Wozu Reenactment?

Allgemeines über die lebendige Geschichte.

Moderator: Hagelhans

Wozu Reenactment?

Beitragvon Hagelhans am Sa 12 Nov, 2005 15:33

Wiso und warum machen wir unser Hobby?
Einfach aus spass am "Soldätälä"?
Um etwas besonders ausgefallenes zu machen und anders als die Andern zu sein?
Aus geschichtlichem Interessen und dem Hang zur Experimentellen Archäologie?
Um den Mangel an Geschichtsbildung in der Bevölkerung auszugleichen?
Um das staatliche, vom Staat aber venrachlässigte Monopol an der Geschichtsschreibung zu brechen?
Oder doch nur aus Hedonismus und der Freude daran ein bunter Hund zu sein?


Wiso?
"Wir sind alle Anerkennungsjunkies - Affen in Anzügen, die um Applaus betteln." -Jake Green.
Benutzeravatar
Hagelhans
Moderator


Beiträge: 4684
Registriert: Sa 10 Sep, 2005 13:56
Wohnort: Niederhasli Schweizerische Eidgenossenschaft

Reenavtment

Beitragvon Napoleon am Sa 12 Nov, 2005 18:52

Gute Frage die sicher die verschiedensten Antworten herbeiführen können.

In meinem Fall steht die Geschichte an aller erster Stelle. Seit ich klein war (ja, noch kleiner) habe ich mich für Geschichte Interessiert. Das fing bei Büchern an, ging rüber zu den Modellen bis dann 1994 mit Uniformen.

Mit der Zeit hat sich das ganze weiter ausgedehnt, indem ich mich auch auf die Kleidung im Wandel der Zeit weitergebildet habe. Alleine schon die Art und Weise wie die verschiedenen Uniformen der verschiedenen Länder und Epochen hergestellt wurden, faziniert mich Heute mehr den je.

Auch wenn wir doch nicht die Quallen und Ängste (zum Glück) der Soldaten der verschiedenen Kriege oder Epochen die wir Darstellen spüren können, glaube ich fets daran dass wir mit dem was wir machen helfen dass man nie vergisst, was sich wann und wo abgespielt hat.
Jeder Erfolg, den man erzielt, schafft uns einen Feind. Man muß mittelmäßig sein, wenn man beliebt sein will.
Benutzeravatar
Napoleon
Site Admin


Beiträge: 5869
Registriert: Mi 08 Jun, 2005 06:31
Wohnort: Allschwil

Beitragvon schlumpf am Mo 14 Nov, 2005 13:57

Also für mich ist es von allem etwas. Auch ich bin von klein an von allem "alten" fasziniert gewesen, bin auf jeder Burg, Ruine, Schutthaufen und Erdloch rumgekrochen. Habe zum leidwesen meiner Eltern unzählige Tonnen von (vermeidlichen) Fundsachen heimgeschleppt. Natürlich hat man alle Bücher, Filme und Geschichten von Rittern, Römern und Abenteuern aufgeschnappt. Später hat man seine Schulferien auf Ausgrabungen als Helfer verbracht und hat vom eigenen "Silberschatz" oder Jahrhunderentdeckung geträumt.
Man hat seine Altertumsrollenspiele in der Pfadi ausgelebt und hat sich mit der Zeit auf für das Leben der einfachen Leute dazumal interresiert.
Und, tja, irgendwann liefen einem ein paar "echte" Römer über den Weg.
Na, und so ist es halt passiert.
Ein ganz grosser Antrieb für mich ist es, den Kindern die Römer (und natürlich die Geschichte im allgemeinen) nahe zu bringen. Viele heutige Probleme können nur verstanden werden, wenn man die Geschichte dazu auch kennt.
Die leuchtenden Kinderaugen sind, zumindest für mich, ein ganz grosser Ansporn. Hätte ich so was als Kind gesehen, ich glaube ich währe ausgeflippt.
Benutzeravatar
schlumpf
Legionär


