von troupier suisse am Mo 14 Apr, 2008 12:28
Wie schon Parabellum es andeutete, es wäre interessant einen Blick in die Seelenwelt des Herrn Hafner zu werfen. Seine Schlusswertung des Reenactment lässt zumindest ahnen dass der Mann aus unbekanntem Grund nicht mag worüber er da schreibt. Ich schliesse mich aber auch Zellerin an, und betrachte die lebendige Geschichtsdarstellung nicht unbedingt als elementare Säule der Wissenschaft. Indes ist Urs Hafners Teilung zwischen kindischem Reenactment und "erwachsener" Wissenschaft auch eine heikle Sache.
Ich habe Geschichsbücher aus vier Jahrhnderten in meiner Bibliothek, und habe eines aus ihnen gelernt - jegliches von der Wissenschaft vermitteltes Geschichtsbild ist stets ein Fragment von temporärer Bedeutung; welches über kurz oder lang von neuen Erkenntnissen überholt wird und gleichsam immer vom Zeitgeist der Epoche gefärbt einher kommt.
Und was das Lebensgefühl und die Mentalität einer dargestellten Epoche betrifft, so kranken daran auch die besten Geschichtsbücher, da keiner der Autoren die Zeit selbst erlebt hat und alles aus den Informationen konstruieren muss die vorliegen. Bei allen Bemühungen bleibt es über weite Strecken Auslegungssache, und wird möglicherweise schon in einem Jahrzehnt wieder verworfen.
Ich glaube es war der Kriegsveteran und Regisseur Sam Fuller, der einmal sagte, dass es unmöglich ist einen realistischen Kriegsfilm zu drehen. Damit der Zuschauer überhaupt eine Ahnung habe was Krieg sei, müsste man schon mit einem Maschinengewehr in die Zuschauerreihen schiessen. Keiner wolle den Krieg wirklich realistisch kennenlernen. Ähnlich verhält es sich mit weiten Teilen der Geschichte generell.
Die Welt ist eine Bühne, aber das Stück ist schlecht besetzt. (Oscar Wilde)