Perlen vor die Säue geworfen

Allgemeines über die lebendige Geschichte.

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Perlen vor die Säue geworfen

Beitragvon Hagelhans am Do 24 Mai, 2007 13:11

Perlen von die Säue geworfen.

So genannte Mittelaltermärkte und Re-enachtment beissen sich. Während das Re-einachtment ständig versucht einen höheren Grad an Authentizität zu erreichen, ist ein Markt den wirtschaftlichen Gesetzen von Angebot-Nachfrage unterworfen. Die allgemeinen Bedürfnisse eines heutigen Marktbesuchers zu dem der Vergangenheit haben sich grundlegend gewandelt. Zudem haben sich Hygienevorschriften, Lebensmittel und Tierschutzgesetze in den letzten 500 Jahren enorm geändert.
Diese gegebenen Umstände, vermischt mit den allgemein verbreiteten falschen Vorstellungen über Leben und Kultur des Mittelalters, gepaart mit der zwanghaften Vorstellung mancher Veranstalter, auch noch den dümmsten und emotionell sowie kulturell niedrigsten Marktbesucher befriedigen zu müssen, ergeben dann eben einen solchen, aus den Augen des Re-enachtors total gescheiterten Versuch eines Mittelaltermarktes.

Eine einfache und bequeme Lösung für den Re-enachtor ist hier einfach das fernbleiben von solch einem Treiben.
Doch was hat dies für eine Auswirkung? Der logische Effekt ist, es bilden sich zwei völlig getrennte Szenen die sich beide als „Mittelalter“ bezeichnen, wobei das „A“ Re-enachtment der Unterzahlwegen, dem fehlenden Budget der Museen und dem mangelnden Willen derer, zur Organisation von Veranstaltungen zwangsläufig an die Peripherie gedrückt werden wird.
Klamaukmärkte hingegen werden sich der momentanen Popularität des Begriffes Mittelalter weiterhin vermehren und alle seitens Re-enachtors angestrebten Bemühungen, interessierten Personen einen historisch genauen Einblick in die Geschichte zu ermöglichen und so gesellschaftspädagogisch positiv zu wirken, verunmöglichen.

SOFERN SICH DIE „A“ LEUTE NICHT IN DAS MARKTGESCHEHEN EINMISCHEN!

Diesbezüglich möchte ich nun ins 18. Jh. schweifen und den berühmten Kriegsphilosophen Carl von Clausewitz zitieren: „ANGRIFF IST DIE BESTE VERTEIDIGUNG!“

Mein Vorschlag: Die Schaffung einer Interessengemeinschaft von Re-enachtors, die bereit ist, sich Veranstaltern vermeintlich Historischer Anlässe anzubieten oder gar regelrecht aufzudrängen und wen es sein muss auch zu minimaler Entschädigung ( Wein und Brennholz muss es schon sein. ; ) ) ein Lagerdisplay zu errichten. Den Reichen nehmen und den Armen geben. Wohlbetuchte Veranstalter dürften schon etwas mehr springen lassen, damit die Versorgung mit Lebensmitteln auch an weniger solventen Orten gewährleistet ist.
Ich möchte Kein Verein, Club, Kompanie oder sonst was bei dem sich andere wieder auf die Füsse getreten fühlen. Ich will keine neue Gruppierung schaffen die in irgendeiner Art und weise versucht bestehende Strukturen zu konkurrieren. Ich möchte Leute sammeln, die dort hingehen, wo sonst niemand wäre. Egal wo sie sonst vereinsmässig gebunden sind. Ich möchte all die Leute Ansprechen, entweder schon Vereinsmässig gebunden oder auch nicht, die bereit sind Zeit und auch privates Geld zu opfern um Qualität und Authentizität der Marktszene durch ihre Anwesenheit zu heben.

Und natürlich auch spass daran haben!

Und weil die Märkte ja alle so übel und wir alle so schön sind, möchte ich den Namen

MARGARITAS ANTE PORCAS ( Perlen vor die Säue)

Für dieses Vorhaben vorschlagen.
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Beitragvon Alex van Sander am Sa 26 Mai, 2007 13:31

Für mich war und ist das erscheinen auf einem Markt in Gewandung ein Kavaliersdelikt zur Aufbesserung der bestehenden Ambiente und ein bezeugen von gegenseitigem Respekt und Anerkennung mir gegenüber dem Veranstalter und Mitorganisatoren.

