Waffenschutzinitiative - Gefahr für lebendige Geschichte?

Allgemeines über die lebendige Geschichte.

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Re: Waffenschutzinitiative - Gefahr für lebendige Geschichte?

Beitragvon Napoleon am Do 20 Jan, 2011 12:41

Nur als Ergänzung.

Von den 300 Schusswaffenopfern (die sich wahrscheinlich im Grabe umdrehen würden, wenn Sie könnten) sind konkret lediglich 30% Opfer eines Gewaltverbrechens. Also stehen das Verhältnis beim Tod durch Fremdeinwirkung mit Schusswaffe versus Tod durch Schlamperei im Gesundheitswesen stehen somit bei 19:1.

Und wenn wir schon von Zahlen sprechen:
Verkehrsopfer CH jedes Jahr um die 340
Drogentote CH jedes Jahr um die 190
Ironischer Weise kämpfen einige der Befürworter seit Jahren für die Legalisierung von Drogen, und dies bei faktisch mehr Drogentoten als Schusswaffentoten mit Fremdeinwirkung.

Nun aber wieder zurück zu unserem Problem

Ich hatte gestern Kontakt mit weiteren historischen Gruppen. Den meisten ist es schlichtweg nicht bewusst gewesen. Die meisten lehnen die Initiative eh ab, und erschreckender Weise sind auch da viele der Meinung: betrifft uns nicht, es geht ums Sturmgewehr. Da kann ich nur den Kopfschütteln und allen voran den meisten Printmedien Danke sagen. Die einseitige Berichterstattung zeigt Wirkung.


@ Voltigeur: Hast du Rückmeldungen von den anderen Gruppen?
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Re: Waffenschutzinitiative - Gefahr für lebendige Geschichte?

Beitragvon Napoleon am Do 20 Jan, 2011 15:35

Ok, nicht alle Medien lassen nur die Befürworter zu Wort kommen:
http://www.nzz.ch/nachrichten/blogs/waf ... 63396.html
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Re: Waffenschutzinitiative - Gefahr für lebendige Geschichte?

Beitragvon Hitomi am Do 20 Jan, 2011 15:39

Einen Hinweis möchte ich dennoch anbringen: Der Slogan "Annahme der Initiative = Verbot von Lebendiger Geschichte" geht nicht wirklich auf...
Klar betrifft es einen Teil der Darstellung, aber es gibt auch Schwarzpulverfreie Darstellungen. Sind wir in dem Fall nicht der "Lebendigen Geschichte" zuzuordnen?
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Re: Waffenschutzinitiative - Gefahr für lebendige Geschichte?

Beitragvon troupier suisse am Do 20 Jan, 2011 16:33

Hey Hitomi, nettes neues Avatar und interessante Epoche!!

Einwand zum Slogan (wo hast Du ihn gelesen?) ist durchaus angebracht, da die Aussage missverständlich ist. Es ist korrekt dass die schwarzpulverfreie Ebene nicht betroffen ist, aber ich denke es ist primär eine Frage der Formulierung. Da mit der Schwarzpulverebene ein Gebiet der lebendigen Geschichte konkret von Verboten bedroht ist, kann in der Tat von einem Verbot lebendiger Geschichte gesprochen werden. Ich würde es mal mit einem Blick auf die Reformation so vergleichen - "Heiligenskulpturen zertrümmern - Kultur zerstören". Davon ist natürlich auch nicht die gesamte Kultur betroffen, aber es wird mit diesem Akt Kultur zerstört. Mit dieser Auslegung trifft es wiederum den Kern.

Aber dank des aktuellen Abstimmungskampfes ist dies der Winter meines Missvergnügens. Mein Kind im Primarschulalter ist heute Nachmittag schneenass und verheult vom Unterricht heimgekommen; sehr aufgewühlt wegen des erschossenen Teddys auf einer Plakatwand beim Fussgängerstreifen. Das Plakat mit dem grinsenden Pistolenhelden einiger Intitativgegner konnte ich ihm letzte Woche sehr leicht als plumpen blöden Comic erklären, den er nicht ernst nehmen solle weil es dummes Getue von dummen Menschen sei. So eine abstrakte Zeichnung zu ignorieren ist leicht. Aber mit dem Teddy ist dies anders.

Ein Schulfreund hatte ihm noch auf dem Schulweg kindlich vereinfacht erklärt dass es bei diesem Teddyplakat darum gehe, dass Männer mit Gewehren ihre Frauen und Kinder umbringen können und niemand was dagegen machen kann. Nun war mein Kind vollkommen aufgelöst und fürchtet sich dass mein Schwager der im Militär Sappeur ist und ein Sturmgewehr hat, die Tante und den Cousin erschiessen werde. Bisher war Onkel Heiner ein netter Mann mit einer tollen Modelleisenbahn und einem kleinen Sohn der ein super Spielgefährten abgab. Nun ist er zum potentiellen Killer mutiert.

Eine halbe Stunde musste ich zuerst einmal glaubhaft versichern, dass das Plakatfoto nicht echt sei und dass dafür nicht ein echtes Kind mit Teddy im Arm sterben musste, und dass das Blut auf dem Teddy nicht von einem Kind sei sondern Lebensmittelfarbe oder was in der Art.

Jetzt werde ich mich erst mal um mein verstörtes Kind kümmern und seine Welt wieder zurechtrücken. Das wird bei einem Thema dass ständig überall umgeht nicht leicht. Als erstes musste ich versprechen, dass heute nacht im Elternbett bei Mami und Papi geschlafen werden darf. Und ich soll die Tür gut abschliessen, damit auch kein solcher böser Mann im Block in unsere Wohnung käme. Langsam geht die ganze Sache mir echt an die Substanz, denn wenn es anfängt meinen Nachwuchs zu verstören hört der Spass definitiv auf.

