von troupier suisse am So 13 Feb, 2011 16:50
@ Glam zur Frage der Kluft zwischen Stadt und Land
Ich denke die Kluft zwischen Stadt und Land hat historische Wurzeln. Schon zu Holbeins Zeiten stellte man den Bauern vom gerne als plump und primitiv dar, während sich die urbanen Kreise intellektuell höher einstuften und es materiell oft effektiv auch waren. Städte wie Basel behandelten das Umland bis in die Neuzeit als Untertanengebiete und schotteten sich gleichsam gegen das Umland ab. Ein Beispiel sind etwa Handelseinschränkungen welche die herrschende Stadt zu Ungunsten des beherrschten Landes erliessen.
Hier glaube ich uralte Mechanismen zu erkennen, die auf verschiedene Mentalitäten und oftmals auf bewusstes Nichtverstehen gründen, wobei auch ein gewisser Dünkel hineinspielen kann. Aus diesen Urzerwürfnissen heraus hat sich wohl auf dem Land auch eine Art Abwehrhaltung gegen Ideen aus urbanen Biotopen entwickelt, die zuweilen schlicht in eine Trotzraktion münden können. Da kann es passieren, dass Dinge auf dem Land abgelehnt werden, einzig weil man sich in der Stadt dafür stark macht.
Allerdings lassen sich diese Schlussfolgerungen nicht durchgehend anwenden, denn in der Romandie haben ländlich geprägte Kantone wie der Jura oder die Waadt anders gestimmt als vergleichbare deutschschweizer Landkantone. Hier scheint wiederum eine Mentalitätsgrenze mit der Sprachgrenze einig zu gehen.
Was das gegenseitige Unverständnis angeht, fürchte ich hat diese Abstimmung mit dem vorangegangenen Abstimmungskampf ganz hässliche Seiten offenbart. Da ist beidseitig eine Unversöhnlichkeit und ein krasser Mangel an Kompromissbereitschaft aufgetreten, der sich auch über den Urengang hinaus in niveaulosem Hohn über bei den Gewinnern und in tumber Wählerschlelte bei den Unterlegenen manifestiert. Je länger je mehr ist man nicht mehr bereit miteinander zu reden sondern ergeht sich in blindem Polithass.