Maja hat geschrieben:Hallo Sutoris
Klar - von freiwillig keine Rede, ich denke der Begriff ist in diesem Zusammenhang auch nicht ganz passend. Zum einen wird der Kirchgang wohl einfach eine Selbstverständlichkeit gewesen sein und angesichts des Fegefeuers und der ewigen Verdammnis sowieso eine Unabdingbarkeit. Ich denke, dass damals die strike Trennung zwischen profan und religiös noch nicht so messerscharf war wie heute und dass- wie Du ja auch andeutest- der Kirchenbesuch Gelegenheit bot, um gleichzeitig oder nebenbei noch andere, durchaus "weltliche" Angelegenheiten zu erledigen.
Ich stelle mir auch vor, dass das für die wenigsten verständliche Latein der Liturgie nicht gerade dazu beitrug, die Aufmerksamkeit der Kirchgänger zu fördern. Doch für viele dürften Weihrauch, Kerzenschein, Wandschmuck und der wenn auch unverständliche Gesang eine geheimnisvoll-faszinierende Wirkung erziehlt haben und damit im direkten Gegensatz zum alltäglichen Leben gestanden haben.
Hallo Maja,
ich stimme Dir voll zu. Wenn man alleine an die Zeit unserer Großeltern und teilweise noch Eltern zurück denkt, da gehörte der sonntägliche Kirchbesuch einfach mit dazu. Man munkelt ja, dass zahlreiche Männer nur in die Kirche gingen, um anschließend im Gasthaus nebenan den Frühschoppen einzunehmen.
Sicherlich wirkte die Kirche auch eine gewisse Faszination auf die Menschen aus. Man muss sich vor Augen führen, dass die einfachen Leute (und das waren damals ca. 85% der Bevölkerung) unter einfachen Verhältnissen lebten und arbeiteten. Dahingegen war alleine schon die Größe einer Kirche, Kathedrale oder eines Doms beeindruckend. Selbst heute ist man beim Besuch eines Doms noch fasziniert von der Größe des Raumes.
Solche Dinge wie Weihrauch, Kerzenschein, Wandschmuck und der unverständliche Gesang taten ihr übriges.
Die lateinischen Messen waren sicherlich ebenso Teil der 'Strategie' (sofern man hier von Strategie sprechen kann) die Menschen zu beeinflussen, wie die 'Donnerpredigten' von der Kanzel herunter und das Verteufeln bestimmter Literatur oder bestimmter Modeerscheinungen (wie. z.B. Schnabelschuhe). Eine Aufklärung der Menschen war ja über Jahrhunderte von der Kirche nicht gewünscht. Daran hat sich ja teilweise bis heute nicht viel geändert. Vor kurzer Zeit sah ich noch einen TV-Bericht zu den aktuellen Missbrauchsfällen in der Kirche, bei der von der Kirche die Schuld auf die sexuelle Revolution der 60er Jahre geschoben wurde.
Ich denke, das ist auch der Grund, weshalb es heute so viele Kirchenaustritte gibt. Die Kirche ist einfach auf einem gewissen Stand stehen geblieben und hat sich nicht mit den Menschen weiter entwickelt.
Gruß Sutoris