von troupier suisse am Di 18 Jan, 2011 06:23
Waffeninititiative und Fernsehen/Film
Hagelhans hat ein wichtiges Thema aufgeworfen. Um ein Beispiel herauszugreifen. Es gibt in der Nordwestschweiz in Aesch einen grossen Kostümverleih der über einen stattlichen Bestand an Ordonnanzwaffen verfügt. Diese gehören zu den entsprechenden Militärbekleidungen, die für diverse Zwecke verliehen werden. Bei solchen Verleihs statten sich Film und Fernsehen aus, etwa für Produktionen wie "Die Schweizer", wo die Szene am Rooters Berg im Sonderbundskrieg 1847 viele Vorderlader nötig machte (und wo auch Reenactoren mithalfen).
Auch das Feld des Kostümverleihs ist von der Waffeninitiative nicht bedacht. Es kann sein, dass es als kommerzieller Bedarf anerkannt wird, bei dem Waffenbesitz nötig ist. Aber der Akt des Verleihens ist davon nicht berührt. Das Verleihen von Waffen birgt folgenden Haken. Wer eine Waffe besitzen oder tragen will, muss einen Bedarf nachweisen und eine Fähigkeitsprüfung ablegen. Somit müsste jeder einzelne Statist, der gemäss Rolle eine solche Verleihwaffe in Film oder Fernsehen tragen muss, sich diesem Procedere unterziehen (dass kaum kostenlos sein wird).
Das wird die Kosten für Produktionen gewaltig hochschiessen lassen, und ob die Statisten oder gar Schauspieler/innen die Eignungsprüfung bestehen ist im voraus auch unsicher. Denn dies sind ja im Allgemeinen keine Leute die primär eine Waffe besitzen und tragen wollen, und damit auch eher selten das nötige Wissen für eine solche Prüfung mitbringen. Dann stellt sich noch die Frage, je nach Location, ob auch das öffentliche Tragen erlaubt wird. Wenn nun Statisten persönlich eine Waffe tragen dürfen ist dies erst die halbe Miete. Das öffentliche Tragen von Waffen ist wiederum ein anderer Punkt, und ob der gestattet wird ist eine andere Sache.
Nebenbei erwähnt seien auch die Umzüge für Jodlerfeste, Schwingfeste oder andere Veranstaltungen ähnlichen Charakters, wo immer wieder Formationen in gemieteten historischen militärischen Kostümen auftreten. Von solchen Formationen müsste jede einzelne Person die ein historisches Gewehr trägt einen Bedarf anmelden und eine Eignungsprüfung absolvieren. Das wird Geld kosten und wie alle administrativen Abläufe Zeit in Anspruch nehmen. Es ist zu vermuten, dass dieses Feld bei Festumzügen und Kostümverleihern künftig wegen Kosten und Aufwand wegfallen wird. Und in wie weit Fernseh- und Filmproduktionen das tragen können steht auch offen.
P.S. @ Tech. Rein von der Dramaturgie her - die Pointe wäre logischer mit der Antwort des Enkels "Was ist denn eine Abstimmung?" Ferner glaube ich nicht, dass die Gegner der Initiative von ihrer Natur dazu neigen Plakate zu malen und auf die Strasse zu gehen. Solches Gebahren wird eher im Lager der Befürworter zu finden sein, wo das öffentliche Engagement erkennbar stärker ist.