Beiträge: 675
Registriert: Di 23 Aug, 2005 08:44
Wohnort: NWCH

Beitragvon Ordonnanz am Mo 14 Nov, 2005 18:16

Meine (erst 17 jährige) Geschichte:

Ich interssierte mich schon im Kindergartenalter für Ritter, Burgen, Cowboys und Piraten. Von Powerrangers, Turtles oder sonstigem Science Fiction hielt ich mich stets fern. In der 4. Klasse begann ich mich für Archäologie zu interessieren und war schnell viel voraus in der Geschichte. Etwa in der 5. Klasse bekam ich den Spitznamen "Römer" in der Schule, weil ich mich sehr stark für dies interssierte. Meine Noten in Geschichte varierten immer zwischen 5-6 und 6. Der 2. Weltkrieg interessierte mich ab der Sekundarschule an sehr stark, was durch Computerspiele wie "Medal of Honor" und "Call of Duty" und Filme wie "Private Ryan", "Der letzte Tag" und andere Kriegsfilme aus den 60igern verstärkt wurde. Für die Schweizerischen Uniformen begann ich mich erst vor etwa 2 Jahren zu interessieren und dadurch begann ich letztes Jahr Militaria zu sammeln und jetzt mit Reenactment zu beginnen (bei R&G). Heute ist mein Wissensdurst in diversen Zeitepochen schier nicht zu stillen und ich möchte nach der Erwachsenenmatur (momentan mache ich Lehrbegleitend die Berufsmatur) Geschichte oder Archäologie studieren, obwohl dieser Beruf nicht sehr lukrativ erscheint.

Mein Ziel mit Reenactment ist es, den Leuten wieder die Geschichte schmackhaft zu machen und sie ihnen (fast) ohne Fehler rüberzubringen. Früher wurde ja die Geschichte vom Staat her mehr unterstützt. Vor noch wenigen Jahren mussten die Schüler in der Schule noch Schweizer Schlachten (z.B. Schlacht von Näfels etc.) auswendig lernen. Uns wurde in der Schweiz weder über die Schweizerische Geschichte noch über die Schlachten beigebracht. Jetzt soll ja bei der Uni ZH keine "Schweizer Geschichte" mehr als Hauptstudienfach angeboten mehr werden. So bringt man die nächsten Generationen dazu, dass sie nichts mehr von der Geschichte wissen will und auch nicht aus den in der Geschichte gemachten Fehlern lernen können. So kann schon in 50 Jahren die Grausamkeit des 2. Weltkrieges vergessen werden und ein 3. Weltkrieg entsteht.


Freundlicherr Gruss

Ordonnanz
Ordonnanz
World War 2


Beiträge: 838
Registriert: Mi 05 Okt, 2005 18:08
Wohnort: Zürich 6

Beitragvon Sgt. Paddy am Mi 18 Jan, 2006 12:40

Es ist interessant zu lesen was euch so bewegt hat an zu fangen mit Re-enactment.

Bei mir hat es im 1995 angefangen im alten uniformen herum zu laufen, anfangs meiner Re-enactment hobby.

Als kind habe ich schon Militaria gesammelt. Damals hatte ich recht vieles. Bis ich rund 15/16 war und mich in andere sachen interessierte. So habe ich seltsame sachen einfach weggegeben. (Wüste damals noch nicht die werte von solche sache).
Wenn ich in 1992/1993 in meiner Armee zeit war (Die war verschieden als in der Schweiz) beim Holländische Commando's, ähnlich wie in der Schweiz die Fallschirm Grenadiere, bekam ich wieder die interesse Uniformen zu sammelen. Wegen de Commando's bekam ich auch interesse in die geschichte dieser Abteilung. No.10 Commando - No.2 (Dutch) Troop, entstanden in 1942 in Gross Britaniën.

