Basel Living History

Allgemeines über die lebendige Geschichte.

Moderator: Hagelhans

Re: Basel Living History

Beitragvon gijoe am Fr 25 Nov, 2011 17:07

Seit mal ein wenig nett, sie machen sich sogar die Mühe und stellen sich hier der Kritik. Vielleicht sind sie sogar lernfähig. Wäre da nicht der Name hätte sie hier keiner beachtet. Und sind wir mal ehrlich.....da wird von uns Hobby Reenactoren viel grösserer Müll als Living History verkauft
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Re: Basel Living History

Beitragvon Napoleon am Fr 25 Nov, 2011 19:06

Ja, wir kennen alle genügend Leute / Gruppen die auch kein Living History / re-enactment betreiben und es aber trotzdem als das den Leuten weiss machen wollen. Ich sage nur Templerorden Thun viewtopic.php?f=48&t=5206 . Hier haben wir aber den Fall der kommerziellen Vertreibung unter Vorspielung falscher Tatsachen. Da kommen wir dann ich ganz andere Sphären, was wiederum nun auch juristisch Folgen haben könnte. Das Wort unlauterer Wettberwerb wurde schon mal erwähnt.


@BHL
Ja, ich betreibe den einzigen Kostüm Verleih in Basel und viele der anderen Stadtführer lassen sich von mir einkleiden. Diese möchten das auf der Stufe von Theaterkostümen, was aber nicht heisst, dass die Kostüme nicht der Epoche entsprechen, jedoch reicht es dann trotzdem nicht dies Living History zu nennen. Satu Blanc (Gewänder nicht von mir, macht sie selbst) dürfte meiner Meinung etwa aber die einzige sein, die den Anspruch von Living History benutzen dürfte, diese aber nicht macht. So was nennt man eben szenische Stadtführung.
Ihr könnt sicher bei mir Kostüme mieten, aber Gegengeschäft lehne ich diesem Fall ab, da es nicht Fair wäre gegenüber den langjährigen Kunden die auch Stadtführungen machen.

Wie schon gesagt, nichts gegen euer Projekt, aber der Name und das Angebot ist eine Mogelpackung.
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Re: Basel Living History

Beitragvon Maja am Fr 25 Nov, 2011 20:37

Danke, Hitomi, du hast mir die Arbeit abgenommen! Ich hätte noch Katrin Kania fürs Mittelalter empfohlen und natürlich das Studium der Quellen samt verfügbarem Bildmaterial- aber das wäre dann in diesem Fall ja der Tipp für die Kostümbildnerin, da sich ja der/die DarstellerIn nicht um derlei Lappalien kümmern muss.

Und noch etwas: mir gefällt dein Adorno-Zitat :smt002
Bedenke wohl, um was du die Götter bittest - sie könnten es dir gewähren!
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Re: Basel Living History

Beitragvon BLH am Fr 25 Nov, 2011 21:52

@Hagelhans: Nein, wir planen nicht, die Führungen für Kinder, die wir in Freiburg machen auch in Basel umzusetzen. Wäre ja auch witzlos, da beide Städte eine völlig andere Geschichte haben - so einfallslos sind selbst wir nicht ; )

@Hitomi: Danke für die Bilder und die Links ! Die Literaturempfehlungen werden wir uns genau anschauen : ) Auch Dir ein schönes Wochenende !

@Napoleon: Wir werden sicher mal nächstes Jahr in Deinem Kostümverleih vorbeischauen ! Danke : ) Was Deine Aussagen über Vorspiegelung falscher Tatsachen, unlauterer Wettbewerb und juristische Folgen angeht, finde ich, dass Du - gelinde gesagt - ein wenig übertreibst. Wir sind einfach 3 Schauspielerinnen, die einige Schauspielführungen ins Leben gerufen haben und NICHT davon leben können. Wir arbeiten alle auch noch am Theater, um unseren Lebensunterhalt zu bestreiten. Wir haben nicht viel Geld und bemühen uns, etwas auf die Beine zu stellen und sind dabei auch nicht taub für Kritik und Verbesserungsvorschläge. Also: bitte nicht mit Kanonen auf Spatzen zu schiessen, ok ; ) ?