Die gegenwärtige Qualität der heimischen Markt- und sontigen Anlässe lässt zu wünschen übrig, doch immerhin gibt es welche und diese soll man unterstützen. Momentan wo das ganze noch in Kinderschuhen steckt, wäre eine helfende (dargebotene) Hand, wie Hagelhans dies meines Erachtens im Sinne hat, das richtige und fördernswert.

Ich verurteile keine Märkte wegen Ihrer Aufmachung, die Frage stellt sich auch, will das Volk authentizität oder einfach nur Spass und Klischee? Und des weiteren, wer setzt das Mass für Authentizität bzw. Qualität - Wir? was wäre das Ziel (in Vereinbarung mit Hygienepunkten, Tierschutz, Kinderfreundlichkeit)?

PRO MARGARITAS ANTE PORTAS

Beste Grüsse, Alex
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Beitragvon gijoe am Sa 26 Mai, 2007 14:49

Schwieriges Thema.
Einfach fortbleiben kann man nur wenn es Alternativen gibt.
Leider geht es vielen Veranstaltern in erster Linie darum möglichst "gross" zu präsentieren. Ob es authentisch ist Interessiert nur am Rande.
Dem Publikum gefällt es. Der durchschnittliche Besucher ist kein Experte und erkennt höchstens wenn Displays durch modernen Plunder versaut sind. Falsche Bekleidung nimmt er nur selten wahr.
Ich denke da können wir "Fanatiker" nicht viel machen.
Vielleicht ein kurze Anmerkung beim Veranstalter, und die " Farbs" ignorieren.
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Beitragvon Hagelhans am Sa 26 Mai, 2007 23:12

Wass will das Volk? Fussball!
Ich nehme doch an, dass jemand der an einen Anlass geht, der "Mittelalter" in der Überschrift trägt, auch etwas dementsprechendes möchte.
Leider haben die meisten Veranstalter selber keine Ahnung von Historie und kopieren jeweils einfach wieder die Kopie der Kopie der Kopie....
Viele, die halt auch mal so etwas wie ein Spectaculum oder einen KZK Markt in der Schweiz organisieren würden, einfach weil es ihnen beim Besuch eines solchen in Deutschland gefallen hat, wissen garnicht, dass es noch etwas qualitativ hochwertigeres gibt, dass in die selbe Bresche schlägt.

Eben, Markt als Markt sein lassen. Elven und Orks sich dort rumtrolen lassen, aber in Sichtweite derer ein klahr abgegrenzten Bezirk zeigen in dem der mehr wissen und sehen will seine Befriedigung und Freude findet.

Ich denke man muss schon verdammt dumm sein, wen man in Luzern den Unterschied zwischen uns und dem Rest nicht bemerkt hat. Obwohl unser Lager auch nur halbwegs genau genommen grottenschlecht war.

Und es ist ja nicht so, dass auch vollmuseale Anlässe probleme mit der Besucherzahl hätten! Wenn, dan weil zuviele Leute kommen!
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Beitragvon gijoe am So 27 Mai, 2007 05:06

Nun du hast schon recht, ich träume auch davon das in Zukunft die Veranstalter sensibilisiert werden. Wer steht schon gerne in seiner authentischen Impression neben "Fantasiegestalten". Doch wie sage ich es dem Veranstalter ??? Gehe alleine hin und sage:
"Die andere Gruppe ist schlecht die dürfen nicht kommen?"
Ist wohl eher der falsche Weg.
" Darum ist deine Idee eigentlich gut"
Am besten ist es wenn bei diesem Thema alle seriösen Gruppen zusammenstehen.
Bei uns beginnt es langsam zu klappen mit der klaren Abgrenzung an Events !!!
Ob der Veranstalter den "Spass und die Klisches" auch noch will bleibt ihm überlassen. Es ist seine Veranstaltung. Hauptsache ich werde nicht damit in Verbindung gebracht.

Ich kann hier nur nochmals betonen das es für mich das wichtigste ist dem
" Spass und Klische" zu demonstrieren, dass sie zu dem was wir machen NICHT dazugehören.
Leider ist es vielen seriösen Reenactoren wichtiger sich als "modern offen und tolerant" darzustellen " Da wird mit FARBs geplauscht gelacht und auf Kumpel gemacht , obwohle man hintenrum dann über diese Darstellungen flucht.
Damit schaden sie dem Ziel das wir erreichen wollen. Bessere Qualität im Reenactment.
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Beitragvon Hagelhans am So 27 Mai, 2007 07:34

Naja, im Mittelalter ist es noch ein Stück schlimmer. Wen es nur scxhlöechte Gruppen wären. Aber da gibt es Grossveranstaltungen OHNE auch nur eine Gruppe die das Leben im Mittelalter auch nur versucht dem Besucher nahe zu bringen. Dafür gibt es Jongleure, Bauchtänzerinnen und seltsame Musik in hülle und fülle. Fressbuden und sonst allerlei dingsbums.
Aber niemand der sich enge, wollene Beinlinge anzieht. Weite Baumwollhosen sind doch viel bequemer. Weite Baumwollhosen und Schottenröcke.
Aber nichts, wass auch nur annähernd einen musealen Wert hätte.

