Indianer - Der Stamm, der die Schwarzen verstösst

Allgemeines über die lebendige Geschichte.

Moderator: Hagelhans

Indianer - Der Stamm, der die Schwarzen verstösst

Beitragvon Napoleon am Fr 09 Mär, 2007 18:53

Ich habe vor ein paar Tagen einen Bericht im Fernsehen gesehen und nun einen Artikel gefunden, der mich doch sher nachdenklich stimmt.


In den USA stimmen die Cherokee-Indianer dafür, Mitglieder auszuschliessen, deren Vorfahren einst Sklaven des Stammes waren
Die Cherokees, das zweitgrösste Indianervolk der USA, haben entschieden, Nachfahren ihrer schwarzen Sklaven aus dem Stamm auszuschliessen. Hinter dem angeblichen Traditionsbewusstsein stecken auch finanzielle Interessen.

Diese sprudelnde Einnahmenquelle bringt den Indianern nicht nur Glück. So schwelt just unter den Cherokees ein hässlicher Streit um Ahnentafeln, Rassismus und Geld. Er wird mit Begriffen ausgetragen, die in Europa verpönt sind. Der vorläufige Tiefpunkt dieser Auseinandersetzung: Am vorigen Wochenende hat die klare Mehrheit in einer Volksabstimmung entschieden, 2500 Stammesangehörige auszuschliessen – ein Prozent aller Cherokees.

Aufgenommen, aufgeschrieben
Verbannt werden sollen die Abkömmlinge derjenigen Sklaven, die sich bis zum Ende des amerikanischen Bürgerkriegs im Besitz der Ureinwohner befanden und die nach ihrer Befreiung «Freedmen» genannt wurden. Diese schwarzen Arbeitskräfte wurden 1866, dank einem Vertrag zwischen dem Indianerstamm und der US-Regierung, offiziell zu Mitgliedern der Cherokees ernannt.
Mit Hilfe detaillierter Listen einer Volkszählung aus dem Jahr 1906 lassen sich noch heute die Vorfahren eines jeden Stammesangehörigen ausfindig machen. Wer wegen versklavter Vorfahren – ein einziger genügt – als Schwarzer gilt, wird seither vielfach benachteiligt. Lange Jahre ertrugen die Abkömmlinge der Sklaven diese Diskriminierung klaglos. Als die Cherokees aber 1983 beschlossen, den Freedmen das Stimm- und Wahlrecht in Stammesangelegenheiten zu entziehen, platzte diesen der Kragen.
Sie zogen vor ein Cherokee-Gericht und erhielten im vorigen Jahr Recht. Damit wiederum wollte sich ein Teil der Cherokees nicht abfinden. Eine Bürgerbewegung erzwang mit Hilfe einer Unterschriftensammlung die Abstimmung. Mit der Verbannung der Schwarzen werde die Besonderheit des Stammes der Cherokees bewahrt, lautete die Begründung für diesen Schritt. Jede souveräne Nation habe das Recht, die Kriterien für die Vergabe des Bürgerrechts festzulegen – so wehrten sich die Initianten gegen Rassismus-Vorwürfe. «Es geht hier nicht um die Rasse», sagte Chad Smith, der höchste Cherokee, nach der Abstimmung. «Wir wollen ein Indianerstamm sein, der sich aus Indianern zusammensetzt.»


Blond dürfen sie sein
Die Abkömmlinge der Sklaven wiesen diese Argumentation als fadenscheinig zurück. Sie stellen sich auf den Standpunkt, dass es reinrassige Cherokees heutzutage fast nicht mehr gebe. Die «New York Times» zitierte vor der Abstimmung eine Statistik, wonach 75 Prozent aller Stammesangehörigen weniger als einen Viertel indianisches Blutes besässen – ihre Stammbäume seien voller europäischer Vorfahren. Marilyn Vann, die Präsidentin der Vereinigung der Freedmen-Abkömmlinge, sprach von blonden Cherokees, die zu einem Tausendstel Indianer seien, deren Stammesmitgliedschaft aber nicht bestritten werde.
Rassismus und Geldgier seien die wahren Motive hinter der Abstimmung, sagen deshalb viele Freedmen. Finanziert durch Spielcasinos und staatlichen Zuschüsse haben die Cherokees in ihren Territorien ein Sozial- und Gesundheitssystem aufgebaut. Es umsorgt alle Stammesmitglieder umsonst – und kostet den Stamm deshalb pro Jahr die stolze Summe von 350 Millionen Dollar. Kein Wunder, erhalten die Cherokees jeden Monat Zulauf von 1000 Menschen, die ihre indianischen Wurzeln wiederentdeckt haben.


Gute Chancen vor Gericht
Vor der Abstimmung kursierte die Karikatur einer Warteschlange von «nicht-indianischen Dieben» vor den Kliniken und Sozialämtern der Cherokees. Das verspätete Bekenntnis zu den indianischen Wurzeln lässt sich allerdings auch mit der Benachteiligung erklären, unter der die Ureinwohner in den USA jahrzehntelang zu leiden hatten. So forcierten staatliche Stellen noch bis vor 30 Jahren die Assimilation. Nun aber ist es vor allem dank der Casino-Regelung lukrativ geworden, Indianer zu sein.
Der Streit unter den Cherokees ist mit der Abstimmung noch nicht zu Ende. Die Freedmen haben eine Klage gegen das Resultat angekündigt. Ihre Chancen auf Erfolg stehen nicht schlecht: Bundesgerichte haben in vergleichbaren Fällen entschieden, dass Indianerstämme die Nachfahren der Sklaven nicht ausschliessen dürfen. Der Staat verfügt dabei über ein gutes Druckmittel: Sollte sich ein Indianerstamm quer stellen, droht ihm der Entzug des Status einer souveränen Nation – dies würde das Ende für die Spielcasinos bedeuten.
Jeder Erfolg, den man erzielt, schafft uns einen Feind. Man muß mittelmäßig sein, wenn man beliebt sein will.
Benutzeravatar
Napoleon
Site Admin


Beiträge: 5869
Registriert: Mi 08 Jun, 2005 06:31
Wohnort: Allschwil

Beitragvon Hagelhans am Fr 09 Mär, 2007 20:14

Wen sie es schon so genau mit der Abstammung nehmen wollen, dan sollte jedes echte Mitglied beweisen können, dass seine Vorfahren beim Trail of Tears dabei war.
"Wir sind alle Anerkennungsjunkies - Affen in Anzügen, die um Applaus betteln." -Jake Green.
Benutzeravatar
Hagelhans
Moderator


Beiträge: 4684
Registriert: Sa 10 Sep, 2005 13:56
Wohnort: Niederhasli Schweizerische Eidgenossenschaft


Zurück zu Allgemeines

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: ichiro [Crawler], Seegras und 3 Gäste

Powered by phpBB © 2000, 2002, 2005, 2007 phpBB Group
Style by Webdesign www, książki księgarnia internetowa podręczniki