In 1995 haben wir in Haarlem, meiner Stadt, einen befreiungstour organisiert. Wegen die 50ste befreiungstag in Holland. Das war das erste mal dass ich in einen alten Uniform auftritt. Danach bin ich zum verschiedene events gegangen. Habe unterdessen einen Grüppe zusammen gestellt und machen zusammen viel Spass.

Es gibt auch eine ander seite warum ich re-enactment treibe, und dass ist weil ich die Geschichte des Zweiten Weltkrieg weiter geben möchte an kinder und interessierten.
Als Kind habe ich mein Grossvater immer gefragt wie es im Zweiten Weltkrieg war. Dass einzige was er dann sagte war: "Es war eine schlechte Zeit". Ich war recht interessiert in dieser Zeit und ging auch zum Musea und schaute mich so alles an. Ich konnte nur leider nicht die Puppe fragen was alles so war, wie schwer es ist, wozu man etwas gebraucht hat, usw.
Als ich 16 Jahre alt war hat mein Grossvater mich bevor er starb zu ihm gerufen. "Du hast mich immer hin am kopf gefragt wie es war im zweiten Weltkrieg. Jetzt bist Du alt genug einiges zu begreifen.", hat er damals gesagt. Und fang an seine geschichte zu erzählen. Wenn es euch interessiert erzähle ich es ein anders mal. Aber seine geschichte hat mich auch dazu gebracht es weiter zu erzählen an jugendlichen damit dieser geschichte nicht vergessen würde.
Ich sehe mich jetzt bei einen auftritt oder veranstaltung (oder wie man dass so sagt) als die schaufensterpuppe im museum, aber ich kann dann uber interessante sachen erzählen.
NUNC AUT NUNQUAM
No.2 (Dutch)Troop / No.10 (I.A.) Commando

Bild
Benutzeravatar
Sgt. Paddy
World War 2


Beiträge: 274
Registriert: So 08 Jan, 2006 22:38
Wohnort: Haarlem - Holland

Beitragvon Hagelhans am Di 01 Apr, 2008 20:00

Das Thema ist irgendwann versandet. Aber immer noch interesannt, oder?

Ivch grabe es mal wieder aus!
"Wir sind alle Anerkennungsjunkies - Affen in Anzügen, die um Applaus betteln." -Jake Green.
Benutzeravatar
Hagelhans
Moderator


Beiträge: 4684
Registriert: Sa 10 Sep, 2005 13:56
Wohnort: Niederhasli Schweizerische Eidgenossenschaft

Beitragvon dustoff am Mi 02 Apr, 2008 06:45

Hmmm .... ich machs weil ich Spass daran habe.

Geschichte interessiert mich auch und Sachen konstruieren fürs Display auch.

Schön ist es auch wenn man Freunde trifft meistens im Ausland denn im Inland gibts mir leider zuviel Streitigkeiten seitens der sogenannten "seriösen" Reenactoren). :-k
Gruss
Danielle


Dove c'e' da Rievocare noi Rievochiamo - Dove e' da Ricostruire noi Ricostruiamo
Benutzeravatar
dustoff
Vietnam


Beiträge: 1173
Registriert: Fr 02 Jun, 2006 19:06

Beitragvon Seegras am Do 03 Apr, 2008 12:56

Na, da sind mehrere Gründe. Erstens mal generelles Geschichtsinteresse. Ich bin in einer Altstadt aufgewachsen, in Sursee, und da haben schon mal die Archäologon zum Stadtbild gehört (ernsthaft, bevor jemand gebaut hat rief er die Archäologie an, weil die wären sonst soweiso gekommen und hätten den Bau gestoppt...).

Im Gegensatz zu Ordonnanz mag ich aber auch Science Fiction sehr ;), was dann, zusammen mit Fantasy und einem groseen Spieltrieb dazu geführt hat dass ich angefangen habe Liverollenspiele zu machen. Und irgendwann wurden die LARP-Kleidungen immer besser, immer mehr historisch angelehnt bis ich dann sozusagen plötzlich beim Reenactment war.

