Mal etwas sprachgeschichtliches:
Sapperlot! Mundarten der Schweiz
8. März - 25. August 2012
Schweizerische Nationalbibliothek
Das kleine Land mit den vier Sprachen, heisst es offiziell. Doch: Sapperlot! Besucherinnen der Schweiz merken bald, dass es hier noch viel bunter tönt. Wie man hierzulande sprach und spricht, erklingt in der Ausstellung Sapperlot! Mundarten der Schweiz.
Die Sprachsituation der Schweiz
Der Blick auf die Sprachsituation der Schweiz zeigt ein farbiges und komplexes Bild. Das Französische der Romandie unterscheidet sich nur unwesentlich von der Sprache Frankreichs, und die Dialekte, die Patois, werden nur noch an wenigen Orten gesprochen. Diesem relativ einheitlichen Sprachraum steht in Graubünden mit dem Rätoromanischen ein stark gegliederter gegenüber. Dort existieren neben dem Deutschen und dem Italienischen fünf schriftliche Idiome und seit einigen Jahren mit Rumantsch Grischun eine umstrittene einheitliche Amtssprache. In der italienischsprachigen Schweiz werden Dialetti und Standarditalienisch selbstverständlich als Varianten der gleichen Sprache gesprochen. In der Deutschschweiz dagegen ist die Diglossie, das Verhältnis zwischen Hochdeutsch und Mundart, immer wieder Gegenstand von Diskussionen und Konflikten.
Stimmen der Schweiz aus den letzten hundert Jahren
Im Zentrum der Ausstellung Sapperlot! Mundarten der Schweiz steht eine Toninstallation mit Aufnahmen aus allen vier Sprachregionen. Die historischen Tondokumente stammen aus dem Phonogrammarchiv der Universität Zürich und gehen bis in die zehner Jahre des letzten Jahrhunderts zurück. Daneben wurden auch zeitgenössische Stimmen ausgewählt, so etwa Beispiele der Ethnolekte von Jugendlichen in den Strassen von Zürich oder Stimmen aus der Politik wie die von Doris Leuthard oder Urs Schwaller. Zu hören sind ebenfalls Beispiele aus der deutschschweizer Mundartliteratur, darunter Gedichte von Kurt Marti und Julian Dillier, ein Slam von Pedro Lenz zusammen mit Melinda Nadj Abonij oder satirische Verse von Niklaus Meienberg. Insgesamt bietet die Ausstellung dreizehn Hörstationen mit rund vierzig Tonaufnahmen.
Die vier grossen Schweizer Wörterbücher
Neben zahlreichen regionalen Wörterbüchern, sammeln und verzeichnen die vier grossen nationalen Wörterbücher den Wortschatz der Schweizer Mundarten. Diese werden in der Ausstellung ebenfalls vorgestellt: das Schweizerische Idiotikon, das Glossaire des patois de la Suisse romande, das Vocabolario dei dialetti della Svizzera italiana und der Dicziunari Rumantsch Grischun. Zu sehen ist, wie diese Wörterbücher vor über hundert Jahren gegründet wurden und wie bis heute daran gearbeitet wird.
Tonstudio: Stimmen der Schweiz 2012
Die Grundlage für die Mundart-Forschung bilden Tonaufzeichnungen. In zwei kleinen Tonstudios ist es möglich, den eigenen Dialekt mittels einer Aufnahme in der Ausstellung zu hinterlegen. Unter dem Titel Stimmen der Schweiz 2012 besteht dieses mehrsprachige Angebot auch auf dem Internet. Damit leisten die Besuchenden einen aktuellen Beitrag an die Mundartforschung, denn die Daten werden später von der Universität Zürich ausgewertet.
Zu sehen sind in der Ausstellung ebenfalls eine Auswahl historischer Aufnahmegeräte, so ein Phonograph sowie weitere Beispiele, welche die Geschichte der Aufnahmetechnik dokumentieren.
Anlässlich der Ausstellung digitalisiert die Schweizerische Nationalbibliothek wichtige Werke der Dialektologie. Rund einhundert Bücher und einige Zeitschriften werden ab Ausstellungsbeginn online zur Verfügung stehen.
Rahmenveranstaltungen zum Thema Mundart
Ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm vertieft die Thematik der Ausstellung. So sind zwei moderierte Gespräche, zwei Vorträge und zwei Tagungen geplant. Wie gewohnt steht auch das Programm der Museumsnacht Bern unter dem Motto der aktuellen Ausstellung, und so wird die Nacht vom 16. März 2012 in der Nationalbibliothek zur Mundartnacht. Am 26. April 2012 sendet Radio DRS1 die Sendung Schnabelweid direkt aus der Schweizerischen Nationalbibliothek. Ausnahmsweise öffnet diese ihre Türen auch am 1. August - für ein Bibliothekszmorge und eine Führung durch die Ausstellung. Auch an anderen Daten besteht die Möglichkeit, die Ausstellung im Rahmen einer öffentlichen Führung zu besuchen.
Praktische Informationen
Eintritt frei
Öffnungszeiten
Montag, Dienstag 9 - 18 Uhr
Mittwoch 9 - 20 Uhr
Donnerstag, Freitag 9 - 18 Uhr
Samstag 9 - 16 Uhr
Sonn- und Feiertage geschlossen (Ausnahme 1. August 2012: siehe Veranstaltungen)
Führungen
Öffentliche Führungen (kostenlos; keine Anmeldung erforderlich):
Deutsch: Mittwoch, 28. März, 25. April, 23. Mai, 27. Juni und 22. August 2012, jeweils um 18 Uhr
Französisch: Mittwoch, 20. Juni 2012 um 18 Uhr
Italienisch: Mittwoch, 28. März und 22. August, jeweils um 19 Uhr
Quelle: http://www.nb.admin.ch/aktuelles/01962/ ... ml?lang=de