von troupier suisse am Fr 29 Jan, 2010 08:55
O.K., als Film- und Theaterausstatter sind da Prioritäten anders. Gewisse Sachen muss man halt im Angebot haben, sonst holen die Filmleute andere Fachleute. Für den Reenactor bringt das Material allerdings gar nichts.
Tank hat den Finger auf einen wichtigen Punkt gelegt - wie lange geht es bis einer als General auf einem Anlass erscheint? Diese Besorgnis ist nicht unbegründet, da es bei immer mehr Wannabe-Re-enactoren darum geht die eigenen Neigungen vor die Impression zu stellen. Die Darstellung wird den eigenen Wünschen und Fantasien angepasst und hinterher mit vielen Pseudoargumenten korrekt geredet.
Anstatt dass man sich vor einem Auftritt zu einem bestimmten Thema Uniform und Equipment darauf abgestimmt anschafft (was natürlich Zeit und Geld kostet), stoppelt man eine Geschichte um die eigenen Prachtstücke zusammen, die man unbedingt dem Publikum zeigen will. Dann geht es plötzlich nicht mehr um das Thema sondern um restauriertes Lieblingsgerät, eine Eliteeinheit die man bewundert oder eine seltene Variante einer Feldausrüstung mit der man sich hervortun kann. Darum wird dann alles zurechtgelegt nur damit man nicht in der Masse der Truppe untergeht und seinen Individualismus zelebrieren kann - zum Leidwesen jener denen das Gesamtbild wichtiger ist.
Hierzu finde ich GIjoes Konzept zum Convoy 2010 wohltuend interessant, nämlich die Forderung nach Einheitlichkeit gemäss Reglement. Nicht die halbe Sammlung mit ins Feld schleppen sondern sich auf das Realistische konzentrieren. Die Kunst liegt wie bei anderen Disziplinen nicht im Servieren sondern im Weglassen und im Zubereiten dessen was man effektiv zur Verfügung hat. Und wenn man als Person in gewissen Impressionen nicht mehr glaubhaft ist, sollte man sich auf eine andere Darstellung verlegen die der Erscheinung angemessen wäre. Das ist häufig ganz schwer. Eher macht sich jemand als dicker grauhaariger Para lächerlich, als zurückzustecken.
Was wurde ich schon belächelt als ich auf Home-Guard wechselte, weil ich im Feldeinsatz nicht länger glaubwürdig wirken konnte. Das gewählte Thema ist nicht prestigeträchtig und hat wenig Hollywoodruhm an sich (schon eher BBC-Schimmer). Aber es ist eine Rolle die ich glaubwürdig vertreten kann. Und wenn man sich bemüht, kann man auch in einer solchen Darstellung Erfüllung finden und viel reinstecken. Man kann überall Freude finden wenn man das eigene Ego zurückstellen kann.
Aber das letzte sind Herren die dann als Colonel oder eben als deutscher General auftauchen, weil sie sich zu fein für eine alters- oder gewichtsgemässe Rolle in der Etappe oder Reserve sind, und weiterhin zwischen den jungen "Frontkämpfern" herumgeistern möchten. Da ist "putzig" das richtige Wort.