Mann aus unbekanntem Grund nicht mag worüber er da schreibt. Ich schliesse mich aber auch Zellerin an, und betrachte die lebendige Geschichtsdarstellung nicht unbedingt als elementare Säule der Wissenschaft. Indes ist Urs Hafners Teilung zwischen kindischem Reenactment und "erwachsener" Wissenschaft auch eine heikle Sache.

Ich habe Geschichsbücher aus vier Jahrhnderten in meiner Bibliothek, und habe eines aus ihnen gelernt - jegliches von der Wissenschaft vermitteltes Geschichtsbild ist stets ein Fragment von temporärer Bedeutung; welches über kurz oder lang von neuen Erkenntnissen überholt wird und gleichsam immer vom Zeitgeist der Epoche gefärbt einher kommt.

Und was das Lebensgefühl und die Mentalität einer dargestellten Epoche betrifft, so kranken daran auch die besten Geschichtsbücher, da keiner der Autoren die Zeit selbst erlebt hat und alles aus den Informationen konstruieren muss die vorliegen. Bei allen Bemühungen bleibt es über weite Strecken Auslegungssache, und wird möglicherweise schon in einem Jahrzehnt wieder verworfen.

Ich glaube es war der Kriegsveteran und Regisseur Sam Fuller, der einmal sagte, dass es unmöglich ist einen realistischen Kriegsfilm zu drehen. Damit der Zuschauer überhaupt eine Ahnung habe was Krieg sei, müsste man schon mit einem Maschinengewehr in die Zuschauerreihen schiessen. Keiner wolle den Krieg wirklich realistisch kennenlernen. Ähnlich verhält es sich mit weiten Teilen der Geschichte generell.
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