In der Schweiz war es bis anhin wenigstens so, dass überall lokale Handwerker und Künstler noch Vorführungen ihres Können bieten. Steinmetze, Körber, Spinner- und Weberinnen e.t.c. Aber dies schwindet zuhnemens zugunsten einer in seinem Erscheinungsbild nichts zu zuordnenden Szene die sich aus mir nicht erklährlichen Gründen Mittelalter sagt.

Dass ich am Spectaculum nichts gekauft habe, ist doch ein allarmierenden Zeichen! Wen ich nichts zum "chrömlä" finde?!?
An jedem Römerfest hats noch ein Öllämpchen und an jedem Panzertreffen noch ein 1:72 Model für mich. Ich kann auch nicht durch den Shop in Full ohne noch irgend etwas zu sehe, dass ich doch noch nett zum verstauben lassen finden.
Aber an einem Anlass, der meine Zeit zu zeigen vorgiebt, finde ich nichts!
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Beitragvon Katja am So 27 Mai, 2007 13:23

Also nächstes Jahr werd ich bestimmt auch am Luzerner "Mittelaltermarkt" sein, wenn es nicht gerade wieder den Termin von Morimondo trifft.
In zwei Wochen sind Chris und ich auf der Brandenburg, mal schauen, was wir dort für Gestalten begegnen *g*
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Beitragvon gijoe am So 27 Mai, 2007 13:50

Mit dem wird man wohl leben müssen. Wobei ihr den Vorteil habt das unauthentische Mittlalter Impressionen vom durchschnittlichen Publikum als "niedlich" gesehen werden.
Während bei uns die Spinner in Fantsieuniform, schnell mal als gefährlich eingestuft werden. Bunte Operettenhafte "pseudo Mittelalterkostüme" haben eine andere Wirkung als ein paramilitärisch anmutender, wild uniformierter,Haufen mit Maschinenpistolen.
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Beitragvon troupier suisse am So 27 Mai, 2007 17:14

Wir halten es bei Rost & Grünspan so, dass wir versuchen mit einem guten Beispiel zu wirken. Primär sehen wir es aber nicht als unsere Aufgabe andere zu einer seriöseren Darstellung zu bewegen; vielmehr geben wir uns einfach daher Mühe weil wir aus eigener Überzeugung eine getreue Darstellung anstreben.

Wir wissen aber auch dass wir noch vieles bei uns zu verbessern haben. Jüngstes Beispiel - es hat lange Jahre gedauert bis wir endlich grüne Stahlhelme tragen können, wie sie bis 1943/44 üblich waren in der Schweizer Armee. Solange die eigenen Darstellungen noch Defizite haben, konzentrieren wir unsere Kräfte darauf diese zu beseitigen; wir ziehen auf dieser Ebene das Lernen dem Lehren vor.

Ausserdem sagt Murphy, dass man sich selten so prächtig profilieren kann, wie wenn einer ein Schaufenster weiter dasselbe versucht, nur viel viel schlechter.
Die Welt ist eine Bühne, aber das Stück ist schlecht besetzt. (Oscar Wilde)
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Beitragvon Voltigeur am So 27 Mai, 2007 19:57

Na ja, ich muss Hagelhans schon recht geben !

Diese Märkte haben mit Mittelalter nichts zutun.
Bei den paar, die ich gesehen habe, waren auch garkeine Gruppen anwesend, nur ein Mischmasch von Ständen die Würstchen, Holzschwerter oder Plastikarmbrüste verkauften.
Lustig sind die Verkäufer, sie wickeln sich alte Bettücher herum und legen einen breiten Gürtel um die Hüfte, fertig ist das Outfit.

Da wäre schonmal gut, wenn einpaar Leute zeigen könnten wie es wirklich war, aber wollen Wir das ?
Ist es uns nicht viel lieber, unter uns zu bleiben und zu sagen " Damit haben wir nichts zutun "

Hagelhans, mich würde es freuen wenn Du Leute findest die mitmachen.
Das Hobby hätte es verdient und die interessierten Zuschauer auch !

Grüsse vom Voltigeur
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