@Maja: Schuster bleib bei Deinen Leisten, heisst es so schön. Wir als Schauspielerinnen sind Experten für Texte und Darstellung, sicher nicht für Kostüme. Gerne nehmen wir daher die Ratschläge von Profis entgegen, da wir davon nur profitieren können. Wir werden uns dank Hitomi's und Deinen Literaturtipps weiter in die Materie einlesen und schauen, was wir besser machen können ...
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Re: Basel Living History

Beitragvon Elwing am Sa 26 Nov, 2011 14:29

Stimmt, am Theater macht der Kostümbildner die Recherche und die Schneiderei die Arbeit, die Schauspieler müssen sich da um nichts kümmern (einige können es trotzdem nicht lassen und hängen ihr Maul überall mit rein, aber das ist was Anderes) Aber wenn ihr keinen Kostümbildner habt müsst ihr die Arbeit wohl oder übel selber machen :smt002 (das ist dann sogar schon eine Form von Living History, bis ca zur Jahrhundertwende mussten Schauspielerinnen nämlich selber für ihre Kostüme aufkommen, und nicht nur irgendwelche Kostüme, sondern bitte auch nach der neusten Mode. Drum waren viele gezwungen, sich von reichen Herren aushalten zu lassen...)
Und jetzt kommt der Knackpunkt, warum hier die Wellen so hoch gehen, und zwar der Unterschied zwischen Theater und Living History. Ein Theaterkostüm muss hauptsächlich den gewünschten Eindruck vermitteln, die historische Korrektheit ist da mal Nebensache, schön wenns einigermassen stimmt, aber da gehen die Ansichten und Vorlieben weit auseinander und sind beliebig dehnbar, da wird jedenfalls in den allerwenigsten Fällen drauf geachtet. Schon allein weil wir nie im Leben Zeit hätten alles von Hand zu nähen, und die Sängerinnen sich auch nicht in einer Minute von einer kompletten Schale in de nächste umziehen könnten wenn da nicht getrickst würde (und wenn an den Schauspielschulen Kostümgeschichte so unterrichtet wird wie bei uns in der Lehre damals, einmal mit viel Blabla seitlich dran entlangschiessen und noch ein par Klischees mitnehmen, dann ists kein Wunder wenn die Schauspieler da nicht wirklich Ahnung haben...) Ein Theaterkostüm muss dazu noch den Ansprüchen der Regie genügen (die sich auch in den allerseltensten Fällen um historische Korrektheit bemüht), also wenn die Schauspielerin sich in "Rokoko" z.B. in einen schmalen Lehnstuhl setzen soll dann muss die Kostümabteilung sich was ausdenken was aussieht wie eben ein Panier aber schmerzlos auf Hüftbreite quetschbar ist - das endet dann in historisch völlig falschen Materialien und Verarbeitungen, was aber auch egal ist, da es eben ein Theaterkostüm ist und nie behauptet historisch korrekt zu sein.
Living History dagegen ist, wie schon von einigen hier gesagt, lebende, erlebte Geschichte, und zwar für Zuschauer und Darsteller, d.h. es sollte alles so korrekt sein wie nur möglich, nicht nur optisch und äusserlich, sondern auch innen und untendrunter. Living History trägt KLEIDER, keine KOSTÜME. Um beim Beispiel Rokoko zu bleiben, ein KLEID braucht die richtige Unterwäsche, die richtigen Unterbauten, die richtigen Verschlüsse... Bei einem TheaterKOSTÜM stört sich niemand an einer Hakenkante im Rücken und gestäbeltem all-in-one Mieder, eben weils ein Kostüm ist, bei einem Living History KLEID geht das nicht, eben weils ein Kleid ist. Theater tut so als ob, Living History sollte so sein wie.

Drum würde bei einer als "szenische Stadtführung" beworbenen Tour niemand motzen, wenn allerdings Living History draufsteht erwarte ich kein "Theater" mit Marktmittelalter und Leonardo Carbone-Kleidern, sondern eben "das Echte", also gegebenenfalls hanndgenäht, Materialien, Farben und Schnitte die sie in der dargestellten Zeit hatten... (nichts gegen Theater, ich arbeite schliesslich an einem, nur die Bezeichnung muss stimmen)

Aber ich finds gut wollt Ihr Euch informieren (besser spät als nie...) und wir beissen hier auch niemanden der interessiert fragt, es kommt nur etwas, hm, seltsam rüber wenn man sich einfach mal hinstellt und sagt "dann sagt uns mal was wir wie machen sollen" Für das engagiert man Leute. Hilfe es selbst zu machen wird hier gerne gegeben, in Form von Buchtips oder Materialquellen, nur einfach mal so eben gratis fremde Arbeit erledigt nicht :smt002
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Re: Basel Living History