Generell finde ich es ein sehr sinnvolle Sache, vorallem habe ich dabei Erkenntnisse gewonnen die man nur mit intensiver Beschäftigung und Recherche, vorallem aber auch durch die Beschäftigung mit Sachkultur erhält. Und Fertigkeiten erlangt, von denen ich nie gedacht habe dass ich sowas könnte.

Einige dieser Erkenntnisse sind dann zum Beispiel Dinge wie dass wir in der Schule zum Thema Geschichte viel Mist, falsches, irrelevantes und Bogus gelernt haben. 'Tschuldigung, aber wer es (in den 90ern) noch wagt zur Entstehung der Schweiz Rütli und Willhelm Tell zu erwähnen, und das ganze auch noch ins 13Jh vorverlegt, gehört gefeuert (jaja, ich weis, Willhelm Tell und Rütli werden später sehr wichtig, und sollten da auch erwähnt werden; aber im Kontext der Entstehung der Schweiz im Mittelalter haben die nichts zu suchen). Das ist nur ein herausragendes Beispiel, da ist noch viel mehr Müll zu jedem Thema, welcher tradiiert wird (Karl der Grosse der ungefähr die hälfte aller Städte gegründet, die hälfte aller romanischen Bauten gebaut (und die hälfte der frühgotischen auch) hat und Erfinder sämtlicher Mass- Münz- und Rechnungsystem ist etcetc.). Und das sind echt so Augenöffner. "Es war alles anders als ich jemals gelernt habe".

Andere Erkenntnisse sind rein praktischer Natur. Wie Dinge gefertigt sind und mit welcher Technologie, und was weshalb möglich ist. Und der Ausgang von vielen Ereignissen, die Taktik von Schlachten, und warum irgendetwas auf eine besondere Art gemacht wurde erklärt sich plötzlich wenn man die Dinge in den Fingern hat und sie selber benutzt.

Irgendwie war Faszination mit dem was man gedacht hat dass es so wäre so der erste Grund warum man damit angefangen hat, und das wird dann abgelöst durch Erstaunen dass alles anders ist. Was auch Faszinierend ist. Stupor Mundi!
Honi soit qui mal y pense
Benutzeravatar
Seegras
Living Historian


Beiträge: 1419
Registriert: Do 29 Dez, 2005 20:05

Beitragvon gijoe am Do 03 Apr, 2008 13:36

Geschichtsinteresse und vor allem Uniform und Equipment im Einsatz zu erleben.
Kleine Streitereien sind normal in jeder Vereinslandschaft, aber letztendlich hat jeder seriöse Reenactor Respekt vor anderen Reenactoren die ihre Hobby seriös ausführen. So viele sind das ja nicht.
Wer im WWII Reenactment gerne braune und schwarze Hemden, Runen usw., trägt seine Hand zum Gruss heben will soll das ruhig im Ausland tun.
Benutzeravatar
gijoe
Living Historian


Beiträge: 1331
Registriert: So 20 Mai, 2007 09:45

Beitragvon Seegras am Do 03 Apr, 2008 16:31

Ich glaube diese klassischen Streitereien die öfters vorkommen, meist innerhalb von Gruppen selber, haben viel mehr mit klassischen Vereinsstreitereien zu tun als mit dem mit was man sich eigentlich beschäftigt. Will sagen das liegt mehr in der Struktur der Gruppen/Vereine an sich als darin dass diese zufälligerweise "Reenactment" als Hobby haben.

(Jaja, ich weis, bei mir schlägt da wieder der Soziologe durch; und ausserdem bin ich ja in mindestens 5 Vereinen...)
Honi soit qui mal y pense
Benutzeravatar
Seegras
Living Historian


Beiträge: 1419
Registriert: Do 29 Dez, 2005 20:05

Nächste

Zurück zu Allgemeines

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: ichiro [Crawler], Seegras und 3 Gäste

Powered by phpBB © 2000, 2002, 2005, 2007 phpBB Group
Style by Webdesign www, książki księgarnia internetowa podręczniki