Reenacting D-Day

[dustoff]

Beim lesen von postings übers reenacten in der Normandie denke ich immer was für ein Zirkus. In den 80er Jahren war die Normadie noch ein relativ ruhiger besinnlicher Ort wo man relativ ruhig die Sachen anschauen konnte ohne Remmidemmi und Pseudoreenactingsoldaten. Würde man den D-Day wirklich etwas echter reenacten würden das die meisten psychisch nicht überlaben.
Ich finde reenacting an Originalschauplätzen nicht gut und ich selber würde das nicht machen .... was denkt ihr darüber?

[gijoe]

Ich war Mitte der 90er Jahre 3 mal mit leichter Uniform drüben.
Damals waren meist um die 10-20 Personen die man Reenactoren nennen kann dort und die obligaten "Wahlfahrer" mit Militäroldtimern.
Die Stimmung war locker und die paar Fantasieuniformen haben nicht wirklich gestört.
Aber ich hatte schon manchmal Gedanken ob es richtig ist hier in Uniform rumzulaufen. Nie hätte ich jedoch einen Friedhof so betreten.

Heute strömen Heerscharen in grüner Bekleidung am 5-6 Juni in die Normandie.
Wenn ich der Präfekt wäre würde ich das unterbinden.
Der Ort ist zu tragisch für ein Kasperltheater.
1-2 offizielle Reenactoren Biwaks mit " authentischem " Standard würden den Weizen von der Spreu trennen und die Warmduscher und Clowns würden zuhause bleiben.

[Napoleon]

Ich selbst bin für re-enactment an originalen Schauplätzen, aber es kommt auf das wie an.
Ich selbt war 2 mal an einem 6. juni in der Normandie. 94' und 04'. Die unterschiede waren kaum zu übersehen. Waren im 04' hauptsächlich re-enactors vor Ort, konnte man im 94' so ziemlich alles sehen was an grüner Bekleidung und Fahrzeugen je getragen und gebaut wurde, egal aus welchem Jahr.
Ich glaube viele leute vergessen einfach um was es hier eigentlich geht.
Um nochmals auf die originalschauplätze zurückzukommen.
Unterdessen meiden wir die Normadie, denn es gibt sehr viele andere Schauplätze die auch sehr interessant sind und vor allem nicht so überrennt. Aber es gibt halt solche die schwören darauf und fahren jedes Jahr dahin, warum auch immer. Übrigens kommt gleich nach der Normandie Bastogne. Weiter ergibt sich an Originalschauplätzen auch vielmals die Möglichkiet Veteranen zu treffen, die man bei uns in der Schweiz sicher nicht antreffen kann.
Da haben wir vor allem in Holland die tollsten Erlebnisse gehabt.

[Hoover]

Sorry, Marcus, wenn ich da widerspreche. Aber die Heerscharen von Zuschauern, deren einzige militärhistorische Vorbildung "der längste tag" und "Saving private ryan" sind werden den Unterschied zwischen einer auhtentischen und einer "farby"-Darstellung nie begreifen. Und daher werden die in der Überzahl befindlichen Ranger und Pathfinder immer die Blicke auf sich ziehen.

Ich habe schon bedenken´, während der "Feiertage" in alliierter Uniform da herumzulaufen, aber in WH-Uniform ist es noch komischer. Auf einem anbgegrenzten Displaygelände okay, aber herumzufahren und die Freidhöfe zu besuchen finde ich unangemessen.

Und ja, die Normandie ist von einem Gedenkort für die Veteranen zu einem Kaspertheater verkommen.

[Napoleon]

Und ja, die Normandie ist von einem Gedenkort für die Veteranen zu einem Kaspertheater verkommen.

Besser hätte ich es auch nicht sagen können.

[troupier suisse]

Ich war 1994 beim Defilee in Bayeux zugegen, als ein Veteran des 115. US Infanterieregiments zu einem lokalen Journalisten sagte dass mit den Männern die auf dem Schlachtfeld Normandie kämpften langsam auch die Würde dieser Gedenkstätte wegsterbe. Er habe es Ende der 60er Jahre geschätzt, wenn er zum Jahrestag hierher kam und eine friedliche und ruhevolle Kulturlandschaft antraf. Erst mit diesen Besuchen nach dem Krieg habe er den Ort und seine uralte Geschichte kennen und schätzen gelernt. Aber heute gäbe es ihm zuviel Rummel um angemessen seiner gefallenen Kameraden zu gedenken. Immerhin schreite man hier auf blutgetränktem Boden. Er persönlich setze mit diesem 50. Jahrestag einen Schlusspunkt mit den Besuchen des Schlachtfelds. Die Leute verstünden das ganze ohnehin nicht mehr. Natürlich war dies nur das Statement eines einzelnen Veteranen. Es gab gewiss auch welche die das anders sahen.

P.S.: @ Napoleon. Erklär mir mal bezüglich Jahreszahlen diesen Satz. Was will uns der Künstler damit sagen?:

waren im 94' hauptsächlich re-enactors vor Ort, konnte man im 94' so ziemlich alles sehen was an grüner Bekleidung und Fahrzeugen je getragen und gebaut wurde, egal aus welchem Jahr.

[Napoleon]

Habs geändert, das zweite sollte 04' sein.

[Hagelhans]

Ich persönlich möchte nichts re-inacten von dem noch Zeitzeugen leben. Egal wo. Für mich gilt der Grundsatz;" Solange noch jemand lebt, lebt auch dessen geschichte."

Ich würde mich doch recht verwundern, wen ich auf einer Wanderung im Bündnerland auf eine Gruppe Leute mit Pferden und mit Taz90 gewandet, die von sich sagen, sie re-enacten die TrRs20/93 träfe.

Die Frage ob Originalschauplatz ja oder nein muss wohl jeder mit sich selber klähren. Auf jeden Fall gehört eine grosse Portion Würde dazu, wen man sich an den echten Ort eines historischen Ereignisses begiebt.

[dustoff]

Dem kann ich nur zustimmen!

Was mich eigentlich erstaunt, ist die Tatsache dass man z.B. in Verdun darauf aufmerksam gemacht wird, dass man sich Respektvoll und Ruhig die Schlachtfelder ansehen soll. Es handle sich um einen grossen Friedhof. In der Normadie hingegen scheint man diese Hinweise vergessen zu haben.

[schlumpf]

Die Problematik betrifft nicht nur die "neuere" Geschichte. Über Pfingsten waren wir ja in Kalkriese, den mit ziehmlich warscheinlichste Ort der bekannten "Varusschlacht".
Es war ein ganz toller Anlass, nur leider kam unter dem ganzen Rummel auch das Gedenken an die geschätzten 20'000 Tote nach meiner Meinung auch etwas zu kurz.
Innerhalb unserer Gruppe war das schon ein Thema, und ich denke, wichtig ist es mit dem gewissen Feingefühl und Respekt an die Materie ranzugehen.
Je "zeitlich näher" solche Orte liegen, desto schwieriger wird es. Der Grundsatz von Hagelhans finde ich einen guten Ansatz.