Ich will mich mit dem ganzen Kram nicht mehr befassen und geh' für ein Weilchen offline.
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Re: Waffenschutzinitiative - Gefahr für lebendige Geschichte?

Beitragvon Hitomi am Do 20 Jan, 2011 18:29

@ Troupier: hier zum Beispiel...
Ich mag Verallgemeinerungen nicht, und wenn mich ausländische Freunde fragen, ob die Gschichtsdarstellung (generell, nicht nur auf Schusswaffenepochen bezogn) in der Schweiz verboten werde, dann hintersinn ich mich etwas.

Napoleon hat geschrieben:Wie schon geschrieben, im Nachhinein wird wieder jeder schreien und finden, wie bei uns Willkür Orgien feiert und das Verbotsmonster sich darauf besäuft. Aber eben, man muss eben alles in Betracht ziehen.

Bild


Ich hoffe, dass Dein Kind weiterhin an gute Menschen glauben kann, für mich endete die 'heile' Kinderwelt mit Bildern von Tiannanmen...
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Re: Waffenschutzinitiative - Gefahr für lebendige Geschichte?

Beitragvon Hagelhans am Do 20 Jan, 2011 18:48

@Hitomi: Zivildarstellung ist ja schon in Ordnung....aber das Gesetz wird auch den Besitz von Duellpistolen erschweren. Konkret: Auch Zivildarstellung wird laaaangweilig! :smt002
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Re: Waffenschutzinitiative - Gefahr für lebendige Geschichte?

Beitragvon Napoleon am Do 20 Jan, 2011 19:09

Ich glaube, dass man durch den jeweiligen Soldaten erkennen kann, dass es bezüglich der Darstellung um militärhistorische Darstellungen geht und nicht um zivile. Irgendwie würde durch das Verschwinden der militärischen Darsteller jeweils auch der Krieg ausgeblendet werden. Krieg ist schrecklich, wie wir alle wissen, aber gehört leider Gottes zu unserer Geschichte und hat Europa zu dem gemacht was es heute ist, (Da hör ich jetzt auf, den Rest soll sich jeder selbst denken.....) und darf deshalb auch niemals ausgeblendet werden.

Zudem sind die Bilder immer noch stilvoller als alles anderen was wir uns täglich antun müssen.

Übrigens Hitomi, du wohnst an einem coolen Ort. Bild
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Re: Waffenschutzinitiative - Gefahr für lebendige Geschichte?

Beitragvon Voltigeur am Fr 21 Jan, 2011 16:18

@ Napoleon,

Für Deine Frage ob ich neuigkeiten von anderen Gruppen und Vereinen habe.:

Ja, aber die traue ich mich fast nicht hier herein schreiben.

Zusammen gefasst war die Antwort so.:
Das geht uns ja gar nichts an, wir sind davon nicht betroffen, das übliche, es geht doch nur ums Sturmgewehr.
Jeder schläft und träumt vor sich hin im glauben das dies alles uns doch gar nicht berührt.

Wobei wir wieder bei der Presse wären.
Es wird meiner Meinung bewusst verschwiegen um was es genau geht, man liest und hört immer nur Sturmgewehr, keiner spricht von etwas anderen.

Das traurige daran ist das diese Leute im Prinzip auch gegen die Initiative sind, aber gar nicht wählen, in dem Glauben das es sie ja nicht berührt.

Aber wahrscheinlich rechnet man auch mit diesen Nichtwählern, darum auch die fehlenden Info's in der Öffentlichkeit.
Ich musste auch mit Überraschung feststellen das einige Leute glauben so gut informiert zu sein, das sie mir erklärten, ich ( wir ) hätten doch das alles vollkommen falsch verstanden und regen uns für nichts auf.

Grüsse vom Voltigeur
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Re: Waffenschutzinitiative - Gefahr für lebendige Geschichte?

Beitragvon Phil am Fr 21 Jan, 2011 17:19

Voltigeur hat geschrieben:Wobei wir wieder bei der Presse wären.
Es wird meiner meinung bewusst verschwiegen um was es genau geht, man liest und hört immer nur Sturmgewehr, keiner spricht von etwas anderen.


Es wird nicht verschwiegen, man ist nur zu faul wirklich genau hinzusehen bzw. fehlt es immer mehr an einer Pressevielfalt. Es zieht sich immer mehr durch die veränderte Presselandschaft, in der derselbe Artikel in 6 Zeitungen abgedruckt wird.
Gruss, Phil
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Re: Waffenschutzinitiative - Gefahr für lebendige Geschichte?

Beitragvon Voltigeur am Fr 21 Jan, 2011 17:51

Na dessen bin ich mir nicht so sicher.

Das verschiedene Artikel von anderen Zeitungen übernommen werden kann ja sein, aber Radio und TV singen dasselbe Lied. Ob das jetzt kleine Regionalsender sind oder die grossen, immer spricht man nur vom Sturmgewehr.

Ich habe den Eindruck das es hier um etwas anderes geht. Politisch korrekt, Leser und Hörerzahlen sind wichtig. Zu behaupten, die Initiative wäre nicht wahlreif, das ganze muss nochmal überarbeitet werden, kein will Reporter gegen den Strom schwimmen.

Es ist zwar Pressefreiheit aber seinen Job verlieren oder einfach nur als Schwarzer Peter dastehen will auch keiner.
Also bläst man in dieselbe Trompete wie die anderen.

Und nicht zu vergessen.: Alle die nicht abstimmen weil sie die nötigen Info's nicht bekommen haben, sind potenzielle Ja-sager !

Auch damit gewinnt man Abstimmungen, sehr einfach sogar.

Grüsse vom Voltigeur
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