Beitragvon BLH am Sa 26 Nov, 2011 16:25

@Elwing: Danke für Deine differenzierte Sichtweise und Darstellung des Themas ! Um ehrlich zu sein, hatte sich bisher keine von uns Gedanken darüber gemacht, wie sehr sich eine Sichtweise aus dem Theater von einer Living History-Perspektive unterscheidet. Sehr interessanter Ansatz ! Wir haben ja schon einige Literaturempfehlungen bekommen und werden uns sicher künftig noch viele Gedanken zu dem Thema machen (oje, da kommt ja noch einiges auf uns zu ; )). Es ging und geht uns auch gar nicht darum, dass uns jemand die Arbeit abnimmt. Wir sind auf diesem Gebiet einfach Neulinge und wurden hier mit unserer Arbeit heftig kritisiert - was völlig ok ist ! Wir stellen uns der Kritik und versuchen, die hier vertretenen Meinungen und Ansichten zu respektieren und in einen konstruktiven Austausch zu treten. Denn wie schon mehrfach gesagt: Wir können nur dazulernen : ) Also, nochmal vielen Dank für Deine sehr hilfreiche Erklärung !
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Re: Basel Living History

Beitragvon Gerald von Ameningen am Sa 26 Nov, 2011 16:52

Liebe "BHL"

Ich finde es sehr stark von Euch, dass Ihr Euch so offen der doch eher harschen Kritik hier stellt und positiv damit umgeht. Eure Zeiträume sind leider zu weit von meinen entfernt, aber wenn Ihr mal einen Rat für's 13. Jhd, braucht, meldet Euch einfach.

Freundliche Grüsse
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Re: Basel Living History

Beitragvon BLH am Mo 28 Nov, 2011 07:23

@gijoe: Vielen Dank für Deinen Beitrag : ) Ich hoffe, wir sind lernfähig und können die Anregungen hier mit der Zeit umsetzen ...

@Gerald von Ameningen: Danke Dir ! Wir finden es toll, dass hier mit solcher Leidenschaft und so großem Engagement diskutiert wird. Das zeigt ja nur, dass den Mitgliedern hier die Geschichte sehr viel bedeutet. Das geht uns genauso (zumindest inhaltlich) - was die äußere Form betrifft, sind wir mit Theaterkostümen an das Thema rangegangen und waren etwas "betriebsblind" ; ) Nach und nach werden wir vielleicht auch zu einer äußeren Form finden, die auch hier Zustimmung erhält. Auf jeden Fall sind wir entsprechend sensibilisiert worden durch die Beiträge hier. Sollten wir uns mal ins 13. Jahrhundert wagen, melden wir uns gerne !
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Re: Basel Living History

Beitragvon elias am Mo 28 Nov, 2011 23:24

Respekt, Ursina und Kolleginnen! Toll, dass ihr euch der Diskussion stellt. Und lasst euch nur ja nicht untergriegen hier. Die Kritik auf dieser Plattform ist zuweilen harsch, hat aber in der Regel Hand und Fuss. Ich, für meinen Teil, finde es erfrischend wenn auch Schauspieler sich der Themen ernsthaft annehmen und gewillt sind, sich weiter zu entwickeln. Das hat durchaus Potenzial. Vielleicht mehr als unsere Burgbelegungen und musealen Anlässe. Die tragen - Selbstkritik sei hier erlaubt - teilweise viel zu wenig zur historischen "Allgemeinbildung" bei. Meist ist das alles etwas kleinlaut und pseudo-pädagogisch; eine echte Wirkung hat es jedoch selten. Getreu dem Motto von Goethe: "Aus einem verzagten Arsch, fährt kein freudiger Furz"... Etwas mehr Publikumstuaglichkeit tut uns kaum einen Abbruch, wenn denn die Qualität stimmt. Und daran solltet ihr euch messen. Ihr geht in eine gute Richtung, meiner Meinung nach. Weiter so ;-)
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Re: Basel Living History

Beitragvon BLH am Di 29 Nov, 2011 17:33

@elias: Ich danke Dir für Deinen Beitrag und das Vertrauen, das Du in uns setzt : ) MIt dem, was wir machen, sitzen wir tatsächlich zwischen den Stühlen. Auf der einen Seite der Tourismus und seine Regularien inkl. städtische Richtlinien, auf der anderen Seite der Anspruch, (inhaltlich) historisch korrekte Arbeit abzuliefern. Wir haben bisher nur Kontakt zu Histotainment-Gruppierungen gehabt und sind erst hier auf das Thema "Living History" und Reenactment gestossen. Wir versuchen, einen wertvollen Beitrag zum Geschichtsunterricht in den Schulen zu leisten, was uns - meiner Meinung nach - bisher auch gut gelungen ist und wir werden an unserer inhaltlichen Form, Geschichte zu vermitteln und erlebbar zu machen, festhalten. Die Äußerlichkeiten, wie Kostüm und Requisiten, sind ein weites Feld, das es künftig zu beackern gilt ! Vielleicht können wir uns mit unseren Fähigkeiten auch mal bei anderer Gelegenheit als hilfreich erweisen ... sehr gerne geben wir den "unverzagten" Arsch ; )
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